Politische Vertreter aus Lübben und der regionalen Wirtschaft appellieren gemeinsam für die schnelle Fortführung der Planung der Ortsumfahrung Lübben. Der Transitverkehr auf der B 87 durch Schwertransporte von Polen nach Baruth belastet die Spreewaldstadt Lübben stark. In diesem Bereich gibt es ein erhebliches Verkehrsaufkommen mit einem außergewöhnlich hohen LKW-Anteil.
Auf Grundlage der Rechtsprechung zur Unwirksamkeit des Landesentwicklungsplans Berlin-Brandenburg hatte die Bürgerinitiative Treppendorf eine Petition gegen die Ortsumfahrung B 87n in Lübben eingereicht. In ihrem am 24.9.2015 bestätigten Antwortschreiben bekräftigten die Stadtverordneten die bereits 2011 getroffenen Aussagen zur Notwendigkeit der Ortsumfahrung Lübben nochmals (siehe Hintergrund). Lübben wird sich jedoch bei der Aufstellung des neuen Landesentwicklungsplans dafür einsetzen, dass kein Freiflächenverbund nördlich der B 87 zwischen Duben und Lübben ausgewiesen wird. Dieser verhindert derzeit die Realisierung der Vorzugsvariante der Ortsumfahrung. Zu erwarten ist aber, dass es auch im neuen Plan einen Freiraumverbund mit Schutzstatus geben wird. Inwiefern dieser flächenmäßig identisch zu dem jetzt aktuellen ist, wird das Planverfahren ergeben.
Bürgermeister Lars Kolan: „Der Bau einer Ortsumgehung ist für Lübben dringend erforderlich. Sowohl hinsichtlich der Verbesserung der Lebensqualität in der Stadt, der Erhöhung der Verkehrssicherheit als auch für den Erhalt des Status als Erholungsort können wir auf eine Ortsumgehung nicht verzichten. Wir werden daher nichts tun, was diese Baumaßnahme gefährdet, aber natürlich auch jede Möglichkeit ergreifen, die künftige Trassenführung weiter von den bewohnten Stadtteilen von Lübben abrücken zu lassen, um die Belastungen für die Bürger so zu verringern.“
Jens Krause, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus: „Auch wenn für den Bau der Ortsumfahrung Lübben Einschnitte im hochsensiblen Biosphärenreservat Spreewald nötig sind, führt aus wirtschaftlicher Sicht kein Weg daran vorbei. Das Bundesverkehrsministerium hat die Wichtigkeit dieser Ortsumfahrung erkannt und führt aktuell eine breit angelegte manuelle Verkehrszählung auf der B 87 rings um Lübben durch. Die Aktivitäten des Bundes sowie das klare „Ja“ der Stadtverordneten sollten auch Anlass für das Land Brandenburg sein, bei der laufenden Planung weitere sichtbare Fortschritte zu machen.“
Mit Veröffentlichung des neuen Bundesverkehrswegeplans 2015–2030 noch in diesem Jahr wird sich entscheiden, ob die Ortsumfahrung Lübben eine realistische Chance hat, in den nächsten 15 Jahren gebaut zu werden. Sie ist bereits heute im „Bedarfsplan für Bundesstraßen“ in der Kategorie „Vordringlicher Bedarf mit besonderem naturschutzfachlichem Planungsauftrag“ eingeordnet. Die Landesregierung hatte sie als zu realisierende Maßnahme beim Bundesverkehrsministerium am 21.05.2013 angemeldet.
„Tausende Einwohner von Lübben und Umgebung wissen, dass es zur Ortsumfahrung von Lübben keine Alternative gibt. Jetzt geht es darum, die Linienführung für alle so verträglich wie möglich zu gestalten. Die Bürgerinitiative “Pro Umgehungsstraße B 87” hat diesbezüglich immer Gesprächsbereitschaft signalisiert. Dabei lassen wir uns von dem Gedanken leiten: die B 87 ist die Lebensader von Lübben und sichert uns für die Zukunft eine hohe Wohn- und Lebensqualität und für die Entwicklung des Tourismus Sicherheit und viele zufriedene Gäste“, so Jürgen Lüth, Polizeipräsident a. D., Vorsitzender des Freundeskreises für Lübben e. V. und Sprecher der Bürgerinitiative Pro Umgehungsstraße B 87.
Hintergrund: Zahlen und Fakten
- Situation: Der Spreewald ist eine Kulturlandschaft und ein Tourismusschwerpunkt. Lübben im Zentrum des Spreewaldes ist von den steigenden innerstädtischen Verkehrsaufkommen, speziell durch wachsenden LKW-Verkehr belastet.
- Die Bundesregierung hat in ihrer „Verkehrsprognose 2025“ festgestellt, dass sich der Verkehr auf der B 87 in und um Lübben in den nächsten 10 Jahren von heute ca. 3.000 bis 4.000 Fahrzeuge täglich auf 6.000 bis 9.000 Fahrzeuge nahezu verdoppeln wird.
- Die Verkehrspotentialanalyse für die B 87 der IHK Cottbus prognostiziert für den Streckenabschnitt bei Lübben bis zu 10.000 Fahrzeuge täglich (DTVMo-Fr in Kfz/24h) im Jahr 2025.
- Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen aus dem Jahr 2013 (und früher) sind für das Stadtgebiet von Lübben von wenig Aussagekraft, da die ständigen Zählstellen auf der B 87 etwa 46 Kilometer südlich (Schlieben) und etwa 10 Kilometer nördlich (Biebersdorf) von Lübben entfernt liegen.
- In einem brandenburgweit einmaligen Verfahren hat die Landesregierung am 09.03.2012 einen projektbegleitenden Arbeitskreis von Planern, Bürgern, Umweltverbänden und der Wirtschaft ins Leben gerufen. Ergebnis: Die Trasse der künftigen Ortsumfahrung ist um weitere fast 100 Meter von der Wohnbebauung in Treppendorf abgerückt worden, so dass es zu geringeren Lärmbelästigungen der Anwohner in Lübben-Treppendorf kommen wird.
- Herausforderung: Ohne entsprechende Maßnahmen drohen dem Tourismusstandort negative Auswirkungen.
- Maßnahme: Die B 87n – Ortsumfahrung Lübben führt zu einer wesentlichen Entlastung vom Durchgangsverkehr. Die überregionale/regionale Erreichbarkeit wird verbessert, eine Fahrzeitverkürzung erzielt und die Anbindung der B 87 an die Autobahn A 13 erleichtert.
- Länge der geplanten Ortsumfahrung: ca. 10 km
- Investitionsvolumen: ca. 55 Mio. € für Bau und Grunderwerb
- Position der Stadtverordnetenversammlung zur geplanten Trasse der Ortsumgehung in dem Beschluss vom 25. August 2011:
- „Die Stadt Lübben (Spreewald) nimmt die durch den Landesverkehrsminister am 16.03.2011 festgelegte Trasse der Ortsumfahrung Lübben im Zuge der B 87 zur Kenntnis. Sie bedauert gleichzeitig, dass eine stadtferne Trassierung im weiteren Verfahren aus rechtlichen Gründen derzeit nicht weiter betrachtet werden kann. Sie hält die fernere Trasse nach wie vor für die Menschen der Stadt, insbesondere die Bewohner der Stadtteile Treppendorf und Neuendorf, für die bessere Variante. Dennoch ist ihr der Bau einer Ortsumfahrung wichtig, zumal diese existenzielle Bedeutung für den Status „Staatlich anerkannter Erholungsort“ hat. Deshalb erwartet die Stadt Lübben (Spreewald), dass die jetzt festgelegte Trasse (s-förmiger Verlauf zwischen Treppendorf und Neuendorf) möglichst weit vom Ortsteil Treppendorf nach West bzw. Südwest verschoben wird. Sollte sich im weiteren Verfahren herausstellen, dass die gegenwärtig vom Land favorisierte Trasse nicht realisierbar ist, erwartet die Stadt Lübben (Spreewald), dass die Trasse westlich von Treppendorf und Neuendorf wieder in das Planungsverfahren aufgenommen wird.“
Foto: Sandra Mattner
Quelle: Industrie- und Handelskammer Cottbus