Von einem Fenster aus ihrer Wohnung kann Gisela Müller sehen, wenn ihr Mann von einer Kahnfahrt zurück kommt. Bald bringt sie dann das Essen auf den Tisch, denn vom Lübbenauer Hafen bis zur Schneidemühle, ihrer Wohnung, sind es nur ein paar Minuten für ihren Achim, wie sie ihn nennt. Manchmal war es auch umgekehrt, denn auch Gisela ist als Kahnfährfrau früher oft im Einsatz gewesen. Joachim Müller, der immer noch aktive Fährmann, erkennt dann bei solchen Beobachtungen schon von weitem auch seine Kollegen an ihrer typischen Haltung auf dem Kahn: „Da wir in einer geregelten Reihenfolge abfahren, weiß ich dann, das ich der nächste gewesen wäre. Aber manchmal macht mir eben die Gesundheit doch schon etwas zu schaffen und ich pausiere dann ab und zu.“
Im Winter aber geht Giselas Blick mehr aus dem Küchenfenster, über den Hof. Dort werkelt ihr Mann dann in einer Garage und baut wieder einmal an einem Stoßschlitten, neben dem Spreewaldkahn ein weiteres typisches Fortbewegungsmittel der Spreewälder. Meist muss sie öfter zum Essen rufen, denn ihr Mann vergisst über seiner geliebten Beschäftigung dann oft Raum und Zeit. „Was soll ich machen? Ich muss immer was zu tun haben, sonst roste ich ein. Der Doktor hat gesagt, dass beim Nichtstun plötzlich alles weh tun wird – und davor habe ich heute schon Angst“, meint lächelnd der 1939 in Küstrin Geborene.
Vater Erich Müller, ein Postangestellter, musste mit seiner Familie 1945 den geliebten Heimatort an der Oder verlassen und fand in Reetz eine neue Bleibe für Frau Gertrud und die vier Kinder. Dort ging Achim acht Jahre zur Schule und nahm dann als Vierzehnjähriger eine Arbeit im Sägewerk Wiesenburg auf. „Ich konnte mir gleich nicht vorstellen, dass ich eine solche schwere Arbeit ein Leben lang machen soll und habe mich auch immer umgeschaut.“ Der Ruf zur damaligen Bereitschaftspolizei kam ihm da sehr gelegen, die ihn schon mit 17,5 Jahren aufnahm. In Krugau und später in Cottbus fand er seine ersten Dienstorte. „Und sollte ich mal einem hübschen Mädchen begegnen, schlage ich zu“, ließ er seine Eltern wissen, die ihm alles Gute auf seinem Weg wünschten. Bald ergab sich die Gelegenheit zum „Zuschlagen“: Gisela wartete mit ihren Mitschülern einer Lübbener 10. Klasse auf den Bus, der sie alle zu einer Besichtigung des Neuhausener Flugplatzes bringen sollte. Was nicht kam, war der Bus, dafür aber ein Armee-Lkw, der für das ausgefallene Fahrzeug ersatzweise geschickt wurde. Unter den begleitenden Soldaten – Joachim Müller. Auf dem Flugplatz flirteten die Mädchen lieber mit den jungen Männern, als den Ausführungen der Verantwortlichen der Gesellschaft für Sport und Technik, einer vormilitärischen Organisation in der damaligen DDR, zuzuhören. Gisela fand Gefallen an dem schmucken Beifahrer Achim – und der an ihr. Die Hochzeit folgte 1959, drei Kinder wurden geboren und eine Wohnung in Lübbenau gefunden. Achim Müller war dort Revierpolizist im Torbogenhaus und ging später in das Kraftwerk als Bekohlungsmaschinist. Aber nur im Winter; im Sommer wurde praktisch hauptberuflich Kahn gefahren, denn das hatte er sich bald nach seiner Ankunft in Lübbenau angeeignet und durch Schulungen und Lehrgänge gefestigt. „Für mich gibt es nichts Schöneres, als den Gästen unseren schönen Spreewald zu zeigen. Und ich freue mich dann immer besonders, wenn ich bei ihnen ankomme und sie sich bei mir für die schöne Fahrt bedanken.“ Der Tätigkeit im Kraftwerk folgte dann eine Arbeit beim damaligen Rat der Stadt Lübbenau im Bereich Erholungswesen. Nun war er dem Spreewald noch näher. „Wir haben mit Feierabendbrigaden – was anderes gab es ja gar nicht- Brücken instand gesetzt. Dabei hatte ich einmal einen Unfall, der mir heute noch manchmal Alpträume beschert: Beim Arbeiten mit der Kettensäge an einer Brückenbohle bekam ich einen Rückschlag und flog ins Wasser. Als ich auftauchte lief über meinem Kopf noch die Säge – das hätte schlimm enden können“, erinnert er sich heute noch an diesen denkwürdigen Winterabend. Mit dem Fahrrad ging es in den Nässe triefenden kalten schweren Sachen schnell nach Hause, in die heiße Badewanne.
Das Unglück machte auch vor Gisela nicht halt, denn sie verlor einmal mit dem Wäschekorb auf der Treppe das Gleichgewicht und zog sich eine Wirbelsäulenverletzung zu. „Das Sitzen ist immer noch schmerzhaft für mich, aber das Kahn staken tut mir gut.“ Mit den Söhnen Bernd und Torsten gab es zumindest zeitweise vier Fährleute in der Familie und viele Gespräche drehten sich um diese Tätigkeit und die damit verbundenen Tageserlebnisse.
Achim Müller regte an, auch im Winter den Gästen mehr zu bieten: „Es gibt im Sommer Paddelbootverleih – warum soll es im Winter nicht einen Schlittenverleih geben?“ Er beschaffte sich Unterlagen und nahm an alten Stoßschlitten Maß, um möglichst originalgetreue Schlitten zu bauen. Das Handwerkliche hatte er sich schon in jungen Jahren im Sägewerk angeeignet, deshalb fiel es ihm nicht besonders schwer, solche Gefährte auf die Kufen zu stellen. Anders als der gewöhnliche Schlitten, ist der Stoßschlitten für Fahrten auf Eis geeignet und hat daher schmale und Metallkufen. Er wird vor sich her geschoben (gestoßen), meist von einem kräftigen Mann, während die Gattin in Decken gehüllt im Schlitten Platz nimmt. Solch einen Verleih richtete Achim Müller an der Schneidemühle ein. Wo sonst im Kahnschuppen Kähne dümpelten, stehen dann die sechs Schlitten auf dem Eis, bereit zum Vermieten. „Aber bevor ich das tue, teste ich ausgiebig das Eis. Ich gehe erst mal selbst ein ganzes Stück und hacke dann ein Eisloch, um die Dicke festzustellen. Schließlich möchte ich ja nicht, dass mir Gäste und Schlitten im Wasser verschwinden. Dennoch kann auch ich keine Garantien geben, denn der Spreewald hat seine eigenen Gesetze: Wo dickes Eis ist, kann an der nächsten Biegung das Eis sehr dünn sein. Im Idealfall ist dann manchmal gar kein Eis, das wird aber dann wenigstens oft und rechtzeitig genug wahrgenommen.“
Beide stehen an diesen Wintertagen immer mal wieder an ihrem Wohnzimmerfenster und schauen auf die Spree, auf der sich mal eine dünne Eisdecke bildet, mal etwas Schnee aufliegt oder gerade mal wieder alles aufgetaut ist. „Wenn es nach uns geht, kann der Winter nicht streng genug sein. Dann trägt das Eis sicher und unsere Schlitten kommen zum Einsatz – sehr zur Freude unserer treuen Berliner Stammkundschaft.“
Von einem Fenster aus ihrer Wohnung kann Gisela Müller sehen, wenn ihr Mann von einer Kahnfahrt zurück kommt. Bald bringt sie dann das Essen auf den Tisch, denn vom Lübbenauer Hafen bis zur Schneidemühle, ihrer Wohnung, sind es nur ein paar Minuten für ihren Achim, wie sie ihn nennt. Manchmal war es auch umgekehrt, denn auch Gisela ist als Kahnfährfrau früher oft im Einsatz gewesen. Joachim Müller, der immer noch aktive Fährmann, erkennt dann bei solchen Beobachtungen schon von weitem auch seine Kollegen an ihrer typischen Haltung auf dem Kahn: „Da wir in einer geregelten Reihenfolge abfahren, weiß ich dann, das ich der nächste gewesen wäre. Aber manchmal macht mir eben die Gesundheit doch schon etwas zu schaffen und ich pausiere dann ab und zu.“
Im Winter aber geht Giselas Blick mehr aus dem Küchenfenster, über den Hof. Dort werkelt ihr Mann dann in einer Garage und baut wieder einmal an einem Stoßschlitten, neben dem Spreewaldkahn ein weiteres typisches Fortbewegungsmittel der Spreewälder. Meist muss sie öfter zum Essen rufen, denn ihr Mann vergisst über seiner geliebten Beschäftigung dann oft Raum und Zeit. „Was soll ich machen? Ich muss immer was zu tun haben, sonst roste ich ein. Der Doktor hat gesagt, dass beim Nichtstun plötzlich alles weh tun wird – und davor habe ich heute schon Angst“, meint lächelnd der 1939 in Küstrin Geborene.
Vater Erich Müller, ein Postangestellter, musste mit seiner Familie 1945 den geliebten Heimatort an der Oder verlassen und fand in Reetz eine neue Bleibe für Frau Gertrud und die vier Kinder. Dort ging Achim acht Jahre zur Schule und nahm dann als Vierzehnjähriger eine Arbeit im Sägewerk Wiesenburg auf. „Ich konnte mir gleich nicht vorstellen, dass ich eine solche schwere Arbeit ein Leben lang machen soll und habe mich auch immer umgeschaut.“ Der Ruf zur damaligen Bereitschaftspolizei kam ihm da sehr gelegen, die ihn schon mit 17,5 Jahren aufnahm. In Krugau und später in Cottbus fand er seine ersten Dienstorte. „Und sollte ich mal einem hübschen Mädchen begegnen, schlage ich zu“, ließ er seine Eltern wissen, die ihm alles Gute auf seinem Weg wünschten. Bald ergab sich die Gelegenheit zum „Zuschlagen“: Gisela wartete mit ihren Mitschülern einer Lübbener 10. Klasse auf den Bus, der sie alle zu einer Besichtigung des Neuhausener Flugplatzes bringen sollte. Was nicht kam, war der Bus, dafür aber ein Armee-Lkw, der für das ausgefallene Fahrzeug ersatzweise geschickt wurde. Unter den begleitenden Soldaten – Joachim Müller. Auf dem Flugplatz flirteten die Mädchen lieber mit den jungen Männern, als den Ausführungen der Verantwortlichen der Gesellschaft für Sport und Technik, einer vormilitärischen Organisation in der damaligen DDR, zuzuhören. Gisela fand Gefallen an dem schmucken Beifahrer Achim – und der an ihr. Die Hochzeit folgte 1959, drei Kinder wurden geboren und eine Wohnung in Lübbenau gefunden. Achim Müller war dort Revierpolizist im Torbogenhaus und ging später in das Kraftwerk als Bekohlungsmaschinist. Aber nur im Winter; im Sommer wurde praktisch hauptberuflich Kahn gefahren, denn das hatte er sich bald nach seiner Ankunft in Lübbenau angeeignet und durch Schulungen und Lehrgänge gefestigt. „Für mich gibt es nichts Schöneres, als den Gästen unseren schönen Spreewald zu zeigen. Und ich freue mich dann immer besonders, wenn ich bei ihnen ankomme und sie sich bei mir für die schöne Fahrt bedanken.“ Der Tätigkeit im Kraftwerk folgte dann eine Arbeit beim damaligen Rat der Stadt Lübbenau im Bereich Erholungswesen. Nun war er dem Spreewald noch näher. „Wir haben mit Feierabendbrigaden – was anderes gab es ja gar nicht- Brücken instand gesetzt. Dabei hatte ich einmal einen Unfall, der mir heute noch manchmal Alpträume beschert: Beim Arbeiten mit der Kettensäge an einer Brückenbohle bekam ich einen Rückschlag und flog ins Wasser. Als ich auftauchte lief über meinem Kopf noch die Säge – das hätte schlimm enden können“, erinnert er sich heute noch an diesen denkwürdigen Winterabend. Mit dem Fahrrad ging es in den Nässe triefenden kalten schweren Sachen schnell nach Hause, in die heiße Badewanne.
Das Unglück machte auch vor Gisela nicht halt, denn sie verlor einmal mit dem Wäschekorb auf der Treppe das Gleichgewicht und zog sich eine Wirbelsäulenverletzung zu. „Das Sitzen ist immer noch schmerzhaft für mich, aber das Kahn staken tut mir gut.“ Mit den Söhnen Bernd und Torsten gab es zumindest zeitweise vier Fährleute in der Familie und viele Gespräche drehten sich um diese Tätigkeit und die damit verbundenen Tageserlebnisse.
Achim Müller regte an, auch im Winter den Gästen mehr zu bieten: „Es gibt im Sommer Paddelbootverleih – warum soll es im Winter nicht einen Schlittenverleih geben?“ Er beschaffte sich Unterlagen und nahm an alten Stoßschlitten Maß, um möglichst originalgetreue Schlitten zu bauen. Das Handwerkliche hatte er sich schon in jungen Jahren im Sägewerk angeeignet, deshalb fiel es ihm nicht besonders schwer, solche Gefährte auf die Kufen zu stellen. Anders als der gewöhnliche Schlitten, ist der Stoßschlitten für Fahrten auf Eis geeignet und hat daher schmale und Metallkufen. Er wird vor sich her geschoben (gestoßen), meist von einem kräftigen Mann, während die Gattin in Decken gehüllt im Schlitten Platz nimmt. Solch einen Verleih richtete Achim Müller an der Schneidemühle ein. Wo sonst im Kahnschuppen Kähne dümpelten, stehen dann die sechs Schlitten auf dem Eis, bereit zum Vermieten. „Aber bevor ich das tue, teste ich ausgiebig das Eis. Ich gehe erst mal selbst ein ganzes Stück und hacke dann ein Eisloch, um die Dicke festzustellen. Schließlich möchte ich ja nicht, dass mir Gäste und Schlitten im Wasser verschwinden. Dennoch kann auch ich keine Garantien geben, denn der Spreewald hat seine eigenen Gesetze: Wo dickes Eis ist, kann an der nächsten Biegung das Eis sehr dünn sein. Im Idealfall ist dann manchmal gar kein Eis, das wird aber dann wenigstens oft und rechtzeitig genug wahrgenommen.“
Beide stehen an diesen Wintertagen immer mal wieder an ihrem Wohnzimmerfenster und schauen auf die Spree, auf der sich mal eine dünne Eisdecke bildet, mal etwas Schnee aufliegt oder gerade mal wieder alles aufgetaut ist. „Wenn es nach uns geht, kann der Winter nicht streng genug sein. Dann trägt das Eis sicher und unsere Schlitten kommen zum Einsatz – sehr zur Freude unserer treuen Berliner Stammkundschaft.“
Von einem Fenster aus ihrer Wohnung kann Gisela Müller sehen, wenn ihr Mann von einer Kahnfahrt zurück kommt. Bald bringt sie dann das Essen auf den Tisch, denn vom Lübbenauer Hafen bis zur Schneidemühle, ihrer Wohnung, sind es nur ein paar Minuten für ihren Achim, wie sie ihn nennt. Manchmal war es auch umgekehrt, denn auch Gisela ist als Kahnfährfrau früher oft im Einsatz gewesen. Joachim Müller, der immer noch aktive Fährmann, erkennt dann bei solchen Beobachtungen schon von weitem auch seine Kollegen an ihrer typischen Haltung auf dem Kahn: „Da wir in einer geregelten Reihenfolge abfahren, weiß ich dann, das ich der nächste gewesen wäre. Aber manchmal macht mir eben die Gesundheit doch schon etwas zu schaffen und ich pausiere dann ab und zu.“
Im Winter aber geht Giselas Blick mehr aus dem Küchenfenster, über den Hof. Dort werkelt ihr Mann dann in einer Garage und baut wieder einmal an einem Stoßschlitten, neben dem Spreewaldkahn ein weiteres typisches Fortbewegungsmittel der Spreewälder. Meist muss sie öfter zum Essen rufen, denn ihr Mann vergisst über seiner geliebten Beschäftigung dann oft Raum und Zeit. „Was soll ich machen? Ich muss immer was zu tun haben, sonst roste ich ein. Der Doktor hat gesagt, dass beim Nichtstun plötzlich alles weh tun wird – und davor habe ich heute schon Angst“, meint lächelnd der 1939 in Küstrin Geborene.
Vater Erich Müller, ein Postangestellter, musste mit seiner Familie 1945 den geliebten Heimatort an der Oder verlassen und fand in Reetz eine neue Bleibe für Frau Gertrud und die vier Kinder. Dort ging Achim acht Jahre zur Schule und nahm dann als Vierzehnjähriger eine Arbeit im Sägewerk Wiesenburg auf. „Ich konnte mir gleich nicht vorstellen, dass ich eine solche schwere Arbeit ein Leben lang machen soll und habe mich auch immer umgeschaut.“ Der Ruf zur damaligen Bereitschaftspolizei kam ihm da sehr gelegen, die ihn schon mit 17,5 Jahren aufnahm. In Krugau und später in Cottbus fand er seine ersten Dienstorte. „Und sollte ich mal einem hübschen Mädchen begegnen, schlage ich zu“, ließ er seine Eltern wissen, die ihm alles Gute auf seinem Weg wünschten. Bald ergab sich die Gelegenheit zum „Zuschlagen“: Gisela wartete mit ihren Mitschülern einer Lübbener 10. Klasse auf den Bus, der sie alle zu einer Besichtigung des Neuhausener Flugplatzes bringen sollte. Was nicht kam, war der Bus, dafür aber ein Armee-Lkw, der für das ausgefallene Fahrzeug ersatzweise geschickt wurde. Unter den begleitenden Soldaten – Joachim Müller. Auf dem Flugplatz flirteten die Mädchen lieber mit den jungen Männern, als den Ausführungen der Verantwortlichen der Gesellschaft für Sport und Technik, einer vormilitärischen Organisation in der damaligen DDR, zuzuhören. Gisela fand Gefallen an dem schmucken Beifahrer Achim – und der an ihr. Die Hochzeit folgte 1959, drei Kinder wurden geboren und eine Wohnung in Lübbenau gefunden. Achim Müller war dort Revierpolizist im Torbogenhaus und ging später in das Kraftwerk als Bekohlungsmaschinist. Aber nur im Winter; im Sommer wurde praktisch hauptberuflich Kahn gefahren, denn das hatte er sich bald nach seiner Ankunft in Lübbenau angeeignet und durch Schulungen und Lehrgänge gefestigt. „Für mich gibt es nichts Schöneres, als den Gästen unseren schönen Spreewald zu zeigen. Und ich freue mich dann immer besonders, wenn ich bei ihnen ankomme und sie sich bei mir für die schöne Fahrt bedanken.“ Der Tätigkeit im Kraftwerk folgte dann eine Arbeit beim damaligen Rat der Stadt Lübbenau im Bereich Erholungswesen. Nun war er dem Spreewald noch näher. „Wir haben mit Feierabendbrigaden – was anderes gab es ja gar nicht- Brücken instand gesetzt. Dabei hatte ich einmal einen Unfall, der mir heute noch manchmal Alpträume beschert: Beim Arbeiten mit der Kettensäge an einer Brückenbohle bekam ich einen Rückschlag und flog ins Wasser. Als ich auftauchte lief über meinem Kopf noch die Säge – das hätte schlimm enden können“, erinnert er sich heute noch an diesen denkwürdigen Winterabend. Mit dem Fahrrad ging es in den Nässe triefenden kalten schweren Sachen schnell nach Hause, in die heiße Badewanne.
Das Unglück machte auch vor Gisela nicht halt, denn sie verlor einmal mit dem Wäschekorb auf der Treppe das Gleichgewicht und zog sich eine Wirbelsäulenverletzung zu. „Das Sitzen ist immer noch schmerzhaft für mich, aber das Kahn staken tut mir gut.“ Mit den Söhnen Bernd und Torsten gab es zumindest zeitweise vier Fährleute in der Familie und viele Gespräche drehten sich um diese Tätigkeit und die damit verbundenen Tageserlebnisse.
Achim Müller regte an, auch im Winter den Gästen mehr zu bieten: „Es gibt im Sommer Paddelbootverleih – warum soll es im Winter nicht einen Schlittenverleih geben?“ Er beschaffte sich Unterlagen und nahm an alten Stoßschlitten Maß, um möglichst originalgetreue Schlitten zu bauen. Das Handwerkliche hatte er sich schon in jungen Jahren im Sägewerk angeeignet, deshalb fiel es ihm nicht besonders schwer, solche Gefährte auf die Kufen zu stellen. Anders als der gewöhnliche Schlitten, ist der Stoßschlitten für Fahrten auf Eis geeignet und hat daher schmale und Metallkufen. Er wird vor sich her geschoben (gestoßen), meist von einem kräftigen Mann, während die Gattin in Decken gehüllt im Schlitten Platz nimmt. Solch einen Verleih richtete Achim Müller an der Schneidemühle ein. Wo sonst im Kahnschuppen Kähne dümpelten, stehen dann die sechs Schlitten auf dem Eis, bereit zum Vermieten. „Aber bevor ich das tue, teste ich ausgiebig das Eis. Ich gehe erst mal selbst ein ganzes Stück und hacke dann ein Eisloch, um die Dicke festzustellen. Schließlich möchte ich ja nicht, dass mir Gäste und Schlitten im Wasser verschwinden. Dennoch kann auch ich keine Garantien geben, denn der Spreewald hat seine eigenen Gesetze: Wo dickes Eis ist, kann an der nächsten Biegung das Eis sehr dünn sein. Im Idealfall ist dann manchmal gar kein Eis, das wird aber dann wenigstens oft und rechtzeitig genug wahrgenommen.“
Beide stehen an diesen Wintertagen immer mal wieder an ihrem Wohnzimmerfenster und schauen auf die Spree, auf der sich mal eine dünne Eisdecke bildet, mal etwas Schnee aufliegt oder gerade mal wieder alles aufgetaut ist. „Wenn es nach uns geht, kann der Winter nicht streng genug sein. Dann trägt das Eis sicher und unsere Schlitten kommen zum Einsatz – sehr zur Freude unserer treuen Berliner Stammkundschaft.“
Von einem Fenster aus ihrer Wohnung kann Gisela Müller sehen, wenn ihr Mann von einer Kahnfahrt zurück kommt. Bald bringt sie dann das Essen auf den Tisch, denn vom Lübbenauer Hafen bis zur Schneidemühle, ihrer Wohnung, sind es nur ein paar Minuten für ihren Achim, wie sie ihn nennt. Manchmal war es auch umgekehrt, denn auch Gisela ist als Kahnfährfrau früher oft im Einsatz gewesen. Joachim Müller, der immer noch aktive Fährmann, erkennt dann bei solchen Beobachtungen schon von weitem auch seine Kollegen an ihrer typischen Haltung auf dem Kahn: „Da wir in einer geregelten Reihenfolge abfahren, weiß ich dann, das ich der nächste gewesen wäre. Aber manchmal macht mir eben die Gesundheit doch schon etwas zu schaffen und ich pausiere dann ab und zu.“
Im Winter aber geht Giselas Blick mehr aus dem Küchenfenster, über den Hof. Dort werkelt ihr Mann dann in einer Garage und baut wieder einmal an einem Stoßschlitten, neben dem Spreewaldkahn ein weiteres typisches Fortbewegungsmittel der Spreewälder. Meist muss sie öfter zum Essen rufen, denn ihr Mann vergisst über seiner geliebten Beschäftigung dann oft Raum und Zeit. „Was soll ich machen? Ich muss immer was zu tun haben, sonst roste ich ein. Der Doktor hat gesagt, dass beim Nichtstun plötzlich alles weh tun wird – und davor habe ich heute schon Angst“, meint lächelnd der 1939 in Küstrin Geborene.
Vater Erich Müller, ein Postangestellter, musste mit seiner Familie 1945 den geliebten Heimatort an der Oder verlassen und fand in Reetz eine neue Bleibe für Frau Gertrud und die vier Kinder. Dort ging Achim acht Jahre zur Schule und nahm dann als Vierzehnjähriger eine Arbeit im Sägewerk Wiesenburg auf. „Ich konnte mir gleich nicht vorstellen, dass ich eine solche schwere Arbeit ein Leben lang machen soll und habe mich auch immer umgeschaut.“ Der Ruf zur damaligen Bereitschaftspolizei kam ihm da sehr gelegen, die ihn schon mit 17,5 Jahren aufnahm. In Krugau und später in Cottbus fand er seine ersten Dienstorte. „Und sollte ich mal einem hübschen Mädchen begegnen, schlage ich zu“, ließ er seine Eltern wissen, die ihm alles Gute auf seinem Weg wünschten. Bald ergab sich die Gelegenheit zum „Zuschlagen“: Gisela wartete mit ihren Mitschülern einer Lübbener 10. Klasse auf den Bus, der sie alle zu einer Besichtigung des Neuhausener Flugplatzes bringen sollte. Was nicht kam, war der Bus, dafür aber ein Armee-Lkw, der für das ausgefallene Fahrzeug ersatzweise geschickt wurde. Unter den begleitenden Soldaten – Joachim Müller. Auf dem Flugplatz flirteten die Mädchen lieber mit den jungen Männern, als den Ausführungen der Verantwortlichen der Gesellschaft für Sport und Technik, einer vormilitärischen Organisation in der damaligen DDR, zuzuhören. Gisela fand Gefallen an dem schmucken Beifahrer Achim – und der an ihr. Die Hochzeit folgte 1959, drei Kinder wurden geboren und eine Wohnung in Lübbenau gefunden. Achim Müller war dort Revierpolizist im Torbogenhaus und ging später in das Kraftwerk als Bekohlungsmaschinist. Aber nur im Winter; im Sommer wurde praktisch hauptberuflich Kahn gefahren, denn das hatte er sich bald nach seiner Ankunft in Lübbenau angeeignet und durch Schulungen und Lehrgänge gefestigt. „Für mich gibt es nichts Schöneres, als den Gästen unseren schönen Spreewald zu zeigen. Und ich freue mich dann immer besonders, wenn ich bei ihnen ankomme und sie sich bei mir für die schöne Fahrt bedanken.“ Der Tätigkeit im Kraftwerk folgte dann eine Arbeit beim damaligen Rat der Stadt Lübbenau im Bereich Erholungswesen. Nun war er dem Spreewald noch näher. „Wir haben mit Feierabendbrigaden – was anderes gab es ja gar nicht- Brücken instand gesetzt. Dabei hatte ich einmal einen Unfall, der mir heute noch manchmal Alpträume beschert: Beim Arbeiten mit der Kettensäge an einer Brückenbohle bekam ich einen Rückschlag und flog ins Wasser. Als ich auftauchte lief über meinem Kopf noch die Säge – das hätte schlimm enden können“, erinnert er sich heute noch an diesen denkwürdigen Winterabend. Mit dem Fahrrad ging es in den Nässe triefenden kalten schweren Sachen schnell nach Hause, in die heiße Badewanne.
Das Unglück machte auch vor Gisela nicht halt, denn sie verlor einmal mit dem Wäschekorb auf der Treppe das Gleichgewicht und zog sich eine Wirbelsäulenverletzung zu. „Das Sitzen ist immer noch schmerzhaft für mich, aber das Kahn staken tut mir gut.“ Mit den Söhnen Bernd und Torsten gab es zumindest zeitweise vier Fährleute in der Familie und viele Gespräche drehten sich um diese Tätigkeit und die damit verbundenen Tageserlebnisse.
Achim Müller regte an, auch im Winter den Gästen mehr zu bieten: „Es gibt im Sommer Paddelbootverleih – warum soll es im Winter nicht einen Schlittenverleih geben?“ Er beschaffte sich Unterlagen und nahm an alten Stoßschlitten Maß, um möglichst originalgetreue Schlitten zu bauen. Das Handwerkliche hatte er sich schon in jungen Jahren im Sägewerk angeeignet, deshalb fiel es ihm nicht besonders schwer, solche Gefährte auf die Kufen zu stellen. Anders als der gewöhnliche Schlitten, ist der Stoßschlitten für Fahrten auf Eis geeignet und hat daher schmale und Metallkufen. Er wird vor sich her geschoben (gestoßen), meist von einem kräftigen Mann, während die Gattin in Decken gehüllt im Schlitten Platz nimmt. Solch einen Verleih richtete Achim Müller an der Schneidemühle ein. Wo sonst im Kahnschuppen Kähne dümpelten, stehen dann die sechs Schlitten auf dem Eis, bereit zum Vermieten. „Aber bevor ich das tue, teste ich ausgiebig das Eis. Ich gehe erst mal selbst ein ganzes Stück und hacke dann ein Eisloch, um die Dicke festzustellen. Schließlich möchte ich ja nicht, dass mir Gäste und Schlitten im Wasser verschwinden. Dennoch kann auch ich keine Garantien geben, denn der Spreewald hat seine eigenen Gesetze: Wo dickes Eis ist, kann an der nächsten Biegung das Eis sehr dünn sein. Im Idealfall ist dann manchmal gar kein Eis, das wird aber dann wenigstens oft und rechtzeitig genug wahrgenommen.“
Beide stehen an diesen Wintertagen immer mal wieder an ihrem Wohnzimmerfenster und schauen auf die Spree, auf der sich mal eine dünne Eisdecke bildet, mal etwas Schnee aufliegt oder gerade mal wieder alles aufgetaut ist. „Wenn es nach uns geht, kann der Winter nicht streng genug sein. Dann trägt das Eis sicher und unsere Schlitten kommen zum Einsatz – sehr zur Freude unserer treuen Berliner Stammkundschaft.“