Der 200. Geburtstag des Australienforschers Ludwig Leichhardt ist Anlaß, sein Leben und Wirken in einer umfangreichen Ausstellung zu würdigen. Das Cottbuser Stadtmuseum präsentiert in Zusammenarbeit mit der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz und der Universität Potsdam vom 5. Mai bis zum 31. Oktober 2013 deshalb im Marstall diese Exposition. Erarbeitet wurde die Ausstellung von der Kuratorin Heike Hartmann aus Berlin, die Gestaltung übernahmen Enrico Nowka und Gabriela Weidner, unterstützt wurde sie von der Sparkasse Spree-Neiße, dem Naturwissenschaftlichen Verein der Niederlausitz, dem Heimatverein Cottbus und dem Land Brandenburg.
Mit der Ausstellung soll einerseits die kurze und facettenreiche Lebensgeschichte des Brandenburger einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Andererseits gilt es damit auch eine zeitgemäße Würdigung der wissenschaftlichen Leistung Leichhardts bei der Erforschung Australiens vorzunehmen. Nicht nur seine umtriebigen, von Neugier und Unruhe geförderten Forschungsaktivitäten, vor allem sein spurloses Verschwinden in der unbekannten Weite des Landes machten Leichhardt zu einem nationalen Mythos.
Wissenschaftler oder Abenteurer – das Leben des Lausitzer Ludwig Leichhardt (1813-1848) lässt sich auf keine einfache Formel bringen. Der in seiner Heimat zu Unrecht ein wenig vergessene Australien-Forscher Leichhardt zählt auf dem „fünften Kontinent“ aufgrund seiner Entdeckungen noch heute zu den nationalen Größen.
Die Ausstellung gliedert sich in vier Abschnitte, die sich dem Leben und Wirken Ludwig Leichhardts, seiner wissenschaftlichen Kooperation und der Rezeption seiner Forschungsreisen widmen.
Im ersten Abschnitt werden die Besucher vertraut gemacht mit dem jungen Leichhardt, der in Trebatsch geboren und in Cottbus das Gymnasium besuchte. Schon während der Studienzeit entschied Leichhardt, sich ganz den naturkundlichen Forschungen zuzuwenden und schrieb 1836 an seinen Vater, „dass ich einmal was Tüchtiges leiste, das ich mich über das Gewöhnliche erhebe und in den Verwirrungen meines künftigen Lebens mit Klarheit und Besonnenheit handelnd, Ruhe der Seele und Bewusstsein des Rechten mir bewahre“. Nach dem Studium in Berlin und Göttingen führte ihn sein Weg nach England. In Begleitung seines Freundes Nicholson setzt er seine Studien in naturkundlichen Sammlungen, Museen und Botanischen Gärten fort und erkundet geologische Formationen vor Ort. 1838 begeben sich die Freunde nach Paris, um hier ihre Studien weiterzuführen und auch hier folgt er seinem großen Ziel, sich auf das Reisen als Entdecker vorzubereiten: „Um die Bildung der Erde um Paris kennen zu lernen, um Steinbrüche, Durchbrüche von Strassen und Flüssen zu besuchen, werde ich häufig Fussreisen machen.“ In London und Paris legt Ludwig Leichhardt zudem die Grundlagen für seine späteren engen Kontakte zu den verschiedensten Wissenschaftern, mit denen er von Australien aus korrespondiert und denen er wissenschaftliche Materialien und Sammlungen für die Auswertung und Forschung zukommen lässt. Von Paris aus begibt er sich in die Auvergne, erkundet die Landschaften um Neapel und den Vesuv und begibt sich über Rom in die Schweiz und wieder nach Paris, wo er 1841 Alexander von Humboldt besucht. Allmählich verfestigt sich der Plan, Australien als Forschungsziel zu wählen, denn er schreibt 1841 aus Paris: „Ich habe nun besonders in der Botanik stets auf Neuholland Rücksicht genommen, welches sich ebenso im Pflanzenreiche, wie in seinen tierischen Schöpfungen von den Formen der alten Welt und Amerikas unterscheidet. Fast alles, was von dort kommt, ist wenigstens auffallend, alles nach einem eigenthümlichen Typus geschaffen.“ Noch einmal führt ihn sein Weg nach London, hier besteigt er das Schiff „Sir Edward Paget“ und landet 1842 in Australien. In seiner Familienchronik notiert Schmalfuß 1842: „Von unserm lieben Ludwig blieben wir ohne Nachricht und wir fürchteten schon einen Unfall, als zu unserer Freude den 2. November ein Brief aus Sydney an kam, welcher vom März datiert war. Er ist glücklich dort angekommen Mitte Februar dieses Jahres bei anhaltendem Regen, denn 8 Monate hindurch war dort kein Tropfen gefallen.“
Ludwig Leichhardt bemüht sich in Sydney vergeblich um eine Anstellung. Er unternimmt mehrere Expeditionen, um den bis dahin weitgehend unbekannten Kontinent zu erforschen. Mit der Expedition 1844/45 erkundet er den Landweg von der Ost- bis zur Nordküste Australiens, seine Route führt ihn in 14 Monaten von Jimbour bei Brisbane nach Port Essington über 4.800 Kilometer. Leichhardt bereichtet seinem Schwager 1846 vom Bord der „Heroine“, mit der er von Port Essington nach Sydney reist: „Wenn ich nach Sydney zurückkomme, Werde ich meine Reise ausarbeiten und sie zum Drucke geschickt machen. Nachdem ich dies vollendet habe, werde ich versuchen, mir Mittel zu einer anderen Reise, von der Ostküste durch das Innere von Australien zur Westküste nach Swan River, zu verschaffen, und ist mit dies gelungen, so werde ich von Swan River an der Westküste entlang nach Port Essington hinaufgehen.“ Sein „Tagebuch einer Landreise in Australien von Moreton Bay nach Port Essington während der Jahre 1844 und 1845“ erschien 1847 zunächst in englischer und 1851 in deutscher Sprache.
Ein Jahr nach seiner Rückkehr unternimmt Leichhardt eine weitere Expedition, um den Kon-tinent zu durchqueren, muss diese jedoch nach fünf Monaten abbrechen. Im Oktober 1847 schreibt er nach Cottbus: „Ich bin wiederum von einer Entdeckungsreise zurückgekehrt; doch nicht so siegreich mit fliegenden Fahnen und unter dem Zujauchzen eines ganzen Volkes, sondern erschöpft von Krankheit, mit unzufriedenen Gefährten, sah ich mich gezwungen, selbst ehe ich noch in unbekannte Gegenden eindrang, umzukehren …“
Im Winter 1847/48 bereitet er eine dritte Expedition vor, am 3. April 1848 schreibt er einen letzten Brief. Danach verlieren sich seine Spuren und das Verschwinden Leichhardts bleibt bis heute ein Mysterium.
In Australien gilt Ludwig Leichhardt als einer der bedeutendsten Entdecker des Kontinents, sein Name fand Eingang in die geographische und naturkundliche Nomenklatur. Er reiht sich ein in die Vielzahl anderer Forscher, die im 19. Jahrhundert den Kontinent bereisten und erforschten, so z. B. Ferdinand von Müller (1825 – 1896) und Georg von Neumayer (1826 – 1909). Manche Expedition folgte seine Spuren, doch bis heute konnte sein Schicksal und das seiner Gefährten nicht aufgeklärt werden.
In Cottbus verwandte sich Hermann Fürst von Pückler-Muskau für ihn, nachdem Schmalfuß ihn 1846 erstmals besuchte: Er schreibt in seiner Familienchronik z. B. 1840: „Zum Schlusse des Jahres kann ich nicht unterlassen einige Notizen unsres lieben Ludwig Leichhardt zu geben. Er ist der jüngere Bruder meiner lieben Frau und ein eben so wissenschaftlich gebildeter, als interessanter und liebenswürdiger Mensch, den ich mit Recht den Juwel unserer Familie nenne. Er war in Cottbus auf der Schule höchst fleißig und studierte in Berlin und Göttingen; an letztern Orte wurde er intimer Freund von einem jüngeren Engländer, John Nickelson. Sie wohnten und studierten zusammen, und mein Schwager lernte das Englische so gut von ihm, wie seine Muttersprache; bei dem Abgange Nickelsons nach England – ging Ludwig nach Berlin zurück, und ein jüngerer Bruder nämlich William Nickelson wurde Ludwigs Leitung in Berlin anvertraut und der Kontrakt geschlossen, daß Ludwig frei in Allem gehalten wurde. Dies verlängerte seinen Aufenthalt und er studierte Alles was sich studieren lässt. Zuletzt Medizin und Botanik; bei dem medizinischen Fache wollte er auch bleiben, was er aber später änderte.“ Im Jahr 1846 verwendet sich der Fürst für Leichhardt und Schmalfuß bericht über sein erstes Zusammentreffen: „Gegen Ende November kam der Fürst Pückler in Branitz an, er ließ mich in seine Zimmer bitten, und da er unwohl war, empfing er mich (im) Bette. Ich war überrascht von dieser imponierenden Gestalt. Er fing sogleich von Ludwig, meinem Schwager, an und ein halbstündiges Gespräch zeigte deutlich, wie sehr sich der Fürst für ihn interessiert, ich zeigte ihm sein Bild, wie es in der Times abgedruckt ist, er betrachtete es lange, und sagte, daß ist eine höchst interessante Gesichtsbildung, ich finde den Ernst, die Festigkeit, Ruhe und Überlegung und Klugheit heraus, wie Sie mir eben seinen Charakter geschildert haben. Ich schenkte ihm das Bild und er war sehr erfreut darüber. Als ich ihm sagte, daß er zuletzt Medizin studiert habe, äußerte er, das ist sehr vorteilhaft für ihn, wenn er nur in der Wahl seiner Reisegefährten bei seiner zweiten Reise glücklicher, denn glauben Sie mir, denn ich kenne das aus Erfahrung, wenn solche kühne Männer bei ihren Unternehmungen gescheitert sind, so sind es gewöhnlich die Begleiter gewesen, an welchen ihre Unternehmungen gescheitert sind. – Nun kamen wir auf seine Militärangele-genheiten.“
Die Ausstellung ermöglicht mit Briefen und Manuskripten, historischen Büchern und Landkarten sowie naturkundlichen Sammlungsgegenständen einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit Leichhardts und in seine Vernetzung mit anderen Wissenschaftlern seiner Zeit. Er untersuchte die geologische Beschaffenheit Australiens, legte Herbarien an und katalogisierte Hölzer. Auf seinen Expeditionen begleiteten ihn Aborigines, deren Wissen er zur Bestimmung von Pflanzen und Tieren nutzte. Schon zu Lebzeiten fand sein Wirken große Anerkennung, erhielt er internationale Auszeichnungen. Bereits 1856 erschien die erste Biographie über Ludwig Leichhardt. In der Ausstellung ist dem Nachleben Leichhardts ein eigener Abschnitt gewidmet, in dem er als historische Persönlichkeit prä-sentiert wird. Als Verschollener fand Ludwig Leichhardt auch Eingang in Literatur und Populärkultur – und nicht zuletzt spielt Leichhardt als Deutscher und Australier in den diplomatischen Beziehungen eine Rolle. In etwa 170 Exponaten aus australischen und deutschen Sammlungen von Ende des 18. Jahrhunderts bis heute nimmt die Ausstellung die Spur Ludwig Leichhardts im Spannungsfeld von Vergessen und Erinnern auf.
Die Ausstellungsarchitektur zeichnet sich durch eine sachliche Architektursprache aus und setzt dabei auf differenzierte Gestaltungsschwerpunkte. So ist beispielsweise die heterogene Biographie Leichhardts durch eine Art Setzkasten symbolisiert, welcher Bezug nimmt auf die insbesondere für Kinder bedeutsamen Setzkästen, in denen diese ihre ganz unterschiedlichen „Schätze“ präsentieren.
Ein illustrierter Begleitband mit Essays deutscher und australischer Autoren erscheint im Sommer 2013. Eine internationale Konferenz erschließt im September 2013 weitere Facetten Ludwig Leichhardts.
Während der Ausstellung werden in Gesprächsrunden verschiedene Facetten des Leichardtschen Wirkens beleuchtet.
Informationen zur Ausstellung
Bild: Gabriela Weidner
Der 200. Geburtstag des Australienforschers Ludwig Leichhardt ist Anlaß, sein Leben und Wirken in einer umfangreichen Ausstellung zu würdigen. Das Cottbuser Stadtmuseum präsentiert in Zusammenarbeit mit der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz und der Universität Potsdam vom 5. Mai bis zum 31. Oktober 2013 deshalb im Marstall diese Exposition. Erarbeitet wurde die Ausstellung von der Kuratorin Heike Hartmann aus Berlin, die Gestaltung übernahmen Enrico Nowka und Gabriela Weidner, unterstützt wurde sie von der Sparkasse Spree-Neiße, dem Naturwissenschaftlichen Verein der Niederlausitz, dem Heimatverein Cottbus und dem Land Brandenburg.
Mit der Ausstellung soll einerseits die kurze und facettenreiche Lebensgeschichte des Brandenburger einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Andererseits gilt es damit auch eine zeitgemäße Würdigung der wissenschaftlichen Leistung Leichhardts bei der Erforschung Australiens vorzunehmen. Nicht nur seine umtriebigen, von Neugier und Unruhe geförderten Forschungsaktivitäten, vor allem sein spurloses Verschwinden in der unbekannten Weite des Landes machten Leichhardt zu einem nationalen Mythos.
Wissenschaftler oder Abenteurer – das Leben des Lausitzer Ludwig Leichhardt (1813-1848) lässt sich auf keine einfache Formel bringen. Der in seiner Heimat zu Unrecht ein wenig vergessene Australien-Forscher Leichhardt zählt auf dem „fünften Kontinent“ aufgrund seiner Entdeckungen noch heute zu den nationalen Größen.
Die Ausstellung gliedert sich in vier Abschnitte, die sich dem Leben und Wirken Ludwig Leichhardts, seiner wissenschaftlichen Kooperation und der Rezeption seiner Forschungsreisen widmen.
Im ersten Abschnitt werden die Besucher vertraut gemacht mit dem jungen Leichhardt, der in Trebatsch geboren und in Cottbus das Gymnasium besuchte. Schon während der Studienzeit entschied Leichhardt, sich ganz den naturkundlichen Forschungen zuzuwenden und schrieb 1836 an seinen Vater, „dass ich einmal was Tüchtiges leiste, das ich mich über das Gewöhnliche erhebe und in den Verwirrungen meines künftigen Lebens mit Klarheit und Besonnenheit handelnd, Ruhe der Seele und Bewusstsein des Rechten mir bewahre“. Nach dem Studium in Berlin und Göttingen führte ihn sein Weg nach England. In Begleitung seines Freundes Nicholson setzt er seine Studien in naturkundlichen Sammlungen, Museen und Botanischen Gärten fort und erkundet geologische Formationen vor Ort. 1838 begeben sich die Freunde nach Paris, um hier ihre Studien weiterzuführen und auch hier folgt er seinem großen Ziel, sich auf das Reisen als Entdecker vorzubereiten: „Um die Bildung der Erde um Paris kennen zu lernen, um Steinbrüche, Durchbrüche von Strassen und Flüssen zu besuchen, werde ich häufig Fussreisen machen.“ In London und Paris legt Ludwig Leichhardt zudem die Grundlagen für seine späteren engen Kontakte zu den verschiedensten Wissenschaftern, mit denen er von Australien aus korrespondiert und denen er wissenschaftliche Materialien und Sammlungen für die Auswertung und Forschung zukommen lässt. Von Paris aus begibt er sich in die Auvergne, erkundet die Landschaften um Neapel und den Vesuv und begibt sich über Rom in die Schweiz und wieder nach Paris, wo er 1841 Alexander von Humboldt besucht. Allmählich verfestigt sich der Plan, Australien als Forschungsziel zu wählen, denn er schreibt 1841 aus Paris: „Ich habe nun besonders in der Botanik stets auf Neuholland Rücksicht genommen, welches sich ebenso im Pflanzenreiche, wie in seinen tierischen Schöpfungen von den Formen der alten Welt und Amerikas unterscheidet. Fast alles, was von dort kommt, ist wenigstens auffallend, alles nach einem eigenthümlichen Typus geschaffen.“ Noch einmal führt ihn sein Weg nach London, hier besteigt er das Schiff „Sir Edward Paget“ und landet 1842 in Australien. In seiner Familienchronik notiert Schmalfuß 1842: „Von unserm lieben Ludwig blieben wir ohne Nachricht und wir fürchteten schon einen Unfall, als zu unserer Freude den 2. November ein Brief aus Sydney an kam, welcher vom März datiert war. Er ist glücklich dort angekommen Mitte Februar dieses Jahres bei anhaltendem Regen, denn 8 Monate hindurch war dort kein Tropfen gefallen.“
Ludwig Leichhardt bemüht sich in Sydney vergeblich um eine Anstellung. Er unternimmt mehrere Expeditionen, um den bis dahin weitgehend unbekannten Kontinent zu erforschen. Mit der Expedition 1844/45 erkundet er den Landweg von der Ost- bis zur Nordküste Australiens, seine Route führt ihn in 14 Monaten von Jimbour bei Brisbane nach Port Essington über 4.800 Kilometer. Leichhardt bereichtet seinem Schwager 1846 vom Bord der „Heroine“, mit der er von Port Essington nach Sydney reist: „Wenn ich nach Sydney zurückkomme, Werde ich meine Reise ausarbeiten und sie zum Drucke geschickt machen. Nachdem ich dies vollendet habe, werde ich versuchen, mir Mittel zu einer anderen Reise, von der Ostküste durch das Innere von Australien zur Westküste nach Swan River, zu verschaffen, und ist mit dies gelungen, so werde ich von Swan River an der Westküste entlang nach Port Essington hinaufgehen.“ Sein „Tagebuch einer Landreise in Australien von Moreton Bay nach Port Essington während der Jahre 1844 und 1845“ erschien 1847 zunächst in englischer und 1851 in deutscher Sprache.
Ein Jahr nach seiner Rückkehr unternimmt Leichhardt eine weitere Expedition, um den Kon-tinent zu durchqueren, muss diese jedoch nach fünf Monaten abbrechen. Im Oktober 1847 schreibt er nach Cottbus: „Ich bin wiederum von einer Entdeckungsreise zurückgekehrt; doch nicht so siegreich mit fliegenden Fahnen und unter dem Zujauchzen eines ganzen Volkes, sondern erschöpft von Krankheit, mit unzufriedenen Gefährten, sah ich mich gezwungen, selbst ehe ich noch in unbekannte Gegenden eindrang, umzukehren …“
Im Winter 1847/48 bereitet er eine dritte Expedition vor, am 3. April 1848 schreibt er einen letzten Brief. Danach verlieren sich seine Spuren und das Verschwinden Leichhardts bleibt bis heute ein Mysterium.
In Australien gilt Ludwig Leichhardt als einer der bedeutendsten Entdecker des Kontinents, sein Name fand Eingang in die geographische und naturkundliche Nomenklatur. Er reiht sich ein in die Vielzahl anderer Forscher, die im 19. Jahrhundert den Kontinent bereisten und erforschten, so z. B. Ferdinand von Müller (1825 – 1896) und Georg von Neumayer (1826 – 1909). Manche Expedition folgte seine Spuren, doch bis heute konnte sein Schicksal und das seiner Gefährten nicht aufgeklärt werden.
In Cottbus verwandte sich Hermann Fürst von Pückler-Muskau für ihn, nachdem Schmalfuß ihn 1846 erstmals besuchte: Er schreibt in seiner Familienchronik z. B. 1840: „Zum Schlusse des Jahres kann ich nicht unterlassen einige Notizen unsres lieben Ludwig Leichhardt zu geben. Er ist der jüngere Bruder meiner lieben Frau und ein eben so wissenschaftlich gebildeter, als interessanter und liebenswürdiger Mensch, den ich mit Recht den Juwel unserer Familie nenne. Er war in Cottbus auf der Schule höchst fleißig und studierte in Berlin und Göttingen; an letztern Orte wurde er intimer Freund von einem jüngeren Engländer, John Nickelson. Sie wohnten und studierten zusammen, und mein Schwager lernte das Englische so gut von ihm, wie seine Muttersprache; bei dem Abgange Nickelsons nach England – ging Ludwig nach Berlin zurück, und ein jüngerer Bruder nämlich William Nickelson wurde Ludwigs Leitung in Berlin anvertraut und der Kontrakt geschlossen, daß Ludwig frei in Allem gehalten wurde. Dies verlängerte seinen Aufenthalt und er studierte Alles was sich studieren lässt. Zuletzt Medizin und Botanik; bei dem medizinischen Fache wollte er auch bleiben, was er aber später änderte.“ Im Jahr 1846 verwendet sich der Fürst für Leichhardt und Schmalfuß bericht über sein erstes Zusammentreffen: „Gegen Ende November kam der Fürst Pückler in Branitz an, er ließ mich in seine Zimmer bitten, und da er unwohl war, empfing er mich (im) Bette. Ich war überrascht von dieser imponierenden Gestalt. Er fing sogleich von Ludwig, meinem Schwager, an und ein halbstündiges Gespräch zeigte deutlich, wie sehr sich der Fürst für ihn interessiert, ich zeigte ihm sein Bild, wie es in der Times abgedruckt ist, er betrachtete es lange, und sagte, daß ist eine höchst interessante Gesichtsbildung, ich finde den Ernst, die Festigkeit, Ruhe und Überlegung und Klugheit heraus, wie Sie mir eben seinen Charakter geschildert haben. Ich schenkte ihm das Bild und er war sehr erfreut darüber. Als ich ihm sagte, daß er zuletzt Medizin studiert habe, äußerte er, das ist sehr vorteilhaft für ihn, wenn er nur in der Wahl seiner Reisegefährten bei seiner zweiten Reise glücklicher, denn glauben Sie mir, denn ich kenne das aus Erfahrung, wenn solche kühne Männer bei ihren Unternehmungen gescheitert sind, so sind es gewöhnlich die Begleiter gewesen, an welchen ihre Unternehmungen gescheitert sind. – Nun kamen wir auf seine Militärangele-genheiten.“
Die Ausstellung ermöglicht mit Briefen und Manuskripten, historischen Büchern und Landkarten sowie naturkundlichen Sammlungsgegenständen einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit Leichhardts und in seine Vernetzung mit anderen Wissenschaftlern seiner Zeit. Er untersuchte die geologische Beschaffenheit Australiens, legte Herbarien an und katalogisierte Hölzer. Auf seinen Expeditionen begleiteten ihn Aborigines, deren Wissen er zur Bestimmung von Pflanzen und Tieren nutzte. Schon zu Lebzeiten fand sein Wirken große Anerkennung, erhielt er internationale Auszeichnungen. Bereits 1856 erschien die erste Biographie über Ludwig Leichhardt. In der Ausstellung ist dem Nachleben Leichhardts ein eigener Abschnitt gewidmet, in dem er als historische Persönlichkeit prä-sentiert wird. Als Verschollener fand Ludwig Leichhardt auch Eingang in Literatur und Populärkultur – und nicht zuletzt spielt Leichhardt als Deutscher und Australier in den diplomatischen Beziehungen eine Rolle. In etwa 170 Exponaten aus australischen und deutschen Sammlungen von Ende des 18. Jahrhunderts bis heute nimmt die Ausstellung die Spur Ludwig Leichhardts im Spannungsfeld von Vergessen und Erinnern auf.
Die Ausstellungsarchitektur zeichnet sich durch eine sachliche Architektursprache aus und setzt dabei auf differenzierte Gestaltungsschwerpunkte. So ist beispielsweise die heterogene Biographie Leichhardts durch eine Art Setzkasten symbolisiert, welcher Bezug nimmt auf die insbesondere für Kinder bedeutsamen Setzkästen, in denen diese ihre ganz unterschiedlichen „Schätze“ präsentieren.
Ein illustrierter Begleitband mit Essays deutscher und australischer Autoren erscheint im Sommer 2013. Eine internationale Konferenz erschließt im September 2013 weitere Facetten Ludwig Leichhardts.
Während der Ausstellung werden in Gesprächsrunden verschiedene Facetten des Leichardtschen Wirkens beleuchtet.
Informationen zur Ausstellung
Bild: Gabriela Weidner
Der 200. Geburtstag des Australienforschers Ludwig Leichhardt ist Anlaß, sein Leben und Wirken in einer umfangreichen Ausstellung zu würdigen. Das Cottbuser Stadtmuseum präsentiert in Zusammenarbeit mit der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz und der Universität Potsdam vom 5. Mai bis zum 31. Oktober 2013 deshalb im Marstall diese Exposition. Erarbeitet wurde die Ausstellung von der Kuratorin Heike Hartmann aus Berlin, die Gestaltung übernahmen Enrico Nowka und Gabriela Weidner, unterstützt wurde sie von der Sparkasse Spree-Neiße, dem Naturwissenschaftlichen Verein der Niederlausitz, dem Heimatverein Cottbus und dem Land Brandenburg.
Mit der Ausstellung soll einerseits die kurze und facettenreiche Lebensgeschichte des Brandenburger einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Andererseits gilt es damit auch eine zeitgemäße Würdigung der wissenschaftlichen Leistung Leichhardts bei der Erforschung Australiens vorzunehmen. Nicht nur seine umtriebigen, von Neugier und Unruhe geförderten Forschungsaktivitäten, vor allem sein spurloses Verschwinden in der unbekannten Weite des Landes machten Leichhardt zu einem nationalen Mythos.
Wissenschaftler oder Abenteurer – das Leben des Lausitzer Ludwig Leichhardt (1813-1848) lässt sich auf keine einfache Formel bringen. Der in seiner Heimat zu Unrecht ein wenig vergessene Australien-Forscher Leichhardt zählt auf dem „fünften Kontinent“ aufgrund seiner Entdeckungen noch heute zu den nationalen Größen.
Die Ausstellung gliedert sich in vier Abschnitte, die sich dem Leben und Wirken Ludwig Leichhardts, seiner wissenschaftlichen Kooperation und der Rezeption seiner Forschungsreisen widmen.
Im ersten Abschnitt werden die Besucher vertraut gemacht mit dem jungen Leichhardt, der in Trebatsch geboren und in Cottbus das Gymnasium besuchte. Schon während der Studienzeit entschied Leichhardt, sich ganz den naturkundlichen Forschungen zuzuwenden und schrieb 1836 an seinen Vater, „dass ich einmal was Tüchtiges leiste, das ich mich über das Gewöhnliche erhebe und in den Verwirrungen meines künftigen Lebens mit Klarheit und Besonnenheit handelnd, Ruhe der Seele und Bewusstsein des Rechten mir bewahre“. Nach dem Studium in Berlin und Göttingen führte ihn sein Weg nach England. In Begleitung seines Freundes Nicholson setzt er seine Studien in naturkundlichen Sammlungen, Museen und Botanischen Gärten fort und erkundet geologische Formationen vor Ort. 1838 begeben sich die Freunde nach Paris, um hier ihre Studien weiterzuführen und auch hier folgt er seinem großen Ziel, sich auf das Reisen als Entdecker vorzubereiten: „Um die Bildung der Erde um Paris kennen zu lernen, um Steinbrüche, Durchbrüche von Strassen und Flüssen zu besuchen, werde ich häufig Fussreisen machen.“ In London und Paris legt Ludwig Leichhardt zudem die Grundlagen für seine späteren engen Kontakte zu den verschiedensten Wissenschaftern, mit denen er von Australien aus korrespondiert und denen er wissenschaftliche Materialien und Sammlungen für die Auswertung und Forschung zukommen lässt. Von Paris aus begibt er sich in die Auvergne, erkundet die Landschaften um Neapel und den Vesuv und begibt sich über Rom in die Schweiz und wieder nach Paris, wo er 1841 Alexander von Humboldt besucht. Allmählich verfestigt sich der Plan, Australien als Forschungsziel zu wählen, denn er schreibt 1841 aus Paris: „Ich habe nun besonders in der Botanik stets auf Neuholland Rücksicht genommen, welches sich ebenso im Pflanzenreiche, wie in seinen tierischen Schöpfungen von den Formen der alten Welt und Amerikas unterscheidet. Fast alles, was von dort kommt, ist wenigstens auffallend, alles nach einem eigenthümlichen Typus geschaffen.“ Noch einmal führt ihn sein Weg nach London, hier besteigt er das Schiff „Sir Edward Paget“ und landet 1842 in Australien. In seiner Familienchronik notiert Schmalfuß 1842: „Von unserm lieben Ludwig blieben wir ohne Nachricht und wir fürchteten schon einen Unfall, als zu unserer Freude den 2. November ein Brief aus Sydney an kam, welcher vom März datiert war. Er ist glücklich dort angekommen Mitte Februar dieses Jahres bei anhaltendem Regen, denn 8 Monate hindurch war dort kein Tropfen gefallen.“
Ludwig Leichhardt bemüht sich in Sydney vergeblich um eine Anstellung. Er unternimmt mehrere Expeditionen, um den bis dahin weitgehend unbekannten Kontinent zu erforschen. Mit der Expedition 1844/45 erkundet er den Landweg von der Ost- bis zur Nordküste Australiens, seine Route führt ihn in 14 Monaten von Jimbour bei Brisbane nach Port Essington über 4.800 Kilometer. Leichhardt bereichtet seinem Schwager 1846 vom Bord der „Heroine“, mit der er von Port Essington nach Sydney reist: „Wenn ich nach Sydney zurückkomme, Werde ich meine Reise ausarbeiten und sie zum Drucke geschickt machen. Nachdem ich dies vollendet habe, werde ich versuchen, mir Mittel zu einer anderen Reise, von der Ostküste durch das Innere von Australien zur Westküste nach Swan River, zu verschaffen, und ist mit dies gelungen, so werde ich von Swan River an der Westküste entlang nach Port Essington hinaufgehen.“ Sein „Tagebuch einer Landreise in Australien von Moreton Bay nach Port Essington während der Jahre 1844 und 1845“ erschien 1847 zunächst in englischer und 1851 in deutscher Sprache.
Ein Jahr nach seiner Rückkehr unternimmt Leichhardt eine weitere Expedition, um den Kon-tinent zu durchqueren, muss diese jedoch nach fünf Monaten abbrechen. Im Oktober 1847 schreibt er nach Cottbus: „Ich bin wiederum von einer Entdeckungsreise zurückgekehrt; doch nicht so siegreich mit fliegenden Fahnen und unter dem Zujauchzen eines ganzen Volkes, sondern erschöpft von Krankheit, mit unzufriedenen Gefährten, sah ich mich gezwungen, selbst ehe ich noch in unbekannte Gegenden eindrang, umzukehren …“
Im Winter 1847/48 bereitet er eine dritte Expedition vor, am 3. April 1848 schreibt er einen letzten Brief. Danach verlieren sich seine Spuren und das Verschwinden Leichhardts bleibt bis heute ein Mysterium.
In Australien gilt Ludwig Leichhardt als einer der bedeutendsten Entdecker des Kontinents, sein Name fand Eingang in die geographische und naturkundliche Nomenklatur. Er reiht sich ein in die Vielzahl anderer Forscher, die im 19. Jahrhundert den Kontinent bereisten und erforschten, so z. B. Ferdinand von Müller (1825 – 1896) und Georg von Neumayer (1826 – 1909). Manche Expedition folgte seine Spuren, doch bis heute konnte sein Schicksal und das seiner Gefährten nicht aufgeklärt werden.
In Cottbus verwandte sich Hermann Fürst von Pückler-Muskau für ihn, nachdem Schmalfuß ihn 1846 erstmals besuchte: Er schreibt in seiner Familienchronik z. B. 1840: „Zum Schlusse des Jahres kann ich nicht unterlassen einige Notizen unsres lieben Ludwig Leichhardt zu geben. Er ist der jüngere Bruder meiner lieben Frau und ein eben so wissenschaftlich gebildeter, als interessanter und liebenswürdiger Mensch, den ich mit Recht den Juwel unserer Familie nenne. Er war in Cottbus auf der Schule höchst fleißig und studierte in Berlin und Göttingen; an letztern Orte wurde er intimer Freund von einem jüngeren Engländer, John Nickelson. Sie wohnten und studierten zusammen, und mein Schwager lernte das Englische so gut von ihm, wie seine Muttersprache; bei dem Abgange Nickelsons nach England – ging Ludwig nach Berlin zurück, und ein jüngerer Bruder nämlich William Nickelson wurde Ludwigs Leitung in Berlin anvertraut und der Kontrakt geschlossen, daß Ludwig frei in Allem gehalten wurde. Dies verlängerte seinen Aufenthalt und er studierte Alles was sich studieren lässt. Zuletzt Medizin und Botanik; bei dem medizinischen Fache wollte er auch bleiben, was er aber später änderte.“ Im Jahr 1846 verwendet sich der Fürst für Leichhardt und Schmalfuß bericht über sein erstes Zusammentreffen: „Gegen Ende November kam der Fürst Pückler in Branitz an, er ließ mich in seine Zimmer bitten, und da er unwohl war, empfing er mich (im) Bette. Ich war überrascht von dieser imponierenden Gestalt. Er fing sogleich von Ludwig, meinem Schwager, an und ein halbstündiges Gespräch zeigte deutlich, wie sehr sich der Fürst für ihn interessiert, ich zeigte ihm sein Bild, wie es in der Times abgedruckt ist, er betrachtete es lange, und sagte, daß ist eine höchst interessante Gesichtsbildung, ich finde den Ernst, die Festigkeit, Ruhe und Überlegung und Klugheit heraus, wie Sie mir eben seinen Charakter geschildert haben. Ich schenkte ihm das Bild und er war sehr erfreut darüber. Als ich ihm sagte, daß er zuletzt Medizin studiert habe, äußerte er, das ist sehr vorteilhaft für ihn, wenn er nur in der Wahl seiner Reisegefährten bei seiner zweiten Reise glücklicher, denn glauben Sie mir, denn ich kenne das aus Erfahrung, wenn solche kühne Männer bei ihren Unternehmungen gescheitert sind, so sind es gewöhnlich die Begleiter gewesen, an welchen ihre Unternehmungen gescheitert sind. – Nun kamen wir auf seine Militärangele-genheiten.“
Die Ausstellung ermöglicht mit Briefen und Manuskripten, historischen Büchern und Landkarten sowie naturkundlichen Sammlungsgegenständen einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit Leichhardts und in seine Vernetzung mit anderen Wissenschaftlern seiner Zeit. Er untersuchte die geologische Beschaffenheit Australiens, legte Herbarien an und katalogisierte Hölzer. Auf seinen Expeditionen begleiteten ihn Aborigines, deren Wissen er zur Bestimmung von Pflanzen und Tieren nutzte. Schon zu Lebzeiten fand sein Wirken große Anerkennung, erhielt er internationale Auszeichnungen. Bereits 1856 erschien die erste Biographie über Ludwig Leichhardt. In der Ausstellung ist dem Nachleben Leichhardts ein eigener Abschnitt gewidmet, in dem er als historische Persönlichkeit prä-sentiert wird. Als Verschollener fand Ludwig Leichhardt auch Eingang in Literatur und Populärkultur – und nicht zuletzt spielt Leichhardt als Deutscher und Australier in den diplomatischen Beziehungen eine Rolle. In etwa 170 Exponaten aus australischen und deutschen Sammlungen von Ende des 18. Jahrhunderts bis heute nimmt die Ausstellung die Spur Ludwig Leichhardts im Spannungsfeld von Vergessen und Erinnern auf.
Die Ausstellungsarchitektur zeichnet sich durch eine sachliche Architektursprache aus und setzt dabei auf differenzierte Gestaltungsschwerpunkte. So ist beispielsweise die heterogene Biographie Leichhardts durch eine Art Setzkasten symbolisiert, welcher Bezug nimmt auf die insbesondere für Kinder bedeutsamen Setzkästen, in denen diese ihre ganz unterschiedlichen „Schätze“ präsentieren.
Ein illustrierter Begleitband mit Essays deutscher und australischer Autoren erscheint im Sommer 2013. Eine internationale Konferenz erschließt im September 2013 weitere Facetten Ludwig Leichhardts.
Während der Ausstellung werden in Gesprächsrunden verschiedene Facetten des Leichardtschen Wirkens beleuchtet.
Informationen zur Ausstellung
Bild: Gabriela Weidner
Der 200. Geburtstag des Australienforschers Ludwig Leichhardt ist Anlaß, sein Leben und Wirken in einer umfangreichen Ausstellung zu würdigen. Das Cottbuser Stadtmuseum präsentiert in Zusammenarbeit mit der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz und der Universität Potsdam vom 5. Mai bis zum 31. Oktober 2013 deshalb im Marstall diese Exposition. Erarbeitet wurde die Ausstellung von der Kuratorin Heike Hartmann aus Berlin, die Gestaltung übernahmen Enrico Nowka und Gabriela Weidner, unterstützt wurde sie von der Sparkasse Spree-Neiße, dem Naturwissenschaftlichen Verein der Niederlausitz, dem Heimatverein Cottbus und dem Land Brandenburg.
Mit der Ausstellung soll einerseits die kurze und facettenreiche Lebensgeschichte des Brandenburger einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Andererseits gilt es damit auch eine zeitgemäße Würdigung der wissenschaftlichen Leistung Leichhardts bei der Erforschung Australiens vorzunehmen. Nicht nur seine umtriebigen, von Neugier und Unruhe geförderten Forschungsaktivitäten, vor allem sein spurloses Verschwinden in der unbekannten Weite des Landes machten Leichhardt zu einem nationalen Mythos.
Wissenschaftler oder Abenteurer – das Leben des Lausitzer Ludwig Leichhardt (1813-1848) lässt sich auf keine einfache Formel bringen. Der in seiner Heimat zu Unrecht ein wenig vergessene Australien-Forscher Leichhardt zählt auf dem „fünften Kontinent“ aufgrund seiner Entdeckungen noch heute zu den nationalen Größen.
Die Ausstellung gliedert sich in vier Abschnitte, die sich dem Leben und Wirken Ludwig Leichhardts, seiner wissenschaftlichen Kooperation und der Rezeption seiner Forschungsreisen widmen.
Im ersten Abschnitt werden die Besucher vertraut gemacht mit dem jungen Leichhardt, der in Trebatsch geboren und in Cottbus das Gymnasium besuchte. Schon während der Studienzeit entschied Leichhardt, sich ganz den naturkundlichen Forschungen zuzuwenden und schrieb 1836 an seinen Vater, „dass ich einmal was Tüchtiges leiste, das ich mich über das Gewöhnliche erhebe und in den Verwirrungen meines künftigen Lebens mit Klarheit und Besonnenheit handelnd, Ruhe der Seele und Bewusstsein des Rechten mir bewahre“. Nach dem Studium in Berlin und Göttingen führte ihn sein Weg nach England. In Begleitung seines Freundes Nicholson setzt er seine Studien in naturkundlichen Sammlungen, Museen und Botanischen Gärten fort und erkundet geologische Formationen vor Ort. 1838 begeben sich die Freunde nach Paris, um hier ihre Studien weiterzuführen und auch hier folgt er seinem großen Ziel, sich auf das Reisen als Entdecker vorzubereiten: „Um die Bildung der Erde um Paris kennen zu lernen, um Steinbrüche, Durchbrüche von Strassen und Flüssen zu besuchen, werde ich häufig Fussreisen machen.“ In London und Paris legt Ludwig Leichhardt zudem die Grundlagen für seine späteren engen Kontakte zu den verschiedensten Wissenschaftern, mit denen er von Australien aus korrespondiert und denen er wissenschaftliche Materialien und Sammlungen für die Auswertung und Forschung zukommen lässt. Von Paris aus begibt er sich in die Auvergne, erkundet die Landschaften um Neapel und den Vesuv und begibt sich über Rom in die Schweiz und wieder nach Paris, wo er 1841 Alexander von Humboldt besucht. Allmählich verfestigt sich der Plan, Australien als Forschungsziel zu wählen, denn er schreibt 1841 aus Paris: „Ich habe nun besonders in der Botanik stets auf Neuholland Rücksicht genommen, welches sich ebenso im Pflanzenreiche, wie in seinen tierischen Schöpfungen von den Formen der alten Welt und Amerikas unterscheidet. Fast alles, was von dort kommt, ist wenigstens auffallend, alles nach einem eigenthümlichen Typus geschaffen.“ Noch einmal führt ihn sein Weg nach London, hier besteigt er das Schiff „Sir Edward Paget“ und landet 1842 in Australien. In seiner Familienchronik notiert Schmalfuß 1842: „Von unserm lieben Ludwig blieben wir ohne Nachricht und wir fürchteten schon einen Unfall, als zu unserer Freude den 2. November ein Brief aus Sydney an kam, welcher vom März datiert war. Er ist glücklich dort angekommen Mitte Februar dieses Jahres bei anhaltendem Regen, denn 8 Monate hindurch war dort kein Tropfen gefallen.“
Ludwig Leichhardt bemüht sich in Sydney vergeblich um eine Anstellung. Er unternimmt mehrere Expeditionen, um den bis dahin weitgehend unbekannten Kontinent zu erforschen. Mit der Expedition 1844/45 erkundet er den Landweg von der Ost- bis zur Nordküste Australiens, seine Route führt ihn in 14 Monaten von Jimbour bei Brisbane nach Port Essington über 4.800 Kilometer. Leichhardt bereichtet seinem Schwager 1846 vom Bord der „Heroine“, mit der er von Port Essington nach Sydney reist: „Wenn ich nach Sydney zurückkomme, Werde ich meine Reise ausarbeiten und sie zum Drucke geschickt machen. Nachdem ich dies vollendet habe, werde ich versuchen, mir Mittel zu einer anderen Reise, von der Ostküste durch das Innere von Australien zur Westküste nach Swan River, zu verschaffen, und ist mit dies gelungen, so werde ich von Swan River an der Westküste entlang nach Port Essington hinaufgehen.“ Sein „Tagebuch einer Landreise in Australien von Moreton Bay nach Port Essington während der Jahre 1844 und 1845“ erschien 1847 zunächst in englischer und 1851 in deutscher Sprache.
Ein Jahr nach seiner Rückkehr unternimmt Leichhardt eine weitere Expedition, um den Kon-tinent zu durchqueren, muss diese jedoch nach fünf Monaten abbrechen. Im Oktober 1847 schreibt er nach Cottbus: „Ich bin wiederum von einer Entdeckungsreise zurückgekehrt; doch nicht so siegreich mit fliegenden Fahnen und unter dem Zujauchzen eines ganzen Volkes, sondern erschöpft von Krankheit, mit unzufriedenen Gefährten, sah ich mich gezwungen, selbst ehe ich noch in unbekannte Gegenden eindrang, umzukehren …“
Im Winter 1847/48 bereitet er eine dritte Expedition vor, am 3. April 1848 schreibt er einen letzten Brief. Danach verlieren sich seine Spuren und das Verschwinden Leichhardts bleibt bis heute ein Mysterium.
In Australien gilt Ludwig Leichhardt als einer der bedeutendsten Entdecker des Kontinents, sein Name fand Eingang in die geographische und naturkundliche Nomenklatur. Er reiht sich ein in die Vielzahl anderer Forscher, die im 19. Jahrhundert den Kontinent bereisten und erforschten, so z. B. Ferdinand von Müller (1825 – 1896) und Georg von Neumayer (1826 – 1909). Manche Expedition folgte seine Spuren, doch bis heute konnte sein Schicksal und das seiner Gefährten nicht aufgeklärt werden.
In Cottbus verwandte sich Hermann Fürst von Pückler-Muskau für ihn, nachdem Schmalfuß ihn 1846 erstmals besuchte: Er schreibt in seiner Familienchronik z. B. 1840: „Zum Schlusse des Jahres kann ich nicht unterlassen einige Notizen unsres lieben Ludwig Leichhardt zu geben. Er ist der jüngere Bruder meiner lieben Frau und ein eben so wissenschaftlich gebildeter, als interessanter und liebenswürdiger Mensch, den ich mit Recht den Juwel unserer Familie nenne. Er war in Cottbus auf der Schule höchst fleißig und studierte in Berlin und Göttingen; an letztern Orte wurde er intimer Freund von einem jüngeren Engländer, John Nickelson. Sie wohnten und studierten zusammen, und mein Schwager lernte das Englische so gut von ihm, wie seine Muttersprache; bei dem Abgange Nickelsons nach England – ging Ludwig nach Berlin zurück, und ein jüngerer Bruder nämlich William Nickelson wurde Ludwigs Leitung in Berlin anvertraut und der Kontrakt geschlossen, daß Ludwig frei in Allem gehalten wurde. Dies verlängerte seinen Aufenthalt und er studierte Alles was sich studieren lässt. Zuletzt Medizin und Botanik; bei dem medizinischen Fache wollte er auch bleiben, was er aber später änderte.“ Im Jahr 1846 verwendet sich der Fürst für Leichhardt und Schmalfuß bericht über sein erstes Zusammentreffen: „Gegen Ende November kam der Fürst Pückler in Branitz an, er ließ mich in seine Zimmer bitten, und da er unwohl war, empfing er mich (im) Bette. Ich war überrascht von dieser imponierenden Gestalt. Er fing sogleich von Ludwig, meinem Schwager, an und ein halbstündiges Gespräch zeigte deutlich, wie sehr sich der Fürst für ihn interessiert, ich zeigte ihm sein Bild, wie es in der Times abgedruckt ist, er betrachtete es lange, und sagte, daß ist eine höchst interessante Gesichtsbildung, ich finde den Ernst, die Festigkeit, Ruhe und Überlegung und Klugheit heraus, wie Sie mir eben seinen Charakter geschildert haben. Ich schenkte ihm das Bild und er war sehr erfreut darüber. Als ich ihm sagte, daß er zuletzt Medizin studiert habe, äußerte er, das ist sehr vorteilhaft für ihn, wenn er nur in der Wahl seiner Reisegefährten bei seiner zweiten Reise glücklicher, denn glauben Sie mir, denn ich kenne das aus Erfahrung, wenn solche kühne Männer bei ihren Unternehmungen gescheitert sind, so sind es gewöhnlich die Begleiter gewesen, an welchen ihre Unternehmungen gescheitert sind. – Nun kamen wir auf seine Militärangele-genheiten.“
Die Ausstellung ermöglicht mit Briefen und Manuskripten, historischen Büchern und Landkarten sowie naturkundlichen Sammlungsgegenständen einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit Leichhardts und in seine Vernetzung mit anderen Wissenschaftlern seiner Zeit. Er untersuchte die geologische Beschaffenheit Australiens, legte Herbarien an und katalogisierte Hölzer. Auf seinen Expeditionen begleiteten ihn Aborigines, deren Wissen er zur Bestimmung von Pflanzen und Tieren nutzte. Schon zu Lebzeiten fand sein Wirken große Anerkennung, erhielt er internationale Auszeichnungen. Bereits 1856 erschien die erste Biographie über Ludwig Leichhardt. In der Ausstellung ist dem Nachleben Leichhardts ein eigener Abschnitt gewidmet, in dem er als historische Persönlichkeit prä-sentiert wird. Als Verschollener fand Ludwig Leichhardt auch Eingang in Literatur und Populärkultur – und nicht zuletzt spielt Leichhardt als Deutscher und Australier in den diplomatischen Beziehungen eine Rolle. In etwa 170 Exponaten aus australischen und deutschen Sammlungen von Ende des 18. Jahrhunderts bis heute nimmt die Ausstellung die Spur Ludwig Leichhardts im Spannungsfeld von Vergessen und Erinnern auf.
Die Ausstellungsarchitektur zeichnet sich durch eine sachliche Architektursprache aus und setzt dabei auf differenzierte Gestaltungsschwerpunkte. So ist beispielsweise die heterogene Biographie Leichhardts durch eine Art Setzkasten symbolisiert, welcher Bezug nimmt auf die insbesondere für Kinder bedeutsamen Setzkästen, in denen diese ihre ganz unterschiedlichen „Schätze“ präsentieren.
Ein illustrierter Begleitband mit Essays deutscher und australischer Autoren erscheint im Sommer 2013. Eine internationale Konferenz erschließt im September 2013 weitere Facetten Ludwig Leichhardts.
Während der Ausstellung werden in Gesprächsrunden verschiedene Facetten des Leichardtschen Wirkens beleuchtet.
Informationen zur Ausstellung
Bild: Gabriela Weidner