Der bei Bauarbeiten in der Mühlenstraße freigelegte mittelalterliche Ziegelbrennofen bleibt erhalten, allerdings unter der Erde und nicht sichtbar. Das hat heute die Stadt mitgeteilt. Auf diese Entscheidung haben sich Vertreter des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege, des Archäologischen Landesmuseums (BLDAM), der Investor sowie die Stadt Cottbus verständigt. Der Ofen soll ab Donnerstag unter fachlicher und dokumentarischer Aufsicht wieder zugeschüttet werden.
Gründe aus fachlicher Sicht
Das BLDAM hat der Stadtverwaltung am Montag, 16.07.2018, die fachliche Stellungnahme übermittelt: „Aus konservatorischer Sicht ergibt sich mithin für eine optimale Erhaltung das Erfordernis, den Befund am Ort zu überdecken. Er ist dann zwar nicht sichtbar, bleibt aber für nachfolgende Generationen erhalten. Die anderen Varianten gefährden dagegen die Befunderhaltung. Die Entscheidung folgt demnach ausdrücklich nicht aus Kosten- oder Zumutbarkeitsgründen, sondern dient allein dem Schutz des Befunds.“
Ofen wird ab Donnerstag eingebettet
Das BLDAM hatte dazu drei Varianten betrachtet. Zum Tragen kommen soll nun die erste Variante: Der Ziegelbrennofen wird mit Geotextil abgedeckt und anschließend mit Feinkies angeschüttet. Alle Arbeitsschritte werden fotografisch dokumentiert. Der geplante Kellerbereich des Projektes steht damit an dieser Stelle für andere Nutzungen nicht mehr zur Verfügung.
Keine Glasplatte und keine Bergung
Verworfen wurde die Variante, den Brennofen mit einer Glasplatte zu überdecken und somit sichtbar zu lassen. Das ist in einem Wohnhaus kaum machbar, bringt aber auch konservatorisch „erhebliche Probleme“. Auch in einem Kellerraum könne der weitere Verfall des aus Lehm gebauten Ofens nur mit großem Aufwand verzögert, nicht aber komplett gestoppt werden. Schimmel und Algen, die bei einer Glasabdeckung nicht ausgeschlossen werden können, müssten mit chemischen Mitteln bekämpft werden. Durch eine Bergung des Befundes besteht die Gefahr, dass der Ofen zerbricht oder zerfällt.
Dazu sagte Bürgermeisterin Marietta Tzschoppe: „Der Wunsch von Bürgerinnen und Bürgern, den Ofen zu erhalten und künftig sehen zu können, spricht für die Verbundenheit der Cottbuserinnen und Cottbuser mit ihrer Stadt und ihrer Geschichte. Dennoch bin ich dankbar für den realistischen Blick des Stadtverwaltung Cottbus und des Landesamtes auf den Befund und die sachliche Analyse. Alles ist umfangreich dokumentiert und somit nicht vergessen. Zudem gibt es keinen Grund, Investoren gerade in sensiblen Bereichen unserer Altstadt zu verteufeln; im Gegenteil, wir sollten dankbar sein, dass sie sich um wichtige Teile der Stadt kümmern und dabei zu Kompromissen bereit sind.“
Auch in unserer Facebookumfrage mit insgesamt 730 Stimmen hatten sich 88 Prozent der Befragten für den Erhalt ausgesprochen.
Über den Befund soll in Zukunft vor Ort informiert werden. Wie genau (ob durch Schild etc.) wird aber noch verhandelt. Am alten Wichernhaus entsteht ein Projekt mit neuen Wohnungen in Innenstadtlage direkt an der historischen Stadtmauer.
red/pm