Frauen verdienten 2019 in Brandenburg pro Stunde durchschnittlich 16,69 EUR brutto und damit rund 3 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen (17,27 EUR). Außer in Brandenburg gab es nur in Sachsen-Anhalt eine solch geringe Differenz zwischen den Verdiensten der beiden Geschlechter. In Berlin verdienten Frauen mit durchschnittlich 19,17 EUR brutto pro Stunde rund 14 Prozent weniger als Männer (22,33 EUR). Damit lag Berlin gemeinsam mit Schleswig Holstein auf Platz 5. Das teilt das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg anlässlich des Equal Pay Day – Tag des gleichen Lohns – am 17. März 2020 mit. Frauenministerin Ursula Nonnemacher sagte dazu heute in Potsdam: „Es ist zuerst eine gute Nachricht, dass die geschlechtsspezifische Lohnungleichheit in Brandenburg so gering ist. Aber drei Prozent Lohnlücke sind immer noch drei Prozent zu viel. Frauen dürfen bei der Bezahlung nicht länger benachteiligt werden.“
Ministerin Nonnemacher weiter: „Die Gründe für die Lohnlücke sind vielschichtig. Frauen arbeiten häufiger in sozialen oder personennahen Dienstleistungen. Diese sogenannten ‚Frauenberufe‘ werden noch immer schlechter bezahlt als beispielsweise technische ‚Männer‘-Berufe. Darf unserer Gesellschaft das Reparieren von Autos wirklich mehr wert sein als die Pflege von hilfebedürftigen Menschen? Soziale Berufe, in denen hauptsächlich Frauen arbeiten, müssen besser bezahlt werden. Hinzukommt, dass diese Berufe geringere Aufstiegschancen bieten. Frauen arbeiten noch immer deutlich häufiger in Teilzeit oder Minijobs. In Führungspositionen – ob in der Wirtschaft, Wissenschaft oder Politik – sind Frauen noch immer deutlich unterrepräsentiert. Das alles benachteiligt Frauen, mit spürbaren Konsequenzen auch für ihre spätere Rente.“
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern – der Gender Pay Gap – 2019 in Berlin unverändert. In Brandenburg hat sie sich hingegen um 1 Prozentpunkt erhöht, sodass der sich bis dahin stetige Rückgang des Verdienstunterschieds nicht weiter fortsetzte. 2018 hatte die GeschlechterEinkommenslücke in Berlin um 1 Prozentpunkt zugenommen, während sie in Brandenburg um 1 Prozentpunkt zurückgegangen war. In den letzten Jahren entwickelte sich der Gender Pay Gap in beiden Ländern unterschiedlich: Während er sich in Berlin seit 2014 ständig zwischen 13 und 15 Prozent auf und ab bewegte, hat er sich in Brandenburg um 4 Prozentpunkte reduziert.
Die ungerechte Bezahlung von Frauen und Männern ist vor allem im früheren Bundesgebiet verbreitet. In den neuen Bundesländern bleibt der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied hingegen relativ gering. Bundesweit ging er erstmals auf rund 20 Prozent zurück, nachdem er drei Jahre lang bei 21 Prozent gelegen hatte. Die Unterschiede in der durchschnittlichen regionalen Entlohnung von Frauen und Männern sind in erster Linie auf die regionale Struktur der Wirtschaft und der Betriebe zurückzuführen. So verdienen Männer vor allem in großen Industriebetrieben deutlich mehr als Frauen. Zudem sind die Verdienste der Männer in den neuen Bundesländern nach wie vor deutlich niedriger als die von Männern im früheren Bundesgebiet. Gut bezahlte Industriejobs sind im Osten eher selten.
Viele Faktoren spielen beim Gender Pay Gap eine Rolle, unter anderem das unterschiedliche Verdienstniveau und die unterschiedliche Verdienstentwicklung in den einzelnen Branchen und Berufen. Dass Frauen und Männer zu großen Teilen in unterschiedlichen Branchen und Berufen arbeiten, wirkt sich auf den Verdienstunterschied und dessen Entwicklung aus.