Wir geben auch diese Rückmeldung unkommentiert weiter.
An die Redaktion,
Sie können mein Schreiben gerne veröffentlichen; aber nur, wenn Sie meinen Namen nicht nennen.
Bin Schweißer. Es war damals nicht einfach in der Niederlausitz, es gab zu wenig Arbeit. Viele Jahre bin ich als Leiharbeiter, es war wie moderne Sklavenhaltung, durch Europa gezogen. Ich finde es gut, dass Leiharbeit inzwischen verboten ist. Wir waren Arbeiter zweiter Klasse und bekamen für die gleiche Arbeit weitaus weniger Geld. Irgendwann bewarb ich mich in Island und bekam eine Arbeit dort. Nicht als Leiharbeiter, so richtig ganz normal bezahlt. Vier Mal im Jahr besuchte ich meine Familie in der Niederlausitz. Verheiratet war ich ja nicht. Was hätte es für einen Sinn gemacht, wenn ich meine Frau und Kinder nur hin und wieder gesehen hätte.
Dann kam das mit der ‘Kontrollierten Verwilderung’. Da hatte ich bereits eine gute Arbeit in Norwegen und wohne noch immer dort. Mit meiner Frau, auch aus der Niederlausitz, und unseren 2 Kindern. Meine Eltern wollten unbedingt in ihrem Dorf bleiben. Ich konnte sie nicht überreden, zu uns nach Norwegen zu kommen. So zwei Mal im Jahr besuche ich meine Mutter in unserem Heimatdorf. Es ist eines der drei verbliebenen Dörfer. Da ich dort Angehörige habe, bekomme ich ohne Schwierigkeiten eine Genehmigung. Wenn das Wetter schlecht ist, muß ich einen Hubschrauber chartern oder mein Besuchsvorhaben aufgeben. Mein Vater starb in dem kalten Winter 2026. Das einzige Funkgerät im Dorf funktionierte nicht mehr und die Wege waren unpassierbar.
Möchte gerne meine Mutter zu uns holen, aber sie will nicht. Sie möchte ihr Heimatdorf nicht verlassen. Wohnen ja nur noch ein paar Alte dort. Aber sie haben fröhliche Gesichter. Freue mich immer, wenn ich dort ankomme und werde traurig bei der Abreise. Es war so schön dort. Die freiwillige Feuerwehr, die Pokale, die wir gewonnen haben, die Dorffeste, die gute Nachbarschaft. All das eben.
Die Worte meiner Mutter werde ich nie vergessen: „Junge, so manche von denen da oben denken bestimmt, die Zeit wird das mit uns Alten schon regeln.“
20.01.2040 – Eine erste Rückmeldung zu unserem Beitrag vom 7.01.2040
7. Januar – 78-Jähriger bei Reparatur der Stromleitung tödlich verunglückt
Wir geben auch diese Rückmeldung unkommentiert weiter.
An die Redaktion,
Sie können mein Schreiben gerne veröffentlichen; aber nur, wenn Sie meinen Namen nicht nennen.
Bin Schweißer. Es war damals nicht einfach in der Niederlausitz, es gab zu wenig Arbeit. Viele Jahre bin ich als Leiharbeiter, es war wie moderne Sklavenhaltung, durch Europa gezogen. Ich finde es gut, dass Leiharbeit inzwischen verboten ist. Wir waren Arbeiter zweiter Klasse und bekamen für die gleiche Arbeit weitaus weniger Geld. Irgendwann bewarb ich mich in Island und bekam eine Arbeit dort. Nicht als Leiharbeiter, so richtig ganz normal bezahlt. Vier Mal im Jahr besuchte ich meine Familie in der Niederlausitz. Verheiratet war ich ja nicht. Was hätte es für einen Sinn gemacht, wenn ich meine Frau und Kinder nur hin und wieder gesehen hätte.
Dann kam das mit der ‘Kontrollierten Verwilderung’. Da hatte ich bereits eine gute Arbeit in Norwegen und wohne noch immer dort. Mit meiner Frau, auch aus der Niederlausitz, und unseren 2 Kindern. Meine Eltern wollten unbedingt in ihrem Dorf bleiben. Ich konnte sie nicht überreden, zu uns nach Norwegen zu kommen. So zwei Mal im Jahr besuche ich meine Mutter in unserem Heimatdorf. Es ist eines der drei verbliebenen Dörfer. Da ich dort Angehörige habe, bekomme ich ohne Schwierigkeiten eine Genehmigung. Wenn das Wetter schlecht ist, muß ich einen Hubschrauber chartern oder mein Besuchsvorhaben aufgeben. Mein Vater starb in dem kalten Winter 2026. Das einzige Funkgerät im Dorf funktionierte nicht mehr und die Wege waren unpassierbar.
Möchte gerne meine Mutter zu uns holen, aber sie will nicht. Sie möchte ihr Heimatdorf nicht verlassen. Wohnen ja nur noch ein paar Alte dort. Aber sie haben fröhliche Gesichter. Freue mich immer, wenn ich dort ankomme und werde traurig bei der Abreise. Es war so schön dort. Die freiwillige Feuerwehr, die Pokale, die wir gewonnen haben, die Dorffeste, die gute Nachbarschaft. All das eben.
Die Worte meiner Mutter werde ich nie vergessen: „Junge, so manche von denen da oben denken bestimmt, die Zeit wird das mit uns Alten schon regeln.“
20.01.2040 – Eine erste Rückmeldung zu unserem Beitrag vom 7.01.2040
7. Januar – 78-Jähriger bei Reparatur der Stromleitung tödlich verunglückt