Zukunftswerkstatt bringt Projekte für Flüchtlingspatenschaften und Jugendkultur auf den Weg
37 Teilnehmer – unter anderem von Schulen, Kitas, Jugendeinrichtungen, Vereinen, Verbänden, aus Stadtverwaltung und Stadtverordnetenversammlung sowie der evangelischen und katholischen Kirche – haben am vergangenen Wochenende in einer Zukunftswerkstatt im „Bergschlösschen“ eine Vision von ihrer Heimatstadt im Jahr 2050 entwickelt. In dieser gar nicht so fernen Zukunft soll Spremberg nach ihrer Vorstellung als eine Stadt bekannt sein, die von der Vielfalt der Generationen, Ethnien und Religionen profitiert, ein tolerantes und freundliches Miteinander pflegt, die lokale Wirtschaft unterstützt, Extremismus keinen Raum gibt, aber Gäste und neue Einwohner herzlich willkommen heißt – kurz: eine Stadt, in der man gern lebt und arbeitet.
Dieses Bild von Spremberg soll aber nicht nur eine schöne Vision bleiben. Nach Abschluss der Zukunftswerkstatt blieben fünf konkrete Projekte, mit denen die Teilnehmer dem Ziel ein Stück näher kommen wollen. Dabei wollen sie möglichst viele Unterstützer in ihrer Stadt einbeziehen und auf bereits vorhandene funktionierende Strukturen aufbauen.
„Die meisten Spremberger sind freundliche und aufgeschlossene Menschen, die sich für ihre Stadt engagieren. Aber die Außenwahrnehmung von Spremberg ist oft noch eine andere, weil wir uns meist auf unseren eigenen abgegrenzten Verantwortungsbereich beschränken und kein gemeinsames Ziel vertreten“, sagt Christine Herntier, Sprembergs Bürgermeisterin und Mitglied des „Erweiterten Runden Tisches für Ausländer gegen Gewalt“, der die Idee zur Zukunftswerkstatt hatte. „Das ist sicher seit langem das erste Mal gewesen, dass so viele Einwohner – junge und ältere, mit verschiedenen Erfahrungen und aus verschiedenen Tätigkeitsbereichen – ganz offen miteinander ins Gespräch darüber gekommen sind, wie sie sich ihre Heimatstadt wünschen und was sie hier nicht haben wollen: rechte Gewalt oder Parolen zum Beispiel, Vorurteile auf Stammtischniveau oder die Ausgrenzung von Menschen wegen ihrer Herkunft oder ihrem sozialen Status.“
Der Dialog über das Spremberg der Zukunft soll fortgesetzt werden. Eines der Projekte, die im Ergebnis der Werkstatt entstanden, will Raum für regelmäßige Begegnungen der Generationen schaffen. Diese könnte es schon bald monatlich an jeweils wechselnden öffentlichen Orten in Spremberg geben. Eine weitere Projektgruppe will sich mit der Bündelung von Erfahrung, Kompetenz und Kräften verschiedener sozialer Einrichtungen in einem Netzwerk beschäftigen, aus dem heraus ehrenamtliche Patenschaften von Spremberger Bürgern für Flüchtlinge aus anderen Ländern entstehen könnten.
Das Projekt „Kulturschock“ schließlich steht für den Versuch, der Stadt unter Einbeziehung all ihrer Potentiale ein deutlich vielseitigeres und schärferes kulturelles Profil zu geben. Dabei soll der bewusste Blick über den Tellerrand auf die Erfahrungen anderer Städte helfen.
Ein ganz konkretes Ziel hat sich eine Gruppe Spremberger Jugendlicher während der Werkstatt gesetzt. Weil sie finden, dass es zu wenige jugendgemäße Angebote in ihrer Stadt gibt, wollen sie nun selbst Räume dafür erobern und ausfüllen. So könnte es mit ihrem Engagement bereits zum Heimatfest 2016 eine Jugendbühne geben, auf der junge Bands aus der Stadt und der Region zeigen, was sie können. Außerdem wollen sie mit Hilfe des Bergschlösschen-Teams einen Graffiti-Workshop organisieren, um das kreative Potential ihrer Generation zu beweisen und – die Zustimmung der Stadtverordneten vorausgesetzt – vielleicht einige der tristen Flächen im öffentlichen Raum in farbenfrohe Hingucker zu verwandeln. Es waren übrigens nicht die Jugendlichen sondern mehrere andere Werkstattteilnehmer, denen dabei spontan die kahlen Betonwände am neuen Busbahnhof und die Mauer des Bürgergartens einfielen.
„Null Toleranz für Gewalt an der Schule“ ist der Arbeitstitel des fünften Projekts, das durch die Zukunftswerkstatt angeregt wurde. Es soll Lehrern und Schülern Unterstützung zum offenen und konsequenten Umgang mit diesem Thema geben, das von physischer Gewalt auf dem Schulhof bis zum Cybermobbing reichen kann.
Quelle & Foto: Stadt Spremberg