„Wer Mulka nicht kennt, der hat die Welt verpennt!“: Der erwähnte Spruch wurde von Helmut Mulka höchstselbst kreiert. Er ist weniger vom Egoismus, als verweist vielmehr auf den übermäßigen Bekanntheitsgart des Häncheners hin. Auf den Inhaber seines Autohauses auch, aber weitaus mehr auf die Motorsportszene, in der dieser jetzt 90-jährige ein ganz wichtiger Teil war. So lohnt sich ein Blick in seine sportliche Laufbahn, war er doch über mehrere Jahrzehnte in zwei unterschiedlichen Disziplinen des Motorsports fest verbandelt.
Motorsportlegende aus Hänchen blickt zurück
Als 1967 einige technisch interessierte Leute aus Hänchen meinten, dass es gut wäre, doch einen Motorsportclub zu gründen, war Mulka eine der Triebfedern zur Gründung des MC Hänchen e.V., spontan wurde er als Vorsitzender der anfangs 34 Mitglieder. Elf Jahre führte er die Geschicke dieses Clubs, daneben startete er auf seiner Geländemaschine vom Typ MZ bei den Moto-Cross-Rennen im gesamten DDR-Gebiet. Sein Pendant „nebenan“ war Ernst Wolff in Drehna. Auch er hatte in seiner Heimat den „MC Fürstlich Drehna“, ebenfalls einen Motorrad-Club gegründet. Wo man begeistert davon war, dass man mit Mulka einen Motorsport-Experten in der „Nachbarschaft“ hatte, der häufig auch in Drehna die wichtige Position der Rennleiters übernahm.
Wolff war es schließlich auch, der den motorsportbegeisterten Mulka überredete, in ein Rennboot zu steigen. Motorbootrennsport war zu DDR-Zeiten absolut publikumswirksam. Die tollkühnen Männer in den einer Flunder-ähnlichen Booten konnten sich allerdings keinerlei offizieller Förderung erfreuen. „Gerade deshalb waren wir Fahrer aller Rennklassen ein wirklich kameradschaftliches Team. Technische Hinweise, aber auch Reparaturen oder Hilfen mit Ersatzteilen wurden gemeinsam auf den Rennplätzen erledigt, Neid und Egoismus gab es einfach nicht“, erinnert sich Jubilar Mulka.

Er hatte sich der „Königsklasse“, der Rennklasse „Boote mit Außenbordmotoren bis 500 ccm“, OC 500) verschrieben. Bekanntester Bootsbauer war seinerzeit der ebenfalls in dieser Klasse startende Bernhard Danisch: Der war es, der für die meisten Renner im In- und Ausland die Boote in Serie baute und der mit seinem 500er Boot und Nummer „7“ national, wie international erfolgreich war. Einer aber war ihm in einer Saison überlegen – Helmut Mulka. Der schnappte diesem Danisch 1975 den DDR-Meistertitel weg. Daneben gewann Mulka, der Mann mit der „60“ am Boot, der auch im DDR-Nationalmannschafsteam unterwegs war, zwei Vizemeistertitel und drei Mal Bronze in der Klasse OC 500.
„König“ des Motorbootrennsports in der DDR war der dreifache Weltmeister Bernd Beckhusen, der daneben unglaubliche 24mal DDR-Meister wurde. Wohl auch deshalb, weil „Becke“ einen großen Vorteil im Vergleich zur Konkurrenz besaß. Konnte sich der Berliner doch der finanziellen Unterstützung durch das Glühlampenwerk NARVA erfreuen.
Zu Mulkas Jubiläumsgeburtstags-Feier kam auch der Berliner in den Böhmischen Rasthof nach Hänchen. Um hier Vergleiche des damaligen Rennsports mit dem der Neuzeit anzustellen. „Bei uns stand die Hilfsbereitschaft und die Fairness auf dem Wasser an erster Stelle. Jeder hat dem Anderen, egal auf welch verwegenen Wegen der sich seine Motortechnik beschafft hatte, den Erfolg gegönnt. Und wir hatten immer tausende Zuschauer. Ob auf dem Kurs in Dessau, Brandenburg oder hier am Schwielochsee. Einen absoluten Höhepunkt kann sich Helmut Mulka auf die Fahnen schreiben. Zum Rennen 1975 auf dem Stausee, das er federführend organisiert hatte, kamen 55.000 Zuschauer“, erinnert sich der jetzt 85-jährige Beckhusen.
So versteht es sich von selbst, dass sich besonders die beiden, die früher mutig bei den Rennveranstaltungen über die Oberfläche der Flüsse und See jagten, am „Jubiläumstreff 90“ ganz viel zu erzählen hatten.
Text und Fotos: Georg Zielonkowski
Heute in der Lausitz – Unser täglicher Newsüberblick
Mehr Infos und News aus der Lausitzer und Südbrandenburger Region sowie Videos und Social-Media-Content von heute findet ihr in unserer Tagesübersicht –>> Hier zur Übersicht
Red. / Georg Zielonkowski







