Vortragsabend mit Rein Wolfs und Agnieszka Lulińska, Bundeskunsthalle
am Mittwoch, 17. Februar 2016, 18.30 Uhr, Besucherzentrum auf dem Gutshof
Die Gärten Europas waren schon immer Orte ausgedehnten Müßiggangs und purer Freude am Leben im Freien. Als komplexe Gesamtkunstwerke definieren sie die Schnittstelle zwischen Natur und Kultur. In ihrer Anlage spiegeln sich die ästhetischen, geistigen, philosophischen und machtpolitischen Anliegen ihrer Zeit. Diesem Ansatz hatte sich Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785–1871) mit allen Konsequenzen verschrieben: Der exzentrische Lebemann, passionierte Weltreisende und Literat wird heute vor allem als originärer Gartenkünstler und begnadeter Kommunikator wiederentdeckt. Seine nach englischen Vorbildern angelegten Landschaftsparks zählen zu den Höhepunkten europäischer Landschaftsgestaltung im 19. Jahrhundert. Die drei Hauptwerke Pücklers, die Parks in Muskau, Babelsberg und Branitz, bilden das chronologisch-thematische Gerüst einer ersten großen Pückler-Werkschau, die vom 14. Mai bis 18. September 2016 in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen sein wird.
Zu den großen Herausforderungen des Ausstellungsprojektes gehört die überzeugende Visualisierung des einzigartigen Charakters der drei Parks in Muskau, Babelsberg und Branitz, deren räumliche Wirkung auf geschickter Terrainmodellierung, langen Sichtachsen und spektakulärer Pflanzanordnungen beruht. Neben klassischen Exponaten wie Malerei und Grafik, Plänen, Fotografien, Publikationen, etc. sollen die unverwechselbaren Hauptmerkmale eines jeden Parks mit Hilfe eines attraktiven Grafikkonzeptes und technischen Medien wie Film, 2D- und 3D-Projektionen erfasst werden. Dieser Ansatz korrespondiert mit der Faszination des 19. Jahrhunderts für die damals revolutionäre Erweiterung der bisherigen Sehgewohnheiten durch verschiedene Spielarten des Panoramas, der Fotografie sowie für ungewohnte Betrachtungs-perspektiven. Parallel dazu wird auf dem Dach der Bundeskunsthalle ein Gartenreich entstehen, dessen Gestaltungsprinzipien die Ideen Pücklers aufgreifen. Hier wird auch eine der größten Leihgaben aus Branitz zu sehen sein – die Rosenlaube.
Die Branitzer Stiftung – Hauptleihgeber der Ausstellung – lädt ein, mit den Ausstellungsmachern ins Gespräch zu kommen.
Rein Wolfs, geboren 1960 im niederländischen Hoorn, ist seit 2013 Intendant der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn. Zuvor war er künstlerischer Leiter der Kunsthalle Fridericianum in Kassel, als Ausstellungsdirektor im Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam tätig und Gründungsdirektor des Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich. 2003 kuratierte er den niederländischen Pavillon bei der Biennale von Venedig.
Agnieszka Lulińska, geboren in Warschau, studierte Kunstgeschichte, Soziologie und Literaturwissenschaften. Sie war als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Art in Rolandseck und Clamart tätig, bevor sie 1993 als Ausstellungsleiterin und Kuratorin an die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn wechselte.
Eintritt: 3,- EUR
Quelle: Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz