Der zweite Tag der Anhörung zum geplanten Tagebau Welzow Süd II in den Cottbusser Messehallen endete mit einem Paukenschlag. Vattenfall und die Planungsbehörde GL (Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg) konnten nicht überzeugend darstellen, wie viel Kohle konkret unter dem deutsch-sorbischen Dorf Proschim liegt. Günter Jurischka aus dem von der Abbaggerung bedrohten Ort wies darauf hin, dass es Untersuchungen aus dem Jahr 1933 (Klein) und 1990 (Nowel) gibt, nach der sich eine Förderung nicht lohne. „Dennoch wolle Vattenfall den Ort einebnen, und zwar aus reinen Kostengründen“ kritisierte Jurischka.
Unterstützung erhielt der Proschimer vom Geschäftsführer des Bunds für Umwelt- und Naturschutz Brandenburg (BUND), Axel Kruschat. Die Angaben von Vattenfall zum angeblichen Kohlevorkommen unter Proschim sind von der Planungsbehörde nicht überprüft worden, obwohl dies notwendig ist um eine Abwägungsentscheidung treffen zu können. Pikant: selbst das zuständige Brandenburger Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe hat keinen Einblick in die Berechnungen von Vattenfall, wie Kruschat bei einem Besuch im Herbst 2013 feststellen musste. Einzig Informationen zu den Bohrkernen sollen vorliegen, die haben aber keine direkte Aussagekraft.
Aus der Alternativenprüfung der GL ergebe sich zudem, dass Proschim nicht zerstört werden muss, wenn auf die Versorgung der Brikettfabrik in Schwarze Pumpe aus Welzow-Süd II ab 2026 verzichtet wird, so BUND-Experte Axel Kruschat.
Dies würde für Vattenfall bedeuten, statt der Förderbrückentechnologie zur Gewinnung der Kohle Bagger einzusetzen. Kruschat stellte den Vergleich mit „Sense und Sichel“ an. Statt großflächig die Braunkohle abzuernten, müsste der Konzern die Kohle dann kostenintensiver aus der Erde holen, wenn Proschim erhalten bleibt. Daran habe der profitorientierte Konzern wohl kein Interesse, mutmaßt Jurischka.
„Es kann nicht sein, dass der Bergbaubetreiber einzig und allein Wissen darüber hat, wie viel Kohle denn nun wirklich unter Proschim liegt“, kritisierte Kruschat. Der BUND fordert die Planungsbehörde dazu auf, einen Beweis vorzulegen, dass es betriebswirtschaftlich nicht darstellbar ist, Proschim stehen zu lassen.
Nach Kruschat fehlt in der Alternativenprüfung eben diese betriebswirtschaftliche Analyse. „Es wird im Braunkohleplan gesagt, dass ein Verzicht auf Umsiedlungen zu teuer wäre. Es wird aber nirgends erwähnt wie hoch diese Kosten tatsächlich wären. Mit diesen unbestimmten Aussagen ist eine Abwägung zwischen Braunkohleabbau und einem schwerwiegenden Eingriff in die Grundrechte durch Enteignung und Umsiedlung nicht zu treffen“, so der BUND-Geschäftsführer.
Quelle: klima-allianz deutschland
Foto Archivbild
Finsterwalder stimmen für Holzhaus in Pechhütte & Marktplatz-Schutz
Die Finsterwalderinnen und Finsterwalder haben entschieden: Im Rahmen des Sängerstadtbudgets 2025 werden zwei Projekte umgesetzt, die das Stadtleben sicht- und...







