Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat gemeinsam mit Greenpeace beim Verwaltungsgericht Cottbus einen Eilantrag gestellt. Das haben die Umweltverbände mitgeteilt. Ziel ist es demnach, das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) zu verpflichten, die geplante Umstrukturierung des Energiekonzerns Leag vorerst zu stoppen und zusätzliche Sicherheiten für die spätere Rekultivierung der Tagebaue einzufordern. Nach Einschätzung der Verbände droht sonst, dass Milliardenkosten für die Sanierung der Lausitzer Tagebaue am Ende bei der öffentlichen Hand hängenbleiben. Die LEAG sieht laut bisherigen Aussagen entsprechende Rückstellungen als gesichert.
Vorwurf: Vermögen wird verschoben
DUH und Greenpeace sehen im Konzernumbau der Leag ein großes Risiko. Sie befürchten, dass Gewinne aus zukunftsträchtigen Bereichen wie Wind- und Solaranlagen in neue Gesellschaften verschoben werden, während die Kosten für die Rekultivierung bei der Lausitz Energie Bergbau AG (LE-B) verbleiben. Nach Einschätzung der Verbände würde die LE-B dadurch um Vermögenswerte in Milliardenhöhe geschwächt. Das Eigenkapital des Unternehmens ginge um etwa 80 Prozent zurück. Damit stünde für die Sicherung der Rückstellungen deutlich weniger finanzielle Basis zur Verfügung. Die Umweltorganisationen warnen: Sollte der Bergbau-Teil so ausgedünnt werden, könnte das bestehende Sicherungssystem nicht mehr greifen. Dann bestünde die Gefahr, dass Brandenburg und Sachsen mit öffentlichen Mitteln einspringen müssten, falls die Rekultivierung nicht mehr vollständig durch die Leag finanziert werden kann. „Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Leag-Eigentümer wollen die profitablen Filetstücke aus dem Konzern herausschälen, um sie vor den Ewigkeitslasten der Kohle zu schützen“, sagte Greenpeace-Energieexperte Karsten Smid. DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner sprach von einem „Lehrbuchbeispiel für finanzielle Verantwortungslosigkeit“.
Eigentümerwechsel im Frühjahr 2025
Bereits im März 2025 hatte die Leag eine umfassende Neuaufstellung eingeleitet. Die EP Energy Transition, ein Unternehmen der EP Group, übernahm die letzten 30 Prozent Anteile der PPF-Gruppe und ist seitdem alleiniger Eigentümer. Mit einer neuen Holdingstruktur unter dem Namen LEAG GmbH sollen alle Aktivitäten gebündelt werden. Unter dem Dach der Holding wurde die LEAG Gigawatt GmbH gegründet, die das Zukunftsgeschäft verantwortet, darunter Projekte für erneuerbare Energien, Speichertechnologien, Wasserstoffkraftwerke und Biomasse. Zum 1. Mai 2025 trat die neue Konzernstruktur offiziell in Kraft. In einer Mitteilung erklärte die LEAG, man schlage damit „ein neues Kapitel“ auf. Ziel sei es, das Unternehmen zukunfts- und wettbewerbsfähig aufzustellen.
Bisherige Aussagen von LEAG zu Rückstellungen
Im Frühjahr 2025 hatte Vorstandschef Adolf Roesch gegenüber dem rbb erklärt, die Gefahr einer Kostenabwälzung bestehe nicht. Der Eigentümer EPH habe seit seinem Einstieg kein Geld aus dem Unternehmen gezogen. „Alles, was wir erwirtschaftet haben, steht uns zur Verfügung, dass wir investieren können“, so Roesch. Laut öffentlich einsehbarer Bilanz 2023 hat die LEAG rund 2,6 Milliarden Euro in Rückstellungen für die Sanierung gebildet. Hinzu kommen Gelder in Vorsorgegesellschaften, die mit Brandenburg und Sachsen eingerichtet wurden. Dort waren Stand 2023 etwa 500 Millionen Euro gesichert. Hier droht laut Kritikern allerdings eine deutliche Lücke zu den erwarteten Gesamtkosten, sollten die Rückstellungen beispielsweise durch Insolvenz der Kohlesparte verloren gehen. Das LBGR in Cottbus rechnete gegenüber dem rbb im Frühjahr 2025 mit Sanierungskosten von rund zwei Milliarden Euro.
Frist läuft Anfang Oktober ab
Die Umweltverbände werfen dem LBGR vor, bislang nicht tätig geworden zu sein. Eine entscheidende Frist zur Anmeldung von Gläubigerschutzansprüchen endet am 1. Oktober 2025. Parallel wurde ein gleichlautender Antrag beim Verwaltungsgericht Dresden gegen das Oberbergamt Sachsen eingereicht.
Red.