Wenn wir am 30. Januar 2011 ab Weißag diese Strecke unter die Sohlen nehmen werden, ist es gerade mal gut vier Wochen her, dass wir uns etwa im gleichen Gebiet mit unserem „Jahresletzten“ an Silvester vom alten Jahr verabschiedeten und dabei alle Schönheiten und Tücken einer Winterlandschaft zu spüren bekamen. Aber auf unseren „Hausstrecken“, wie dieser, sind wir nun mal des öfteren im Jahr unterwegs. Entstanden ist das Geländeprofil der Calauer Schweiz, als der Gletscherrand der Saale-III-Kaltzeit zu schmelzen begann, durch die nach oben dringende Erdwärme das Eis auch von unten abtaute und so genannte Schmelzwasserrinnen und enge Kerbtäler, wie z.B. die Hölle, zurück blieben. Noch älter sind die Sande, Kiese und Tone – die heutzutage in der Plieskendorfer Kiesgrube freigelegt und gefördert werden. Sie stammen aus der Zeit des so genannten Senftenberger Elbelaufes (Älteres Stadium), den es vor etwa 10 bis 5 Millionen Jahren in dieser Gegend gab und an den heutzutage ein NSG „Alte Elbe“ in der Rochauer Heide erinnert.
„Weltweit gibt es die Bezeichnung „Schweiz“ in Namen von Landschaften mindestens 191-mal, davon allein 67-mal in Deutschland. Das hat Schweiz Tourismus, die nationale Marketing- und Verkaufsorganisation der Schweiz, ermittelt und wird auf einer Tafel vor dem Schweizer Bundeshaus gezeigt.
Oftmals wurde in der Zeit der Romantik eine ansprechende Landschaft mit „Schweiz“ überhöht. Zahlreiche Tourismusregionen wählten den Zusatz „Schweiz“ aus Marketinggründen, selbst wenn viele von ihnen keine Stein-, sondern „nur“ Sand- und Lehmberge und schöne Seen aufzuweisen haben. In anderen Gebieten ehrten aber auch Schweizer Aussiedler auf diese Weise ihre Heimat. Der in Dresden wirkende Kunstmaler Adrian Zingg beispielsweise fühlte sich im Elbsandsteingebirge an die Berge des Jura erinnert.
Am 22. September 1992 wurde vor dem Bundeshaus in Bern ein Steingarten namens „Schweizen“ eingeweiht. Er verfügte über 44 Steine aus allen fünf Kontinenten, die aus Regionen mit dem Begriff „Schweiz“ in ihrem Namen stammen. Der kleine Park musste inzwischen jedoch einer Baustelle weichen.“ siehe Wikipedia – Schweiz (Landschaftsbezeichnung)
Im Brandenburger Landschleicher, einem Internetportal der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, wird die Calauer Schweiz wie folgt beschrieben: „Die Calauer Schweiz, ein Naturschutzgebiet südlich des Spreewaldes. mit Quellen, Mooren, Teichen und Erhebungen, zählt zu den größten und waldreichsten, geschützten Gebieten im Landkreis Oberspreewald-Lausitz.
Sie zeichnet sich nicht nur dadurch aus, daß sie in ihrem Bestand bedrohte Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bietet, sondern sie ist das einzige großräumige Quellgebiet, das von der Grundwasserabsenkung der umliegenden ehemaligen Braunkohletagebaue weitgehend verschont geblieben ist.
Die “Calauer Schweiz” einschließlich der angrenzenden Teile des Niederlausitzer Landrückens ist durch ihre geologische Beschaffenheit als mächtiger Wasserspeicher zu verstehen, dessen Unversehrtheit die Vorraussetzung für weitere Naturschutzgebiete ist, wie das Naturschutzgebiet Teichlandschaft Buchwäldchen/Muckwar, Naturschutzgebiet “Reptener Teiche” sowie zahlreiche kleine Feuchtgebiete.
Ein Anziehungspunkt sind auch der “Goldborn”, die größte und bedeutendste Quelle der Niederlausitz, aber auch wertvolle Guts- und Bauernhäuser, Dorf- und Parkanlagen, geschützte Baumgruppen und Gewächse. Von den höchsten Erhebungen dem Kesselsberg (161 Meter und dem Kuhringsberg 151 Meter) hat man einen herrlichen Ausblick zum südlichen Rand des Spreewaldes und zu den Teichen bei Weißag und Buchwäldchen.“ (brandenburg.rz.htw-berlin.de)
Auf einer alten Ansichtskarte vom Dorf Werchow (Verlag von Otto Forwergck, Calau) haben wir erst kürzlich einen Aufdruck gelesen: „Du nennst die Schweiz, die Alpen schön, weil Du, mein Freund, noch nicht geseh’n, noch nicht bewundert den hohen Reiz der wunderschönen Calauer Schweiz.“
Noch die winterlichen Freuden und Tücken von Silvester 2010 im Gedächtnis, hatten wir für den 30. Januar 2011 eine Strecke mit leichterem Streckenprofil in der Gemeinde Luckaitztal ins Auge gefasst. Nun ist aber die Wetterprognose bei wetter.com für Calau und Umgebung so, dass es bis zum 25.1. leichte Schneefälle geben soll und danach über den 30. Januar hinweg trocken und wolkig bleibt, Temperatur -2°C bis + 1°C, so dass wir wohl wieder die klassische Streck zwischen Weißag, Werchow und Cabel unter die Sohlen nehmen werden.
Die Wegstrecke: Weißag Gasthaus Gaumer – Aussichtsturm auf dem Spitzen Berg – Weißag-Werchower Weg – Kies- und Tongrube Plieskendorf – Kuhringsberg – Kleine Hölle – Plieskendorfer Weg – Goldborn – Werchow – Lugteich – Cabel (Tonbahntrasse – Grube Andreas – Bergschlösschen – Ehestein – Mühlteich) – Mittleres Kesselbachtal – Landrückenweg mit Alt-Biehlener Mühlteich – Feuerwachturm – „Passhöhe“ Cabeler Berge – Napoleonstein – Alte Kiesgruben – Kleinbiotop für Amphibien und Kröten – Gasthaus Gaumer Weißag
Welche Örtlichkeiten man vom Weißager Aussichtsturm sieht, wieviel mal es Weißag in der Niederlausitz gab bzw. gibt, was es mit den Plinsdörfern auf sich hat, warum die Plinsdörfer steinreich sind, wieso man Halbedelsteine in der Plieskendorfer Kiesgrube fand oder noch findet, welchen Hügel man am Horizont vom Kuhringsberg aus sieht, warum der Goldborn Goldborn heißt, was es mit dem Landrückenweg auf sich hat, wo bis zum 15. Jahrhundert das Dorf Alt Biehlen war, wo die Hölle in der Calauer Schweiz ist und ob man darin auch schmoren kann, welche Pilze es im Sommer und Herbst in den Wäldern links und rechts des Weges wachsen, wie viele Wassermühlen es am Gehrener Fließ gab und welche, wann es bei Löschens Karl in Werchow Hausgeschlachtetes gibt, woher die Stegschänke ihren Namen hat, wie viele Steinbänke es in dem Gebiet gibt, wo die Tonbahn von der Plieskendorfer Grube zur Ziegelei nach Cabel lang fuhr, was Buchweizen ist und wie man ihn isst, wieso es in Gaumers Gaststube einen funktionierenden Brunnen gibt, wann und wo es die nächsten Wandertouren gibt – alles das und noch viel mehr erfahren unsere Wandergäste während der Tour bzw. während der genussvollen „Buchweizenplinseverspeisung“ bei Gaumers mit heißem Kaffee dazu.
Auch bei guten Wetterbedingungen und Wegebeschaffenheiten sind diese etwa 16 Kilometer im Winter immer eine Herausforderung, die wir aber gerne mit unseren Wandergästen annehmen, weil uns dann auf dem letzten Stück des Weges, der Weißager Dorfstraße, schon der herrliche Duft frisch gebackener Buchweizenplinse aus Gaumers Gasthaus entgegen kommt und die Schritte deshalb immer schneller werden. Ganz nötig auf die Toilette zu müssen, betrachten wir deshalb immer schlichtweg als Ausrede…
Gemeinsam mit Familie Gaumer laden wir Niederlausitzer Wandergurken zu dieser interessanten und erlebnisreichen Tour am Sonntag, den 30.01.2011, Wandergäste aus Nah und Fern ganz herzlich in die Plinsdörfer, besonders nach Weißag und in Gaumers Gasthaus, sowie die Calauer Schweiz ein.
Mitte Januar zählten wir bei unserer 7-stündigen Großen Internationalen Parkwanderung im UNESCO-Welterbe Muskauer Park/Park Muzakowski 45 Paar Wanderschuhe. Die Besitzer kamen aus Eisenhüttenstadt, Guben, Forst, Görlitz, Dresden, Bad Muskau, Weißwasser, Mulkwitz, Leuthen, Cottbus, Lübben, Lübbenau, Burg, Finsterwalde, Senftenberg und Bad Liebenwerda. Vielleicht ist der Verweis auf die Breite des Spektrums unserer Wandergäste Anlass für den Einen oder Anderen, auch nach Neujahr den guten Vorsätzen erste Taten folgen zu lassen, indem man den inneren Schweinhund überwindet und sich selbst Bewegung an frischer Luft verschreibt. Gute Vorsätze verwirklichen kann man schließlich an jedem Tag im Jahr…
Weitere Informationen zum Ablauf und dem Beginn der Tour gibt es bei der Anmeldung bis spätestens zum Vorabend oder auf Anfrage unter Tel. 03542 – 3792. Bitte auch an Rucksackverpflegung und Getränke für eine Wanderrast mit „Stehimbiss im Freien“ denken. Kein Versicherungsschutz. Keine Teilnahmegebühr – um einen Obolus in unseren Fontane-Wanderhut wird gebeten. Ein Zeitvolumen von etwa 6 bis 6 ½ Stunden (einschließlich Plinseessen) sollte man einplanen. Wir freuen uns auf Sie – Ihre Niederlausitzer Wandergurken!
Gerd Laeser – Gästeführer Niederlausitz – Lübbenau
Auf den Höhen der Cabeler Berge in Nähe des Napoleonstein (vor der Wegegabelung rechts im Wald)
Am Goldborn – der bekanntesten und schönsten Quelle der Niederlausitz
Im mittleren Kesselbachtal zwischen Cabel und Settinchen