Die Regionalliga Nordost-Saison 2020/21 steht in den Startlöchern und der FC Energie Cottbus bestreitet sein erstes Spiel am Samstag um 13:30 Uhr gegen den SV Lichtenberg 47 im heimischen Stadion der Freundschaft. Soweit so normal. Viele Dinge werden am morgigen Samstag anders sein durch die Corona-Bestimmungen zu Hygiene- und Abstandsregeln. So dürfen in Brandenburg bis Ende Oktober nur 1.000 Personen zu einer Veranstaltung. In Cottbus wurde so mit etwa 850 Zuschauern gerechnet, der Rest zu den 1.000 ergibt sich aus Mannschaften, Personal, Sicherheitsleuten, Medienvertretern und weiteren Personen, die für den Spielablauf wichtig sind. Weiterhin steht bei Energie Cottbus erstmals Cheftrainer Sebastian Abt zu Saisonbeginn an der Seitenlinie und der Verein hat seit dem Abgang von Claus Dieter Wollitz (Trainer und Sportdirektor) mit Sebastian König wieder einen Sportdirektor, beide konnten sich ihr Team zusammenstellen, mit dem sie aus Fansicht möglichst den sicheren ersten und einzigen Aufstiegsplatz in die Dritte Liga erreichen sollen. Auf diesen gucken aber auch zahlreiche andere Teams in der auf 20 Mannschaften aufgestockten Regionalliga, eine weitere Änderung in dieser Saison durch die Abstiege des Chemnitzer FC und Carl-Zeiss Jena sowie den vereinbarten Regelungen zu Nichtabstiegen durch die Coronakrise.
Im Video-Interview am Donnerstag geben Sebastian Abt und Jan Koch einen kleinen Rück- und Ausblick, zu sehen im Titelbild.
Die Zuschauerfrage
Energie Cottbus hat über 1.600 Dauerkarten für die Saison 2020/21 verkauft, trotz Zuschauerbeschränkung bis mindesten 31.10.2020. Den Fans war bewusst, dass sie über ein Gutscheinsystem vorher erfahren, welche Nummern zu einem Spiel gehen, welches sich über die Saison ausgleicht. Der “Schock” kam gestern dennoch, da nach Bekanntgabe der Nummern für das Lichtenbergspiel klar war, das lediglich 345 Dauerkartenbesitzer die Partie vor Ort sehen werden. Erklärt wurde der Umstand durch den Verein so, dass auch Sponsoren, neben Kartenkontingenten aus den vereinbarten Verträgen, ebenfalls Dauerkarten kaufen müssten, diese aber, wie es scheint von dem Gutscheinsystem ausgenommen sind und jedes Spiel sehen dürfen. Der Verein bemüht sich zwar vor den Spielen genau abzufragen, welche Kontingente gebraucht werden um möglicht viele “normale” Dauerkarteninhaber ins Stadion zu lassen, doch der Ärger war vorprogrammiert, denn der Verein musste über diesen Umstand Bescheid wissen. Die Stadt Cottbus brachte in einer Pressemeldung die mögliche Zuschauerzahl von 850 ins Gespräch, spätestens zu dem Zeitpunkt hätte der Verein die Zahl richtig stellen und aufklären müssen.
Nun ist es auch nicht richtig, wie es einige Kommentatoren in den Internetforen und sozialen Medien tun, die etwa 500 Sponsorenkarteninhaber nicht als Fans zu bezeichnen, denn sie unterstützen den Verein ja über die Karten hinaus und fiebern mit dem Club genauso mit, doch die Ausnahme vom Gutscheinsystem hätte vorher transparent kommuniziert weren müssen um diesem Ärger aus dem Weg zu gehen. Weiterhin ärgerlich aus Fansicht ist, dass Dauerkarteninhaber nur auf der Südtribüne und Osttribüne untergebracht werden, Sponsoren scheinbar nur auf der West, die gerade bei sommerlichen Temperaturen im Schatten liegt, im Gegensatz zur Osttribüne oder Süd. Einige Anhänger des FCE fühlen sich nun als Fans zweiter Klasse die voll bezahlen aber eventuell nur 1/4 der Heimspiele sehen, Erstattung ausgeschlossen. Die etwa 500 Sponsorenkarten sind im Dauerkartenverkauf laut Verein mit eingeschlossen, so dass etwa 1.200 Dauerkartenbesitzer in der Rotation sind – bei 345 zugewiesenen Tickets fürs erste Spiel werden die selben Zuschauer etwa alle drei bis vier Spiele im Stadion sein. Nach den vielfältigen Aktionen der Vergangenheit, bei denen die Fans ihren Verein mit Kartenkäufen für Geisterspiele, “Antikörper”, Verzicht auf Rückzahlung von Dauerkarten nach der abgebrochenen Vorsaison kam auch die Frage nach der Fairness auf. Warum die Sponsorentickets aus der Rotation herausgenommen wurden, beantwortete der Verein in der Pressekonferenz nicht direkt, sondern begründete dies nur mit “vertraglichen Regelungen”.
Die Liga
Die VSG Altglienicke hat das Team ordentlich verstärkt, die beiden Absteiger Chemnitzer FC und Carl-Zeiss Jena wollen direkt wieder in die dritte Liga, Lok Leipzig will nach der verpatzten Aufstiegsrelegation sicher wieder angreifen aber laut Abt sind auch immer die Berliner Mannschaften für vordere Tabellenplätze gut. Ob und wie Energie Cottbus da mithalten kann, wollte der Trainer nicht mit dem klaren Anspruch auf Platz 1 kommentieren. “Es wird meiner Ansicht nach ein harter Mehrkampf um Platz 1.” Der Ansporn auf den Thron ist in der kommenden Saison besonders hoch, wer am Ende auf Platz 1 steht steigt ohne Relegation in die dritte Liga auf.
Die Mannschaft
Verstärkt hat sich der Verein bisher auf vier Positionen. Patrick Storb, Janik Mäder, Nils Stettin, Max Kremer sind gekommen, weiterhin sind die Jugendspieler Adrian Jarosch, Iven Löffler und Jeremy Postelt zum Team gestoßen. Jan Koch ist der neue Kapitän, einen Mannschaftsrat wird es nicht geben. Ob Toni Stahl oder Tim Stawecki gegen Lichtenberg im Tor stehen wird, wollte Sebastian Abt noch nicht verraten, eine klare Nummer 1 scheint es nicht zu geben.
Tobias Eisenhuth macht laut Abt Fortschritte, wird aber noch etwa drei Wochen fehlen. Tobias Hasse hat eine leichte Knieverletzung zu beklagen, gegen Union Berlin war noch alles bestens, am Tag danach stellte sich eine leichte Innenbanddehnung heraus. Er fehlt somit auch gegen Lichtenberg 47.
Keine Liveübertragungen durch VereinsTV
Das VereinsTV “FCEnergieTV” hatte sich in Abstimmung mit dem Verein vor der Saison bemüht, die Spiele (Heim- und Auswärts) während der Coronazeit live ins Internet zu übertragen. Doch dieser Überlegung erteilte der Nordostdeutsche Fußballverband eine Absage und begründete dies mit den vertraglichen Regelungen mit dem Rechteinhaber MDR/RBB für die Regionalliga. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben einen Vertrag mit dem Verband und zahlen etwa 15.000 Euro pro Saison an Energie Cottbus, egal wie viele Spiele übertragen werden. Doch selbst für die Spiele, die nicht durch einen der beiden Fernsehsender übertragen werden, erteilte der Verband in Person von Geschäftsführer Holger Fuchs (zuständig für die Übertragungen) eine Absage. Warum, woltle oder konnte er nicht beantworten. Die Regionalliga West geht in der Sache eigene, neue Wege. Dort vermarkten sich die Vereine in der kommenden Saison selbst und übertragen die Spiele, die Sport1, dort Rechteinhaber, nicht überträgt. Sport1 zahlt den Vereinen in der Regionalliga West laut Kicker pro übertragenen Spiel einen “niedrigen fünfstelligen Betrag.”.
FCEnergieTV wird in der kommenden Saison somit nur die Spielzusammenfassungen auf dem vereinseigenen Youtubekanal weiter anbieten und sich über freiwillige Abos der Fans finanziert. (Hier unterstützen)
Foto: Christiane Weiland