Es ist kein Schreibfehler: Die „Spreewaldmühle“ im Kurort Burg (Spreewald) feiert ihr 700. Firmenjubiläum. Ihre urkundliche Erwähnung vom 29. September 1315 ist zugleich die Geburtsstunde des Dorfes Burg selbst. „Und wenn Burg feiert, können wir das schon lange“, lädt Müllermeister Uwe Kümmel zum Mühlenfest am 13. Juni ein.
Es ist urkundlich belegt: Am 29. September 1315 verkauft Bodo (III.) von Ileburg mit seinen Söhnen dem Ritter Christian Langen dem Älteren und dessen Söhnen Tilemann und Christian seine Güter in Lübbenau. Neben einer Burg mit dem Städtchen und zahlreichen Dörfern gehört dazu auch das Waldvorwerk „oberhalb des sog. Borkwelchin, das im Walde zwischen der Mühle im Dorfe Burg (Borg) und dem neuen Dorf liegt…“.
Besagte Mühle gibt es bis heute und sie arbeitet seit 700 Jahren fast ununterbrochen an gleichem Standort an der Spree. Dabei erlebte sie nicht nur gute Zeiten und mehrfach war ihre Existenz bedroht wie nach den Bränden um 1817 und 1836.
In den Archiven wird 1633 ein Erbmühlenmeister Martin Müller erwähnt. Weit über 100 Jahre wird die Mühle an seine Nachkommen weitervererbt. 1896 wird sie nach ihrem damaligen Besitzer in „Max-Habermann-Mühle“ umbenannt. In der Nacht vom 3. zum 4. August 1903 führte eine gewaltige Mehlstaubexplosion zur totalen Vernichtung der Burger Mühle. „Brennende Ratten und Mäuse sprangen aus den Fenstern in die Spree“, bemerkte die Lokalpresse. Nur noch das etwa acht Meter große Wasserrad habe aus den rauchenden Trümmern hervorgeragt. Doch Müller Habermann ließ die Mühle bereits 1904 wieder aufbauen, viel moderner. Eine Wasserturbine ersetzte das Mühlrad und Walzenstühle die Mühlsteintechnik. Am 15. Juli 1957 übernahm Arno Kümmel die Mühle von Max Habermann und begründete damit die bis heute währende Ära. In den ersten Jahren wurde die Mühle noch als Öl-, Schneide,- und Mehlmühle genutzt. Doch mit den LPG-Gründungen kam der Betrieb 1964 fast völlig zum Erliegen. Ab 1965 darf Kümmel nicht mälzungsfähige Braugerste zu „Braugerstenrohfruchtschrot“ verarbeiten, ein „beliebtes“ Streckungsmittel bei den Brauereien in Zeiten der Mangelwirtschaft. Ab 1975 führt Konrad Kümmel den väterlichen Betrieb weiter.
Mit der Wende kam die Arbeit erneut zum Erliegen, denn Braugerstenrohfruchtschrot wurde nicht mehr gebraucht. Zur Produktion von Mehl aber war die Mühle nicht mehr ausgelegt. So verschrieb man sich dem Mehlhandel und das mit so großem Erfolg, dass sich Familie Kümmel entschloss, zu investieren. Doch die Banken wollten dem damals 55-jährigen Konrad Kümmel keinen Investitionskredit gewähren. Sohn Uwe jedoch, gerade 26 Jahre jung und den Müllermeister in der Tasche, wurde das Vertrauen geschenkt. Er übernahm daraufhin den Betrieb zum 1. Dezember1990. Im Mai 1992 wurde das erste eigene Mehl seit Ende der 50er Jahre produziert und Bruder Frank stieg im Oktober 1992 mit in den Familienbetrieb ein. Die „Spreewaldmühle“ setzte 1996 mit dem Kauf des Saatgutbetriebes in Vetschau und dessen Umbau 2001 zu Ostdeutschlands modernster Schälmühle seine erfolgreiche Entwicklung fort. Heute beschäftigt Familie Kümmel 70 Mitarbeiter. Neben aller Art von Getreideflocken produziert der Betrieb eine Vielzahl an Backmischungen und Spezialmehlen. Mehr als 200 Artikel aus Weizen, Roggen, Dinkel, Hafer, Gerste, Buchweizen, Hirse, Mais und aus einer Vielzahl an Spezialgetreide gehören zum Sortiment.
Wie so eine mahlende Mühle funktioniert, kann man bei Führungen am Samstag, dem 13. Juni, beim großen Mühlenfest zu erleben. Ab 10 Uhr erwartet die Gäste ein umfangreiches Programm mit Bauernmarkt auf dem Hof, Fotoausstellung und buntem Treiben für die ganze Familie. Die Kinder sind nicht nur zu Spiel und Spaß eingeladen. Sie können auch viel über Getreide lernen. Natürlich wird für die Beköstigung gesorgt, wobei Buchweizenplinse, frisches Brot aus eigenen Mehlspezialitäten und das vom Eiscafé Urban eigens kreierte Mühleneis wohl die Höhepunkte der Gaumenfreuden sein werden. Der Tag klingt mit einem Tanzabend zur Musik von „Simple back“ aus.
Spreewaldmühle
Hauptstraße 31, 03096 Burg (Spreewald)
Tel. 035603 – 1610
Bild: Burger Mühle um 1900.
Foto: Archiv Foto Steffen
Quelle: Amt Burg (Spreewald)