Berndt Weiße, Dezernent für Jugend, Kultur und Soziales stellte aktuelle Zahlen zur Unterbringung von Asylbewerbern in Cottbus vor. Dabei ging er gleich in die Offensive und entschuldigte sich für die späte Kommunikation im Bezug auf die Thomas-Müntzer Straße (Sandow) und die Zuschka in Schmellwitz. In Sandow sollen Ende Juli/Anfang August bis zu 40 Flüchtlinge (Familien mit Kindern und Alleinerziehende mit Kindern) im Aufgang der Hausnummern 9 und 10 untergebracht werden. Mit einem Brief informierte die Stadt die Einwohner vergangenen Freitag, in den sozialen Medien wurde daraufhin teils heftig diskutiert. Das Haus gehört der GWC und die Stadt Cottbus ist Mieter für das Internat des Max-Steenbeck-Gymnasiums. Der Bedarf an Internatsplätzen ist in den letzten Jahren kontinuierlich zurück gegangen, so dass die zwölf Wohnungen nun für die Flüchtlinge genutzt werden sollen. Die Aufgänge 7 und 8 bleiben Internatswohnungen. “In Schmellwitz haben wir es verpasst rechtzeitig das Umfeld zu informieren, erst als die Möbelwagen vor der Tür standen, ist es den Nachbarn aufgefallen und wir bekamen Anrufe” sagt Maren Dieckmann, vom Amt für Soziales in Cottbus. Die jweiligen Bürgervereine sind eingeschalten und kümmern sich um den Dialog.
Jedoch stellt sie auch klar, “wir werden nicht wegen einzelnen Wohnungen jedes Mal die Nachbarschaft informieren, da wir keine Stigmatisierung der Menschen oder ein Anprangern wollen, sie sollen möglichst normal leben können. Schließlich gibt es zum Beispiel bei SGB II Empfängern keine Ansagen an die Nachbarschaft. Es sind genauso Menschen, die in Ruhe leben wollen.”. Dennoch will die Stadt bei der Anmietung ganzer Aufgänge künftig rechtzeitig Informationen an die Nachbarschaft verteilen, um rechtzeitig zu informieren. Maren Dieckmann erzählt auch von Erfahrungen bisheriger Unterbringungen: “Natürlich ist es ein Unterschied, wenn in einem Aufgang bisher nur noch drei Wohnungen belegt waren und plötzlich wieder das volle Leben herrscht. Die Menschen haben sich an die Ruhe gewöhnt. In den Plattenbauten hört man nunmal mehr, Türen klappen, im Treppenhaus ist etwas los und so weiter. Aber das wäre bei gewöhnlichen neuen Mietern genauso. Da hatten wir ein paar Rückmeldungen und haben mit den Menschen gesprochen. Sie haben sich aber wie gesagt wegen Lärm generell beschwert, als über die Menschen die da jetzt wohnen.”
Obwohl viel in den sozialen Netzwerken diskutiert wurde, hat weder das Sozialamt noch Herr Weiße bisher eine Anfrage von Bürgern zur Thomas-Müntzer-Straße erhalten. “Wir haben im Brief das Angebot gemacht, bei Fragen anzurufen, davon wurde bisher nicht gebrauch gemacht (Stand Dienstag 13 Uhr). Auch eine Bürgerversammlung spielt in den Überlegungen von Weiße eine Rolle, hierfür wird mit dem Bürgerverein Sandow zusammengearbeitet. Weiße äußerte sich deutlich zu Hetzen gegen Asylbewerber, “Menschen die helfen wollen und es bereits tun, äußern sich meist nicht oder sehr selten. Nur die Unzufriedenen, die dadurch die scheinbare Mehrheit bilden, zeigen ihren Unmut öffentlich.”
Der Blick auf die Zahlen zeigt, das Cottbus bis Jahresende mit weiteren Aufnahmen rechnet. Derzeit gibt es 263 Plätze in der Gemeinschaftsunterkunft Hegelstraße und 89 dezentrale Wohnungen. Bis Ende 2015 sollen weitere Aufgänge in Sachsendorf ertüchtigt werden, um die Zahl um mindestens 70 zu erhöhen, auch die Anmietung weiterer 70 Plätze in Übergangswohnungen ist vorgesehen. Das Ziel ist die Schaffung von insgesamt 350 zusätzlichen Plätzen bis zum Jahresende. “Das ist eine Herausforderung, die wir erst teilweise gelöst haben, aber wir arbeiten daran.” so Weiße.
Von aktuell 426 Asylbewerbern leben 261 in der Gemeinschaftsunterkunft, 36 in städtischen dezentralen Übergangswohnungen und bei 129 ist der Status soweit geklärt, dass sie bereits eigene Mietverträge abschließen konnten. Die Asylbewerber werden durch Hilfsorganisationen wie den Maltesern betreut und zum Beispiel bei Amtsgängen unterstützt. Auch die Regine-Hildebrandt-Grundschule und die Sachsendorfer Oberschule spüren den Anstieg von Flüchtlingen. In den Schulen gibt es Deutschkurse für die Kinder, etwa 60 lernen gerade in der Grundschule. Dabei sind die Kurse für Erwachsene der Knackpunkt. “Derzeit gibt es keine neuen Förderprogramme für Deutschkurse” räumt Weiße ein, da sind wir auf ehrenamtliche Unterstützung angewiesen. Die Freiwilligenagentur kümmert sich um die Organisation, Interessierte können sich dort melden (Zielona-Gora-Straße 16, 03048 Cottbus; 0355 4888663). Auch die Universität unterstützt die Flüchtlinge über das akademische Auslandsamt, seit Jahren ist der Anteil internationaler Studierender bei etwa 20%. Im Vergleich dazu leben in Cottbus etwa 4% Ausländer, wobei der Anteil der BTU schon inbegriffen ist.