Eintauchen in die Geschichte kann man am 24. und 25. Mai beim 9. Slawischen Mittelalterfest in Dissen. „Das wird kein Spektakel. Sondern wir wollen unseren Gästen zeigen, wie die Menschen vor rund 1000 Jahren das Leben bewältigt haben“, erklärt Babette Zenker, Leiterin des Heimatmuseums in Dissen. Zum zweiten Mal bietet der Siedlungsausschnitt „Stary lud“ die wunderbare Kulisse.
Dissen-Striesow. Im Schatten der Grubenhäuser nähen die Frauen, sie weben, spinnen und färben ihre Wolle. Männer schmieden, bearbeiten Steine, schnitzen aus Holz Löffel und aus Horn kleine Schmuckstücke. Krieger kämpften mit Axt und Sax. Familien kochen auf dem Holzfeuer ihr Essen…
Drei Vereine – der archäologische Verein Skjaldborg aus Tschechien, der polnische Verein „Družyna Wojow Serbo Biełoboh“ aus Žary und „Družyna byk“ – zeigen, wie das alltägliche Leben vor gut 1000 Jahren gewesen sein könnte. Und das alles ganz hautnah, anschaulich und wissenschaftlich fundiert.
„Wir erwarten 40 bis 50 Handwerker, denen man über die Schulter schauen kann“, erzählt Jaksa, der Schmied, mit bürgerlichem Namen Kornelius Kusch und Projektleiter in „Stary lud“. Aus Tschechien kommen Weber, aus Bayern Handwerker, die zeigen wie man Knochenflöten schnitzt und spielt. Nachbarn aus dem ottonischen Reich werden kommen und ebenso welche aus Dänemark.
Einen Schwerpunkt des Festes bildet die Herstellung von Kleidung. Wie wurden Muster angezeichnet, wo es noch keine Bandmaße oder Messeinrichtungen gab? Wie konnte man Mützen, Strümpfe und Handschuh fertigen, obwohl Stricken und Häkeln noch nicht erfunden war? Welchen Schmuck legten die Frauen an?
Die Gäste sind auch eingeladen in die Töpfe zu schauen. Gezeigt wird, was dereinst gegessen wurde und vor allem, wie Nahrung für den Winter haltbar gemacht wurde.
Mittelalter für Kinder kostenlos
Natürlich sind auch Kinder herzlich willkommen beim Mittelalterfest. Für sie bietet der Kiepenkasper ein ungewöhnliches Puppenspiel mit Gemüse und der sorbische Märchenerzähler Pittko entführt in die slawische Märchen- und Sagenwelt. Außerdem sind sie eingeladen, sich selbst ihren Fladen zu backen.
Der Eintritt für Kinder in Begleitung von Erwachsenen ist Dank der Unterstützung des Lausitzer Aktionsplanes (LAP) frei.
Programm
Das Programm rund um das Fest gestalten die Musiker von „Drjewjanki“ und die Spielleute der Gruppe „musica vulgaris“. Letztere entfesseln mit ihrem ungewöhnlichen Instrumentarium die Kraft alter Weisen derart, dass es kein Schlagzeug oder E-Gitarre braucht, um das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Mit Dudelsack, Drehleier und historischen Saiteninstrumenten kommen frischer Wind und neue Ideen in die alte mittelalterliche Musik. Der Samstag klingt gegen 21.30 Uhr mit einer Feuershow aus.
Wer nach all dem Schauen hungrig geworden ist, der sollte sich Hirsekraut, Suppe aus dem Kessel oder Fladenbrote schmecken lassen.
Vortragsreihe
Das Mittelalterfest wird am Freitag, dem 23. Mai, mit einem wissenschaftlichen Kolloquium eingeläutet. Interessantes und Spannendes über unsere slawischen Vorfahren wird in den verschiedenen Vorträgen zu hören sein:
* 15 Uhr, Dr. Alfred Roggan: Wendische Volksfrömmigkeit vom Hufeisen bis zur Kirchentür
* 16 Uhr, Dr. Lindner (Monumenta Germaniae Historica [MGH] an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften [BBAW]): „Jacza von Köpenick. Ein slawischer Fürst des 12. Jahrhunderts zwischen dem Reich und Polen”
* 17 Uhr, Dr. Matthias Toplak: Osteuropäische Einflüsse bei Kleidung und Tracht in der altnordischen Sagaliteratur – im historischen Fundkontext
Diese Vorträge werden über die Stiftung für das sorbische Volk gefördert.
Für diese Vorträge kann eine Teilnahmebestätigung zur Weiterbildung ausgehändigt werden.
Kurz & Knapp:
Slawisches Mittelalterfest am 24./25. Mai in „Stary lud“
Samstag: 11 bis 23 Uhr
Sonntag: 11 bis 17 Uhr