Interview mit der Autorin der Spreewälder Sagennacht 2015: Jěwa-Marja Čornakec
Am Pfingstwochenende 2015 erobern endlich wieder Wassermann, Schlangenkönig, Irrlichter und Lutki den Burger Schlossberg. Gemeinsam mit dem Sorbischen National-Ensemble Bautzen schlägt der Kurort Burg (Spreewald) vom 22. bis 24. Mai ein neues Kapitel der Spreewälder Sagennacht auf. „Der Verrat“ heißt die neue Geschichte um den serbski kral, den Wendenkönig. Wir fragten nach bei Autorin Jěwa-Marja Čornakec.
Frau Jěwa-Marja Čornakec, stellen Sie sich bitte kurz vor.
Aufgewachsen bin ich im obersorbischen Dorf Ostro bei Panschwitz-Kuckau. Nach dem Abitur (1977) habe ich zunächst an der Fachschule für wissenschaftliches Bibliothekswesen in Leipzig studiert und danach als Bibliothekarin im Sorbischen Institut für Lehrerbildung sowie im Institut für sorbische Volksforschung in Bautzen gearbeitet. Nach einem weiteren Studium an der KMU Leipzig (Kulturwissenschaften/Sorabistik) war ich von 1992 Chefredakteurin der sorbischen Kulturzeitschrift Rozhlad im Domowina-Verlag. Seit 2011 arbeite ich nun als Entwicklungsdramaturgin im Sorbischen National-Ensemble in Bautzen. Aus meiner Biographie ist also ersichtlich, dass mir Bücher, vor allem die sogenannte schöne Literatur, sehr wichtig sind. Seit 1983 schreibe ich außerdem Prosa wie auch Lied- und Bühnentexte für Erwachsene und Kinder.
Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie den Auftrag bekommen haben, das Drehbuch für die Spreewälder Sagennacht zu schreiben?
Eine wirklich schöne Aufgabe, aber hoffentlich werde ich die hohen Erwartungen der Besucher erfüllen können …
Was verbinden Sie mit dem Spreewald?
Ein schönes Fleckchen Erde, ein Stück Paradies, das aber durch Umweltverschmutzung bzw. Raubbau an der Natur gefährdet ist. Und natürlich verbinde ich mit dem Spreewald auch die niedersorbischen Bräuche, die Tracht sowie die wendische Sprache.
Woher beziehen Sie ihre Ideen? Wie haben Sie sich auf die Geschichte vorbereitet und eingestimmt?
Beim Schreiben verlasse ich mich meistens auf meine Intuition. Anregungen schöpfe ich oft aus Büchern und natürlich aus dem Leben selbst. Was die Geschichte für die Sagennacht konkret betrifft, so habe ich zunächst einige Geschichts- sowie Sagenbücher gewälzt und bin vor allem bei Karl Haupt fündig geworden. Von ihm stammt auch die Idee, dass der Wendenkönig aus der Limasburg (bei Löbau) kommt und sich vor den fränkisch-deutschen Eindringlingen im Spreewald versteckt haben soll. Wieviel an dieser Sage nun wirklich wahr ist, vermag heute natürlich keiner mehr zu sagen und daher bewegt sich auch meine Geschichte mehr oder weniger im Reich der Phantasie.
Sie sind Obersorbin und kennen sicher die Befindlichkeiten der Niedersorben/Wenden, insbesondere bezüglich der Sprachunterschiede. Wird sich die wendische Sprache in der Inszenierung widerspiegeln?
Selbstverständlich werden die Figuren im Stück neben deutsch auch wendisch sprechen. Ich selbst spreche obersorbisch, da dies meine Muttersprache ist, verstehe aber niedersorbisch. Die niedersorbische Übersetzung übergebe ich daher in Fachhände nach Cottbus. Ich empfinde die Ober- und Niedersorben als ein Volk, auch wenn die zwei Sprachen einige Unterschiede aufweisen. Die Sprachbezeichnung selbst, also Wendisch oder Niedersorbisch sehe ich als Synonyme, schließlich hat man vor 1945 zu den Obersorben auch Wenden gesagt. Da dies aber meistens einen negativen Anklang hatte, hat man nach dem 2. Weltkrieg dann nur noch von „Sorben“ in der Ober- und Niederlausitz gesprochen. Und wenn sich nach 1989 nun viele in der Niederlausitz wieder als Wenden bezeichnen, so ist es eben ihre Sache.
Mit den Lutki Jolka und Jorko werden zwei neue Sympathieträger zum Leben erweckt. Werden wir die beiden auch in kommenden Sagennächten erleben? Haben Sie die Fortsetzung schon im Kopf?
Auf jeden Fall werden die beiden Lutki auch in den nächsten Geschichten dabei sein, sollte es eine Fortsetzung geben. Schließlich sind sie gewissermaßen Rahmenfiguren, wie es die Wassermannfamilie in der vorherigen Serie war. Im Groben habe ich eine Fortsetzung schon im Kopf, habe sie aber noch nicht zu Papier gebracht. Da will ich erst die Premiere zu Pfingsten abwarten …
Vielen Dank für das Interview.
Karten für die Spreewälder Sagennacht sind zum Vorverkaufspreis von 20 Euro (Abendkasse 25 Euro) in der Touristinformation im Haus des Gastes in Burg Spreewald, Am Hafen 6, Tel. 035603 – 750 160, sowie in allen CTS-Verkaufsstellen erhältlich. Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren zahlen 8,50 € (AK 10,50 Euro). Kinder bis 11 Jahren haben freien Eintritt.
Bild: Jěwa-Marja Čornakec hat das Drehbuch für die Spreewälder Sagennacht 2015 geschrieben.
Foto: privat
Quelle: Amt Burg (Spreewald)