Vielfältige Aktionen fanden zu den Schüler-LITERATUR-Tagen statt Mit welcher Aktion erreicht man hunderte Kinder und Jugendliche zum Thema „Lesen und Schreiben“? Wolfgang Wache, Susann Vogel und Jana Arlt vom Literaturzentrum „Ich schreibe!“ organisierten zum zweiten Mal die Schüler-LITERATUR-Tage.
Drei Tage lang waren die Vereinsmitglieder, die selbst schriftstellerisch tätig sind, in Senftenberg und Schipkau unterwegs. Besonders die Lyrik und Kurzprosa liegen ihnen am Herzen, dass damit Gedichte und ganz kurze Geschichten gemeint sind, erfuhren die Schülerinnen und Schüler während der Veranstaltungen von Montag bis Mittwoch. Auch das Analphabetentum und die Hindernisse in der kulturellen Bildungsarbeit wurden thematisiert und mit Pädagogen und Kollegen zur Sprache gebracht. Die Schulklassen aus Senftenberg, Schipkau, Hosena, Annahütte und Brieske ließen sich begeistern für die Projekte „Bücherkinder“, „Mathe, Deutsch & blaue Flecken“ und der Autorenarbeit z.B. mit Bettine Reichelt und ihren „Rabengeschichten“ und Jens Carl mit seinem Buch „Im Kamillenwald“. „Nicht jeder kann ein Langstreckenläufer oder Klaviervirtuose werden wie nicht jeder Schriftsteller werden kann.“, so Wolfgang Wache, „Aber uns ist es wichtig, uns, unsere Arbeit und unsere Angebote den Kindern und Jugendlichen vorzustellen.
Viele kennen das Literaturzentrum noch nicht und wer davon noch nichts gehört hat, kann auch nicht mitmachen.“ Susann Vogel gestaltet seit ihrer Schulzeit die Projekte des NLZ „Ich schreibe!“ mit. Später studierte sie Kultur- und Medienpädagogik und Literaturwissenschaft, war trotz der 600 km zwischen Studienort und Senftenberg immer wieder bei verschiedenen Werkstätten und Lesungen dabei und berichtete während der Schüler-LITERATUR-Tage über diese Erlebnisse und die gesammelten Erfahrungen. „In einer Unterrichtsstunde oder gar in nur fünfzehn Minuten“, resümieren Wolfgang Wache, Susann Vogel und Jana Arlt, „kann man nur einen kleinen Einblick geben.“ Immer wieder betonen die drei Autoren und Kulturpädagogen, dass die Tür des Literaturzentrums für alle offen steht, dass man sich bei den Projekten einbringen kann, dass Lesungen mit Lyrik und Kurzprosa interessant und unterhaltsam sein können und dass sie weiterhin für das Lesen und Schreiben begeistern werden auch, wenn dieser Tage wieder eine Ablehnung einer Projektförderung im Briefkasten lag. „Bei uns kann man nicht dümmer werden“, sagt Jana Arlt und richtet den Blick schon nach vorn auf das Lausitzer Lyrikfestival im September, in dessen Rahmen auch wieder Lesungen und Präsentationen für Kinder und Jugendliche gestaltet werden. Die zurückliegenden drei Tage Schüler- Literatur-Tage waren für mich und meinen Mitstreiterinnen Jana Arlt und Susann Vogel sehr erfolgreich, wir haben an drei Tagen einigen hunderten Kindern die Frage gestellt was Lyrik ist. Nur die wenigsten wussten, das es auch Gedichteschreiber gibt.
Bei der Frage wer liest ein Buch, gingen oft nur wenige Hände in die Höhe. Hier war und ist unser Ansatz. Ich habe immer im Kopf meine vielen Begegnungen mit Analphabeten. Menschen die sich schämten nicht zu den Schreibenden und Lesenden zu gehören. Die es mit eigener Kraft nicht schafften, die Geheimnisse der Buchwelt für sich zu erkunden. Niemand hält fest, mit welcher Motivation die Organisatoren an die Umsetzung der kulturellen, künstlerischen und literarischen Unternehmungen heran gehen. Was ist die Triebkraft? Warum will man als Schriftsteller und Künstler tätig sein? Ich gehöre zu denjenigen, die bestätigen können, dass Künstler und Kulturvermittler finanziell beurteilt, arm sind. Man muss ja nicht Kunst machen! Wenn man es tut, ist man selber daran „schuld“. Immer wieder hört man von der großen Erkenntnis, dass Kunst die lebendige Auseinandersetzung mit den Fragen der Zeit und der Gesellschaft ist – da wird manchmal sogar festgestellt, dass Kunst unverzichtbar ist!
Es wird aber auch die Frage gestellt: Wie weit trägt sie zur Gewinnoptimierung in der Wirtschaft bei? Ich kann und will davon nichts mehr hören. Ich will nicht immer daran denken müssen, welches Projekt finanzielle Gewinne bringt. Aber wenn ich mich nicht der breiten Masse anpasse und über finanzielle Umsätze nachdenke, bleibe ich ein armer Künstler. Manchmal kommt es mir vor, als seien wieder die Gaukler des Mittelalters unterwegs, die darauf aus sind, den Menschen mit Taschenspielertricks und Floskeln das Geld aus der Tasche zu ziehen. Menschen, die seit Jahren an ihrer eigenen künstlerischen Entwicklung hart arbeiten, die ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten immer wieder auf den Prüfstand stellen, sollen Anerkennung ihrer geleisteten Arbeit erfahren. Das kann in Form von bedingungsloser Förderung, langfristiger Unterstützung, Respekt und aufrichtigem Gedankenaustausch erfolgen. Manche sagen, wenn du erfolgreich bist, dann geht es dir gut. Ich kann mit Recht sagen, dass die Akteure des Literaturzentrums „Ich schreibe!“ in den vergangenen vielen Jahren sehr erfolgreich waren. Kinder und Jugendliche wurden begeistert, sich mit der Welt der Geschichten und Gedichte zu befassen und Kunstaktionen forderten neue Herangehensweisen und reizten bisherige eigene Grenzen zu überschreiten. Über diese Erfolge bin ich sehr glücklich und es stimmt mich traurig, erleben zu müssen, dass diese Künstler für ihren Lebensunterhalt Förderungen beim Jobcenter beantragen müssen. Damit zeigt sich, dass allein das anerkennende Schulterklopfen nicht ausreicht. Es ist notwenig, sich intensiv mit der permanenten Notsituation von Künstlern und Kunstvermittlern auseinanderzusetzen und gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen. Ich wünsche mir, dass wir den Teufelskreis aus Unsicherheit, Desinteresse, finanzieller Armut, politischen Worthülsen und Bespaßungsdruck durchbrechen. Ich wünsche mir, dass Schriftsteller und Kulturpädagogen wieder das erfolgreich machen können, worin sie gut sind – schreiben, lesen, begeistern, lehren, neue Welten erschließen.
Dank an alle unbeugsamen Mitstreiter!
Wolfgang Wache