Das Regionalligaspiel zwischen BFC Dynamo und Energie Cottbus wurde durch Energie Cottbus mit 2:0 gewonnen. Während des Spiels kam es zu schweren Ausschreitungen: Pyrotechnik wurde gezündet und Fanutensilien verbrannt, was zu einer 20-minütigen Spielunterbrechung führte. Nach dem Spiel eskalierten die Spannungen weiter, und es kam zu gegenseitigem Beschuss mit Pyrotechnik. Die Polizei, mit 1.000 Beamten vor Ort, setzte Reizgas und Wasserwerfer ein; 155 Polizisten wurden verletzt, und 74 Personen vorübergehend festgehalten.
Das Regionalligaspiel zwischen dem BFC Dynamo und Energie Cottbus entschieden die Gäste aus der Lausitz am Samstag, 04.05.2024, mit 2:0 für sich. (Niederlausitz aktuell berichtete) Abseits des Rasens gab es bereits im Vorfeld der Partie Provokationen. Insgesamt waren für 4.000 Zuschauer 1.000 Polizeibeamte im Einsatz. Reizgas, Wasserwerfer und Polizeihunde wurden eingesetzt, um ein Aufeinandertreffen und Widerstandshandlungen der Fans zu verhindern beziehungsweise zu unterbinden.
Trainer bedroht und mit Steinen beworfen
Im Interview mit dem MDR sagte Pele Wollitz nach dem Spiel: „Dass ich bepöbelt werde und eine Abneigung besteht, bin ich ja gewohnt, speziell hier. Aber, dass man Angst haben muss, auch vor der eigenen Kabine, dass man mit Steinen schon während des Spiels beschmissen wird, dass man bedroht wird, ist 2024 in meinem System nicht vorstellbar. Wären wir zehn Spieltage vor Schluss hier gewesen, wäre ich nicht mitgefahren. Das ist nicht mehr Aggression, das ist weit drüber.“
Der BFC Dynamo veröffentlichte am Sonntag eine Gegendarstellung auf seiner Homepage: “Der BFC Dynamo sieht sich genötigt, den von Claus-Dieter Wollitz (Trainer des FC Energie Cottbus) im Sport im Osten-Kurzvideo getätigten Aussagen deutlich zu widersprechen.
Die Behauptung während der Partie mit Steinen beworfen worden zu sein, entbehrt jeglicher Grundlage. Sowohl während der Erwärmungsphase als auch im Verlauf des Spiels wurde die Trainerbank der Gäste zusätzlich von zwei Ordnern abgesichert. Zudem hielt sich im Nahbereich ein Verantwortlicher des Nordostdeutschen Fußballverbands (NOFV) auf, weder dieser noch Till Dahlitz (Geschäftsführer des NOFV) konnten auf Nachfrage die angeblichen Steinwürfe bestätigen. Hätte es diese Steinwürfe tatsächlich gegeben, hätte der Schiedsrichter die Partie sofort unterbrechen müssen und der 4. Offizielle entsprechende Ansagen durch den Stadionsprecher eingefordert. Beides erfolgte diesbezüglich nicht, einen entsprechenden Vermerk im Spielbericht gibt es hierzu ebenfalls nicht. Der Zuschauerbereich hinter der Trainerbank der Gäste umfasst einen Block, der für Pressevertreter und Vereinsvertreter der Gäste reserviert ist, dieser Bereich wurde ebenso durch zusätzliche Ordnungskräfte abgesichert. An diesen Block angrenzend ist der VIP-Bereich auf der überdachten Haupttribüne.
Herr Wollitz ist für sein teilweise überemotionales und provokantes Verhalten am Spielfeldrand gegenüber Schiedsrichtern und Vertretern anderer Vereine bekannt. Warum er jetzt und in der Vergangenheit regelmäßig den BFC Dynamo und seine Fans diskreditiert, als auch das Sicherheitskonzept und den Verband im Vorfeld der Partie kritisiert hat sowie Ordnungskräfte und Mitarbeiter des BFC Dynamo beleidigte, irritiert uns sehr.”
Berliner Polizei zieht Bilanz
Die Berliner Polizei äußerte sich am Sonntag in einer vorläufigen Bilanz zum Einsatz: “Anlässlich eines gestern stattgefundenen Fußballspiels in Alt-Hohenschönhausen war die Polizei Berlin mit rund 1.000 Einsatzkräften im Dienst und wurde dabei auch von Kräften der Bundespolizei unterstützt.
Die Anreise der Fans beider Mannschaften zum Stadion im Sportforum Berlin im Weißenseer Weg erfolgte grundsätzlich störungsfrei.
Nach Anpfiff des Spiels gegen 16 Uhr wurde dieses vom Schiedsrichter nach etwa 35 Minuten unterbrochen, nachdem aus dem Bereich der Heimfans von der Gegengeraden aus Pyrotechnik in Richtung der Gästefans geschossen worden war. Zeitgleich zündeten Fans in dem Block weitere Pyrotechnik und verbrannten mehrere Fanschals der gegnerischen Mannschaft. Polizeikräfte begaben sich daraufhin zwischen Kurve und Gegengerade, sicherten diesen Bereich und stellten sich auch am Rand des Spielfeldes auf. Zeitgleich vermummten sich Gästefans und begaben sich an den Zaun. Einige Gästefans kletterten auch auf den Zaun. Durch konsequentes Einschreiten der Polizeikräfte wurde ein Übersteigen des Zauns verhindert und die Lage zunächst beruhigt.
Nach Abpfiff des Spiels legten die Fangruppen Vermummung an und beschossen sich gegenseitig mit Pyrotechnik. Zeitgleich wurden im Gästefanblock Fanutensilien der Heimmannschaft verbrannt. Gegen 18.25 Uhr beschossen insbesondere Gästefans aber auch vereinzelt Heimfans Polizeikräfte und Kräfte des Ordnerdienstes, die am Spielfeld standen, mit Pyrotechnik. Daraufhin begaben sich Einsatzkräfte in den Gästeblock, drängten Personen ab und führten freiheitsbeschränkende Maßnahmen durch. Kurz darauf wurde versucht, aus Richtung der Heimfans ein Absperrgitter in Richtung der Gästefans zu werfen, woraufhin Polizeikräfte Reizgas einsetzten. Mehrere Durchbruchversuche und mehrere Versuche der Fanlager aufeinanderzutreffen, wurden von Polizeikräften durch Zwangsmaßnahmen verhindert. Hierbei setzten Polizeikräfte auch Reizgas ein. Darüber hinaus wurden Diensthunde eingesetzt, wobei zwei Fans der Heimmannschaft gebissen und verletzt wurden.
Über den Stadionausgang an der Konrad-Wolf-Straße versuchte eine größere, in Teilen vermummte Personengruppe der Heimfans rennend in Richtung der Gästefans zu gelangen. Bei Aufeinandertreffen mit Einsatzkräften der Polizei an der Konrad-Wolf-Straße Ecke Sandinostraße bewarfen diese Fans Einsatzkräfte mit Flaschen, versuchten gleichzeitig Kleinpflastersteine zu lockern und ein Bauzaunelement auf Polizeikräfte zu werfen. Um die Angriffe und Widerstandshandlungen zu unterbinden, setzten Polizeikräfte wiederholt Reizgas ein. Bei anschließenden Festnahmen kam es durch Dienstkräfte zu Zwangsanwendungen und erneut zum Einsatz von Reizgas. Auch Wasserwerfer mussten eingesetzt werden. Dabei wurden Personen zweimal mit Wasser beregnet. Kurz vor 19 Uhr bewegten sich rund 70 Anhänger der Heimmannschaft in der Altenhofer Straße in Richtung der Gästefans. Polizeikräfte stoppten die Gruppe und verhinderten dies.
Gegen 19.10 Uhr trat eine erste Lageberuhigung ein. Vereinzelt gab es danach noch Flaschenwürfe in Richtung der Einsatzkräfte und Festnahmen im Umfeld des Stadions.
Kurz nach 20 Uhr konnten keine Fans beider Mannschaften mehr am und um das Stadion herum festgestellt werden.
Insgesamt wurden 155 Polizeikräfte verletzt. 43 Kräfte der Polizei Berlin und 73 Kräfte der Bundespolizei bei den Einsätzen von Reizgas, 28 Polizeikräfte der Bundespolizei bei Angriffen und elf Dienstkräfte der Bundespolizei durch Pyrotechnik. Einsatzkräfte fertigten insgesamt 62 Strafanzeigen, unter anderem wegen Landfriedensbrüchen, tätlichen Angriffen auf Vollstreckungsbeamte, Widerständen, Körperverletzungen, Gefangenenbefreiungen und Beleidigungen. 74 Personen wurden freiheitsbeschränkenden beziehungsweise -entziehenden Maßnahmen unterzogen. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurden die Personen entlassen.”
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