Vor allem Finsterwalder Jugend sehr aktiv – Stadt richtet Koordinationsstelle ein
Die Koordination von Hilfsangeboten, der gegenseitige Austausch und das Setzen eines Willkommenszeichens – das waren Anlässe für einen Workshop, zu dem Bürgermeister Jörg Gampe am 13. Januar in das Freizeitzentrum in Finsterwalde einlud. Mehr als 60 Teilnehmer, darunter Vertreter von Vereinen, Initiativen, den Kirchen, aber auch Privatpersonen waren gekommen, um ihre Hilfe anzubieten oder über ihre bislang erfolgten Aktionen zu berichten.
Das Eintreffen der ersten Flüchtlingsfamilien im Wohngebiet Flugplatz-Finsterwalde Schacksdorf am 18. Dezember löste bereits bei vielen Finsterwalder Initiativen und Privatpersonen eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Insbesondere der „Jugend mischt mit e.V.“ und die Initiatoren des Finsterwalder Bürgernetzwerkes haben beherzt gehandelt und die Flüchtlingsfamilien nicht nur mit ersten notwendigen Einrichtungsgegenständen ausgestattet, sondern auch ein Willkommensfest gefeiert und signalisiert, dass Finsterwalde bereit ist, Menschen aufzunehmen. Die Finsterwalder Tafel versorgt die Menschen drei Mal in der Woche mobil. Die Johanniter hatten unverzüglich ihre Hilfe angeboten und eine zentrale Sammelstelle für Kleider- und Sachspenden eingerichtet.
„Ich bin begeistert über so viel offenherzige Hilfsbereitschaft und die überwältigende Zahl der Teilnehmer an diesem Workshop, auch über die schnelle und unkomplizierte Hilfe, vor allem von unserer Jugend“, sagte Bürgermeister Jörg Gampe. „Angesichts dessen ist mir nicht bange, dass wir diese Aufgabe gemeinsam lösen können und den Menschen, die vor Not und Gewalt fliehen ein Zuhause bieten können, auch wenn es nur auf Zeit ist.“
Bei der Stadt Finsterwalde laufen die Fäden bei der Jugendkoordinatorin Antje Schulz zusammen. Sie wird künftig die Hilfsangebote koordinieren und Ansprechpartner für alle Fragen der Willkommenskultur zur Verfügung stehen.
Seit Ende Dezember leben sechs Familien mit Kindern im Kindergartenalter und zwei Einzelpersonen in dem Wohngebiet am Flugplatz. Die Menschen kommen aus der Russischen Föderation, aus Serbien und aus Syrien. Am 12. Januar sind 14 Männer aus Eritrea und eine Mutter mit ihrer Tochter aus Vietnam angereist. Die Flüchtlinge werden derzeit noch vor Ort von zwei Sozialarbeitern betreut. Sie leisten Fahrdienste und begleiten zu Arztbesuchen und Einkäufen.
Viele Hilfsideen sind im Rahmen der sehr sachlichen und konstruktiven Diskussion ausgesprochen und gesammelt worden. Als ein großes Hindernis ist mehrfach der Entfernung zwischen dem Wohngebiet und der Stadt mit allen wichtigen Einrichtungen benannt worden. Marina Beyer, Sozialamtsleiterin beim Landkreis Elbe-Elster, informierte darüber, dass es keine alternative Unterbringungsmöglichkeit gegeben hätte.
Die Entfernung erschwere das Recht auf Teilhabe an Kultur und Bildung und stehe einer Integration entgegen, argumentierte unter anderem Udo Linde von den Linken.
Die Mitarbeiter des Sozialamtes beteuerten, sich dieses Problems anzunehmen, ggf. auch finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.
Um einer Gruppe von den neuangekommenen Menschen die Sprachbarriere zu nehmen, leistet der 17-jährige Maik Dietrich aus Finsterwalde einen bemerkenswerten Dienst. In seiner Freizeit unterrichtet er Deutsch. „Ich bin selbst Kind von Spätaussiedlern. Meine Eltern kamen 1992 nach Finsterwalde und sie haben oft davon berichtet, wie schwer es für sie war. Nun freue ich mich, dass ich anderen helfen kann, den Start in Deutschland zu erleichtern“, sagt der Gymnasiast aus Finsterwalde, der zur Initiative „Finsterwalder zeigen Mitgefühl und Solidarität“ gehört und einmal wöchentlich bei den Johannitern Deutschunterricht gibt.
Axel Bremermann von der Regionalen Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie, der mit seiner Kollegin Viola Weinert im Süden Brandenburgs unterwegs ist, um Hilfestellung bei der Integration von Ausländern zu leisten, zeigte sich überwältigt von der Willkommenskultur in Finsterwalde. „So eine große Hilfsbereitschaft wie in Finsterwalde habe ich noch nicht erlebt. Vor allem die sehr mitmenschliche, aber dennoch sachliche und konstruktive Arbeitsweise der verschiedenen Initiativen haben mich sehr beeindruckt. Die Finsterwalder sind beispielgebend“, sagte er.
Aktivitäten, Ansprechpartner, Initiativen und Spendendaten auf einen Blick:
Stadt Finsterwalde
Bei der Stadt Finsterwalde laufen die Fäden bei Jugendkoordinatorin Antje Schulz zusammen. Telefon 03531 783 825 E-Mail: [email protected]
Finsterwalder Bürgernetzwerk
Das Finsterwalder Bürgernetzwerk, welches vorrangig auf Facebook aktiv ist, hat eine Initiative „Finsterwalder zeigen Mitgefühl und Solidarität“ gegründet, an der auch „Jugend mischt mit e.V.“ beteiligt ist. Diese jungen Menschen waren die ersten Helfer leisten derzeit den größten Anteil an Hilfe vor Ort. Ansprechpartner sind Lars Gerhardt oder Marco Müller.
E-Mail: [email protected]
Facebook: www.facebook.com/FinsterwalderFluechtlingshilfe
deren derzeitige Aktivitäten:
– Spendensammlungen
– Willkommens-Aktionen
– Professioneller Sprachkurs bei den Johannitern
– AG „Spielend Deutsch lernen“ für Groß und Klein
– Freizeitnachmittage für Kinder bei den Johannitern
– Friseurbesuche
– Stadtrundgang
Das nächste Gruppentreffen der Initiative findet am 19. Januar um 17 Uhr im Kellercafé statt.
Johanniter-Unfall-Hilfe
Bei der Johanniter-Unfall-Hilfe am Langen Damm können Sachspenden abgegeben werden. Außerdem stellt der Verein Räume für Sprachkurse und Spielenachmittage zur Verfügung.
Gebraucht werden:
– Bad-/Hygieneartikel
– Handarbeitswaren
– Schuhe
– Handtücher
– Sat-Reciever
– Satellitenschüssel
– Radio, TV
– Sprachlernhilfen
– Spielsachen
– Spielteppich
– Kuschelkissen- /decken
– Fahrräder
– Blumen und Pflanzen
– Winterkleidung für Herren
Sparkasse Elbe-Elster
Die Sparkasse Elbe-Elster stellt ein Spendentreuhandkonto zur Verfügung. Sie unterstützt darüber hinaus mit nötigen Anschaffungen, die nicht über Spenden eingehen.
Spendenkonto bei der Sparkasse Elbe-Elster
Initiative Flüchtlingshilfe THK
Konto: 1201098153
BLZ: 18051000
IBAN: DE76180510001201098153
BIC: WELADED1EES
Hilfe bieten auch an: die Gemeindevertreter der Gemeinde Lichterfeld-Schacksdorf, Caritasverband der Diözese e.V., der Jugendmigrationsdienst des Diakonischen Werkes Lübben, die evangelische und die katholische Kirchengemeinden in Finsterwalde.
Ein Familienvater aus Syrien zeigt den Helfern seine Heimat auf der Karte.
Mehr als 60 Teilnehmer beim Workshop zur Flüchtlingshilfe in Finsterwalde.
Quelle & Fotos: Stadt Finsterwalde