Am Donnerstag jährte sich zum 210. Mal der Todestag von Corona Schröter, der vielseitigen Künstlerin an der Seite Johann Wolfgang von Goethes am Liebhabertheater in Weimar.
Aus diesem Anlass wurde an diesem Tag um 17 Uhr an der Stelle, an der sich in der ehemaligen Gubener Klosterstraße Nr. 12 (heute Gubin) ihr Geburtshaus befand, eine Gedenktafel eingeweiht.
Andreas Peter:
“Sehr geehrte, liebe Gäste, herzlich Willkommen an diesem schönen Tag in dieser immer schöner werdenden Europa- und Doppelstadt Guben und Gubin.
Spricht man von unserer Stadt, so bringen ihre Kenner und Liebhaber sie gern in Verbindung mit Persönlichkeiten, die in der deutschen und auch europäischen Geschichte einen wohlklingenden Namen haben. Aus der langen Reihe greife ich einige heraus: Alexander Tschirch der bedeutende Professor in Bern, die Astronomen Johann Gottfried Galle und Gottfried Kirch, der Industrielle William Cockerill, der Lutherfreund und Reformator von Guben Leonard Reiff, das langjährige Reichstagsmitglied Prinz Heinrich von Schönaich-Carolath oder Johann Christian Hüttner, der als einziger Deutscher die erste englische Gesandtschaft nach China begleitete. Paul von Hase, 1944 beteiligt am Attentat auf Hitler und dafür hingerichtet und schließlich Wilhelm Pieck als erster und einziger Präsident der DDR.
Es fällt schnell auf, dass diese Aufzählung, die sich leicht fortsetzen ließe, nur aus Männern besteht.
Umso schöner ist es, dass wir uns hier zusammengefunden haben, um eine Frau zu ehren. Was für eine beeindruckende und künstlerisch talentierte Frau Corona Schröter war, die 1751 hier an dieser Stelle, wo sich das Haus Klosterstraße Nr. 12 befand, geboren wurde, lässt sich zum Glück inzwischen vielfach nachlesen. Zu ihrem 260. Geburtstag erschien im vergangenen Jahr ein wunderbares Buch über sie und es freut mich wirklich sehr, dass die bekannte Schriftstellerin Rosemarie Schuder, deren familiäre Wurzeln ja ebenfalls in Guben liegen, uns heute daraus vortragen wird.
An etwas Schönem erfreut man sich immer wieder gern aufs Neue und etwas Wichtiges kann man getrost einmal mehr sagen. Einen sehr wichtigen Satz über Corona Schröter verdanken wir Dr. Erich Schmidt, den er hier in Guben am 20. Mai 1905 als damaliger stellvertretender Vorsitzender der Goethegesellschaft formulierte: „Eine Geschichte Goethes ist ohne Corona nicht denkbar“. Damit ist viel gesagt, sehr viel. Und mehr noch: Sie war über mehrere Jahre hinweg der gefeierte Mittelpunkt des Liebhabertheaters in Weimar.
Eine Frau aus Guben als gern gesehener und bewunderter Gast in den ersten Kreisen der Weimarer Klassik. Sie war nicht nur einfach mit Goethe bekannt. Er verehrte sie, er zeichnete sie, er stand mit ihr auf der Bühne und verewigte sie in einem Gedicht, in dem es u.a. heißt: „Es gönnten ihr die Musen jede Gunst, und die Natur erschuf in ihr die Kunst.“
Ein Engel, der uns zeigt, zu welchen künstlerischen Höhen man sich aus eigener Kraft emporschwingen kann.
Möge diese Gedenktafel am Ort ihres einstigen Geburtshauses uns stets vor Augen halten, dass ehrliches Streben nach künstlerischer Vollendung auch hier in Guben keine Illusion ist. Corona Schröter steht dafür, dass sich dieser Traum verwirklichen lässt – trotz aller Widrigkeiten.
Auf dieser Gedenktafel wurde ein Notenschlüssel eingearbeitet. Ein Notenschlüssel als Symbol für die schönen Künste, die zugleich ein Schlüssel zur Welt der Poesie und in die Herzen feinfühlender Menschen sind.
Corona Schröter vereinigte in sich einen hohen künstlerischen Anspruch, verbunden mit einer anmutigen Eleganz und einem erhabenen Liebreiz, die viele Menschen tief berührten. Ihr Porträt aus der Feder von Auguste Hüssener hält diesen Eindruck bis heute für uns lebendig.
Der amtierende Gubener Bürgermeister Fred Mahro sprach in der Festwoche im Januar des vergangenen Jahres von einer Sehnsucht der Corona, vielleicht nach der Geburtsstadt Guben. Die wir hier versammelt sind, tragen wohl ebenfalls eine Sehnsucht in uns, eine Sehnsucht nach Guben/Gubin, nach einer Stadt beiderseits der Neiße, in der Kunst und Kultur auch zu der Achtung, Anerkennung und Bedeutung gelangen, die ihnen ebenso zusteht, wie Gewerbe und Handel es verdienen. Die Sehnsucht danach, dass auch hier in dieser Stadt das Gute und Schöne so benannt wird, auch öffentlich, und man nicht davor scheut das weniger Gute und Gelungene als solches zu bezeichnen und an dessen Vervollkommnung zu arbeiten.
Corona wollte das Beste und mit Engagement, Kraft und Feingefühl gelang es ihr, die auserwählten Kreise der Weimarer Klassik zu beeindrucken. In dieser Beziehung können wir sehr viel von ihr lernen.
Am10. November 1826 schrieb Goethe folgendes Gedicht, das zugleich auch Motto des Buches von Rosemarie Schuder ist:
Manches Herrliche der Welt
ist in Krieg und Streit zerronnen.
Wer beschützet und erhält
hat das schönste Loos gewonnen.
Leider ist es seit einiger Zeit so, dass uns Kunstwerke in unserer Doppelstadt auch ohne Krieg unter den Händen zerrinnen und für immer verschwinden. Das waren und sind keine Zufälle und weitere solcher Verluste zu verhindern sollte nicht nur Anliegen einiger engagierter Neißestädter sein.
Guben wurde „Industriestadt im Grünen“ und „Stadt der Gärten und Blüten“ genannt. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass Guben auch wieder mehr und mehr eine Stadt von Kunst und Kultur wird. Das fängt im kulturvollen Umgang miteinander an. Dazu ist heute und hier eine gute Gelegenheit.
Wenn Guben die Perle der Niederlausitz war, dann ist Corona nicht nur Goethes ,schöne Krone’, sondern die Krone dieser Doppelstadt.
Abschließend danke ich vor allem dem Gubiner Bürgermeister Bartlomiej Bartczak sowie der Stadtverwaltung von Guben für ihre Unterstützung. Mein größter Dank gilt jedoch Stefan Pilatczinski und dem Verein der Freunde des Gubiner Landes, die in beispielgebendem Engagement die Idee dieser Gedenktafel aufgriffen, finanzierten und realisierten! Dem Steinmetz gebührt ebensolcher Dank für seine gelungene Arbeit.”
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