Unabhängige Evaluation des Förderprogramms zeigt die positiven Wirkungen von rechtzeitiger Studien- und Berufsorientierung
Eine gezielte Studien- und Berufsorientierung, der Abbau von Hemmschwellen und die Ermutigung, die eigenen Talente zu entdecken sind effektive Bausteine, um Studierenden der ersten Generation den Weg an die Hochschule zu ebnen. Das sind die zentralen Ergebnisse der unabhängigen wissenschaftlichen Begleitung des STUDIENKOMPASS. Das gemeinnützige Programm wurde sieben Jahre lang mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung evaluiert. 2007 haben die Accenture-Stiftung, die Deutsche Bank Stiftung und die Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) den STUDIENKOMPASS gemeinsam ins Leben gerufen, um mehr Jugendliche aus nichtakademischen Familien für ein Studium zu begeistern.
Die gesellschaftliche Herausforderung hat sich in den letzten Jahren kaum verändert: Von 100 Akademiker-Kindern studieren in Deutschland 77, von 100 Kindern aus Familien ohne akademische Tradition aber nur 23 (20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks). Von 2.600 Jugendlichen, die seit 2007 am gemeinnützigen Förderprogramm STUDIENKOMPASS
teilnehmen und als Erste in ihrer Familie ein Studium aufnehmen möchten, schaffen hingegen über 90 Prozent den Sprung an die Uni. Genauso viele sind sich sicher, ihren Wunschstudienplatz gefunden zu haben und würden sich erneut für ihr Studienfach entscheiden.
„Der STUDIENKOMPASS zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie Jugendliche, für die ein Studium keine Selbstverständlichkeit ist, ermutigtwerden können, ihre Talente zu nutzen. Die guten Übergangsquoten der Teilnehmenden und die erfolgreiche Ausweitung des Programms belegen: Durch vereinte Anstrengungen von Stiftungen, Unternehmen und Verbänden sowie weiteren Unterstützern ist es möglich, mehr individuelle Chancengerechtigkeit in unserem Bildungssystem zu erreichen.
Ob Studium oder duale Berufsausbildung – viele Jugendliche können von fundierter Beratung und Begleitung bei der Berufswahl profitieren“, sagt Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung. Das Programm war 2007 in fünf Städten gestartet und ist mittlerweile in 30 Regionen bundesweit aktiv.
„Wir wollen den Jugendlichen Chancen eröffnen und auch dazu beitragen, in Zeiten des demographischen Wandels gut ausgebildeten Nachwuchs zu fördern. Die hohe Zufriedenheit der Teilnehmer mit der Programmgestaltung zeigt, dass es uns gelungen ist, die Jugendlichen konkret dort zu fördern, wo ihr Bildungsbedarf liegt. Mit einer sehr niedrigen Studienabbrecherquote ist der STUDIENKOMPASS auch ein Beispiel, wie man durch eine gezielte Unterstützung die Fachkräfte von morgen optimal auf einen erfolgreichen Hochschulabschluss vorbereitet“, erklären die Vertreter der STUDIENKOMPASS-Initiativpartner Ingo Kramer (Arbeitgeberpräsident und Vorstandsvorsitzender der Stiftung der Deutschen Wirtschaft), Frank Riemensperger (Vorstandssprecher der Accenture-Stiftung) und Dr. Clemens Börsig (Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bank Stiftung).
„Hochschulbildung ist immer noch eine Frage der sozialen Herkunft. Der STUDIENKOMPASS hat in den letzten Jahren m. E. vorbildhaft gezeigt, wie wir das mit wirksamen Mitteln verändern können. Das Programm sollte als außerordentlich gelungenes Beispiel für eine allgemeine Studien- und Berufsorientierung Modell stehen, denn es leistet einen wichtigen Beitrag, um die soziale Selektivität des Hochschulsystems endlich zu verringern und den Übergang aus den Schulen in die Hochschulen erfolgreich zu gestalten.
Den ersten Schritt dazu macht der STUDIENKOMPASS zurzeit mit dem flächendeckenden Transfer seiner Methoden an alle bayerischen Gymnasien“, ergänzt Prof. Dr. Dieter Timmermann, Präsident des Deutschen Studentenwerks und Mitglied des STUDIENKOMPASS-Beirats, der die Evaluation und ihre Zwischenergebnisse von Beginn an begleitete. Mit der Förderung der Jugendlichen in den letzten beiden Schuljahren und fortlaufend im ersten Jahr an der Hochschule hat sich der STUDIENKOMPASS als erstes Förderangebot in Deutschland auf ein übergreifendes Übergangsmanagement spezialisiert.
Der STUDIENKOMPASS wurde seit seinem Beginn 2007 bis zum Sommer 2014 von Rambøll Management Consulting mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unabhängig wissenschaftlich begleitet, um die Wirksamkeit und Umsetzung des Programms zu überprüfen. Eine Zusammenfassung des Evaluationsberichts findet sich auf www.studienkompass.de/evaluation
Fünf Kernaussagen des STUDIENKOMPASS-Evaluationsberichts
Der STUDIENKOMPASS zeigt modellhaft, welche Effekte eine langfristige und frühzeitige Studien- und Berufsorientierung hat.
1. Erstakademiker werden durch eine gezielte Förderung für die Aufnahme und den erfolgreichen Abschluss eines individuell passenden Studiums unterstützt.
2. Durch eine umfassende und frühzeitige Studienorientierung werden die Studienabbrecherquote deutlich reduziert sowie biografische Bildungsabbrüche und volkswirtschaftliche Kosten eingedämmt.
3. Eine intensive Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken ermöglicht Jugendlichen, sich ihrer persönlichen Ziele bewusst zu werden und mit Blick auf eine berufliche Zukunft das individuell passende Wunschstudium zu finden.
4. Die Unsicherheit von Jugendlichen aus Nichtakademikerfamilien, ob sie ein Studium schaffen können, kann durch Beratung und Information abgebaut werden. Auch Ängste vor hohen Kosten eines Studiums werden durch die Vorstellung von Finanzierungsmöglichkeiten genommen.
5. Die Methoden des STUDIENKOMPASS eignen sich auch als Grundlage für eine flächendeckende Verbesserung der Studien- und Berufsorientierung an Gymnasien. In Bayern wird dazu aktuell ein landesweites Transferprojekt umgesetzt.
Über die unabhängige wissenschaftliche Begleitung des STUDIENKOMPASS:
Erhebungsmethoden: Jährliche standardisierte Onlinebefragung (Monitoring) der STUDIENKOMPASS-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer sowie der Absolventinnen und Absolventen des Förderprogramms ein Jahr nach Ende der Förderung. Einmalige standardisierte Onlinebefragung aller bisherigen Absolventinnen und Absolventen des STUDIENKOMPASS mit Fokus auf der
Studienaufnahme und dem Verbleib im Studium (Verbleibsuntersuchung). Ergänzende qualitative Erhebungen, Gruppendiskussionen mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern, ehrenamtlichen Vertrauenspersonen und hauptamtlichen Regionalkoordinatorinnen des STUDIENKOMPASS.
Methodische Gesamtverantwortung und Durchführung: Rambøll Management Consulting
Der STUDIENKOMPASS und seine Partner Als gemeinsame Initiative der Accenture-Stiftung, der Deutsche Bank Stiftung und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft unterstützt der STUDIENKOMPASS mit vielen weiteren Partnern Schülerinnen und Schüler aus Familien ohne akademische Erfahrung bei der Aufnahme eines Studiums. Der Grund: Besonders Jugendliche, deren Eltern nicht studiert haben, finden auffallend selten den Weg an die Hochschule. Ziel des Förderprogramms ist es deshalb, Hemmschwellen für die Aufnahme eines Studiums abzubauen und bei der Studienwahl zu beraten.
STUDIENKOMPASS-Partner sind die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., die Heinz Nixdorf Stiftung, die Karl-Schlecht-Stiftung, die EWE AG, die aqtivator gemeinnützige GmbH, der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds, die Hans Hermann Voss-Stiftung, die Stiftung Rapsblüte, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die NORDMETALL-Stiftung, die RATIONAL AG, die Roche Diagnostics GmbH, die Bürgerstiftung Braunschweig, die Rheinische Stiftung für Bildung, Wissenschaft und berufliche Integration, die Dr. Egon und Hildegard Diener-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, die Karin Schöpf Stiftung, die Unternehmensverbände im Lande Bremen und das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF). Schirmherrin des Programms ist die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka.
Weitere Informationen unter www.studienkompass.de
Quelle: Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) gGmbH