Die Qualität von Einrichtungen der Jugendhilfe im Land Brandenburg soll weiter verbessert werden. Dafür startet am Montag (01. Februar) auf Initiative des Berliner „Instituts für Innovation und Beratung e.V.“ und mit Unterstützung des Jugendministeriums ein Pilotprojekt, in dessen Rahmen Experten Jugendhilfeeinrichtungen besuchen und dabei deren Stärken und Potenziale analysieren. Das gab heute Jugendminister Günter Baaske bekannt.
Baaske: „Unser Ziel ist es, die Qualität der pädagogischen Arbeit in Heimen, die im Bereich der Erziehungshilfe arbeiten, im Interesse der betroffenen Kinder, Jugendlichen und Familien detailliert zu untersuchen und weiterzuentwickeln.“
Die stationären und teilstationären Einrichtungen werden von einem Team des „Instituts für Innovation und Beratung“ besucht und beraten. Dem jetzigen Start ging eine dreimonatige Vorbereitungsphase voraus.
Die Leitung haben Prof. Dr. Karlheinz Thimm und Dr. Martin Hoffmann übernommen, die das Jugendministerium im Jahr 2014 bereits in der Diskussion über die Haasenburg-Heime beraten hatten und Mitglieder der damaligen Expertenkommission waren. Das Konzept für die Qualitätsagentur wurde aus den Erfahrungen mit den Haasenburg-Einrichtungen entwickelt. Ein Fachbeirat aus Verwaltung, Fachverbänden und sonstigen Experten berät das Team.
Die Förderung des Jugendministeriums für das vorerst auf zwei Jahre angelegte Projekt beträgt 40.000 Euro. Weitere Mittel stellt das Institut selbst zur Verfügung. Die Einrichtungen sollen sich mit einem vom Umfang abhängigen Eigenanteil mit bis zu 2.500 Euro für eine Visitation und Analyse beteiligen. In diesem Finanzrahmen können etwa 15 Visitationsprozesse durchgeführt werden, die jeweils etwa sieben Tage der Teams überwiegend in und mit den Einrichtungen beinhalten.
Es liegen bereits Interessenbekundungen von Einrichtungen zur Visitation vor. Baaske: „Die Qualitätsagentur wendet sich an alle Träger und Einrichtungen der Jugendhilfe, die ihre Arbeit reflektieren möchten. Dazu gehört natürlich die Bereitschaft, kritische Punkte zu benennen, um sich qualitativ zu verbessern.“
Im Land Brandenburg gibt es insgesamt 438 stationäre und 64 teilstationäre Einrichtungen der Jugendhilfe, die von insgesamt 328 Trägern betrieben werden. Sie unterliegen der Heimaufsicht des Landes. Die Unterbringungen der Kinder und Jugendlichen werden durch die örtlich zuständigen Jugendämter veranlasst.
Derzeit werden in den Einrichtungen im Land Brandenburg etwa 5.500 Kinder und Jugendliche betreut, darunter etwa 1.500 aus anderen Bundesländern, vor allem aus Berlin. Die Kosten der Heimerziehung tragen die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe, die auch die Kostensätze vereinbaren. Die Unterbringungskosten in Heimen und Wohngruppen betragen je nach Betreuungsintensität zwischen 90 und 250 Euro pro Tag.
Die Qualitätsagentur ist eine unabhängige und nicht an Weisungen gebundene Stelle. In ihrer Arbeit können sowohl größere Gesamtuntersuchungen der Alltagsarbeit als auch die Untersuchung besonderer Vorkommnisse, auf Grund von externen oder internen Problemanzeigen, beauftragt werden.
Prof. Dr. Karlheinz Thimm: „Wir führen einen Abgleich zwischen Konzept sowie pädagogischen Intentionen und Vor-Ort-Praxis durch. Im Zentrum stehen der pädagogische Alltag und die Methode der teilnehmenden Beobachtung – neben Gesprächen, Befragungen und Dokumentenanalyse. Gemeinsam mit den Einrichtungen sollen Stärken, aber auch Entwicklungspotenziale erkundet, analysiert und beschrieben werden.“
Von der Einrichtung und dem in der Regel aus zwei Personen bestehenden Visitationsteam werden spezifische Fragestellungen entwickelt und untersucht. Die Einrichtung erhält dazu Rückmeldung, einen ausführlichen Bericht und Empfehlungen für die weitere Arbeit.
Einrichtungen können auf (1) eigenen Wunsch ihre pädagogische Konzeption und deren Umsetzung untersuchen lassen, (2) die Visitation kann von Externen empfohlen werden oder (3) die Visitation wird beauftragt, wenn Beanstandungen oder nicht hinreichend geklärte Vorfälle zu überprüfen sind.
Ziele des Gesamtprojekts sind
- Verbesserung der Qualität der erzieherischen Hilfe in den besuchten Einrichtungen
- Untersuchung von selbst- bzw. fremdgemeldeten Beanstandungen mit dem Ziel möglichst nachhaltiger Aufklärung der Ursachen für fachliche Unzulänglichkeiten in einzelnen Einrichtungen
- Erforschung und Entwicklung eines fachlichen Qualitätsrahmens.
Günter Baaske: „Letztendlich geht es uns aber darum, den Kindern und Jugendlichen, die oft unter sehr negativen Vorzeichen in die Heimerziehung kommen, bessere Zukunftschancen zu geben. Auch jede kleinste Verbesserung lohnt den Einsatz. Wir sind es ihnen schuldig, denn viele kamen ohne eigene Schuld in diese Lebenssituation.“
Hinweis:
Träger des Modellprojekts ist das Institut für Innovation und Beratung e.V. (INIB), ein An-Institut der Evangelischen Hochschule Berlin.
Kontakt: Prof. Dr. Karlheinz Thimm; [email protected] oder Dr. Martin Hoffmann; 030 – 82702325; [email protected]
Foto: Ministeriumf ASFF
Quelle: Ministerium für Bildung, Jugend und Sport