Vor 20 Jahren nahm im Krankenhaus Elsterwerda eine Abteilung ihren Betrieb auf, die eine zentrale Rolle bei der Versorgung schwer erkrankter Patienten spielt. Seit 1994 betreut die Elsterwerdaer Intensivtherapiestation (ITS) mit drei internistischen und drei chirurgischen Intensivbetten diejenigen Patienten, die auf den normalen Stationen des Krankenhauses nicht ausreichend überwacht und behandelt werden können. Als eine von drei Intensivtherapiestationen des Elbe-Elster Klinikums kann sie auf erfolgreiche medizinische und technische Entwicklung zurückschauen.
Begonnen hat die Abteilung „unter schwierigsten Bedingungen“, erinnert sich Chefarzt Rolf Rahnefeld. Er kam 1993 nach Elsterwerda und begann mit dem Aufbau der intensivmedizinischen Versorgung, die es zuvor dort nicht gegeben hatte. Unterstützt wurde er dabei von einem weiteren Facharzt und einer Assistenzärztin sowie einem sechsköpfigen Schwesternteam unter Leitung von Schwester Katja Heger. Am 4. September 1994 nahm die ITS in einem Raum der Inneren Medizin im Gebäude an der Jage-Straße die Arbeit auf – heute befindet sich dort die MRT-Praxis. „Drei Betten, ein altes Beatmungsgerät, gebrauchte Infusions- und Überwachungsgeräte“, beschreibt Rolf Rahnefeld „eine Situation mit viel Entwicklungspotential“. Trotzdem bedeutete dies für das Krankenhaus einen großen Schritt nach vorne. Erstmals war es nun in Elsterwerda möglich, Patienten nach großen Eingriffen auch mit Beatmung zu behandeln. Die Qualität der Nachsorge nach Operationen verbesserte sich damit deutlich. Bald wurden neben chirurgischen auch internistische Patienten auf der ITS betreut, die ihre Bettenkapazität in kürzester Zeit verdoppelte. Als die ITS 1996 in den benachbarten Krankenhaus-Neubau umzog, war sie bereits „eine gut funktionierende Einheit“, so Rolf Rahnefeld.
Mit dem Umzug fand auch ein Zustand ein Ende, der den Schwestern viel abverlangte. Die alte ITS verfügte über keine zentrale Gasversorgung: Musste ein Patient beatmet werden, stiegen die Schwestern in Elsterwerda bis 1996 alle drei Stunden in den Keller, um dort die Sauerstoffflaschen zu wechseln. Heute wird der zur Beatmung nötige Sauerstoff von einem zentralen Tank über Rohrleitungen direkt ans Patientenbett geführt. „Das war körperliche Schwerstarbeit“, erinnert sich Schwester Silvia Weisse. Sie gehörte zum ersten Pflegeteam der ITS und ist ebenso wie ihre Kolleginnen froh, diese schwierigen Bedingungen längst hinter sich gelassen zu haben. „Allerdings hat uns das als Team auch zusammengeschweißt“, schaut sie zurück. Heute arbeiten unter der Leitung von Katja Heger auf der ITS 14 Schwestern auf 11 Vollzeitstellen, viele davon haben sich zur Fachschwester weitergebildet. „Wir können auf ein großes Potential aus Berufserfahrung und Können zurückgreifen“, würdigt Chefarzt Rahnefeld das Pflegeteam.
In der Elsterwerdaer ITS sind heute fünf Fachärzte tätig; seit April 2014 steht ihr Dr. Annette Zipfel als leitende Oberärztin vor. „Wir arbeiten hier mit einem sehr guten medizinischen und technischen Standard, der den vieler Häuser übertrifft“, konstatiert sie. „Das trifft im Übrigen für alle ITS des Elbe-Elster Klinikums zu“, ergänzt Rolf Rahnefeld, „was an der guten finanziellen Aufstellung des Unternehmens und dem erklärten Willen der Geschäftsführung liegt, die Versorgung auch mit Investitionen in die Medizintechnik auf sehr hohem Niveau sicherzustellen und weiterzuentwickeln.“ Zuletzt ist die Beatmungs- und Monitortechnik 2013/14 komplett erneuert worden.
Der medizinische Fortschritt hat dem Leistungsspektrum der Abteilung in den vergangenen 20 Jahren viel hinzugefügt. In Elsterwerda ging zum Beispiel 1996 das erste Hämofiltrationsgerät des Landkreises in Betrieb. Damit lässt sich das Blut bei Nierenversagen oder Vergiftungen ähnlich wie bei einer Dialyse reinigen und die Giftstoffe entfernen. Mit dem so genannten Cellsaver ist die Transfusion von Eigenblut möglich. Das Blut wird während der Operation aufgefangen, aufbereitet und dem Patienten wieder zugeführt. Fremdes Blut kommt dadurch heute weitaus seltener zum Einsatz als früher. Die Beatmung – heute mit vier hochmodernen Beatmungsgeräten – wird inzwischen differenzierter und verkürzter eingesetzt, um beatmungsbedingte Komplikationen zu vermeiden. Wurde früher mehr und länger beatmet, nutzen die Ärzte heute dafür Zwischenformen und differenzierte Beatmungsmöglichkeiten der modernen Medizintechnik. Kühlsysteme wie der in allen Krankenhäusern des Klinikums genutzte Thermogard erlauben es, reanimierte und kritische Patienten zu kühlen. Ihre Körpertemperatur wird dabei über eine gewisse Zeit abgesenkt, um die Gefahr neurologischer Schäden im Gehirn zu vermeiden oder zu reduzieren. Der orthopädische Schwerpunkt des Elsterwerdaer Krankenhauses bringt täglich zwei bis drei Patienten auf die ITS, die hier nach großen Hüft- und Knieeingriffen intensivmedizinisch versorgt werden können. Nicht zuletzt werden die Vitalfunktionen der Patienten, darunter Blutdruck und Atmung, heute permanent überwacht, drahtlos übertragen und rechnergestützt ausgewertet.
„Die Behandlungen sind viel komplexer als vor 20 Jahren“, sagt Dr. Annette Zipfel, und nennt eine weitere Veränderung: „Angehörige und Patienten werden sehr viel stärker einbezogen.“ Diese aktive Begleitung ist vonseiten des ITS-Teams erwünscht, denn sie kann den Genesungsprozess befördern. Allerdings stellt sie Pflegende und Ärzte auch vor neue Herausforderungen. „Die Ansprüche der Patienten und Angehörigen ins Sachen Kommunikation sind gewachsen“, hat die Ärztin festgestellt, die dabei oft auf „Fernsehwissen“ stößt. Offene und ständige Information sorgt dafür, dass die Patienten und ihre Angehörigen die Abläufe und Behandlungen der ITS möglichst gut verstehen und akzeptieren. Dass hier quasi täglich Leben gerettet werden, beweist auch die Dankbarkeit wieder genesener ITS-Patienten. Schaut der eine oder andere nach seiner Behandlung auf der ITS vorbei, freut sich das Team.
Interdisziplinäre Intensivtherapiestation im Krankenhaus Elsterwerda
Chefarzt Rolf Rahnefeld, Facharzt für Anästhesiologie / Intensivmedizin
Leitende Oberärztin Dr. Annette Zipfel, Fachärztin für Anästhesiologie / Intensivmedizin
Leitende Schwester Katja Heger, Fachschwester für Anästhesie- und Intensivpflege
Haus 1, Ebene 1
Telefon 03533 603-353
Besuchszeiten täglich 15.15–19.00 Uhr
Quelle: Elbe- Elster- Klinikum