Bevor ein Film im Fernsehen ausgestrahlt oder im Kino gespielt werden kann, muss er gedreht werden. Ganz klar. Dass aber so einem Dreh eine oft sehr lange und intensive Vorbereitungsphase vorausgeht, daran denkt man meistens nicht. Aber was genau muss eigentlich alles erledigt werden, bevor der Regisseur sein “Action!” gibt?
Ganz zu Beginn einer Entwicklung eines Films muss eine Idee stehen. Was soll es für ein Film werden? Was soll überhaupt erzählt werden. Wenn diese Entscheidung gefallen ist, dann wird eine Geschichte entwickelt, das ist im Allgemeinen der Job von einem Drehbuchautor. Oft geschieht das in Zusammenarbeit mit dem Regisseur und dem Produzenten, aber es gibt auch Ausnahmen, wo der Regisseur selbst schreibt. Wie bei “DIE KUNST DES VERLIERENS”.
Wenn dann schließlich ein Drehbuch steht, muss die Vorproduktion beginnen. Das heißt, alles, was nun im Drehbuch steht, muss für eine Umsetzung vorbereitet werden. In dieser spannenden Phase der Produktion eines Films müssen nun verschiedene Sachen gleichzeitig passieren:
Falls das bis zu diesem Zeitpunkt nicht passiert ist, braucht man einen Produzenten, der die Organisation in die Hand nimmt. Auch ein Regisseur – wenn er noch nicht da ist, muss gefunden werden. Der Regisseur ist der kreative Leiter eines Film, der Produzent der wirtschaftliche. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Produktion und Regie – diesen Departments, wie man sagt – ist äußerst wichtig.
Für den Film muss man dann fähige und passende Schauspieler finden, die bereit sind, eine Rolle zu übernehmen. Die sucht man oft über ein Casting. Außerdem muss man Orte finden, an denen man den Film drehen kann – sogenannte Locations. Nicht immer kann man in einem Studio drehen, viel dreht man an Originalschauplätzen, extra eingerichteten Räumlichkeiten, oder auch auf öffentlichen Plätzen, wie zum Beispiel auf der Straße.
Und man braucht eine Crew – eine Gruppe von Profis, die beim Dreh am Set dafür sorgen, dass dieser reibungslos abläuft, indem jeder seine kleine Aufgabe erfüllt. Das geht vom Setrunner, dem “Mädchen für alles” am Set, über den Caterer, der das Essen für alle macht, bis hin zum Kameramann und dem Regisseur, die jeweils ihr Department leiten und denen daher viele Positionen untergeordnet sind.
Und jede dieser Aufgaben, die in der Vorbereitung für den Dreh wichtig sind, hat einen riesigen organisatorischen Rattenschwanz, den die Produktion mit ihrem ganzen Departement und ihren Helferlein bewältigt.
Bei unserem Film “DIE KUNST DES VERLIERENS” ging es dann hier in Cottbus darum:
Es ist ein Diplomabschlussfilm der Filmakademie Ludwigsburg. David Voss hatte für sein Abschlussprojekt bereits Cottbus im Blick, denn seine Schwiegermutter ist in Cottbus geboren und deren Mutter wohnt nach wie vor in der Stadt. Holger Bergmann, Produktionsstudent an der Filmakademie, lernte er auf einem Filmfestival kennen und stellte ihm das Projekt vor. Da auch der Cottbuser seine Heimatstadt im Kopf hatte und beide über Drehortideen diskutierten, war schnell klar, dass der Film nur in der Lausitzer Metropole spielen kann.
Nun begann die Arbeit. Holger musste Locations suchen, unter anderem ein Haus mit “DDR-Feeling”. Kein einfaches Unterfangen im Jahr 2013, Zeitungsaufrufe und Wurfsendungen brachten nichts ein. Am Ende war es wie so oft ein persönliches Gespräch mit einer Bekannten, bei dem er eher beiläufig das Thema anschnitt und die Dinge ins Rollen kamen. Regisseur Voss und Kameramann Jan Prahl kamen mehrmals in die Stadt um sich Orte anzuschauen und einen Ablauf zu erstellen. So wurde es ein leerstehendes Haus in Kolkwitz – was sich als ziemlich perfekter Drehort für den Film herausstellte. Der Zufall kam auch Theaterschauspielerin Laura-Maria Hänsel zugute. Voss entdeckte die Hauptdarstellerin bei einem Besuch im Staatstheater.
Als studentisches Projekt ist das Budget sehr beschränkt und so musste Produzent Bergmann in seiner Heimatstadt Überzeugungsarbeit leisten, um den Dreh mit all den beschriebenen Dingen wie Verpflegung und Unterkünfte für die gesamte Crew, aber auch Transport und Manpower zu organisieren. Es fanden sich Freunde sowie Bekannte, Familie und Firmen, die sich bereit erklärten zu helfen. Heute am ersten Drehtag musste der Beweis angetreten werden, dass die vielen kleinen Zahnrädchen und ehrenamtliche Zeit ineinander greifen und der Dreh anläuft.
Und wenn dann die richtigen Schauspieler den richtigen Text können, die Kamera in der richtigen Position steht und alle organisatorischen Fragen geklärt sind und jedes Crew-Mitglied auf seiner Position steht, dann ist es Zeit fürs “Action” vom Regisseur. Nur, dass in Deutschland die Regisseure ihre Schauspieler nicht mit “action” zum Spiel auffordern, sondern mit “Bitte”.
1. DREHTAG von Amrei Kriener:
Und nun ist er geschafft unser erster Drehtag von zehn. Wir waren alle aufgeregt, wie der erste Tag wohl läuft, weil es immer spannend ist, ein neues, buntzusammengewürfeltes Team an einem neuen Projekt arbeiten zu lassen. Aber es hat gut funktioniert! Heute haben wir drei ganze Szenen in einer Innenlocation gedreht. So wenig – könnte man meinen. Aber beim Dreh einer Szene muss man beachten, dass man sie aus verschiedenen Perspektiven filmt, damit man sie im Schnitt später in der Postproduktion gut zusammenschneiden kann. Da dreht man dann eine Totale von einem Dialog, d.h. man fängt mit der Kamera das ganze Bild ein. Meist dreht man dann vom selben Dialog noch ein paar Nahaufnahmen, die, wie der Name schon sagt, sich den Schauspielern annähern. Und so kommt man schnell auf circa 20 Perspektiven – oder Einstellungen – am Tag, aus denen man seine drei Szenen filmen möchte. Und weil wir so fleißig waren und weil jeder in unserem Team heute einen guten Job gemacht hatte, sind wir sogar überpünktlich fertig geworden.
Wir freuen uns deshalb auf einen wunderschönen zweiten Drehtag – morgen geht’s raus auf die Straße und abends der zweite Teil “von der Idee zum Dreh”.
Text: Amrei Kriener und Benjamin Andriske
Fotos: David Windisch und Benjamin Andriske