Der Regisseur Mario Holetzeck überrascht das Publikum des Senftenberger Theaters immer mit einer eigenen Sicht auf Klassiker. Das war im vergangenen Jahr so bei Schillers „Kabale und Liebe“ so und jetzt bei Goethes „Iphigenie auf Tauris“. Die Inszenierung erzählt klar und und erhellend das Leben der Iphigenie in der Vergangenheit und gegenwärtig auf der Insel Tauris. Sie ist eine Frau, die von den Herrschern gebraucht und missbraucht wurde. Sogar ihr eigener Vater Agamemnon opferte ihr Leben den Göttern für einen militärischen Erfolg. Die Göttin Diana will das Opfer nicht und schickt Iphigenie auf die Insel Tauris. Aber das weiß keiner. Deshalb rächt sie Mutter Klytaimnestra und bringt ihren Mann um. Der Bruder Iphigenie Orest rächt mit Hilfe der Schwester Elektra den Tod des Vaters und ermordet die Mutter.
Fortan wird bis zu seiner Erlösung von Furien gejagt. Diese Geschichte erlebt der Zuschauer hautnah in beklemmenden Videoeinstellungen, die von Anke Tornow geschaffen wurden. Die Videos sind wichtiger Bestandteil der Inszenierung, denn sie zeigen, was die Protagonisten in ihren Herzen bewegen. Das aussagekräftige Bühnenbild stammt von Linda Kowsky. Es sind nur rote Würfel. Sie stehen dicht beieinander oder weit entfernt. Auf ihnen liegen oder stehen die Spieler. Die Stellung der Würfel im Raum zeigt, wie die Figuren zueinanderstehen. Ob sie sich nahe sind, lieben oder hassen und auch wie sich ihr Verhältnis ändert. Auf der Insel erleben anfangs Iphigenie, Priesterin in Dianas Tempel (Marianne Helene Jordan, starkliebend, menschlich), König Thaos (Heinz Klevenow, ein verbrauchter Alter, der von der großen Liebe träumt) und der Vertraute des Königs Arkas (Daniel Borgwardt, karrieristisch , menschenfeindlich). Der König hat seien Sohn verloren und will Iphigenie heiraten, um mit ihr einen Sohn zu zeugen. Iphigenie sagt nein. Nun wird der König gemein und will sie erpressen.
„Wenn du nicht ja sagst, wird alte Brauch wieder eingeführt, jeder Fremde, der ans Ufer der Insel gespült wird, wird geopfert.“ Am Morgen wurde zwei Griechen aufgegriffen. Iphigenie trifft die Griechen und sieht, dass es ihr Bruder Orest (Robert Eder, ein Gejagter, nach Erlösung suchend) und sein Freund Pylades (Tom Bartels, ein selbstloser Freund) sind. Iphigenie kämpft um ihren Bruder, sie offenbart sich Thoas. Und weil er liebt, will er sie ziehen lassen zurück nach Griechenland. Aber der Egoist Arkas will das verhindern. Und es gibt wieder einen Mord. Warum ist es nicht möglich den Kreislauf von Hass und Rache durch Liebe und Vergebung zu durchbrechen? Die Antwort muss jeder selbst finden. Die Inszenierung von Mario Holetzeck ist ist bildgewaltig und erhellend. Es ist Erlebnis für alle Freunde der Theaterkunst.
Nächste Vorstellungen am 14. 10 und 31.10 Karten über www.theater-senftenberg.de
Foto: Steffen Rasche