Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan lesen aus Bertolt Brechts Flüchtlingsgesprächen
Erfolgreich und gelungen ging sie an der NEUEN BÜHNE Senftenberg am vergangenen Samstag, 19. September, über die Bühne. Die Premiere von Brecht Auf! Das Fest.
Bertolt Brecht ist zweifelsohne ein zeitloser Dichter. Einer der traurig und komisch kann aber auch bissig und auf den Punkt. Vor allem aber ist er eines: relevant. So bleibt der Rahmen des diesjährigen Theaterspektakels nicht ungenutzt um ein Statement zu setzen:
„Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen. Der Pass wird auch nicht so einfach gemacht wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall gemacht werden. Auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund. Aber ein Pass niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist. Aber ein Mensch kann noch so gut sein und doch nicht anerkannt werden.“ – so heißt es in seinen Flüchtlingsgesprächen.
Diese Passage liest Hamwi – ein Flüchtling aus Syrien. Er ist vor zwei Monaten in Deutschland angekommen und lernt seit einem Monat Deutsch. Seine Sprachkenntnisse: unfassbar gut. In Syrien hat er als Sozialarbeiter gearbeitet – mit Kindern und Jugendlichen, die aus den Nachbarländern nach Syrien flohen.
Nach ihm lesen zwei Flüchtlinge weitere Passagen aus den Flüchtlingsgesprächen. Die beiden Frauen kommen aus Afghanistan.
Dass es gerade Flüchtlinge sind, die diese eindringlichen Passagen lesen hat eine ganz besondere Wirkung: Gespräche im Umfeld verstummen, alle Aufmerksamkeit liegt auf den drei Geflohenen. Und doch wirkt es nicht beklemmend oder bedrückend. Vielmehr ermutigend. Ermutigend aus Kriegsgebieten oder vor Hunger geflohene Menschen willkommen zu heißen, sich couragiert zu zeigen.
Die Idee? Kam aus dem Haus selbst und war nicht weit her gebracht, denn die Verbindung zwischen Theater und Flüchtlingen war bereits gegeben – einige Mitarbeiter engagieren sich ehrenamtlich im Flüchtlingsheim am Wehr – geben dort Deutschunterricht.
Perspektivisch soll dies daher auch nicht die letzte Zusammenarbeit mit Flüchtlingen sein. Damit agiert die NEUE BÜHNE Senftenberg ganz im Sinne und inspiriert durch Brecht: „Ändere die Welt, sie braucht es!“
Quelle: NEUE BÜHNE Senftenberg