Nun schon das dritte Jahr sind wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, zur Sonnenwende per pedes unterwegs in den Dörfern, die in der Gemeinde Schenkendöbern von der Abbaggerung bedroht sind: Kerkwitz, Atterwasch und Grabkow. Damit wollen wir unsere Verbundenheit besonders mit den Menschen in diesen Dörfern zum Ausdruck bringen, die gegen die Devastierung ihrer unmittelbaren Heimat ankämpfen. Dazu laden wir alle interessierten Wanderfreunde aus Nah und Fern ganz herzlich ein, uns am Sonntag, den 21. Juni 2009, in dem genannten Gebiet zu begleiten.
Wir betonen ausdrücklich, dass das keine Protestwanderung ist! Wir wollen lediglich wanderbegeisterte Menschen durch einen Landstrich führen, der in historisch kurzer Zeit unter den Hammer kommen soll. Natürlich sind auch die Befürworter der Landnahme bei uns gern gesehen, damit wir mit ihnen über Sinn und Unsinn dieses Vorhabens ins Gespräch kommen können und auch ihre Meinung dazu hören. Schließlich fängt Toleranz damit an, dass man über strittige Dinge spricht…
Während der Tour wollen wir uns auch wieder die Kirchen in Atterwasch und Kerkwitz ansehen und dem Bergfriedhof in Atterwasch, den früheren Mühlenstandorten am Schwarzen Fließ sowie dem Seegraben bei Grabko einen Besuch abstatten. Diese Tour wir etwa 17 Kilometer lang sein.
Auch das hier beschriebene Kulturgut soll dem Tagebau weichen. So kann man über die beiden genannten Kirchen auf der Website der Ev. Kirchengemeinde Region Guben lesen:
Zu Atterwasch. Die älteste bekannte Erwähnung der Pfarre Atterwasch stammt aus dem Jahr 1294. Ursprünglich war die Kirche mit einem hölzernen Tonnengewölbe ausgestattet, dessen Ansatz noch zu sehen ist. Von der alten Kirche ist wahrscheinlich nur der Ostgiebel mit der Dreierfenstergruppe und dem Sakramentenschrein erhalten.
Nach dem 30jährigen Krieg, der fast das gesamte Dorf mit der Kirche vernichtete, ist sie 1685 wieder geweiht worden, jetzt mit einer schlichten Holzbalkendecke ausgestattet. Der backsteinerne Erweiterungs- und Turmanbau stammt aus dem Jahr 1840. In den Jahren von 1980 bis 1990 wurde die gesamte Kirche grundlegend restauriert und renoviert sowie eine Bankheizung installiert.
Der barocke Altar (Herkunft unbekannt) wurde 1713 aufgestellt. Die von barockem Rankenwerk bekränzten Bilder stellen die Hauptstücke des christlichen Glaubens dar: Abendmahl, Kreuzigung und Auferstehung Christi. Die älteste erhaltene Wandmalerei der Kirche über dem Tabernakel neben dem Altar zeigt den Schmerzensmann (Christus mit den fünf Kreuzigungswunden).
Die Kanzel, eine Renaissance-Intarsienarbeit, stammt aus der Haupt- und Stadtkirche Guben (heute Gubin). Das Atterwascher Missionsbild (Christus segnet die Kinder) über der Kanzel ist ein Auftragswerk für diese Kirchenge-meinde (Nazarenerschule) aus dem Jahr 1920. Die Orgel ist ein Werk der Stettiner Orgelwerkstatt Grüneberg; sie ist eine der wenigen erhaltenen Orgeln ihrer Art in der originalen Mensurierung. Die Wappenschilder an der Emporen-brüstung zeigen Familienwappen sowie das alte Gubener Stadtwappen, abwechselnd mit Bibelzitaten. Die Glocken (Dreiergeläut in f-moll) sind im 15., 19. und 20. Jahrhundert gegossen. Die große Glocke stammt aus dem Jahr 1465, ihre Inschrift weist auf den Gubener Frieden (5.6.1462) hin. Die Turmspitze bekrönte früher den Klosterturm des Jungfrauenklosters vor Guben und wurde der Atterwascher Gemeinde bei dessen Abriss überlassen. (aufge-schrieben von Pfarrer Matthias Berndt)
Zu Kerkwitz. Die Gemeinde Kerkwitz war seit Jahrhunderten zusammen mit Schlagsdorf und Klein Gastrose in der Schenkendorfer Johanniter Kirche eingepfarrt. Mit dem Ende des II. Weltkrieges brach auch für diese Kirchenge-meinde die Brücke zu ihrem Gotteshaus ab. Bewohner aus den ehemaligen östlich der Neiße gelegenen Orten fanden westlich der Neiße ein neues zu Hause. Mitten in Zerstörung, Not und Aufbau wurde mit dem Bau eines neuen Gotteshauses begonnen. Schon kurz nach der Grundsteinlegung, dem 8. Juli 1951, gab es die erste große Schwierigkeit zu überwinden. Weil Bauholz dringend zur Vorbereitung der Weltfestspiele benötigt wurde, entzog die Landes-regierung die Lizenz für den Bezug des Bauholzes. In der Kirchengemeinde, dazu gehörten die Orte Albertinenaue, Groß Gastrose, Kerkwitz, Klein Gastrose, Schlagsdorf und Taubendorf, setzte eine große Einsatz- und Spendenbe-reitschaft für den Fortgang des Kirchenbaues ein. Trotz Erntezeit fällten die Gemeindeglieder die erforderlichen Bäume in den eigenen Wäldern und brachten sie zum Sägewerk Neumann/Fischer. Viele Schwierigkeiten waren noch zu überwinden und trotzdem: Nicht ganz ein Jahr war seit der Grundsteinlegung vergangen, da feierte die Gemeinde zusammen mit etwa 4.000 Menschen am 2.Juni 1952 die Einweihung dieses Gotteshauses.
Eine Besonderheit ist die “Redende Mauer” an der Stirnseite der Empore. Sechs Jahre nach Kriegsende war die Finanzierung eines Kirchenbaus eine finanzielle Anstrengung, die von der Kirchengemeinde Kerkwitz nicht allein geleistet werden konnte. So erklärte sich das Gustav-Adolf-Werk, der Zusammenschluss der Evangelischen Gemeinden der DDR, zur Hilfe bereit. Es gingen Spenden von christlichen Gemeinden aus allen Teilen der DDR ein. Besonders bewegend liest sich heute die Tatsache, dass selbst Kinder in ihren Kindergottesdiensten für den Kirchenbau in Kerkwitz spendeten. Auf der “Redenden Mauer” sind auf 98 Steinen jeweils drei Ortsnamen eingebrannt. Orte, in denen die Kinder jeweils mehr als zehn Mark spendeten. 1951 mussten viele sich dieses Geld vom Munde absparen.
Auch die drei Glocken der Kirche symbolisieren ein Stück Geschichte. Neben der alten wertvollen Glocke vom sogenannten “Glockenfriedhof” in Hamburg, deren Herkunft bis heute unbekannt ist, hängen am Glockenstuhl die am Tag der Kircheinweihung geweihten zwei Glocken aus Eisenhartguss. Diese Glocken stellte die Firma Schilling & Lattermann aus Apolda her.
Erst seit dem zweiten Pfingstfeiertag 1980 gibt es eine Orgel in der Gustav-Adorf-Kirche. Das mit sechs Registern ausgestattete Instrument stammt aus der Göhlener Kirche. Wann und von wem die Orgel erbaut wurde, ist unbe-kannt. Fest steht aber, dass die Orgel am 28. April 1872 feierlich in Göhlen eingeweiht wurde. Aus Unterlagen der Göhlener Kirchengemeinde geht hervor, dass damals der Fabrikant und Mediziner Carl Jacobi aus Berlin der Göhle-ner Gemeinde die Orgel schenkte. Carl Jacobi erwies damit seine Dankbarkeit, denn der Erfinder des “Königstrankes” gegen den Milzbrand erprobte diese Medizin erstmals erfolgreich an einem Göhlener Bürger. (aufgeschrieben von Roswitha Koch u. Renate Kulick-Aldag)
Zuvor gibt es am Mittwoch, den 17. Juni 2009, schon eine Erkundungstour im Spree-Neiße-Kreis. Gewandert wird dabei ca. 20 Kilometer von Tauer über die Lasszinswiesen nach Preilack, weiter bis Schönhöhe und zum Großsee. Von dort geht’s dann zurück nach Tauer.
Weitere Einzelheiten (wie Treffpunkte, Beginn und Hinweise für die Anfahrt) werden wie immer bei der persönlichen Anmeldung bis zum jeweiligen Vorabend unter der Rufnummer 03542-3792 oder auf Anfrage mitgeteilt. Alles Andere ist wie sonst auch bei unseren bisherigen 42 Wanderungen 2009 und in den zurück liegenden Jahren: Gewandert wird familiär auf einem Rundkurs; keine Teilnahmegebühr für die Wanderung; kein Versicherungsschutz; Rucksackverpflegung für einen Stehimbiss im Freien; am Ziel persönliche Urkunde zur Erinnerung für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern; festes aber bequemes Schuhwerk; um einen Obolus in unseren Fontane-Wanderhut wird am Ziel gebeten; auf Wunsch gedruckter Wanderplan 2009 als Heft A5; Informationen über uns sowie unser Programm 2009 findet man auch unter www.cottbus-und-umgebung.de sowie über 4.200 Fotos von uns über die Niederlausitz hier in „Bilder der Region“ bei www.niederlausitz-aktuell.de.
Foto: Die Gustav-Adolf-Kirche in Kerkwitz zur Sonnenwend-Wanderung 2008
Gerd Laeser
Gästeführer Niederlausitz
Lübbenau
Rückwärtiger Eingangsbereich der Kirche in Atterwasch
Am Schwarzen Fließ bei Atterwasch, das früher hier als Mühlgraben funktionierte
Grabko in Sicht – Aufnahme während der Sonnenwendtour 2008