Als Muttersprachler nehmen wir gar nicht wahr, welche Schwierigkeiten unsere Sprache für andere mit sich bringt. Trotzdem hat wohl schon jeder mal davon gehört, dass Deutsch als schwer gilt und fremdsprachigen Menschen regelmäßig Kopfzerbrechen bereitet. Dafür sorgen vor allem ein paar Tücken, die wir in diesem Artikel unter die Lupe nehmen wollen.
Komplexität ist immer relativ
Vorweg bleibt die Frage zu klären, ob Deutsch wirklich so schwierig ist oder ob der Sprache der Dichter und Denker dieser Ruf zu Unrecht anhaftet. Eine zufriedenstellende Antwort kann es dabei eigentlich nicht geben. Immerhin bringen wir alle verschiedene Talente mit, was sich auch beim Lernen von Sprachen zeigt. Wo die einen spielerisch leicht vorankommen, tun sich die anderen auch nach jahrelangem Studium schwer.
Dazu kommt ein weiterer Punkt: Mit Englisch als Weltsprache gibt es einen Vergleich, den sehr viele Menschen weltweit kennen. Oftmals ist Deutsch deshalb die zweite Fremdsprache für Lernende, die mit Englisch weniger Probleme haben. Dies trägt wesentlich zum Gefühl bei, dass Deutsch schwerer zu lernen sei.
Ein Fall für sich
Wenn wir uns der Frage einmal mithilfe der Grammatik nähern, fallen zwischen Englisch und Deutsch ein paar wesentliche Unterschiede sofort ins Auge. Zum einen wären da die Fälle, auch Kasus genannt. Wie Muttersprachler schon aus der Grundschule wissen, gibt es davon vier Stück. Die Schwierigkeit ergibt sich daraus, dass jeder Kasus seine eigene Endung hat, was gerade am Anfang schwer zu verstehen sein kann.
Während Muttersprachler diesen Umstand ohne größeres Zutun verinnerlicht haben, müssen sich Lernende die Feinheiten mühsam aneignen. Welcher Kasus gerade richtig ist, erfolgt bei Muttersprachlern intuitiv. Nicht selten ist es deshalb so, dass Nichtmuttersprachler, die erfolgreich Deutsch gelernt haben, ein besseres Wissen über die Grammatik haben. Ein Beispiel dafür ist Deutsch lernen mit Anna, wo Menschen die Sichtweise einer Person erhalten, die genau über diese Hürden Bescheid weiß.
Artikel und Satzbau als Baustellen
Die Artikel sind ein weiterer gravierender Unterschied zwischen Deutsch und Englisch. Ein einfaches „the“ für alle Substantive? Nicht im Deutschen. Dazu kommt, dass es keine festen Regeln gibt, wann ein Wort welchen Artikel aufweist. Dadurch ergibt sich eine weitere anspruchsvolle Aufgabe für alle Lernenden, die sich schnell den simplen englischen Umgang mit Artikeln wünschen.
Gleichzeitig ist Deutsch natürlich nicht die einzige Sprache, bei der Artikel vorkommen. Auch Sprachen wie Französisch, Spanisch oder Italienisch machen es Lernenden hier nicht leicht. Es ist also weniger so, dass Deutsch ausgesprochen komplex wäre. Vielmehr ist Englisch als Referenz ungewöhnlich einfach ist. Selbiges gilt für den Satzbau, wo im Deutschen je nach Satztyp unterschiedliche Satzstellungen herrschen.
Was andere Sprachen komplex macht
Wer denkt, Deutsch sei schon die Spitze an Komplexität, sollte einmal einen Blick auf andere Sprachen werfen. Im Finnischen gibt es etwa nicht nur die vier Fälle des Deutschen, sondern sage und schreibe 15. Andere Sprachen wie Türkisch zeichnen sich durch eine ganz andere Art der Wortbildung aus, die gerade für Sprecher einer europäischen Sprache nicht leicht zu durchschauen ist. Sprachen sind einfach extrem vielfältig und weisen stets gleichermaßen Tücken wie Vorzüge auf. Deutsch bildet hier keine Ausnahme.