Diesen Sommer gab es vier öffentliche Revierführungen durch den größten Zoo Brandenburgs. Noch etwas spärlich besucht, waren die Affen die erste Station. Im Nachhinein ist Julia Nitsche ist selbstkritisch: „Das haben wir zu kurzfristig angekündigt. Es war neu für die Leute. Aber diejenigen die am Spaziergang ins Affenrevier teilgenommen haben, waren sehr interessiert.“ Drei weitere Führungen folgten, zu den Huftieren, Vögeln und natürlich den Elefanten. Letztere war sehr schnell nach Bekanntwerden ausverkauft. Die Besucher der Premierensaison waren begeistert, da man in kleinen Gruppen in die Tierwelt eintauchen und Dinge aus Sicht der Tierpfleger erfahren konnte. Gerade die Vogel- und Huftierreviere, welche sonst nicht so im Fokus stehen, hat vielen sehr gut gefallen.
Der Auftakt war vielversprechend und wir haben diese Tierparkoffensive zum Anlass genommen, mit der Person dahinter zu sprechen. Julia Nitsche ist als Zooschullehrerin seit Dezember letzten Jahres beim Cottbuser Tierpark angestellt und hat diese Veranstaltungen aus der Taufe gehoben. Da ich den Begriff Zooschullehrerin zum ersten Mal hörte, begann unser Gespräch mit einer Aufklärung. Es ist kein Ausbildungsberuf oder Studienabschluss. Sie hat Biologie studiert und sich für Tiere interessiert, die Bezeichnung ist die Berufsbezeichnung für die Tätigkeit im Cottbuser Tierpark. „Mein Traum war es einmal in einem Zoo zu arbeiten, am liebsten als Zooschullehrerin. Deshalb habe ich mich auch deutschlandweit in den Zoos beworben. Dass Cottbus in der Nähe von Berlin liegt, ist nur das Sahnehäubchen.“ sagt die gebürtige Berlinerin. Sie war auch schon in Cottbus, dass sie stellenweise sogar an Berlin erinnert. „Hier ist natürlich alles viel kleiner, aber ich habe mich eingelebt.“
Sie räumt gleich mit einem weiteren Klischee über Tierparks und Zoos auf, für die es keine definierte Trennung gibt, wie ich lerne. Es ist eher historisch gewachsen oder es wird ein Alleinstellungsmerkmal gesucht und der Name dafür verwendet. Im Englischen spricht man nur von „Zoos“. „Früher war der Zoo nur zur Schaustellung von Tieren da. Jetzt ist das breiter gefächert. Wir haben hier vier Hauptaufgaben. Erholung, Forschung, Artenschutz und Bildung.“ Für letzteres wurde sie eingestellt. „Tierparks haben sich weiterentwickelt, Tiere sollen den Menschen näher gebracht werden, Hintergründe, Verhalten und Lebensräume vermittelt und verständlich dargestellt werden. Schließlich kann sich nicht jeder eine Reise nach Afrika oder Asien leisten.“. “Außerdem schützen Menschen in den meisten Fällen nur das, was sie kennen.“ ergänzt sie, „Zoos helfen uns, in den eigentlichen Verbreitungsgebieten den Artenschutz zu fördern und das Verständnis für bedrohte Tierarten zu erzeugen.“
Studiert hat sie in Frankfurt am Main und dann ein Jahr an der Nordsee in Friedrichskoog in einer Seehundstation gearbeitet. Dahin wollte sie eigentlich schon direkt nach der Schule für ein freiwilliges ökologisches Jahr. Das hatte nicht geklappt, aber über Praktikas im Studium angelte sie sich die Stelle dennoch.
Nun gehört zu einer Lehrerin auch eine Schule. Die gibt es schon lange in Cottbus, aber mir war bisher nicht bewusst, dass es auch Zooschulen gibt. Julia erklärt: „Eine Zooschule ist vielfältig. Von Wanderungen und Führungen durch den Tierpark bis hin zu integriertem Unterricht für die Schulen ist alles möglich. Ersteres wird schon gut genutzt, bei der Unterrichtsintegration wünscht sie sich noch mehr Zuspruch durch Lehrer und Schulklassen. „Ich hätte gedacht, dass mehr Schulen mit dem Wunsch kommen, den Biologieunterricht in den Tierpark zu verlagern.“ merkt sie an, wobei gleich mitschwingt, dass sie den Ausbau der öffentlichen Wahrnehmung an Schulen, weit oben auf ihrer Liste stehen hat. „Wir hatten letztens das Thema „Die Einführung in den Biologieunterricht“ einer 5. Klasse, das war sehr interessant.“ erinnert sie sich. Lehrer können sich auf der Homepage Ideen für Themen holen, aber auch gern Unterrichtsthemen vorschlagen – Ein inspirierendes Beispiel hat sie auch parat: „Ein Lehrer kam beim Thema “Wirbeltiere und wirbellose Tiere” auf mich zu. Sie haben es in der Schule vorbereitet, so hatten die Schüler eine Vorahnung und konnten am bei dem Ausflug glänzen. Als ich dann ein paar Fragen gestellt habe waren die Kinder stolz, dass sie mir antworten können und schon etwas wussten.“
Auch die Zusammenarbeit mit Institutionen und Trägern will sie weiter stärken. Der NABU zum Beispiel war beim Zootag und hat sich dem Thema Weißstorch angenommen. „Der Branitzer Park liegt direkt nebenan. Ich kann mir vorstellen, dass wir da etwas machen.“
„Das Rad muss auch nicht jedes Mal neu erfunden werden. Ich setze die Arbeit meiner Vorgängerin fort. Ganz natürlich ist es dabei, dass man aus der eigenen Erfahrung heraus vielleicht neue Schwerpunkte setzt. Ein Tierpark muss sich verändern, sonst geht es nicht weiter“. Bei den vielfältigen Aufgaben steht ihr Evelyn Ullrich aus Augsburg zur Seite. Die 19-jährige absolviert derzeit ein freiwilliges ökologisches Jahr in Cottbus. Sie möchte herausfinden, ob der Bereich etwas für später ist. Sie will auch Biologie studieren und Julia begrüßt ihr Engagement. „Man ist bei meiner Tätigkeit nicht so nah an den Tieren wie vielleicht ein Tierpfleger. Da kommen auch falsche Vorstellungen auf – so vermeiden wir Enttäuschungen.“
Im herannahenden Winter kann sie sich um organisatorische Dinge kümmern. „Wir können für neue Veranstaltungen konzeptionell arbeiten und auch das neue Raubtierhaus – mit Tigern, vorbereiten. Wir kümmern uns um Hintergründe – wie das Jagdverhalten und Bedrohungsstatus im natürlichen Lebensraum und bringen es anschaulich rüber – Infotafeln und Beschilderung sind ein weiteres Tätigkeitsfeld von Julia. Wer sich fragt, was für Tiger es sein werden, das steht noch nicht fest, „natürlich gibt es Wünsche“ träumt sie lachend, aber noch ist nichts entschieden. Neue Tiere kommen über ein kostenloses Austauschnetzwerk unter den Zoos in die jeweiligen Städte – so auch nach Cottbus.
Die Zeit ist verflogen, am Ende schaffen wir es noch rechtzeitig zur Elefantenfütterung, auch das eine Premiere für mich. Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch und die Einblicke in die Arbeit einer Zooschullehrerin. Bei so viel Freude an der Arbeit kann man Julia nur wünschen, dass viele Lehrer die Chance nutzen oder auch jede andere Gruppe oder Feierlichkeit, die einen Abstecher in den Cottbuser Tierpark machen. Möglichkeiten etwas zu lernen und sich dabei doch zu erholen gibt es hier viele.
Zwei wichtige Termine hat sie für uns noch parat:
Am 31.10.2013 wird es etwas Neues geben. Der Tierpark hat auch im Winter etwas Besonderes – Anpassung der Tierwelt an die Jahreszeit, sie zeigen ein anderes Verhalten. Dafür hat sie eine Herbstführung zum Thema „Uhr umgestellt. Winterzeit für die Tiere“ anvisiert. Sie wird morgens um 10 Uhr stattfinden. Zeitnah gibt es weitere Infos dazu.
Ein echtes Highlight kommt nächstes Jahr auf den Tierpark zu. Am 1. Juni 2014 feiert die Einrichtung seinen 60. Geburtstag. Auch hier werden weitere Infos folgen.
Bisherige Artikel über die Revierausflüge:
Abendessen bei den Kattas – eine neue Veranstaltungsreihe im Cottbuser Tierpark
Ein Sommerabend im Elefantenrevier – begeisterte Besucher im Tierpark Cottbus
Fotos: Benjamin Andriske
oben: Hat ihren Traumjob gefunden. Julia Nitsche (li.) erklärt Evelyn Ullrich (re.) die Tierwelt im Cottbuser Tierpark
unten: Elefantenfütterung um 14:30
Diesen Sommer gab es vier öffentliche Revierführungen durch den größten Zoo Brandenburgs. Noch etwas spärlich besucht, waren die Affen die erste Station. Im Nachhinein ist Julia Nitsche ist selbstkritisch: „Das haben wir zu kurzfristig angekündigt. Es war neu für die Leute. Aber diejenigen die am Spaziergang ins Affenrevier teilgenommen haben, waren sehr interessiert.“ Drei weitere Führungen folgten, zu den Huftieren, Vögeln und natürlich den Elefanten. Letztere war sehr schnell nach Bekanntwerden ausverkauft. Die Besucher der Premierensaison waren begeistert, da man in kleinen Gruppen in die Tierwelt eintauchen und Dinge aus Sicht der Tierpfleger erfahren konnte. Gerade die Vogel- und Huftierreviere, welche sonst nicht so im Fokus stehen, hat vielen sehr gut gefallen.
Der Auftakt war vielversprechend und wir haben diese Tierparkoffensive zum Anlass genommen, mit der Person dahinter zu sprechen. Julia Nitsche ist als Zooschullehrerin seit Dezember letzten Jahres beim Cottbuser Tierpark angestellt und hat diese Veranstaltungen aus der Taufe gehoben. Da ich den Begriff Zooschullehrerin zum ersten Mal hörte, begann unser Gespräch mit einer Aufklärung. Es ist kein Ausbildungsberuf oder Studienabschluss. Sie hat Biologie studiert und sich für Tiere interessiert, die Bezeichnung ist die Berufsbezeichnung für die Tätigkeit im Cottbuser Tierpark. „Mein Traum war es einmal in einem Zoo zu arbeiten, am liebsten als Zooschullehrerin. Deshalb habe ich mich auch deutschlandweit in den Zoos beworben. Dass Cottbus in der Nähe von Berlin liegt, ist nur das Sahnehäubchen.“ sagt die gebürtige Berlinerin. Sie war auch schon in Cottbus, dass sie stellenweise sogar an Berlin erinnert. „Hier ist natürlich alles viel kleiner, aber ich habe mich eingelebt.“
Sie räumt gleich mit einem weiteren Klischee über Tierparks und Zoos auf, für die es keine definierte Trennung gibt, wie ich lerne. Es ist eher historisch gewachsen oder es wird ein Alleinstellungsmerkmal gesucht und der Name dafür verwendet. Im Englischen spricht man nur von „Zoos“. „Früher war der Zoo nur zur Schaustellung von Tieren da. Jetzt ist das breiter gefächert. Wir haben hier vier Hauptaufgaben. Erholung, Forschung, Artenschutz und Bildung.“ Für letzteres wurde sie eingestellt. „Tierparks haben sich weiterentwickelt, Tiere sollen den Menschen näher gebracht werden, Hintergründe, Verhalten und Lebensräume vermittelt und verständlich dargestellt werden. Schließlich kann sich nicht jeder eine Reise nach Afrika oder Asien leisten.“. “Außerdem schützen Menschen in den meisten Fällen nur das, was sie kennen.“ ergänzt sie, „Zoos helfen uns, in den eigentlichen Verbreitungsgebieten den Artenschutz zu fördern und das Verständnis für bedrohte Tierarten zu erzeugen.“
Studiert hat sie in Frankfurt am Main und dann ein Jahr an der Nordsee in Friedrichskoog in einer Seehundstation gearbeitet. Dahin wollte sie eigentlich schon direkt nach der Schule für ein freiwilliges ökologisches Jahr. Das hatte nicht geklappt, aber über Praktikas im Studium angelte sie sich die Stelle dennoch.
Nun gehört zu einer Lehrerin auch eine Schule. Die gibt es schon lange in Cottbus, aber mir war bisher nicht bewusst, dass es auch Zooschulen gibt. Julia erklärt: „Eine Zooschule ist vielfältig. Von Wanderungen und Führungen durch den Tierpark bis hin zu integriertem Unterricht für die Schulen ist alles möglich. Ersteres wird schon gut genutzt, bei der Unterrichtsintegration wünscht sie sich noch mehr Zuspruch durch Lehrer und Schulklassen. „Ich hätte gedacht, dass mehr Schulen mit dem Wunsch kommen, den Biologieunterricht in den Tierpark zu verlagern.“ merkt sie an, wobei gleich mitschwingt, dass sie den Ausbau der öffentlichen Wahrnehmung an Schulen, weit oben auf ihrer Liste stehen hat. „Wir hatten letztens das Thema „Die Einführung in den Biologieunterricht“ einer 5. Klasse, das war sehr interessant.“ erinnert sie sich. Lehrer können sich auf der Homepage Ideen für Themen holen, aber auch gern Unterrichtsthemen vorschlagen – Ein inspirierendes Beispiel hat sie auch parat: „Ein Lehrer kam beim Thema “Wirbeltiere und wirbellose Tiere” auf mich zu. Sie haben es in der Schule vorbereitet, so hatten die Schüler eine Vorahnung und konnten am bei dem Ausflug glänzen. Als ich dann ein paar Fragen gestellt habe waren die Kinder stolz, dass sie mir antworten können und schon etwas wussten.“
Auch die Zusammenarbeit mit Institutionen und Trägern will sie weiter stärken. Der NABU zum Beispiel war beim Zootag und hat sich dem Thema Weißstorch angenommen. „Der Branitzer Park liegt direkt nebenan. Ich kann mir vorstellen, dass wir da etwas machen.“
„Das Rad muss auch nicht jedes Mal neu erfunden werden. Ich setze die Arbeit meiner Vorgängerin fort. Ganz natürlich ist es dabei, dass man aus der eigenen Erfahrung heraus vielleicht neue Schwerpunkte setzt. Ein Tierpark muss sich verändern, sonst geht es nicht weiter“. Bei den vielfältigen Aufgaben steht ihr Evelyn Ullrich aus Augsburg zur Seite. Die 19-jährige absolviert derzeit ein freiwilliges ökologisches Jahr in Cottbus. Sie möchte herausfinden, ob der Bereich etwas für später ist. Sie will auch Biologie studieren und Julia begrüßt ihr Engagement. „Man ist bei meiner Tätigkeit nicht so nah an den Tieren wie vielleicht ein Tierpfleger. Da kommen auch falsche Vorstellungen auf – so vermeiden wir Enttäuschungen.“
Im herannahenden Winter kann sie sich um organisatorische Dinge kümmern. „Wir können für neue Veranstaltungen konzeptionell arbeiten und auch das neue Raubtierhaus – mit Tigern, vorbereiten. Wir kümmern uns um Hintergründe – wie das Jagdverhalten und Bedrohungsstatus im natürlichen Lebensraum und bringen es anschaulich rüber – Infotafeln und Beschilderung sind ein weiteres Tätigkeitsfeld von Julia. Wer sich fragt, was für Tiger es sein werden, das steht noch nicht fest, „natürlich gibt es Wünsche“ träumt sie lachend, aber noch ist nichts entschieden. Neue Tiere kommen über ein kostenloses Austauschnetzwerk unter den Zoos in die jeweiligen Städte – so auch nach Cottbus.
Die Zeit ist verflogen, am Ende schaffen wir es noch rechtzeitig zur Elefantenfütterung, auch das eine Premiere für mich. Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch und die Einblicke in die Arbeit einer Zooschullehrerin. Bei so viel Freude an der Arbeit kann man Julia nur wünschen, dass viele Lehrer die Chance nutzen oder auch jede andere Gruppe oder Feierlichkeit, die einen Abstecher in den Cottbuser Tierpark machen. Möglichkeiten etwas zu lernen und sich dabei doch zu erholen gibt es hier viele.
Zwei wichtige Termine hat sie für uns noch parat:
Am 31.10.2013 wird es etwas Neues geben. Der Tierpark hat auch im Winter etwas Besonderes – Anpassung der Tierwelt an die Jahreszeit, sie zeigen ein anderes Verhalten. Dafür hat sie eine Herbstführung zum Thema „Uhr umgestellt. Winterzeit für die Tiere“ anvisiert. Sie wird morgens um 10 Uhr stattfinden. Zeitnah gibt es weitere Infos dazu.
Ein echtes Highlight kommt nächstes Jahr auf den Tierpark zu. Am 1. Juni 2014 feiert die Einrichtung seinen 60. Geburtstag. Auch hier werden weitere Infos folgen.
Bisherige Artikel über die Revierausflüge:
Abendessen bei den Kattas – eine neue Veranstaltungsreihe im Cottbuser Tierpark
Ein Sommerabend im Elefantenrevier – begeisterte Besucher im Tierpark Cottbus
Fotos: Benjamin Andriske
oben: Hat ihren Traumjob gefunden. Julia Nitsche (li.) erklärt Evelyn Ullrich (re.) die Tierwelt im Cottbuser Tierpark
unten: Elefantenfütterung um 14:30
Diesen Sommer gab es vier öffentliche Revierführungen durch den größten Zoo Brandenburgs. Noch etwas spärlich besucht, waren die Affen die erste Station. Im Nachhinein ist Julia Nitsche ist selbstkritisch: „Das haben wir zu kurzfristig angekündigt. Es war neu für die Leute. Aber diejenigen die am Spaziergang ins Affenrevier teilgenommen haben, waren sehr interessiert.“ Drei weitere Führungen folgten, zu den Huftieren, Vögeln und natürlich den Elefanten. Letztere war sehr schnell nach Bekanntwerden ausverkauft. Die Besucher der Premierensaison waren begeistert, da man in kleinen Gruppen in die Tierwelt eintauchen und Dinge aus Sicht der Tierpfleger erfahren konnte. Gerade die Vogel- und Huftierreviere, welche sonst nicht so im Fokus stehen, hat vielen sehr gut gefallen.
Der Auftakt war vielversprechend und wir haben diese Tierparkoffensive zum Anlass genommen, mit der Person dahinter zu sprechen. Julia Nitsche ist als Zooschullehrerin seit Dezember letzten Jahres beim Cottbuser Tierpark angestellt und hat diese Veranstaltungen aus der Taufe gehoben. Da ich den Begriff Zooschullehrerin zum ersten Mal hörte, begann unser Gespräch mit einer Aufklärung. Es ist kein Ausbildungsberuf oder Studienabschluss. Sie hat Biologie studiert und sich für Tiere interessiert, die Bezeichnung ist die Berufsbezeichnung für die Tätigkeit im Cottbuser Tierpark. „Mein Traum war es einmal in einem Zoo zu arbeiten, am liebsten als Zooschullehrerin. Deshalb habe ich mich auch deutschlandweit in den Zoos beworben. Dass Cottbus in der Nähe von Berlin liegt, ist nur das Sahnehäubchen.“ sagt die gebürtige Berlinerin. Sie war auch schon in Cottbus, dass sie stellenweise sogar an Berlin erinnert. „Hier ist natürlich alles viel kleiner, aber ich habe mich eingelebt.“
Sie räumt gleich mit einem weiteren Klischee über Tierparks und Zoos auf, für die es keine definierte Trennung gibt, wie ich lerne. Es ist eher historisch gewachsen oder es wird ein Alleinstellungsmerkmal gesucht und der Name dafür verwendet. Im Englischen spricht man nur von „Zoos“. „Früher war der Zoo nur zur Schaustellung von Tieren da. Jetzt ist das breiter gefächert. Wir haben hier vier Hauptaufgaben. Erholung, Forschung, Artenschutz und Bildung.“ Für letzteres wurde sie eingestellt. „Tierparks haben sich weiterentwickelt, Tiere sollen den Menschen näher gebracht werden, Hintergründe, Verhalten und Lebensräume vermittelt und verständlich dargestellt werden. Schließlich kann sich nicht jeder eine Reise nach Afrika oder Asien leisten.“. “Außerdem schützen Menschen in den meisten Fällen nur das, was sie kennen.“ ergänzt sie, „Zoos helfen uns, in den eigentlichen Verbreitungsgebieten den Artenschutz zu fördern und das Verständnis für bedrohte Tierarten zu erzeugen.“
Studiert hat sie in Frankfurt am Main und dann ein Jahr an der Nordsee in Friedrichskoog in einer Seehundstation gearbeitet. Dahin wollte sie eigentlich schon direkt nach der Schule für ein freiwilliges ökologisches Jahr. Das hatte nicht geklappt, aber über Praktikas im Studium angelte sie sich die Stelle dennoch.
Nun gehört zu einer Lehrerin auch eine Schule. Die gibt es schon lange in Cottbus, aber mir war bisher nicht bewusst, dass es auch Zooschulen gibt. Julia erklärt: „Eine Zooschule ist vielfältig. Von Wanderungen und Führungen durch den Tierpark bis hin zu integriertem Unterricht für die Schulen ist alles möglich. Ersteres wird schon gut genutzt, bei der Unterrichtsintegration wünscht sie sich noch mehr Zuspruch durch Lehrer und Schulklassen. „Ich hätte gedacht, dass mehr Schulen mit dem Wunsch kommen, den Biologieunterricht in den Tierpark zu verlagern.“ merkt sie an, wobei gleich mitschwingt, dass sie den Ausbau der öffentlichen Wahrnehmung an Schulen, weit oben auf ihrer Liste stehen hat. „Wir hatten letztens das Thema „Die Einführung in den Biologieunterricht“ einer 5. Klasse, das war sehr interessant.“ erinnert sie sich. Lehrer können sich auf der Homepage Ideen für Themen holen, aber auch gern Unterrichtsthemen vorschlagen – Ein inspirierendes Beispiel hat sie auch parat: „Ein Lehrer kam beim Thema “Wirbeltiere und wirbellose Tiere” auf mich zu. Sie haben es in der Schule vorbereitet, so hatten die Schüler eine Vorahnung und konnten am bei dem Ausflug glänzen. Als ich dann ein paar Fragen gestellt habe waren die Kinder stolz, dass sie mir antworten können und schon etwas wussten.“
Auch die Zusammenarbeit mit Institutionen und Trägern will sie weiter stärken. Der NABU zum Beispiel war beim Zootag und hat sich dem Thema Weißstorch angenommen. „Der Branitzer Park liegt direkt nebenan. Ich kann mir vorstellen, dass wir da etwas machen.“
„Das Rad muss auch nicht jedes Mal neu erfunden werden. Ich setze die Arbeit meiner Vorgängerin fort. Ganz natürlich ist es dabei, dass man aus der eigenen Erfahrung heraus vielleicht neue Schwerpunkte setzt. Ein Tierpark muss sich verändern, sonst geht es nicht weiter“. Bei den vielfältigen Aufgaben steht ihr Evelyn Ullrich aus Augsburg zur Seite. Die 19-jährige absolviert derzeit ein freiwilliges ökologisches Jahr in Cottbus. Sie möchte herausfinden, ob der Bereich etwas für später ist. Sie will auch Biologie studieren und Julia begrüßt ihr Engagement. „Man ist bei meiner Tätigkeit nicht so nah an den Tieren wie vielleicht ein Tierpfleger. Da kommen auch falsche Vorstellungen auf – so vermeiden wir Enttäuschungen.“
Im herannahenden Winter kann sie sich um organisatorische Dinge kümmern. „Wir können für neue Veranstaltungen konzeptionell arbeiten und auch das neue Raubtierhaus – mit Tigern, vorbereiten. Wir kümmern uns um Hintergründe – wie das Jagdverhalten und Bedrohungsstatus im natürlichen Lebensraum und bringen es anschaulich rüber – Infotafeln und Beschilderung sind ein weiteres Tätigkeitsfeld von Julia. Wer sich fragt, was für Tiger es sein werden, das steht noch nicht fest, „natürlich gibt es Wünsche“ träumt sie lachend, aber noch ist nichts entschieden. Neue Tiere kommen über ein kostenloses Austauschnetzwerk unter den Zoos in die jeweiligen Städte – so auch nach Cottbus.
Die Zeit ist verflogen, am Ende schaffen wir es noch rechtzeitig zur Elefantenfütterung, auch das eine Premiere für mich. Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch und die Einblicke in die Arbeit einer Zooschullehrerin. Bei so viel Freude an der Arbeit kann man Julia nur wünschen, dass viele Lehrer die Chance nutzen oder auch jede andere Gruppe oder Feierlichkeit, die einen Abstecher in den Cottbuser Tierpark machen. Möglichkeiten etwas zu lernen und sich dabei doch zu erholen gibt es hier viele.
Zwei wichtige Termine hat sie für uns noch parat:
Am 31.10.2013 wird es etwas Neues geben. Der Tierpark hat auch im Winter etwas Besonderes – Anpassung der Tierwelt an die Jahreszeit, sie zeigen ein anderes Verhalten. Dafür hat sie eine Herbstführung zum Thema „Uhr umgestellt. Winterzeit für die Tiere“ anvisiert. Sie wird morgens um 10 Uhr stattfinden. Zeitnah gibt es weitere Infos dazu.
Ein echtes Highlight kommt nächstes Jahr auf den Tierpark zu. Am 1. Juni 2014 feiert die Einrichtung seinen 60. Geburtstag. Auch hier werden weitere Infos folgen.
Bisherige Artikel über die Revierausflüge:
Abendessen bei den Kattas – eine neue Veranstaltungsreihe im Cottbuser Tierpark
Ein Sommerabend im Elefantenrevier – begeisterte Besucher im Tierpark Cottbus
Fotos: Benjamin Andriske
oben: Hat ihren Traumjob gefunden. Julia Nitsche (li.) erklärt Evelyn Ullrich (re.) die Tierwelt im Cottbuser Tierpark
unten: Elefantenfütterung um 14:30
Diesen Sommer gab es vier öffentliche Revierführungen durch den größten Zoo Brandenburgs. Noch etwas spärlich besucht, waren die Affen die erste Station. Im Nachhinein ist Julia Nitsche ist selbstkritisch: „Das haben wir zu kurzfristig angekündigt. Es war neu für die Leute. Aber diejenigen die am Spaziergang ins Affenrevier teilgenommen haben, waren sehr interessiert.“ Drei weitere Führungen folgten, zu den Huftieren, Vögeln und natürlich den Elefanten. Letztere war sehr schnell nach Bekanntwerden ausverkauft. Die Besucher der Premierensaison waren begeistert, da man in kleinen Gruppen in die Tierwelt eintauchen und Dinge aus Sicht der Tierpfleger erfahren konnte. Gerade die Vogel- und Huftierreviere, welche sonst nicht so im Fokus stehen, hat vielen sehr gut gefallen.
Der Auftakt war vielversprechend und wir haben diese Tierparkoffensive zum Anlass genommen, mit der Person dahinter zu sprechen. Julia Nitsche ist als Zooschullehrerin seit Dezember letzten Jahres beim Cottbuser Tierpark angestellt und hat diese Veranstaltungen aus der Taufe gehoben. Da ich den Begriff Zooschullehrerin zum ersten Mal hörte, begann unser Gespräch mit einer Aufklärung. Es ist kein Ausbildungsberuf oder Studienabschluss. Sie hat Biologie studiert und sich für Tiere interessiert, die Bezeichnung ist die Berufsbezeichnung für die Tätigkeit im Cottbuser Tierpark. „Mein Traum war es einmal in einem Zoo zu arbeiten, am liebsten als Zooschullehrerin. Deshalb habe ich mich auch deutschlandweit in den Zoos beworben. Dass Cottbus in der Nähe von Berlin liegt, ist nur das Sahnehäubchen.“ sagt die gebürtige Berlinerin. Sie war auch schon in Cottbus, dass sie stellenweise sogar an Berlin erinnert. „Hier ist natürlich alles viel kleiner, aber ich habe mich eingelebt.“
Sie räumt gleich mit einem weiteren Klischee über Tierparks und Zoos auf, für die es keine definierte Trennung gibt, wie ich lerne. Es ist eher historisch gewachsen oder es wird ein Alleinstellungsmerkmal gesucht und der Name dafür verwendet. Im Englischen spricht man nur von „Zoos“. „Früher war der Zoo nur zur Schaustellung von Tieren da. Jetzt ist das breiter gefächert. Wir haben hier vier Hauptaufgaben. Erholung, Forschung, Artenschutz und Bildung.“ Für letzteres wurde sie eingestellt. „Tierparks haben sich weiterentwickelt, Tiere sollen den Menschen näher gebracht werden, Hintergründe, Verhalten und Lebensräume vermittelt und verständlich dargestellt werden. Schließlich kann sich nicht jeder eine Reise nach Afrika oder Asien leisten.“. “Außerdem schützen Menschen in den meisten Fällen nur das, was sie kennen.“ ergänzt sie, „Zoos helfen uns, in den eigentlichen Verbreitungsgebieten den Artenschutz zu fördern und das Verständnis für bedrohte Tierarten zu erzeugen.“
Studiert hat sie in Frankfurt am Main und dann ein Jahr an der Nordsee in Friedrichskoog in einer Seehundstation gearbeitet. Dahin wollte sie eigentlich schon direkt nach der Schule für ein freiwilliges ökologisches Jahr. Das hatte nicht geklappt, aber über Praktikas im Studium angelte sie sich die Stelle dennoch.
Nun gehört zu einer Lehrerin auch eine Schule. Die gibt es schon lange in Cottbus, aber mir war bisher nicht bewusst, dass es auch Zooschulen gibt. Julia erklärt: „Eine Zooschule ist vielfältig. Von Wanderungen und Führungen durch den Tierpark bis hin zu integriertem Unterricht für die Schulen ist alles möglich. Ersteres wird schon gut genutzt, bei der Unterrichtsintegration wünscht sie sich noch mehr Zuspruch durch Lehrer und Schulklassen. „Ich hätte gedacht, dass mehr Schulen mit dem Wunsch kommen, den Biologieunterricht in den Tierpark zu verlagern.“ merkt sie an, wobei gleich mitschwingt, dass sie den Ausbau der öffentlichen Wahrnehmung an Schulen, weit oben auf ihrer Liste stehen hat. „Wir hatten letztens das Thema „Die Einführung in den Biologieunterricht“ einer 5. Klasse, das war sehr interessant.“ erinnert sie sich. Lehrer können sich auf der Homepage Ideen für Themen holen, aber auch gern Unterrichtsthemen vorschlagen – Ein inspirierendes Beispiel hat sie auch parat: „Ein Lehrer kam beim Thema “Wirbeltiere und wirbellose Tiere” auf mich zu. Sie haben es in der Schule vorbereitet, so hatten die Schüler eine Vorahnung und konnten am bei dem Ausflug glänzen. Als ich dann ein paar Fragen gestellt habe waren die Kinder stolz, dass sie mir antworten können und schon etwas wussten.“
Auch die Zusammenarbeit mit Institutionen und Trägern will sie weiter stärken. Der NABU zum Beispiel war beim Zootag und hat sich dem Thema Weißstorch angenommen. „Der Branitzer Park liegt direkt nebenan. Ich kann mir vorstellen, dass wir da etwas machen.“
„Das Rad muss auch nicht jedes Mal neu erfunden werden. Ich setze die Arbeit meiner Vorgängerin fort. Ganz natürlich ist es dabei, dass man aus der eigenen Erfahrung heraus vielleicht neue Schwerpunkte setzt. Ein Tierpark muss sich verändern, sonst geht es nicht weiter“. Bei den vielfältigen Aufgaben steht ihr Evelyn Ullrich aus Augsburg zur Seite. Die 19-jährige absolviert derzeit ein freiwilliges ökologisches Jahr in Cottbus. Sie möchte herausfinden, ob der Bereich etwas für später ist. Sie will auch Biologie studieren und Julia begrüßt ihr Engagement. „Man ist bei meiner Tätigkeit nicht so nah an den Tieren wie vielleicht ein Tierpfleger. Da kommen auch falsche Vorstellungen auf – so vermeiden wir Enttäuschungen.“
Im herannahenden Winter kann sie sich um organisatorische Dinge kümmern. „Wir können für neue Veranstaltungen konzeptionell arbeiten und auch das neue Raubtierhaus – mit Tigern, vorbereiten. Wir kümmern uns um Hintergründe – wie das Jagdverhalten und Bedrohungsstatus im natürlichen Lebensraum und bringen es anschaulich rüber – Infotafeln und Beschilderung sind ein weiteres Tätigkeitsfeld von Julia. Wer sich fragt, was für Tiger es sein werden, das steht noch nicht fest, „natürlich gibt es Wünsche“ träumt sie lachend, aber noch ist nichts entschieden. Neue Tiere kommen über ein kostenloses Austauschnetzwerk unter den Zoos in die jeweiligen Städte – so auch nach Cottbus.
Die Zeit ist verflogen, am Ende schaffen wir es noch rechtzeitig zur Elefantenfütterung, auch das eine Premiere für mich. Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch und die Einblicke in die Arbeit einer Zooschullehrerin. Bei so viel Freude an der Arbeit kann man Julia nur wünschen, dass viele Lehrer die Chance nutzen oder auch jede andere Gruppe oder Feierlichkeit, die einen Abstecher in den Cottbuser Tierpark machen. Möglichkeiten etwas zu lernen und sich dabei doch zu erholen gibt es hier viele.
Zwei wichtige Termine hat sie für uns noch parat:
Am 31.10.2013 wird es etwas Neues geben. Der Tierpark hat auch im Winter etwas Besonderes – Anpassung der Tierwelt an die Jahreszeit, sie zeigen ein anderes Verhalten. Dafür hat sie eine Herbstführung zum Thema „Uhr umgestellt. Winterzeit für die Tiere“ anvisiert. Sie wird morgens um 10 Uhr stattfinden. Zeitnah gibt es weitere Infos dazu.
Ein echtes Highlight kommt nächstes Jahr auf den Tierpark zu. Am 1. Juni 2014 feiert die Einrichtung seinen 60. Geburtstag. Auch hier werden weitere Infos folgen.
Bisherige Artikel über die Revierausflüge:
Abendessen bei den Kattas – eine neue Veranstaltungsreihe im Cottbuser Tierpark
Ein Sommerabend im Elefantenrevier – begeisterte Besucher im Tierpark Cottbus
Fotos: Benjamin Andriske
oben: Hat ihren Traumjob gefunden. Julia Nitsche (li.) erklärt Evelyn Ullrich (re.) die Tierwelt im Cottbuser Tierpark
unten: Elefantenfütterung um 14:30