Es ist Freitag Nachmittag und an der Bushaltestelle vor der Mensa der BTU tummeln sich die Menschen mit einem gemeinsamen Ziel: Raus aus Cottbus, ab nach Berlin. Doch warum gehen sie?
Die Universität Cottbus-Senftenberg bietet den Studieninteressierten aus Berlin vor allem eins: einen niedrigen Numerus Clausus. Für die, die einen schlechten Abschluss haben, ist das natürlich eine gute Chance. Die Studenten kommen, ziehen irgendwo ein und fühlen sich meistens doch nicht wirklich wohl. Mit dem Semesterticket ist die sichere Heimat jedoch nicht weit und sie fahren nach Hause um wieder im alten Kinderzimmer zu schlafen und Eltern und Freunde zu besuchen, um Abends vielleicht auch noch wegzugehen. Oft erfüllt Cottbus nur einen Zweck, wie mir beispielsweise Robert, 22, aus Steglitz sagt: „Ich bin nur zum studieren hier, damit ich nicht abgelenkt werde“ und „Ich fahre wegen meinen Freunden nach Berlin, zum arbeiten, zum feiern und zum Sport“.
Das ist in Cottbus ja auch alles gar nicht möglich, dieses weggehen und Freunde haben oder vielleicht doch? Wahrscheinlich finden viele keinen Anschluss an die kleine Stadt, weil sie auch keinen finden wollen. Wenn man jedes Wochenende nach Berlin fährt, dann wird es schwierig mit engen Freundschaften, spontanes nächtliches Erkunden der Stadt und vom Lernen wollen wir erst gar nicht anfangen.
Wer jedoch wirklich bereit ist, sich auf die Stadt einzulassen wird schnell merken: hier ist es toll! Was Berlin fehlt, die Ruhe und eine familiäre Atmosphäre, ist hier schnell zu finden. Wer Leute kennt, erfährt auch schnell von spannenden Events. Es ist auch nicht so, als ob Cottbus keine Undergroundszene und interessante Menschen zu bieten hätte. Die Stadt ist auch keine einzige Sozialbaulandschaft, wie einige Großstädtler zu erwarten scheinen. So manche Berliner träumen nur von preiswerten, schönen Altbauwohnungen mit einer jungen und modernen Studentengesellschaft ohne Prenzelberg-Muttis, die hier zu finden sind. Da stellt sich natürlich die Frage, ob es einen Sinn macht die Augen und Ohren zu verschließen und in die gewohnte Berliner Welt zu flüchten.
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