Die 26-jährige Blichi aus Lübbenau/Spreewald hat Blutkrebs. Eine Stammzellspende ist ihre einzige Überlebenschance. Bislang ist die Suche nach einem ‘genetischen Zwilling‘ erfolglos. Wer gesund und zwischen 17 und 55 Jahren alt ist, kann helfen und sich am 29. Juni 2019 in der AWO Tagespflege „Neue Freundschaft“ als potentieller Stammzellspender bei der DKMS registrieren lassen. Auch Geldspenden sind wichtig, da der gemeinnützigen Gesellschaft allein für die Registrierung eines jeden neuen Spenders Kosten in Höhe von 35 Euro entstehen.
Ihre Freunde kennen Blichi als ruhige und gleichzeitig gesellige und kreative Person. Das Wohl der Anderen liegt ihr am Herzen und selbst im Mittelpunkt zu stehen, vermeide sie, sagen die Freundinnen. „Der größte Wunsch ist, dass Blichi gesund wird! Ihre Familie soll sie wieder um sich haben, wir wollen uns wieder unbeschwert mit ihr treffen können, sie soll ihren Hobbys nachgehen können und den Mitmenschen in ihrer Umgebung Freude bereiten, mit ihrem freundlichen Wesen“, sagen ihre Freundinnen und Initiatorinnen der Registrierungsaktion. Sie haben sich an die DKMS gewandt, weil sie aktiv sein und nicht nur zusehen wollen.
Petra Mersch, Hauptinitiatorin der Aktion, sagt „es ist uns wichtig, auf Blutkrebs, die tödlichen Folgen ohne passenden Spender, und auf die Arbeit der DKMS aufmerksam zu machen und aufzuklären.“ Um Blichi und vielen anderen, die ihr Schicksal teilen, zu helfen, wünscht sich die Initiativgruppe und die Familie der Patientin zahlreiches Erscheinen am
Samstag, den 29. Juni 2019 von 10 Uhr bis 15 Uhr in der AWO Tagespflege „Neue Freundschaft“, Straße der Freundschaft 7A, 03222 Lübbenau/Spreewald
Die Registrierung geht einfach und schnell: Nach dem Ausfüllen einer Einverständniserklärung wird beim Spender ein Wangenschleimhautabstrich mittels Wattestäbchen durchgeführt, damit seine Gewebemerkmale im Labor bestimmt werden können. Spender, die sich bereits in der Vergangenheit bei einer Aktion registrieren ließen, müssen nicht erneut mitmachen. Einmal aufgenommene Daten stehen auch weiterhin weltweit für Patienten zur Verfügung.
Seit knapp einem Monat sitzt die Gruppe regelmäßig zusammen. „Wir sind alle berufstätig und insbesondere die Suche nach Sponsoren zur finanziellen Unterstützung ist schwierig“ so Petra Mersch. „Was uns motiviert, sind die vielen Menschen, die sofort bereit waren Flyer zu verteilen, einen Kuchen zu backen oder aktiv als Helfer zu unterstützen und sich selbst registrieren zu lassen.“ sagt die Initiativgruppe mit fünf engagierten Frauen und einem Mann.
Der AWO Regionalverband Brandenburg Süd e. V. und die WIS Lübbenau stellen Räumlichkeiten, Mobiliar und Grill zur Verfügung. Wertvolle Unterstützung gibt es außerdem vom Fußballverein und der Freiwilligen Feuerwehr. Maikel Poeck aus der Initiatorengruppe, sagt: „Löschen, Schützen, Bergen, Retten – das sind die Aufgaben der Feuerwehr. Aber auch weit darüber hinaus helfen wir, wo wir können. Besonders wenn es um eine Freundin und ehemalige Kameradin geht.“
Etwa 40 ehrenamtliche Helfer werden am Samstag, 29. Juni 2019, anpacken und registrieren, Kuchen ausgeben und Würste grillen. „Für Kinder stellt die Feuerwehr eine Hüpfburg und einen Feuerwehrwagen zur Verfügung. Außerdem wird für musikalische Unterhaltung gesorgt und ein Sanitäter wird am Spendentag auch anwesend sein, da uns Sicherheit am Herzen liegt“ sagt die Initiativgruppe.
Im Kampf gegen Blutkrebs zählt jeder Euro, denn allein die Registrierung eines jeden neuen Spenders kostet die DKMS 35 Euro. Jeder Euro zählt!
DKMS-Spendenkonto Commerzbank
IBAN: DE27 7004 0060 8987 0000 87
Stichwort. BLC001oder Blichi
Hintergründe
Interview mit Marina Miller, Spenderneugewinnung bei der DKMS gemeinnützige GmbH
Frage: Wer kann sich als Spender bei der DKMS registrieren?
Marina Miller: Wer zwischen 17 und 55 Jahren alt ist, mindestens 50 Kilogramm wiegt und grundsätzlich gesund ist, kann sich bei der DKMS registrieren. Junge Menschen sind besonders gefragt, da sie in der Regel weniger Vorerkrankungen (z.B. schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Erkrankungen…) als ältere haben und deshalb häufiger als Spender geeignet sind. Auch von Bedeutung ist: Je jünger ein Mensch zum Zeitpunkt der Registrierung ist, desto länger steht er für den weltweiten Suchlauf zur Verfügung. Das ist wichtig für den Erhalt der Datei, denn jeden Monat scheiden mehr als 5.500 Spender aus Altersgründen aus der DKMS aus.
Frage: Wie läuft die Registrierung am Aktionstag ab?
Marina Miller: Das geht einfach und schnell: Nach dem Ausfüllen einer Einverständniserklärung nimmt man mit drei Wattestäbchen jeweils einen Wangenschleimhautabstrich. Das ist erst mal alles. In 5-10 Minuten ist so der erste Schritt getan, um vielleicht einem Menschen das Leben retten zu können.
Frage: Warum sind auch Geldspenden wichtig?
Marina Miller: Für die Registrierung und Typisierung eines jeden neuen Spenders entstehen der DKMS Kosten ( u.a. für Labor, Material, Logistik, Personal…) in Höhe von 35 Euro. Die Krankenkassen übernehmen diese Kosten nicht. Deshalb freuen wir uns über jede Geldspende.
Frage: Was bedeutet Typisierung eigentlich genau und was passiert mit meinen Daten?
Marina Miller: Bei einer Typisierung werden Gewebemerkmale, die Humane Leukozyten-Antigene (HLA), bestimmt. Dabei handelt es sich um Strukturen auf den Oberflächen der Zellen im Körper, anhand derer das Immunsystem zwischen eigenen und fremden Geweben unterscheidet. Wesentlich für den Erfolg einer Transplantation ist die Übereinstimmung der Gewebemerkmale zwischen Patient und Spender. In unserem Labor werden grundsätzlich zwölf Gewebemerkmale bestimmt, was die Suche nach dem optimalen Spender noch zuverlässiger ermöglicht. Die Befunde werden anschließend pseudonymisiert an das Zentrale Knochenmarkspender Register (ZKRD) in Ulm weitergeleitet, wo sie für Patientenanfragen aus dem In- und Ausland zur Verfügung stehen.
Frage: Was passiert, falls ich als Spender für einen Patienten infrage komme?
Marina Miller: Wird man als „genetischer Zwilling“ für einen Patienten identifiziert, ist der Zeitpunkt gekommen, sich endgültig zu entscheiden, ob man zur Spende bereit ist. Stimmt man zu, steht erst einmal ein gründliches Gesundheits-Check-up an. Denn oft kommt es erst Jahre nach der Registrierung zu einer Anfrage für eine Stammzellspende und in dieser Zeit können im Leben eines Spenders Umstände – z.B. Krankheiten – eingetreten sein, die eine Stammzellspende unmöglich machen. Steht einer Spende aus gesundheitlichen Gründen nichts im Wege, erfolgt im Anschluss ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit dem Arzt über die möglichen Entnahmeverfahren:
1. Die wesentlich häufigere Methode (80%) ist die periphere Stammzellentnahme: Der Spender spritzt sich über fünf Tage hinweg – selbständig oder durch einen Pflegedienst – einen hormonähnlichen Stoff (G-CSF) unter die Haut, der normalerweise bei einer Erkältung vom Körper selbst ausgeschüttet wird. Durch die Gabe von GCS-F wird also die Anzahl der Stammzellen im peripheren Blut gesteigert. Nach dieser Vorbehandlung werden diese „überschüssigen“ Stammzellen in der Entnahmeklinik ambulant über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gesammelt.
2. Deutlich seltener (20%) wird eine Knochenmarkentnahme durchgeführt. Unter Vollnarkose wird das Blut-Knochenmarkgemisch direkt aus dem Beckenkamm entnommen, welches sich nach zwei Wochen wieder vollständig nachbildet. Dieses Verfahren macht einen Krankenhausaufenthalt von etwa 2-3 Tagen erforderlich. Welche Methode angewendet wird, hängt von der Erkrankung des Patienten ab. Der Wunsch des Spenders wird – wenn möglich – berücksichtigt.
Frage: Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?
Marina Miller: Bei der Knochenmarkentnahme kann für ein paar Tage ein lokaler Wundschmerz auftreten Das Risiko beschränkt sich im Wesentlichen auf das übliche Narkoserisiko. Bei der peripheren Stammzellspende können während der Vorbereitungsphase grippeähnliche Symptome auftreten. Langzeitnebenwirkungen sind nach heutigem Forschungsstand nicht bekannt.
Frage: Erfahre ich, für wen ich spende?
Marina Miller: Eine Spende erfolgt zunächst immer anonym. Auf Wunsch kann der Spender jedoch Herkunftsland, Geschlecht und das ungefähre Alter ‘seines‘ Patienten erfahren. Nach zwei Jahren ist es möglich, die Anonymität aufzuheben, wenn beide Seiten dies wünschen und ein schriftliches Einverständnis vorliegt. Während dieser zwei Jahre ist in vielen Ländern ein anonymer Briefwechsel möglich, die DKMS vermittelt gern den Austausch. Leider erlauben nicht alle Länder die anonyme und/oder persönliche Kontaktaufnahme.