Die Freude über die gelunge Choreografie vor Beginn des Jubiläumsspiels gegen Fortuna Köln am 31.01.2016 aus Anlass des 50. Vereinsgeburtstages von Energie Cottbus hielt nur bis zur 52. Minute. Auf der Osttribüne, die im Oberrang teilweise durch Fanclubs die die Choreo vorbereitet und durchgeführt haben besetzt war, entrollte sich das Logo des FC Energie und darunter wurden Bengalos angezündet. Schlacke dieser Bengalos tropfte auf den Unterrang, wo sich der Familienblock befindet, und verletzte drei Personen, die durch den Rettungsdienst behandelt werden mussten. Weiterhin kam es zu etlichen Sachbeschädigungen in Form von Brandlöchern in Kleidungsstücken der Unterrangbesucher. Der FC Energie Cottbus steht mit den Geschädigten in Kontakt, bisher wurden zwei Anzeigen erstattet.
In Vorlauf auf das Heimspiel des FCE gegen Hansa Rostock wurden Vorbereitungen einer weiteren Fan-Choreografie durch den Verein unterbunden. Es ist eine erste Konsequenz aus den Vorfällen vom 31.01.. Bis Saisonende wird es keine weitere Choreografie im Stadion der Freundschaft geben. Fangruppenvertreter und Verein einigten sich darauf in Gesprächen, bei denen auch der Sicherheitsbeauftragte, der Fanbeauftragte sowie Polizei, Ordnungsamt und Fanprojekt dabei waren. Weiterhin wurde eine für den 13.02. geplante Party der Fanclubs in der Sporthalle des Stadiongeländes in Absprache mit den Fangruppen abgesagt. Der Verein erhöht die Ordnerpräsenz in den Blöcken und es wird eine Rundumüberwachung des Stadions durch den Sicherheitsdienst geben. Der Oberrang der Osttribüne wird im Heimspiel gegen Hansa Rostock teilweise gesperrt und dortige Fanaktionen bis auf weiteres verboten. Darüber hinaus wartet der FC Energie Cottbus auf das Strafmaß des DFB-Sportgerichts, eine geforderte Stellungnahme wird derzeit erarbeitet. Bis zum Ende der Saison gibt es vier Ostderbys im Stadion der Freundschaft, Hansa Rostock, Erzgebirge Aue, der 1. FC Magdeburg und Dynamo Dresden kommen noch in die Lausitz.
Laut Verein zeigten sich auch die Fans vom Außmaß der Pyroaktion erschrocken, Ultima Raka veröffentlichte auf seiner Internetseite gestern eine Stellungnahme zu den Vorfällen und distanzierte sich. Ein entsprechendes Entschuldigungsschreiben der Fanszene wurde fanclubübergreifend verfasst und wird am Sonnabend beim Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers verlesen. Der FC Energie hatte sich bereits öffentlich für den Vorfall entschuldigt. Konstruktiv war auch der Austausch von FCE-Verantwortlichen mit der Polizei, in dem eine enge Zusammenarbeit bei der Aufklärung und Täterermittlung vereinbart wurde.
In den sozialen Medien kam teilweise Unverständnis auf, das am Vereinsgeburstag “so wenig geboten” wurde, dazu äußerte sich Präsident Wolfgang Neubert deutlich: “Wir haben entsprechende Statements in den sozialen Netzwerken zur Kenntnis genommen. Auch das ist eine Frage der Kommunikation. Beim Heimspiel gegen Fortuna Köln waren die Choreo und damit das Werk der Fans selbst der ungeteilte Höhepunkt. Unser Angebot, diese Maßnahme mit einem Feuerwerk zu unterlegen, wurde aus Fankreisen „abgewählt“. Im Rahmenprogramm vor Anpfiff wollten wir auch nicht mit Interviewpartnern auf dem Rasen von der Choreo ablenken, es waren ja genug interessante Protagonisten im Stadion. Somit beließen wir es als feierlichen Zusatz beim Live-Auftritt von Sänger Alexander Knappe. Wir hatten stets betont, dass es im Sommer noch ein großes Fußballfest geben soll und wird, das Jubiläumsjahr hat ja gerade erst begonnen. Und Freibier am 31. Januar wäre unter Umständen angesichts der Witterung auch nicht sonderlich lecker gewesen. Bereits im Vorfeld des Jubiläums haben wir die Elf des halben Jahrhunderts gewählt und gekürt, die Chronik erstellt, Jubiläumsnadeln produziert, die geplante Fanparty in der Turnhalle unterstützt und zahlreiche Vertreter der Fanclubs zum Festakt eingeladen. Es dab einen technisch aufwändigen Live-Stream der Veranstaltung im Internet, um möglichst viele teilhaben zu lassen am Wiedersehen mit den Ehemaligen und Ehrengästen. Wenn ich mir anschaue, was andere Drittligisten angesichts der 50.Geburtstage auf die Beine stellen, brauchen wir uns ganz gewiss nicht zu verstecken. Im Gegenteil.”
Geschäftsführer Norman Kothe sprach im Zusammenhang mit den Vorfällen von einer Katastrophe für den Verein, was der Präsident bekräftigte und den Vertrauensmissbrauch seitens der Fanszene beklagte: “Das ist genau das richtige Wort dafür und da gibt es weder etwas zu verharmlosen noch zu relativieren. Uns erreichten bereits mehrere Beschwerden betroffener Zuschauer aus dem Unterrang, Sachbeschädigungen und Verletzungen wurden uns gemeldet. Ganz abgesehen von der Strafe, die uns nun durch das Sportgericht erwartet und erneut finanziell erschüttert. Mindestens genauso schlimm ist jedoch der Vertrauensmissbrauch, denn es gab im Vorfeld klare Absprachen und Regelungen mit den Choreo-Verantwortlichen.”
Foto: Christiane Weiland
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