Am heutigen 25.05.2014 stehen in der Niederlausitz zwei Wahlen an. Die Beteiligung wird wahrscheinlich wieder recht gering ausfallen, da viele sagen “ist doch eh egal, was ich wähle”. Nein, ist es nicht! Dafür das überhaupt das Recht besteht zu wählen, haben viele Menschen in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten gekämpft und auch ihr Leben gelassen. In Ostdeutschland haben die Menschen überhaupt erst seit knapp 25 Jahren eine wirkliche Wahl. Fragt die Älteren, was damals auf dem Wahlzettel los war, oder schaut in weiterhin diktatorisch geführte Länder (egal welcher Ausrichtung). Allein das sollte schon Grund genug sein, sein Grundrecht wählen zu gehen, auch auszuüben. Denn, wer nicht wählt, wählt alle. Also auch die Parteien die man selbst vielleicht garnicht mag aufgrund ihres Programmes, der Personen oder der Ausrichtung.
Wählt ihr aber eine bestimmte Person, die dann in die Kreistage der Landkreise oder das Cottbuser Stadtparlament einzieht, habt ihr einen direkten Ansprechpartner wenn etwas anders läuft als versprochen oder Versprechen gebrochen werden. Natürlich könnt ihr dann auch zu jemanden gehen, wenn etwas gut läuft, nur das machen leider die Wenigsten. Der Wahlkampf in der Region war recht spärlich, das kann man den etablierten Parteien zumindest vorwerfen. Großteils wurde auf die bekannten Namen gesetzt und einfach mit dem Gesicht geworben. Inhalte fielen hinten runter. Teilweise sah man auf den Wahlplakaten Landtagsabgeordnete, Minister oder Stadtoberhäupter die nie in die Kreistage oder Stadtverordnetenversammlungen einziehen werden, hier wurde einfach nur Stimmenfang betrieben. Kleine Wählergruppen oder Einzelpersonen in den Parteien mussten sich dagegen meist ganz schön strecken, um aus der Masse herauszustechen, mit ihnen konnte man auch Inhalte diskutieren. Aber die Zukunft der eigenen Region sollte jedem wichtig sein und hinterfragt werden. Daher ist es gut, eine Wahl zu haben und sie am heutigen Tag auszuüben, so kann man morgen auch hinterher sein.
Gleichzeitig findet die Europawahl statt. Europa ist für viele so fern. Man kennt es aus dem Fernsehen, von leidlichen Debatten über “Sozialmissbräuche” und der Frage, wieviel Europa wir haben wollen. Meist ebenso plumpes Gequatsche wie auf kleinerer Ebene in den Kreisen. Aber wir leben mitten in Europa. Die Niederlausitz ist Grenzregion und wir alle leben in dem Luxus nicht mehr unser ganzes Auto auspacken zu müssen, wenn wir mal eben die paar Kilometer über die Forster, Gubener, Eisenhüttenstädter oder Frankfurter Grenze nach Polen wollen, um dort billiger zu tanken, Zigaretten zu kaufen und vielleicht noch preiswertere Kleidung als hier. Sicher läuft nicht alles gut, aber selbst von einigen Skeptikern angeführte Statistiken über gestiegene Kriminalität und anderes, sollte man sich genauer anschauen. Die Polizeidirektionen haben aufgezeigt, das eher Einheimische mal schnell ein Fahrrad klauen um es weiterzuverkaufen, damit die nächste Flasche am Hals ist oder die Drogen gekauft werden können als der böse Pole oder Tscheche. Aber es ist eben immer leichter, andere Kulturen und Menschen ausserhalb der eigenen Komfortzone für Missstände verantwortlich zu machen, als sich an die eigene Nase zu fassen – was auch nicht heißen soll, dass die Kriminalität in der Grenzregion nicht gestiegen sei, man darf eben nicht nur ein Pauschalurteil bilden. Aber dies sollten nur zwei kleine Beispiele sein, warum die Europawahl auch wichtig ist. Wobei mir gerade noch eins in den Sinn kommt. Die unter Tarif bezahlten osteuropäischen Pflegekräfte in Privathaushalten oder die Ärzte in den Kliniken will auch jeder hier haben, denn ohne sie ginge es teilweise kaum noch! All das sollte man bedenken und dabei merkt man vielleicht, wie nah und wie wichtig Europa doch ist!
Wer sich bei den Europawahlen nicht sicher ist, bekommt im Zweifel Hilfe durch den sogenannten Wahl-O-Mat. Da kann jeder seine Positionen zu verschiedenen europäischen Themen abwägen und die Webseite sucht dann die Partei mit den meisten Übereinstimmungen heraus. Auch hier sollte aber darüber nachgedcht werden, ob man Pauschalurteile abgibt, oder sich im Zweifel bei manchen Thesen eher enthält.
Es gibt also keinen Grund, nicht wählen zu gehen! Verbunden mit einem Spaziergang bei dem schönen Wetter. Bis 18 Uhr sind die Wahllokale geöffnet.
Außerdem sollte gelten: Wer heute nicht wählt, darf morgen nicht meckern!
Die Ergebnisse zur Europawahl und Kommunalwahl werden ab 18 Uhr auf der Seite https://www.wahlergebnisse.brandenburg.de/ zu finden sein.
Ihr
Benjamin Andriske
Herausgeber Niederlausitz aktuell