Für das älteste Turnturnier der Welt ein Jubiläum im Olympiajahr, viel mehr Aufmerksamkeit geht kaum. Das 40. Turnier der Meister ist gespickt mit Topathleten des Turnsports, denn alle wollen den Testlauf vor dem Test in Rio nutzen. Der Deutsche Tuner-Bund (DTB) schickt einen Großteil der Athleten in die Lausitz, die zwei Wochen später in Rio die Tickets für Olympia lösen sollen. Mit dabei sind Lokalmatador Christopher Jursch und Marcel Nguyen aus Unterhaching, der vor vier Jahren zwei Silbermedaillen im Mehrkampf und am Barren holte. Insgesamt gehen 140 Athleten aus 34 Nationen in Cottbus an den Start.
Am Reck hofft der Chemnitzer Andreas Bretschneider, wie vor zwei Jahren ganz oben auf dem Podest zu landen. Der WM-Fünfte ist schwer schlagbar, sollte er seine fulminante
Übung durchturnen. Schließlich ist er der einzige Gerätekünstler auf der Welt, der ein sogenanntes H-Teil be-herrscht. Der Kovacs-Salto mit doppelter Schraube trägt mittlerweile auch in den internationalen Wertungsvorschriften den Namen „Bretschneider“ und ist allein acht Zehntelpunkte wert. In Abwesenheit des Olympiazweiten an diesem Königsgerät der Männer, Fabian Hambüchen, könnte auch hier Teamkollege Marcel Nguyen vorne mitreden, da er seine Übung zuletzt deutlich aufstockte.
An den Ringen, dem Revier der ganz starken Männer, ist der Belgier Dennis Goossens auf jeden Fall Beachtung wert und am Sprung, wo ebenfalls Verniaiev als großer Favorit gilt, wird der Schweizer Benjamin Gischard versuchen, dem 22-Jährigen Paroli zu bieten.
Bei den Frauen sind die Aussichten am Stufenbarren und Schwebebalken am besten. Die Saarländerin Pauline Schäfer, die in Chemnitz trainiert, hat als einzige DTB Athletin ihren Startplatz bereits sicher. In Glasgow hatte die 19-Jährige bei den Weltmeisterschaften Bronze geholt und damit ihr Ticket gelöst. Auch sie zählt zu den Namensgebern in der Turnwelt. Ein Seitwärtssalto mit halber Schraube auf dem nur zehn Zentimeter schmalen Grat geht auf sie zurück. Die Konkurrenz schläft allerdings nicht, wie Sanne Wevers in Glasgow bereits zeigte und vor Schäfer Silber holte.
Am Stufenbarren wird das Cottbuser Publikum mit Sophie Scheder mitfiebern, sie siegte vor zwei Jahren in Cottbus und geht als WM-Finalistin ins Rennen. Als größte Konkurrentin der gebürtigen Wolfsburgerin und EM-Silbermedaillengewinnerin in Baku dürfte Marta Pihan-Kulesza aus Polen gelten. In der aserbaidschanischen Hauptstadt hatte beim ersten Challenge Cup des Jahres im Februar Oksana Chusovitina am Sprung triumphiert und gehört auch diesmal wieder zu den heißen Kandidatinnen für ganz oben. Doch auch die Niederländerin Noel van Klaveren hat zwei schwere Durchgänge im Programm, mit denen sie sich bei den Europameisterschaften 2013 in Moskau schon einmal zu Bronze katapultierte. Am Boden könnte derweil erneut Marta Pihan-Kulesza wie schon im vergangenen Jahr auf den Platz an der Sonne tanzen.
Turnfans werden mit spektakulären Darbietungen belohnt und können sich auf ein würdiges Jubiläum freuen.
40. Turnier der Meister, 31. März – 03. April 2016, Lausitz-Arena Cottbus
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