Das Ausstellungsprogramm des dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus im Jahr 2016 besteht aus 13 Einzel- bzw. Gruppenausstellungen vor Ort und drei externen Ausstellungen. Hinzu kommen zwei museumspädagogische Präsentationen im dkw.
Den Auftakt des Programms bilden eine Kabinettausstellung mit Werken von Bernhard Heisig und eine umfassende Einzelausstellung mit Papierarbeiten von Gerhard Altenbourg. Das Œuvre beider Künstler wird von Bildreflexionen der Geschichte durchzogen, unterscheidet sich aber grundlegend im formalästhetischen Umgang mit der Historie. Während Heisigs Werk von der akademisch geprägten, klassischen Malerei und ihrer Repräsentationswirkung ausgeht, ist der filigrane Bildkosmos Altenbourgs darauf ausgerichtet, sich den offiziellen Repräsentationsmodalitäten zu entziehen und mittels der Bildenden Kunst eine Parallelsphäre herzustellen.
Der nächste Ausstellungsblock, bestehend aus vier Expositionen, widmet sich Entwicklungslinien in der Malerei, der Fotografie und der Plakatkunst während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Ostdeutschland. Im Fokus steht die dreiteilige Ausstellung „Schlaglichter“, die Malerei der Jahre 1949 bis 1990 aus den Beständen der beiden Museen dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus und Museum Junge Kunst Frankfurt (Oder) sowie des Kunstarchivs Beeskow vorstellt. Daneben werden mit David Lehmanns „Arbeiten auf Papier“ Werke eines jungen, in Cottbus ansässigen Künstlers gezeigt, der auf Traditionslinien der Malerei Ostdeutschlands zurückgreift, diese aber generationsgemäß aufbricht. Einblicke in die Genese der Plakatkunst regional renommierter Akteure seit den 1980er Jahren, so u. a. von Chris Hinze und Hans Scheuerecker, ermöglicht die Präsentation von Künstlerplakaten aus dem Archiv Trümmel. Die Ausstellung mit fotografischen Werkzyklen von Manfred Paul, einem der wichtigsten Vertreter der Autorenfotografie der DDR, zeigt Arbeiten, die zwischen 1980 und heute entstanden sind. In ihrem Mittelpunkt stehen die kontinuierliche Auseinandersetzung des Künstlers mit zeitlosen Genres wie Stillleben und Porträt sowie seine spezifische Bildsprache.
Auch die Sommerausstellungen fächern verschiedene Artikulationsformen der Bildenden Kunst auf und spannen einmal mehr den Bogen zwischen den frühen 1980er Jahren und der Gegenwart: Der Interessenschwerpunkt des Fotografen Ulrich Wüst liegt bereits seit den 1970er Jahren auf Fragen der Repräsentation von Stadt als sozialem und ästhetischem Handlungsraum. Auch Roland Nicolaus’ Gemälde und Materialbilder stellen immer wieder kritische Bezüge zum städtischen Raum und seiner Einschreibung in die Kunst- und Sozialgeschichte her.
Die jährlichen Ausstellungen der Künstlerinnen der Gruppe „Endmoräne“ manifestieren sich in Interventionen, die jeweils von einem konkreten Ort und seiner Historie ausgehen. 2016 beschäftigen sie sich mit dem ehemaligen Cottbuser Naturkundemuseum gegenüber dem dkw., einem Industriebau aus dem 19. Jahrhundert. Anlässlich des 25jährigen Jubiläums kooperiert die Gruppe erstmals mit einer Institution. Das dkw. als Projektpartner zu wählen war dabei nicht nur schlüssig, weil es sich um den Leuchtturm unter den Kunstmuseen im Land Brandenburg handelt. Entscheidend ist auch die programmatische Ausrichtung des Museums, die erfolgreich auf zeitliche, inhaltliche, formale und diskursive Kontextualisierung unterschiedlicher Ausstellungen setzt.
Der gemeinsame Nenner der Ausstellungen im Herbst und im Winter ist ein präzises gesellschaftspolitisches Verständnis von Kunst als ästhetische Praxis, die ein probates Medium der Auseinandersetzung mit der sogenannten Realität darstellt. Dem Werk des Plakatkünstlers Volker Pfüller, der mit spitzer Feder und scharfem Auge einen pointierten Stil entwickelt hat und eine Schnittstellen-Utopie zwischen Bildender Kunst und Theater formuliert, ist eine Einzelausstellung gewidmet. Francisco de Goya hat, wie kaum ein Künstler vor ihm, seinen Bildserien und seinen Einzelwerken eine schonungslose Gesellschaftskritik zugrunde gelegt. Nicht in Form von Karikaturen, sondern vermittels kunsthistorisch und literarisch aufgeladener Bilder greift sein Werk Themen und Probleme seiner Zeit auf. In Bezug auf Goyas harmlos als „Launen“ (Caprichos) titulierter Bildserie wird die Installation „Hexentänze“ von Annette Messager gezeigt. Messager gilt international als die Grande Dame des französischen Gegenwartskunst, deren Werk auf poetische Weise gesellschaftliche Themen behandelt, insbesondere Fragen nach der Position von Frauen in der Gesellschaft. Die Ausstellung mit Fotografien von Rudi Meisel zeigt Bilder, die mehr als ein Jahrzehnt das Alltagsleben diesseits und jenseits der Mauer thematisieren und eine individuelle Sicht auf Ähnlichkeiten und Differenzen der beiden Deutschlands offenbaren.
AUSSTELLUNGSPROGRAMM 201
- Bernhard Heisig
Gegenüber
30.1. ‒ 3.4.2016 - Gerhard Altenbourg
Arbeiten auf Papier
30.1. – 3.4.2016 - Künstlerplakate
aus dem Archiv Trümmel / Thomas Lehmann
27.2. ‒ 15.5.2016 - Schlaglichter (Arbeitstitel)
Aus den Sammlungen des dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, dem Museum Junge Kunst Frankfurt/Oder und dem Kunstarchiv Beeskow
16.4. ‒ 19.6.2016Eröffnung dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus: 15.4.2016
Eröffnung Kunstarchiv Beeskow: 16.4.2016
Eröffnung Museum Junge Kunst: 17.4.2016 - Manfred Paul
Werkzyklen
28.5. ‒ 28.8.2016 - David Lehmann
Arbeiten auf Papier
28.5. ‒ 28.8.2016 - Endmoräne 25
… und diese wunderliche Welt dreht sich weiter
25.6. – 7.8.2016 - Ulrich Wüst
aus der Sammlung des dkw.
16.7. ‒ 11.9.2016 - Roland Nicolaus
16.7. ‒ 25.9.2016 - Volker Pfüller
Plakate und andere Arbeiten (Arbeitstitel)
10.9. ‒ 13.11.2016 - Francisco de Goya
Los Caprichos
8.10.2016 ‒ 1.1.2017 - Annette Messager
Hexentänze
8.10.2016 ‒1.1.2017 - Rudi Meisel. Landsleute 1977 – 1987
Zwei Deutschlands
26.11.2016 ‒ 22.1.2017
Museumspädagogische Ausstellungen:
- aufforsten
Depotauswahl mit Kindern
14.4. – 8.5.2016 - Der Funke springt über
Jährliche Werkstattausstellung
14.7. – 4.9.2016
Externe Ausstellungen:
- Landtag Brandenburg, Potsdam
PLAKAT/KUNST/PLAKAT – KUNST/PLAKAT/KUNST
aus der Sammlung des dkw.
Januar – Dezember 2016 - Kunstverein Tiergarten, Berlin
Annemarie Balden-Wolff
Mit Tusche sticken, mit Fäden zeichnen
2.2. – 15.3.2016 - Museum Lände, Kressbronn
Im Licht
Fotografie aus der Sammlung des dkw.
6.5. – 20.6.2016
Änderungen vorbehalten
Foto: Sandra Mattner
Quelle: Brandenburgische Kulturstiftung Cottbus KUNSTMUSEUM DIESELKRAFTWERK COTTBUS