10 Jahre Einsatzbereitschaft des Rettungstransportwagens für Infektionskrankheiten im Landkreis Dahme-Spreewald
Im Land Brandenburg gibt es einen Rettungstransportwagen, der für gefährliche Infektionstransporte vorgesehen ist. Dieser steht seit dem 1. Juli 2005 in der Rettungswache Königs Wusterhausen und wird im Seuchenalarmfall eingesetzt.
Die Ebola Epidemie in Westafrika ist eingedämmt. Fernsehbilder und Medienberichte sind weniger geworden. Andere Themen überschatten die Epidemie, obwohl sich noch immer Menschen mit einem gefährlichen Virus anstecken können. Ganz aktuell sind erste MERS-Tote in Südkorea aufgetreten. In Deutschland ist jetzt ein Fall bekannt geworden. Die Gefahr einer sich schnell ausbreitenden hochansteckenden Epidemie bleibt mit Blick auf den zunehmenden weltweiten Reiseverkehr jederzeit bestehen. Um die Bevölkerung vor eine Epidemie zu schützen, müssen frühzeitig die richtigen Maßnahmen für die Erstuntersuchung des lebensbedrohten Patienten mit der hochansteckenden Krankheit eingeleitet werden, um dann auf einer Sonderisolierstation in einem geeigneten Krankenhaus versorgt werden zu können. Der Transport des hochansteckenden Patienten zur Sonderisolierstation erfolgt sicher und unter medizinischer Betreuung. Dazu notwendig ist der Einsatz eines speziellen Rettungstransportwagens für Infektionskrankheiten. Im Land Brandenburg ist dieser Rettungstransportwagen für Infektionskrankheiten seit zehn Jahren in der Rettungswache Königs Wusterhausen einsatzbereit und wird vom Personal des Rettungsdienstes besetzt.
Notwendigkeit eines RTW-I
Nach dem 11. September 2001 wurde über die Gefahren von möglichen bioterroristischen Anschlägen intensiv nachgedacht und geeignete Maßnahmen getroffen. Im Land Brandenburg wurde neben weiteren Regelungen und präventiven Maßnahmen überlegt, wie zukünftig mit Patienten, die hochansteckende gefährliche Krankheiten durch Einreisen aus anderen Ländern einschleppen, umgegangen werden kann und muss. Zum damaligen Zeitpunkt stand kein geeignetes Transportmittel im Land Brandenburg für den Transport von Patienten in eine Klinik zur Verfügung.
Die Landesregierung Brandenburg übernahm in ihrer Verantwortung für den Seuchen- und Katastrophenschutz im gesamten Land Brandenburg die Finanzierung der Kosten eines Spezialfahrzeuges einschließlich der Ausstattungen von ca. 250.000 €. Nachdem die Fragen der Finanzierung geregelt waren, musste ein geeigneter Standort in einem Landkreis oder an einem Standort der Berufsfeuerwehr des Landes für das Fahrzeug gefunden werden. Auf Grund der Nähe zum Flughafen Schönefeld und des damals bereits bekannten und favorisierten Standortes für den BER wurde der Landkreis Dahme-Spreewald mit der Beschaffung des Fahrzeuges beauftragt. Geld und Fahrzeug waren sicher. Nun galt es auch das Personal des Rettungsdienstes im Landkreis sowie ärztliches Personal aus Kliniken in der Umgebung für diese neue und nicht ungefährliche Aufgabe zu interessieren.
Das Fahrzeug wurde wegen der Nähe zum Flughafen und vorhandener Garagenkapazitäten in der Rettungswache Königs Wusterhausen stationiert. Seit dem 01. Juli 2005 wird nun dort ein Rettungstransportwagen für den Infektionsschutz, ein so genannter „RTW-I”, für den Transport von Patienten mit hochansteckenden gefährlichen Infektionskrankheiten vorgehalten. Einsatz und Betrieb erfolgen seit 10 Jahren von diesem Standort für das ganze Land Brandenburg.
Hochwertige technische Ausstattung
Die Beschaffenheit und die Ausstattung des RTW-I wurden nach dem Vorbild des Spezial-RTWs der Berufsfeuerwehr Leipzig ausgewählt. Auf einem handelsüblichen Basisfahrzeug wurde ein speziell angefertigter „entkernter” Kastenaufbau montiert.
Es ist sicherzustellen, dass während des Transportes keine lebensgefährlichen Keime in die Umgebung gelangen, sich das Personal des Rettungsdienstes nicht ansteckt und das Fahrzeug anschließend desinfiziert und weitergenutzt werden kann.
Der Patient liegt in einem hermetisch abgeschirmten Patientenraum, getrennt vom Personal des Rettungsdienstes. Die Filterung der Zu- und Abluft erfolgt automatisch. Die Sauerstoffversorgung für den Patienten wird außerhalb des Fahrzeuges geregelt. Trotz der Trennung des Fahrer- und Patientenraumes ist jederzeit die Kommunikation zwischen den handelnden Personen gewährleistet. Ein weiteres Fahrzeug begleitet den Transport des Patienten, hält Kontakt zur jeweils zuständigen Regionalleitstelle für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz und führt zusätzliche Medizintechnik mit, die bei Bedarf zum Einsatz kommen muss. Das ärztliche und nichtärztliche Personal des Fahrzeuges ist mit hochwertigen Schutzanzügen einschließlich der Atemschutztechnik ausgestattet.
Speziell geschultes Personal
Die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. Regionalverband Südbrandenburg ist im Landkreis Dahme-Spreewald mit den Leistungen im Rettungsdienst beauftragt und stellt die Besetzung des RTW-I mit nichtärztlichem Personal sicher. Gut ausgebildete Rettungsassistenten, Notfallsanitäter und Rettungssanitäter, die im Rahmen ihrer täglichen Einsätze im Landkreis unverzügliche Maßnahmen zur Lebenserhaltung bei Notfallpatienten einleiten, haben sich bereit erklärt, den RTW-I zu besetzen. Die ärztliche Besetzung, besonders geschultes Personal im Infektionsschutz, stellte in der Vergangenheit das Humaine Klinikum Bad Saarow zur Verfügung. Bei der ärztlichen Besetzung kam es im Verlauf zu einer Änderung. Die Ärzte werden nunmehr von der Klinikum Dahme-Spreewald GmbH gestellt. Alle Mitarbeiter, ob Ärzte oder nichtärztliches Personal, sind ehrenamtlich tätig. Die Arbeit im RTW-I orientiert sich an dem von führenden Infektionsschutzexperten Deutschlands erarbeiteten Konzept.
Regelmäßige praktische Übungen
In den letzten 10 Jahren hatte das Fahrzeug 2 Einsätze. Sicherlich klingt es nicht viel, aber anderseits waren es glücklicherweise erst nur zwei Einsätze. Um aber jederzeit einsatzbereit zu bleiben, erfolgen mehrmals im Jahr praktische Übungen sowie einmal im Jahr eine Tagesfortbildung zusammen mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Dahme-Spreewald und dem Personal der Sonderisolierstation Station 59 der Charité Berlin, Campus Virchow.
Im Rahmen der Globalisierung und dem damit verbundenen weltweiten Reiseverkehr kann sich jederzeit schnell eine hochansteckende lebensbedrohliche Krankheit ausbreiten und so von einer Epidemie zur Pandemie werden.
Um eine Ausbreitung in Brandenburg zu verhindern, müssen die lebensbedrohlich hochansteckenden erkrankten Patienten schnell identifiziert und dann mit dem RTW-I zur Sonderisolierstation transportiert werden. Nur so kann eine weitere schnelle Ausbreitung der Krankheit verhindert werden.
Steigende Bedeutung des RTW-I
Mit der in Aussicht stehenden Eröffnung des BER wird das Fahrzeug und somit das eingesetzte Personal eine noch höhere Bedeutung erlangen. Es ist davon auszugehen, dass der Flughafen BER zum Sanitätsflughafen ernannt wird. Damit ist er einer von fünf Flughäfen in Deutschland, wo in Zukunft Patienten mit einer hochansteckenden Krankheit ankommen und medizinisch erstversorgt werden können. In Kenntnis der wachsenden Bedeutung des Fahrzeugs und eines vermutlich höheren Einsatzaufkommens ist die Standortverlagerung von Königs Wusterhausen zum Flughafen BER geplant.
Quelle: Landkreis Dahme-Spreewald