Eine Diktatur ist ein Staat, in dem jeder tun darf, was er tun muss (Kalenderspruch am Eingang zur Bunten Bühne Lübbenau)
Stärke durch Disziplin – Stärke durch Gemeinschaft. Diese Grußformel zieht sich durch die Vorführung, ergänzt durch eine Armbewegung in Form einer Welle. Unterschiede zwischen Einzelnen werden verwischt, alle sind gleichgeschaltet. Der Versager und Träumer ist plötzlich mittendrin, sein Konkurrent, der Klassenprimus, steht gleichberechtigt neben ihm. Gemeinsinn macht stark. Nach außen dokumentiert durch gleichmachende Uniformen und Symbole.
Wie schnell sich eine Bewegung verselbstständigen kann, wird in dem Bühnenstück „Die Welle“ nach einer Vorlage von Reinhold Tritt gezeigt.
Regisseurin Sylvia Burza: „Wir haben uns an die Originaltexte gehalten, wie es das Urheberecht vorsieht. Vorgänge und Bühnenbild sind aber frei wählbar, und die haben wir unseren Bedingungen angepasst.“ Dazu gehört auch das die Bewegung verbindende Symbol einer Welle. Sylvia Burza hat dies dargestellt in Form eines Haifischzahnes, der alles mitreißt. Schwarz auf Gelb – allgemein stehend für eine Warnung oder Bedrohung. Es ist aber auch ein Signal genau für jene, die weiter denken und die Gefahr sehen. Wie für die Schülerin Laurie (Mandy Förster). Als Redakteurin der Schülerzeitung versucht sie zu warnen – und wird dafür gemobbt und körperlich bedroht.
Angefangen hat alles als harmloses Experiment: Geschichtslehrer Ben Ross (Matthias Greupner) will seinen Schülern zeigen, wie es gelingt, Menschen zu manipulieren und gedanken- und kritiklos für eine Sache zu vereinnahmen. Das Gewollte gelingt außerordentlich gut. So gut, dass der Lehrer keine Kontrolle mehr hat, die Bewegung überrollt auch ihn.
Die Laiendarsteller vom Theaterjugendclub des KultuRegio e.V. sind nach der Premierenvorstellung selbst überrascht von ihrem Erfolg. „Wir haben uns bei der Suche nach einem Stück für Die Welle entschieden, weil es zu unserem jugendlichen Alter passt. Wir sind selbst auf der Suche nach dem Sinn unseres Lebens und können dabei leicht irren oder gar verführt werden“, so Mandy Förster nach der Vorstellung. Wie sie sind Marvin Belaschk, Hannes Lipinski, David Kuhn, Tony Kulok, Anne-Lena Rössel, Andre Thorhauer, Ulrike Schulze und Jenny Natusch alles Laiendarsteller mit unterschiedlich langer Erfahrung im Theaterjugendclub. „Das Stück und das Spielen haben mir was fürs Leben gegeben“, erzählt Ulrike Schulze. Die 17-jährige Calauerin: „Manipulation ist immer möglich. Ich werde mich nicht so leicht für eine Sache vereinnahmen lassen.“ David Kuhn (15): „Ich habe mich schon immer für Geschichte interessiert und will mal Erzieher werden. Das Stück hat mir bei meiner Berufswahl geholfen.“ Auch Hannes Lipinski sieht das so: „Ich will mal in die soziale Richtung, vielleicht Streetworker werden.“ Nach dem nicht enden wollenden Schlussapplaus im ausgebuchten Saal der Bunten Bühne bedankten sich die Schüler bei ihrer Mentorin und Schauspiellehrerin Sylvia Burza mit Blumen und einem Erinnerungsbild. Sylvia Burza hat schon in Eisenach und Cottbus Inszenierungen erarbeitet und erfolgreich aufgeführt. Matthias Greupner: „Wir haben mit wenig Mitteln ein großes Stück gespielt. Die Arbeit mit solch engagierten Laiendarstellern war eine besondere Freude und Herausforderung für mich.“
Zuschauerin Anne Wieprecht bringt auf den Punkt, was in den Gängen zu hören war: „Ein Gänsehautstück! Die Jugendlichen haben gespielt, wie Profis. So etwas gehört auch auf große Bühnen!“
Die Aufführung wurde möglich durch Zuwendungen der Landesregierung (Tolerantes Brandenburg), mit Unterstützung durch den KultuRegio e.V. und durch die Stadt Lübbenau.
Freie Plätze nur noch in der Vorstellung 21.08.13 vorhanden, Eintritt frei.
Peter Becker/01.06.13