Die Energieversorger der Region kündigen für das Jahr 2024 bedeutende Veränderungen in den Tarifen für Strom, Gas und Fernwärme an. Diese Änderungen spiegeln sowohl die Marktentwicklungen als auch geänderte Beschaffungsstrategien wider. Kunden können sich auf sinkende Strom- und Gaspreise freuen, während die Fernwärmepreise teils moderat ansteigen. Auch bei den Netzentgelten könnte Bewegung zugunsten der Verbraucher in der Region entstehen.
Aufgrund der vorlaufenden Beschaffungsstrategie hatten viele Stadtwerke- und Regionalversorgerbestandskunden den Vorteil, dass sie selbst in den Hochpreisphasen 2022 und 2023 noch von den günstiger beschafften Mengen von vor der Krise profitieren konnten und so vor den extremen Preisspitzen geschützt blieben.
Strompreise und Gaspreise im Sinkflug, Fernwärme zieht leicht an
In 2024 wird eine deutliche Senkung der Strompreise erwartet. Die Stadtwerke Cottbus beispielsweise prognostizieren je nach Tarif eine Reduzierung zwischen 25% und 34% gegenüber 2023. Diese Entwicklung steht im Einklang mit dem nationalen Trend, der eine allgemeine Senkung der Strompreise aufzeigt.
Ähnlich wie bei den Strompreisen verzeichnen die regionalen Energieversorger auch bei den Gaspreisen eine rückläufige Entwicklung. Die Stadtwerke Forst haben bereits im Jahr 2023 schrittweise die Gaspreise gesenkt, eine Tendenz, die sich 2024 fortsetzen wird. Zum 1. Februar 2024 wird eine weitere Senkung der Erdgaspreise erwartet. Diese positive Entwicklung ist hauptsächlich auf die gesunkenen Beschaffungspreise am Großhandelsmarkt zurückzuführen. Auch die Stadtwerke Spremberg senken ihre Preise, teilweise um bis zu 51% beim Gas und 44% beim Strom und begründen es so: “Durch den stetigen Fall der Handelspreise konnten die SWS durch die langfristige Beschaffungsstrategie für 2024 den Beschaffungspreis optimieren. Zudem wurden die gesetzlichen Umlagen und Abgaben, die den Arbeitspreis beeinflussen, leicht gesenkt. Das wirkt sich zusätzlich positiv auf Ihren Arbeitspreis aus.”
Im Gegensatz zu Strom und Gas erfahren die Fernwärmepreise ab 1.4.2024 eine moderate Steigerung von etwa 5%. Diese Entwicklung ist auf die Anpassungen an die zugrundeliegenden Preisindizes zurückzuführen. Die Stadtwerke Cottbus betonen, dass diese Erhöhung aufgrund der niedrigen Ausgangspreise in Cottbus weniger ins Gewicht fällt.
Die zeitlich begrenzte Mehrwertsteuersenkung von 19% auf 7% bei Gas und Fernwärme sollte zum 1.1.2024 zurück genommen werden, da das Gesetz aber nicht mehr im Dezember 2023 im Bundesrat beschlossen wurde, sondern erst Anfang 2024 gibt es hier noch keine Auswirkungen.
Einzelheiten der Stadtwerke und Versorger
Stadtwerke Cottbus: Bei Strom und Gas werden die Preise ab Januar 2024 je nach Tarif um 25 bis 34% bzw. 13 bis 38% gesenkt. Bei der Fernwärme ist eine Erhöhung von etwa 5% zu erwarten.
- Preisentwicklung Strom Haushalt und Kleingewerbe 1/2024 gegenüber 1/2023 je nach Tarif zwischen -25 und -34% (gilt für alle, die eine Preiserhöhung seit 2022 erhielten)
- Preisentwicklung Erdgas Haushalt und Kleingewerbe 1/2024 gegenüber 1/2023 je nach Tarif zwischen -13 und -38% (wer eine besonders starke Erhöhung in Kauf nehmen musste, erhielt eine besonders starke Senkung)
- Die Fernwärmepreise entwickeln sich automatisch im Rahmen von festen Preisgleitklauseln so, wie die den Klauseln zugrundeliegenden Indizes: Cottbus zählt im Moment zu den besonders niedrigpreisigen Fernwärme-Versorgungsgebieten, so dass die aktuelle Erhöhung des Preisniveaus gegenüber den zuletzt geltenden Preisen in Höhe von rd. 5% weniger ins Gewicht fällt. Infolge der zeitlich nachlaufenden Indizes kommt bei Fernwärme die Preisentwicklung am Energiemarkt und in der Wirtschaft verspätet an und wird über die Durchschnittsbildung geglättet. Das ist insgesamt ein Vorteil für Fernwärmekunden der Stadtwerke Cottbus, auch wenn nun systembedingt keine Senkung eingetreten ist.
Stadtwerke Forst: Frau Silke Goldschmidt bestätigt eine Fortsetzung der Strom- und Gaspreissenkungen ab Januar bzw. Februar 2024: “Wir konnten bereits im Jahr 2023 stufenweise die Preise für Strom und Gas wieder senken. Dieser Trend wird sich für unsere Kunden 2024 fortsetzen – beginnend mit der Senkung der Grundversorgung Strom zum 01.01.2024. Gas wird zum 01.02.2024 folgen. Hauptgründe für die Senkung sind natürlich die gesunkenen Beschaffungspreise am Großhandelsmarkt.
- Grundversorgung Erdgas seit 2022: Zum Höhepunkt der Energiekrise hat Erdgas bei uns 21,737 ct/kWh gekostet (inkl. 19 % USt), ab 01.12.2022. In 3 Stufen haben wir in 2023 den Preis auf das aktuelle Preisniveau von 14,178 ct/kWh (inkl. 7 % USt) senken können. Weiteres Senkungspotenzial wird es voraussichtlich ab Februar 2024 geben.
- Grundversorgung Strom: Zum Höhepunkt der Energiekrise hat Strom in der Grundversorgung 46,77 ct/kWh (brutto inkl. 19 % USt.) gekostet, ab 01.01.2023; ab dem 01.04.2023 lagen wir mit 39,70 ct/kWh schon wieder unterhalb der Bemessungsgrenze für die Preisbremse. Mit zwei Senkungen haben wir nun zum 01.01.2024 das aktuelle Preisniveau von 36,72 ct/kWh (brutto) erreicht.
Aufgrund der vorlaufenden Beschaffungsstrategie hatten wir den Vorteil, dass unsere Kunden selbst in den Hochpreisphase noch von den günstiger beschafften Mengen von vor der Krise profitieren konnten und so vor den extremen Preisspitzen geschützt blieben.”
Stadtwerke Senftenberg: Hier wurden bereits zum 1. November 2023 Gaspreissenkungen vorgenommen. Zum Jahreswechsel folgen Strompreissenkungen um ca. 15%.
Vom Unternehmen heißt es: “Nachdem die Stadtwerke Senftenberg bereits zum 1. November 2023 die Preise für ihre Gaskunden gesenkt haben, können zum bevorstehenden Jahreswechsel nun auch die Strompreise reduziert werden. Während beim Gas der Arbeitspreis im Grundversorgungstarif um ca. 9,4 % günstiger wurde, sind es beim Strom im am häufigsten von Haushaltskunden genutzten Sondervertrag „LausitzStrom privat“ sogar rund 15 %. Beide
Energieträger liegen damit künftig unterhalb der von der Bundesregierung festgelegten Energiepreisbremse.”
Im Tarif „LausitzStrom privat“ liegt der Arbeitspreis für Privatkunden im Netzgebiet der Stadtwerke Senftenberg dann bei 37,39 ct/kWh brutto. Ähnlich sieht es beim Strom aus erneuerbaren Energien aus, der im Tarif „LausitzStrom Kristall“ künftig 37,69 ct/kWh kostet.
Die Stadtwerke präsentieren auch eine Beispiel: Eine Familie mit dem hier als Beispiel angenommenen Jahresverbrauch von 3.500 kWh pro Jahr kann sich durch die Preissenkung über eine Einsparung von rund 237 Euro freuen.
Stadtwerke Spremberg: Bei Jacqueline Schimanski gibt es positive Nachrichten mit einer Reduzierung von bis zu 50% bei Gas-Wahltarifen und bis zu 44% bei Strom-Wahltarifen ab Januar 2024.
- Strom: In der Grundversorgung Strom senkt sich der Arbeitspreis um ca. 22 Prozent, d.h. um 12,50 ct/kWh (brutto). Bei den Wahltarifen beträgt die Senkung im Arbeitspreis ca. 44 Prozent, d.h. um 18,45 ct/kWh (brutto).
- Gas: Die Senkung des Arbeitspreises in der Grundversorgung beträgt ca. 36 Prozent, um 9,63 ct/kWh (brutto). Für die Wahltarife halbiert sich der Arbeitspreis (51 Prozent) – um 11,77 ct/kWh (brutto).
Der Grundpreis pro Jahr erhöht sich um 23,80 Euro (brutto bei 19% Umsatzsteuer).
Um den Herausforderungen der Energiewende gerecht zu werden, muss das Netz ausgebaut werden. Aus diesem Grund erhöht sich der Grundpreis um 23,80 Euro (brutto bei 19% Umsatzsteuer) für das Jahr.
Der geringe Arbeitspreis gilt garantiert für das gesamte kommende Jahr.
EnviaM und MITGAS: Während MITGAS die Erdgaspreise weiter senkt, steigen bei enviaM die Wärmestrompreise, bleiben aber unter dem Niveau von Anfang 2023. „Als Grundversorger mit Verantwortung für viele Kunden haben wir eine langfristige Beschaffung in Tranchen. Dies schützt unsere Kunden vor den unkalkulierbaren Preissprüngen an der Börse. Preisschwankungen beeinflussen die Endpreise daher nicht unmittelbar und in voller Höhe. Allerdings floss ein Teil der hohen Marktpreise von 2022 in die Beschaffung ein und führt nun zeitversetzt zu einer Steigerung der Wärmestrompreise“, sagt Patrick Kather, enviaM-Vorstand und MITGAS-Geschäftsführer gegenüber Niederlausitz aktuell.
- MITGAS – Erdgaspreise: Bei MITGAS sinken die Verbrauchspreise für Privat- und Gewerbekunden in der Grundversorgung und daran angelehnten Sonderverträgen um 0,94 Cent je Kilowattstunde brutto auf 14,13 Cent je kWh brutto. Die Grundpreise bleiben unverändert. Die neuen Preise gelten für rund 55.000 Privat- und Gewerbekunden im Netzgebiet von MITNETZ GAS in Teilen der Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg.
- Beispiel: Die jährlichen Kosten für einen MITGAS-Privatkunden in der Grundversorgung mit einem Jahresverbrauch von 18.000 kWh (= Durchschnittsverbrauch eines MITGAS-Privatkunden) im Netzgebiet von MITNETZ GAS beträgt mit der Preissenkung statt 2.786 Euro brutto künftig 2.616 Euro brutto pro Jahr. Ohne Berücksichtigung der individuell wirkenden Gaspreisbremse entspricht das einer Senkung um sechs Prozent.
- Mit den Preissenkungen vom Juli 2023 und aktuell zum Januar 2024 gehen die Gaspreise bei MITGAS in Summe um 4,82 Cent/kWh und insgesamt 25 Prozent zurück.
- enviaM – Wärmestrompreise: Bei enviaM steigen die Verbrauchspreise für Wärmepumpenstromkunden um 4,21 Cent je kWh brutto auf 33,10 Cent je kWh brutto. Die Verbrauchspreise für Wärmespeicherstrom steigen um 4,83 Cent im Niedrigtarif auf 31,91 Cent je kWh und im Hochtarif auf 40,10 Cent je kWh brutto. Die Grundpreise bleiben unverändert. Die neuen Preise gelten für rund 70.000 Wärmestromkunden im Netzgebiet von MITNETZ STROM in Teilen der Bundesländer Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Zuletzt hatte enviaM die Wärmestrompreise im Juli 2023 gesenkt. Insgesamt liegt der Wärmestrompreis sechs Prozent unter dem Niveau von Jahresbeginn 2023.
- Beispiel: Die jährlichen Kosten für einen enviaM-Wärmepumpenstromkunden in der Grundversorgung mit einem Jahresverbrauch von 6.000 kWh (= Durchschnittsverbrauch eines enviaM-Wärmepumpenkunden) im Netzgebiet von MITNETZ STROM betragen mit der Preiserhöhung statt 1.896 Euro brutto künftig 2.149 Euro brutto pro Jahr.
Netzentgelte und deren Entwicklung 2024. Brandenburg profitiert
Ein wichtiger Faktor für die Energiepreise sind die Netzentgelte. 2024 steht für viele Regionen in Deutschland eine Erhöhung der Netzentgelte an. Laut einer Analyse müssen sich Endkunden durchschnittlich auf Preissteigerungen von 8 bis 9% einstellen, was für einen 3-Personen-Haushalt eine jährliche Mehrbelastung von ca. 35 € bedeutet. In den nordöstlichen Bundesländern, einschließlich Brandenburg, sind hingegen Preisrückgänge zu verzeichnen, hier wird von bis zu 120 Euro pro Jahr gesprochen.
Fazit und Ausblick
Die bevorstehenden Änderungen in den Energiepreisen ab 2024 bieten den Verbrauchern in der Niederlausitz einige Erleichterungen, insbesondere bei Strom und Gas. Während die Fernwärmekunden eine moderate Preiserhöhung hinnehmen müssen, können sie sich insgesamt auf eine stabilere und vorteilhafte Energiepreissituation auch aufgrund der niedrigeren Netzentgelte einstellen.