Knapp zwei Stunden nahmen sich Dr. Carolin Schilde, Staatssekretärin im Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg (MLUL) und OSL-Landrat Siegurd Heinze am Donnerstag (15.02.2018) Zeit, um die Landboden Bronkow Agrar GmbH in der kleinen Gemeinde des Amtes Aldöbern zu besuchen. Im Juni 2017 führte das Auftreten der seltenen bakteriellen Infektionskrankheit „Brucellose“ hier zum Verlust eines großen Teils des Schweinebestandes. Eine extreme Situation für alle Beteiligten – von der sich der mittelständische Betrieb mittlerweile jedoch aus eigener Kraft wieder erholt. Die Bronkower starten mit frischen Ideen und Investitionen in das neue Jahr.
So wurde erst im Dezember des vergangenen Jahres ein umgebauter Kälberstall in der Milchviehanlage in Betrieb genommen. Planungen für den Neubau eines Abferkelstalls sind weit vorangeschritten und sollen, bei erteilter Baugenehmigung, möglichst zeitnah umgesetzt werden. Auch darüber hinaus plane man für die Zukunft weitere Projekte. Den Kopf hängen lassen, dies komme für ihn und die über 80 Mitarbeiter nicht in Frage, machte Geschäftsführer Rainer Wendland den Gästen deutlich. Zu ihnen zählten auch der Referatsleiter für Marktordnung und Tierzucht beim MLUL, Hartmut Aust, der Referent für Tierproduktion des Landesbauernverbandes, Dr. Simon Harnisch, der Vorsitzende des Bauernverbandes Südbrandenburg, Thomas Goebel, sowie die Amtstierärzte Jörg Wachtel und Laura Schuster vom Veterinäramt der Kreisverwaltung.
Etwas mehr als ein halbes Jahr ist es her, dass die Veterinäre im Schweinebestand des Landwirtschaftsbetriebes die seltene bakterielle Infektionskrankheit Brucellose feststellten. Das Töten des gesamten Schweinebestandes der betroffenen Anlagenteile -1.405 Tiere- war die Konsequenz. Ein Schock für das Unternehmen, der hohe wirtschaftliche Einbußen bedeutete, und eine emotionale Belastung für alle Beteiligten, die an der Keulung der Tiere mitwirkten.
Heute blicken die Bronkower wieder positiv nach vorn. Mit den vier Betrieben am Standort und deren unterschiedlicher Ausrichtung ist das Unternehmen breit aufgestellt. Neben der Produktion von Milch, Schweinen, Rindern und Eiern zählen auch der Anbau von Getreide, Öl- und Eiweißfrüchten und Kartoffeln sowie die Schlachtung, Verarbeitung und Selbstvermarktung von Produkten zum Portfolio. Die Mitarbeiter unterhalten zudem eine Bauernküche und eigene Verkaufsstellen. Der Tierbestand der Landboden Bronkow Agrar GmbH umfasst 400 Milchkühe, 170 Mutterkühe, 180 Mastbullen, 200 Zuchtsauen, 1.700 Mastschweine und 1.000 Legehennen. Nach der zwischenzeitlich erfolgten behördlichen Freigabe der gereinigten Anlagenteile sind die Zuchtställe nun wieder belegt. Der Aufzucht- und Mastbereich wird nach und nach mit eigenen Tieren gefüllt.
Die Aufarbeitung des Themas spielt für den Betrieb nach wie vor eine wichtige Rolle. So gab es neben einer engmaschigen fachlichen Begleitung durch das Veterinäramt des Landkreises zusätzliche Auswertungsangebote auf Landkreis- und Landesebene, die gern angenommen wurden. Ohnehin schätze man die Zusammenarbeit auf allen Seiten als durchweg positiv ein, so das Fazit aus der Runde.
Intern wurde das Hygienekonzept unter dem besonderen Aspekt des Seuchenschutzes grundlegend überarbeitet. Bestehende Schutzmechanismen wurden optimiert, weitere installiert. Diese werden konsequent umgesetzt. Aktuell startet zudem der Umbau der Sauenanlage, führte Wendland aus. Hier sorgen künftig hochmoderne Hygiene-Schleusen dafür, dass Krankheitserreger nicht in die Anlage gelangen und die Tiere infizieren. Der Zugang zur Anlage ist nur geschulten Mitarbeitern vorbehalten. Prävention lautet die Devise. Eine emotional und wirtschaftlich extreme Situation wie die im vergangen Jahr wolle man nie wieder erleben, so die Botschaft.
Staatssekretärin Dr. Carolin Schilde, welche 2017 kurz nach Ausbruch der Brucellose im Rahmen einer Veranstaltung des Bauernverbandes Brandenburg Süd zu Gast in Bronkow war und sich nach nunmehrigem Abschluss aller Maßnahmen und erteilten Produktionsfreigaben gemeinsam mit Landrat Siegurd Heinze vor Ort einen Eindruck verschaffen wollte, äußerte sich im Nachgang des Termins wie folgt:
„Ich freue mich, dass der Betrieb aus eigener Kraft und mit hohem Engagement eine schwierige Situation bravurös gemeistert hat. Er ist in der Region fest verankert, ein wichtiger Arbeitgeber, der von der Schlachtung über die Verarbeitung bis zur Selbstvermarktung die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt.“
Und auch Landrat Siegurd Heinze machte deutlich: „Es ist beispielhaft, wie der Landwirtschaftsbetrieb das Thema angegangen und mit daraus gemachten Erfahrungen fast schon gestärkt hervor gegangen ist. Tierseuchen sind ein präsentes Thema, das uns alle betrifft und jeden Betrieb jederzeit treffen kann. Die ständige Gefahr wird uns angesichts der aktuellen Diskussionen um die ASP immer wieder vor Augen geführt. Ein gutes Hygienekonzept, wie es in Bronkow gelebt wird, ist ein wichtiger Schritt, um das Ausbreiten von Seuchen zu verhindern.“
Fotos: Oberspreewald-Lausitz
pm/red