In der Stadt Lübben werden immer mehr Kinder in einem „Wechselmodell“ in der Notbetreuung untergebracht. In vielen Einrichtungen übersteigt die Zahl der Anträge auf Notbetreuung die Kapazitäten, weil sich mit der Ausweitung der Notbetreuung und der Einführung der Ein-Eltern-Regelung die Zahl der Anspruchsberechtigten mehr als verdoppelt hat. Die Gruppengrößen und Hygieneregeln bleiben jedoch dieselben – dadurch bleiben die Raum- und Personalkapazitäten stark beschränkt. Das Wechselmodell sieht vor, dass die Kinder jeweils fünf Arbeitstage lang in der Einrichtung betreut werden und anschließend zu Hause bleiben müssen. In dieser Zeit wird dann eine andere Kindergruppe betreut. Gewechselt wird jeweils in der Wochenmitte. Das Modell hat die Stadtverwaltung aus der Kita „Gute Laune“ übernommen, die bereits seit einer Woche danach verfährt. In den kommunalen Kitas startet das Modell am 11. Mai.
Die Stadt Lübben teilte weiter mit:
„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt an die Eltern. Jedoch gelte weiterhin, die Gesundheit aller umfänglich zu schützen und zudem keinen Unterschied zwischen den Gründen zu machen, die zu einem Anspruch auf Notbetreuung führen. „Das Modell bringt mehr Planungssicherheit für die Eltern und damit mehr Akzeptanz bei deren Arbeitgebern“, berichtete Jana Liebermann, Leiterin der Kita „Gute Laune“, in einem Gespräch mit Bürgermeister Lars Kolan und der zuständigen Fachbereichsleiterin Petra Streiber am Mittwoch. Das Wechselmodell habe ihre Kita nun bis Ende Juni durchgeplant.
In dem Gespräch sagte die Stadtverwaltung zu, sich in den kommenden Wochen mit den Kita- und Hortträgern der Stadt zu besonderen Maßnahmen während der Corona-Krise abzustimmen. Verschiedene Modelle und weitere Ideen zur Betreuung von Kindern sollen dabei besprochen und an übergeordnete Gremien weitergeleitet werden. „Am Ende muss der Landkreis sein Einverständnis zu den Lösungen geben“, sagte Bürgermeister Lars Kolan.
In dem Gespräch am Mittwoch gab es bereits viele Ideen. So müsse in Nachbarkommunen nach verfügbaren Betreuungsangeboten geschaut werden – denn nicht alle Kommunen haben so viele Anspruchsberechtigte wie Lübben als großer Verwaltungs- und Gesundheitsstandort. Betreuungen in den Randzeiten könnten über Einzelpersonen organisiert werden, war ein weiterer Vorschlag. Möglicherweise könnten Kindergruppen auch direkt beim Arbeitgeber zusammengefasst und betreut werden.
Eltern berichteten in dem Gespräch, welch ein hoher psychischer Druck entstehe, wenn Homeoffice und Kinderbetreuung vereinbart werden müssen. Viele Eltern bangen laut Elternvertretern zudem um ihren Arbeitsplatz oder müssen Einnahmeausfälle hinnehmen, wenn sie wegen der Kinderbetreuung zu Hause bleiben.
„Unser Bestreben muss es sein, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen und gemeinsame Lösungen für alle Lübbener Familien zu entwickeln“, sagte Jana Liebermann. Gleichwohl müsse den Trägern weiterhin Entscheidungsfreiheit gewährt werden, ergänzte Petra Streiber. Kritisch sahen alle Gesprächspartner, dass Festlegungen auf Landesebene getroffen worden seien, die vor Ort kaum umsetzbar sind. „„Es gibt Kommunen, in denen mit der jetzt geltenden erweiterten Notbetreuung die Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Weitere Öffnungsschritte z.B. im eingeschränkten Regelbetrieb sind so nicht mehr möglich“, sagte die Fachbereichsleiterin mit Blick auf die erfolgte oder noch zu erwartende Antragsflut in Lübben.
Coronavirus in der Lausitz. Aktuelle Lage und Entscheidungen
Hier gehts zum laufend aktualisierten Artikel
Red. / Presseinfo
Bild: @Verena Berk_pixelio.de