Die Gedenkstätte Jamlitz wird erweitert. Kulturministerin Dr. Manja Schüle hat heute Vormittag mit Dr. Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Dr. Andreas Weigelt, Leiter der Dokumentationsstelle Lager Jamlitz, und Bernd Boschan, Amtsdirektor von Lieberose/Oberspreewald, die Gedenkstätte Jamlitz besucht und der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten bis Ende 2022 rund eine Million Euro aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR für die Erweiterung des Gedenkortes bereit, der in die SBG integriert werden soll.
Mehr als 1.000 Häftlinge ermordet
Wissenschafts- und Kulturministerin Dr. Manja Schüle: „Der Erinnerungsort in Jamlitz ist nicht nur eine beeindruckende Gedenkstätte, er ist auch einer der wichtigsten Orte der Shoa in Brandenburg: Mehr als 1.000 Häftlinge wurden hier im Februar 1945 brutal ermordet – der größte Massenmord an Juden und Jüdinnen außerhalb der Hauptlager auf dem Gebiet des heutigen Landes Brandenburg. Das darf nie vergessen, daran muss immer erinnert werden. Deswegen stellen wir für die weitere Entwicklung dieses Gedenkortes rund eine Million Euro bis Ende dieses Jahres bereit. Ich freue mich, dass der Gedenkort Jamlitz auf Beschluss des Stiftungsrates in die SBG integriert werden soll. Ganz besonders danke ich der Evangelischen Kirchengemeinde Lieberose und den vielen Ehrenamtlichen, die in den vergangenen Jahrzehnten dafür gesorgt haben, dass Jamlitz nicht in Vergessenheit gerät. Wir brauchen authentische Orte wie Jamlitz für eine lebendige Erinnerungskultur, um jedweder Form von Revanchismus, Fake News und rechter Hetze entgegen zu treten.“
Dr. Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (SBG): „Wir freuen uns, dass wir dank der Förderung durch das Kulturministerium in diesem Jahr damit beginnen können, an diesem bedeutsamen Ort nationalsozialistischer Verbrechen die durch vielfältiges Engagement gewachsenen Strukturen zu einer voll funktionsfähigen, modernen Gedenkstätte weiterzuentwickeln. Mit der Integration in unsere Stiftung wird die Gedenkstätte Lieberose in ein bewährtes Netzwerk eingebunden. Die Stiftung profitiert von dem vielfältigen Engagement vor Ort, das gefördert und ausgebaut werden soll. Die Integration ist zugleich ein Bekenntnis des Landes als einer der Mittelgeber der Stiftung zur dezentralen Erinnerungskultur in Deutschland und ihrer dauerhaften Implementierung.“
Außenlager des KZ Sachsenhausen
Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten arbeitet gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden, der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, der Evangelischen Kirchengemeinde Lieberose und Land, dem Amt Lieberose/Oberspreewald und dem Jugendhilfeverein KARUNA an der Weiterentwicklung des Gedenkortes Jamlitz. Die 2003 errichteten Freiluftausstellungen zum KZ-Außenlager Lieberose sowie zum sowjetischen Speziallager wurden 2018 um einen Gedenkort für das KZ-Außenlager auf dem ehemaligen Lagergelände in Jamlitz ergänzt.
Jamlitz/Lieberose ist der wichtigste Ort der Shoa in Berlin-Brandenburg. In dem südbrandenburgischen Dorf Jamlitz errichtete die SS im November 1943 ein Außenlager des KZ Sachsenhausen mit direkter Anbindung an das Vernichtungslager Auschwitz. Es war das größte jüdische Häftlingslager im Raum Berlin-Brandenburg. Bei den Häftlingen, die unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen für den Bau des Truppenübungsplatzes ‘Kurmark‘ der Waffen-SS eingesetzt wurden, handelte es sich zu 95 Prozent um Juden aus allen besetzten europäischen Ländern, vor allem aus Ungarn und Polen. Im ‘Arbeitslager Lieberose‘ mussten von 1943 bis 1945 rund 10.000 KZ-Häftlinge Zwangsarbeit leisten. Vom 02. bis zum 04. Februar 1945, kurz vor der Auflösung des Lagers, ermordete die SS auf dem Lagegelände 1.342 überwiegend jüdische Häftlinge. Von 1945 bis 1947 befand sich am selben Ort das sowjetische Speziallager Jamlitz. Zu DDR-Zeiten wurde im Jahr 1973 mehrere Kilometer vom historischen Ort entfernt ein Mahnmal in Lieberose errichtet.
Red./ Presseinfo