Die Bürgermeister von Senftenberg und Großräschen sowie der Landrat des Landkreises Oberspreewald-Lausitz haben sich in einem gemeinsamen Statement gegen eine neu vorgeschlagene Paralleltrasse zur B169 ausgesprochen. Nach ihrer Einschätzung wäre eine solche Lösung wirtschaftlich nicht vertretbar, mit erheblichen Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden und würde die seit Jahren laufenden Planungen für Ortsumgehungen gefährden. Die derzeit vorgesehenen Ausbauvarianten sollen 2026 in das Planfeststellungsverfahren gehen und dienen der Entlastung der Ortsdurchfahrten, insbesondere im Bereich Allmosen, Lindchen und Neupetershain-Nord. Eine zusätzliche neue Trasse würde nach Ansicht der Kommunalvertreter das Gesamtprojekt verzögern und die Umsetzung auf unbestimmte Zeit infrage stellen.
Im gemeinsamen Statement heißt es:
Seit über 20 Jahren ringt die Lausitz um die Entlastung der Orte entlang der B169. Die größten Hürden sind genommen, 2026 soll die Planfeststellung beginnen und der Bau könnte nach Bundesverkehrswegeplan in diesem Jahrzehnt starten. Nunmehr taucht die Idee einer komplett neuen Trassenführung auf. Die angedachte Linie würde östlich der bestehenden Strecke verlaufen. Von Domsdorf, mittig hindurch zwischen Neupetershain und Welzow bis zur Anbindung an die B156 im Bereich zwischen Bahnsdorf und dem Flugplatz Welzow. Die Bürgermeister der Städte Senftenberg und Großräschen und der Landrat des Landkreises Oberspreewald-Lausitz beziehen hierzu klar Stellung: Eine neue Paralleltrasse zur B 169 ist aus fachlicher, wirtschaftlicher und naturräumlicher Sicht nicht vertretbar und zwingend abzulehnen.
Siegurd Heinze, Landrat des Landkreises Oberspreewald-Lausitz: „Der Bau einer zusätzlichen Trasse zur bestehenden B 169 ist nicht nur unwirtschaftlich, sondern auch planerisch nicht begründbar. Weder die bestehenden Erschließungsbedarfe noch infrastrukturelle Entwicklungen, wie am Flugplatz Welzow, rechtfertigen diesen massiven Eingriff bzw. Neuanfang eines Planungsverfahrens. Ein zusätzlicher Neubau, neben der jetzt vorhandenen B169, die dann zu einer Kommunalstraße abgestuft werden müsste, würde empfindliche Naturbereiche durchschneiden, erhebliche Mehrkosten verursachen und bestehende Planungsprozesse gefährden bzw. beenden oder wieder zurück auf einen Anfang stellen. Auch wenn auf Bundesebene derzeit über die Förderung von Infrastrukturprojekten nachgedacht wird, sind für den „Luxus“ einer nicht durchdachten geplanten Paralleltrasse keine Haushaltsmittel vorgesehen und das aus gutem Grund. Will man die geplanten Ortsumfahrungen nach mehr als zwanzig Jahren intensiver Bemühungen nicht gefährden, ist die Diskussion einer Paralleltrasse zwingend zu beenden. Ich sehe ansonsten die Gefahr, dass man weitere Jahrzehnte nur weiter diskutiert und plant, es jedoch zu keiner konkreten Baumaßnahme kommen wird.“
Andreas Pfeiffer, Bürgermeister der Stadt Senftenberg: „Ziel der im Bundesverkehrswegeplan eingeordneten Ortsumgehungen ist ganz klar die Entlastung der Ortsdurchfahrten vom Durchgangs- und dabei hauptsächlich vom viel kritisierten Schwerverkehr. Diese Wirkung geht zunehmend verloren, je weiter man sich von der bestehenden B 169 entfernt. Genau das ist mit der neu aufgetauchten Parallelstraße aber der Fall. Außerhalb der Ortsdurchfahrten soll weitgehend die vorhandene Bundesstraße genutzt und gegebenenfalls ausgebaut werden. Ein komplett neuer Parallelverlauf wäre schon dadurch unwirtschaftlicher. Mit einem dicken Fragezeichen, ob der Bund das bezahlen würde. Die vorgeschlagene Paralleltrasse löst zudem auch nicht den im Volksmund als Bermuda-Dreieck gefürchteten versetzten Knoten B96/B156 / B96/B169 auf. Der Ausbau der Bundesstraße im Bereich Allmosen könnte in wenigen Jahren starten, darauf wartet eine ganze Region. Die aktuelle Diskussion stellt jetzt alles in Frage. Mit der Gefahr, dass am Ende gar nichts gebaut wird.“
Thomas Zenker, Bürgermeister der Stadt Großräschen: „Die Stadt Großräschen mit dem sogenannten Bermudadreieck und der Ortsteil Allmosen würden von dem aktuellen Verkehrsprojekt besonders profitieren. Der Landesbetrieb Straßenwesen hat seit 20 Jahren im Auftrag des Bundes und des Landes an der aktuell gültigen Variante gearbeitet. Endlich besteht damit die konkrete Hoffnung, dass der Ort Allmosen zukünftig vom direkten Durchgangsverkehr der B 169 entlastet wird – so wie das vor Ort schon fast 30 Jahre gefordert wurde. In 2026 soll das Planfeststellungsverfahren starten, in dessen Rahmen öffentlich über die baulichen Details diskutiert werden könnte, dazu würden Fragen wie Lärmschutz, Landschaftsbild, Radwegeanbindung zum Großräschener und zum Sedlitzer See und vieles andere zählen. Vor allem aber – es würde konkret werden und die Hoffnung auf eine baldige Realisierung dieses Mammutprojektes würde enorm steigen. Komplett neue Trassenideen bergen die große Gefahr, dass das gesamte Projekt vom Bundesverkehrsministerium gestoppt würde und eine Realisierung auf Jahrzehnte komplett in Frage gestellt wäre. Eine solche Entwicklung wäre für die Lausitz und die unmittelbar betroffenen Orte ein großer Rückschlag.
Die derzeit geplanten Ortsumgehungen im Bereich Allmosen, Lindchen und Neupetershain-Nord hingegen stützen sich auf fundierte Verkehrsanalysen und entsprechen der geltenden Richtlinie zur integrierten Netzgestaltung (RIN). Sie verfolgen das Ziel, die Ortsdurchfahrten zu entlasten und erhalten gleichzeitig die überregionale Verbindungsfunktion der B 169. Die Bürgermeister der Städte Senftenberg und Großräschen und der Landrat des Landkreis OSL sprechen sich daher gemeinsam gegen eine neue Trassenführung aus. Stattdessen wird die Weiterentwicklung der bestehenden Infrastruktur mit Augenmaß und Verantwortung unterstützt.
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Red. / Presseinformation