In einer Bierlaune am Holzschiff bei Merzdorf mit Blick auf den künftigen Ostsee, der einmal der größte künstliche See Brandenburgs sein soll, kam den beiden Cottbuser Unternehmern Leif Scharroba und Jens Taschenberger eine Schnapsidee. Aber viele Dinge wurden so “geboren”, oder? Bei einem kühlen Blonden entstand vor ihren Augen eine Seilbahn und eine Pyramide auf einer Insel. “Ganz im Sinne Pücklers sind die Gondeln der Seilbahn in Ananasform und in der Inselpyramide ist ein Restaurant.” sagt Leif Scharroba. “Man muss Dinge ungewöhnlich denken können und auch mal vermeintlich unmachbares laut aussprechen, für viele Dinge war das der Anfang.” ergänzt er.
Die Idee
Eine ca. 5,5 Kilometer lange Seilbahn mit ausreichend Höhe, das darunter der künftige Schiffsverkehr und Segler passieren können, führt vom künftigen Cottbuser Stadthafen über eine Insel (oder alternativ innovative schwimmende Architektur) mit einer Ausflugsgastronomie zum nördlichen Hafen in Neuendorf/Teichland und von dort weiter zum Erlebnispark Teichland und wieder zurück. Aus- und Einstiege gibt es beim Stadthafen Cottbus, auf der Insel, im Hafen Neuendorf/Teichland und im Erlebnispark.
Das Alleinstellungsmerkmal
Im aktuellen Konzept fehlt als große Schwäche für eine touristische Ausstrahlung des Sees die Einzigartigkeit. Besondere Merkmale wie schwimmende Architektur oder die Verbindung neuer Energien mit Attraktionen (siehe Solarschiff Senftenberger See) gibt es bereits andernorts, beides sogar schon in der Lausitz.
Eine Gondelbahn über einen See hingegen wäre einzigartig in ganz Deutschland und für sich ein touristischer Anziehungspunkt – und das weit über die Region und die Sommersaison hinaus! Eine Streckenführung vom Cottbuser Stadthafen über Zwischenstationen auf einer Insel samt Ausflugsrestaurant in der Seemitte, den Hafen Teichland und den Erlebnispark Teichland verbindet die wichtigen touristischen Areale mit ganz unterschiedlichen Ausrichtungen am See. Mit einer Streckenlänge von ca. 5,5 Kliometern wäre allein eine Fahrt mit der Gondelbahn ein besonderes Erlebnis für Touristen.
Die Insel samt Gastronomie
Im aktuellen Konzept wird eine Marke für den See angeraten, etwa ein Wahrzeichen in der Seemitte. Noch wäre es technisch sicher möglich, dort auch eine Insel samt Ausflugsgastronomie zu errichten. Diese könnte als Hommage an Pücklers Pyramiden in Branitz als Glaspyramide ähnlich der bei Cristalica in Döbern umgesetzt werden und so mit Pückler das einzige bestehende starke Thema der Stadt im Tourismusbereich aufnehmen. Die Glaspyramide in der Seemitte kann zur einzigartigen Marke des Sees werden.
Unterstützung der See-Konzeption
Die Gondelbahn wirkt in mehrfacher Hinsicht integrierend und unterstützend auf die bestehende Konzeption, die mit der Potenzialanalyse erarbeitet wurde. Der See soll primär durch die Bevölkerung Cottbus/der Region genutzt werden. Unterschiedliche Seebereiche sollen unterschiedliche Nutzungen aufweisen. So steht dem reinen Badestrand in Cottbus/Merzdorf der Strand mit vielen Sport- und Spaßmöglichkeiten in Teichland/Neuendorf gegenüber. Eine Gondelbahn würde diese Bereiche verknüpfen und so allen Zielgruppen alle Nutzungsmöglichkeiten am See erschließen. Insbesondere die Cottbuser als Primärnutzer hätten so tagtäglich direkten Zugang zu den Freizeitangeboten auf der Nordseite des Sees. Zudem könnte entlang der Strecke der Seilbahn schwimmende Architektur präsentiert und so ein weiteres bislang als Schwerpunkt geplantes Thema auf besondere Weise erlebbar gemacht werden. So könnte die Seilbahn zum Teil mit transparenten Gondeln mit Glasboden (für Mutige) ausgestattet werden. Auch das Thema neuer Energien ließe sich beim Antrieb der Seilbahn aufnehmen.
Unterstützung des Nahtourismus
Durch neue Möglichkeiten wäre für den ÖPNV vom Cottbuser Hauptbahnhof, der gerade die direkte Anbindung an Bus und Bahn erhält, eine Verknüpfung mit allen Potenzialen am See planbar. Durch die Integration der Seilbahn in die Fahrpläne des ÖPNV könnten im Nahtourismus (z.B. Berlin, Leipzig, Dresden) entsprechende Angebote mit einem nahtlosen Anschluss aller Erlebnisareale an das Nahverkehrsnetz entstehen.
Unterstützung Kommunaler Belange
Der Betrieb der Seilbahn könnte durch Cottbusverkehr erfolgen – und somit ein kommunales Unternehmen stärken. Neben Bus, Tram und Parkeisenbahn wäre Cottbusverkehr damit sicher auch bundesweit einzigartig in seinem Produktportfolio, könnte Synergien zwischen allen Verkehrsmitteln ausschöpfen und so auch zum Erhalt der bestehenden Struktur des kommunalen/regionalen ÖPNV beitragen. Auch Unternehmen wie z.B. regionale Anlagenbauer könnten von Aufträgen zum Bau der Anlage(n) profitieren.
Pückler statt Ostsee
Vielleicht schafft diese Idee auch Anregungen, nochmal über den Namen des Sees nachzudenken. Aus Marketing-Sicht dürfte der Name Ostsee ein Fehlgriff sein. Er ist mit einer anderen, viel stärkeren Tourismusdestination verbunden und für diese bereits als Marke nicht nur national, sondern international etabliert. Außerhalb von Cottbus verbindet JEDER mit Ostsee das Meer. Wozu mit immensen finanziellen Mitteln, über die unsere Region gar nicht verfügen dürfte, gegen die Verwechslung mit dieser Marke ankämpfen, die ja doch die stärkere bleiben wird? Wozu Verwechslungen und Verwirrungen verursachen? Wäre der Ostsee nur für Cottbus, wäre der Name sicher unproblematisch. Er braucht aber den Nahtourismus und darüber hinaus Touristen aus der Ferne – ohne sie wird der See nachhaltig nicht erfolgreich betrieben werden können. Das war auch ein Ergebnis der Potenzialanalyse.
Es wäre aus Marketingsicht (und die Vermarktung des Sees wird darüber entscheiden, wie dieser See künftig betrieben werden und auch der Bevölkerung nachhaltig Nutzen stiften kann) sicher klüger, die Stärken der Region zu verknüpfen und auch mit dem See Synergien zu bestehenden Themen zu schaffen. Das starke Thema ist hier sicher Pückler, der im Westen gerade wiederentdeckt wird (siehe Ausstellung in der Bundeskunsthalle), der zudem für Landschaftswandel steht und als schillernde Persönlichkeit viele interessante Facetten für den Tourismus bietet. Warum nicht auch hier umdenken und eine klare Marke schaffen, z.B. mit dem Pücklersee?
So könnte auch die Seilbahn im Wechsel mit Klarsichtgondeln und solchen mit einer Hommage an Pückler – z.B. durch Umsetzung als hängende Ananas – ein Pückler-Zitat aufnehmen und so zudem für einen besonderen touristischen Blickfang sorgen.
Kurzum Die Idee schafft nicht nur das mögliche Alleinstellungsmerkmal, sondern setzt auf der aktuellen Potenzialanalyse auf und verknüpft derzeit geplante Bereiche äußerst sinnvoll und schafft so Synergien für die Konzeption des Sees und darüber hinaus für viele weitere Belange sowohl im Tourismus als auch in der Kommune. Noch kann man über diese Idee – eine Gondelbahn über den Pücklersee – nachdenken. Sicher schließt sich bald der Zeithorizont, da diese Idee den Gewinn einiger Visionäre als Multiplikatoren, Geldmittel und eine entsprechende Vorbereitung des Seegrunds erfordert. Es müsste also schnell angepackt werden – und sicher werden viele Bedenkenträger ausreichend Argumente gegen ein solches Wagnis ins Feld führen. Aber wie sagte schon Albert Einstein: Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, dann gibt es keine Hoffnung für sie.