Die wirtschaftliche Entwicklung in Südbrandenburg hat im Frühjahr 2015 wieder an Schwung gewonnen. Die Prognosen fallen jedoch etwas verhaltener aus, weil die Unzufriedenheit der Unternehmen mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen wächst. Das ergibt sich aus der aktuellen Konjunkturumfrage Frühjahr 2015 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus.
Die Geschäftslage der Unternehmen hat den besten Stand seit drei Jahren erreicht. 51 Prozent berichten von einem guten und 42 Prozent von einem befriedigenden Geschäftsverlauf. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen beträgt damit plus 44 Prozentpunkte. Hervorzuheben ist, dass in allen Wirtschaftsbereichen die Mehrheit der Unternehmen mit ihrer aktuellen Lage zufrieden ist.
Bei den Geschäftserwartungen ist hingegen eine gewisse Verunsicherung zu spüren. 18 Prozent der Befragten gehen von besseren und weitere 62 Prozent von gleichbleibenden Geschäften aus. Das spricht für einen weiterhin stabilen Konjunkturverlauf. Immerhin 20 Prozent erwarten jedoch schlechtere Geschäfte. „Auffällig ist, dass besonders viele Unternehmen im Raum Spree-Neiße, Cottbus und Oberspreewald-Lausitz pessimistisch in die Zukunft blicken. Das ist nach unserer Ansicht eine deutliche Auswirkung der Debatte um die Zukunft der Braunkohle“, erklärt Dr. Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus. „In Südbrandenburg hängen rund 40 Prozent der Wertschöpfung im produzierenden Bereich von den Branchen Bergbau und Energie ab. Daran kann man ermessen, dass die Bundesregierung mit ihrem Papier zur Klimaschutzabgabe bei Kohlekraftwerken am offenen Herzen der Lausitzer Wirtschaft operiert.“ Die Hauptrisiken für ihre künftige Entwicklung sehen die Unternehmen in den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den steigenden Arbeitskosten. Vielen kleineren Betrieben im Handel und im Dienstleistungsgewerbe bereitet die Einführung des Mindestlohnes Sorgen.
Die Investitionsabsichten unterstreichen, dass die gewerbliche Wirtschaft trotz der Risiken im laufenden Jahr mit einem Wachstum rechnet. 23 Prozent der Unternehmen planen, ihre Ausgaben zu erhöhen und 58 Prozent werden im gleichen Umfang investieren. Die Beschäftigung bleibt stabil.
IHK-Konjunkturergebnisse nach Branchen
Die aktuelle Lage wird von der Industrie von 88 Prozent der Betriebe mit gut und befriedigend bewertet. Allerdings hat sich die Wachstumsdynamik abgeschwächt. Der Saldo aus besseren und schlechteren Erwartungen liegt nur noch mit einem Prozentpunkt im Plus. Vor allem die exportorientierten Unternehmen verzeichnen Einbußen auf Grund der internationalen Krisen. Ausgehend von einer weiterhin guten Binnenkonjunktur hoffen die Unternehmen dennoch, das Niveau zu halten.
Das Baugewerbe ist in sehr guter Verfassung. 91 Prozent der Baubetriebe bewerten ihre Geschäftslage mit gut oder befriedigend. Der saisonal erwartete schwächere Konjunkturverlauf blieb auf Grund des milden Winters aus. Vor allem im öffentlichen und gewerblichen Bau rechnen die Betriebe aber mit einem Auftragsrückgang. Beruhigend ist nach wie vor die sehr hohe Nachfrage im Wohnungsbau. Vor diesem Hintergrund erwartet die Mehrheit der Unternehmen einen guten bis gleichbleibenden Geschäftsverlauf.
Für den Handel verliefen die vergangenen Monate erfolgreich. 92 Prozent der Unternehmen berichten von einer guten bzw. befriedigenden Geschäftslage. Bedingt durch das niedrige Zinsniveau bleibt die Kaufbereitschaft der Konsumenten hoch, wovon vor allem die Einzelhändler profitieren. Bei den Großhändlern hat sich die Nachfrage hingegen etwas abgeschwächt. Die Aussichten der Händler sind insgesamt zwar freundlich, aber mit einem spürbaren Wachstum wird nicht gerechnet. 59 Prozent der Händler gaben als Hauptrisiko die hohen Arbeitskosten an. Sie rechnen damit, dass sich dadurch ihre Ertragslage verschlechtert.
Die Dienstleister sind nach wie vor die wichtigste Stütze der regionalen Konjunktur. Stolze 96 Prozent gaben ihre Geschäftslage mit gut oder befriedigend an. Ob das Verkehrsgewerbe, die Immobilienwirtschaft oder die Finanzdienstleister, alle berichten von sehr guten Geschäften. Auch die privatbezogenen Dienstleister konnten dank der hohen Konsumnachfrage ihre Umsätze steigern. Die Prognosen sind zwar deutlich verhaltener als die Lagebewertungen, das Wachstum in der Branche ist jedoch nicht gefährdet. Risiken sehen die Dienstleister dabei vor allem in den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Die ausführliche Branchenauswertung ist im Internet nachlesbar unter: www.cottbus.ihk.de unter der Dok.-Nr. 2374608.
Der Bezirk der IHK Cottbus umfasst die kreisfreie Stadt Cottbus sowie die Landkreise Dahme-Spreewald, Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz und Spree-Neiße. An der Umfrage haben sich zirka 400 Unternehmen beteiligt.
Foto: Sandra Mattner
Quelle: Industrie- und Handelskammer Cottbus