Justin und Anni Wenzke aus Cottbus sind derzeit auf einer Weltreise, zu der sie Anfang August `23 mit ihren vollgepackten Fahrrädern in Sielow aufgebrochen sind. Wir halten zu den beiden Kontakt und lassen uns regelmäßig von der ungewöhnlichen Weltreise berichten. Unser letztes Telefon-Interview fand Anfang März statt. Damals waren die zwei in Nepal kurz hinter der indischen Grenze anzutreffen. Inzwischen ist das junge Ehepaar in Vietnam angekommen. Gelegenheit für den Niederlausitz-aktuell-Reporter Georg Zielonkowski mit den Weltenbummlern zu telefonieren …
Bevor wir über die vergangenen Wochen reden, erst einmal die Frage nach Eurem gesundheitlichen Zustand und wo ihr euch gerade konkret aufhaltet …
Justin: Wir sind hier nach erlebnisreichen Wochen in Indien und Nepal am 3. April in Hanoi angekommen. Wir sind jetzt gerade im Cát-Bà-Nationalpark, rund 150 Kilometer von Hanoi entfernt, wo wir nach dem Flug von Kolkata gelandet waren.
Anni: Nach der akustisch eher anstrengenden Tour durch Indien genießen wir hier die Ruhe, womit die Frage nach unserem Zustand gleich mit beantwortet ist. Über mein kleines körperliches Tief kommen wir schon noch zu sprechen. Es ist aber nichts worüber wir und unsere Familien daheim sich Sorgen machen müssten. Wir sind gut dabei und neugierig auf das, was uns hier in Vietnam erwartet.
Schauen wir also wie gewohnt auf die vergangenen Wochen Eurer Reise. Welche Stationen konntet ihr in Euer Tagebuch eintragen?
Justin: Bei unserem letzten Gespräch waren wir ja noch in Nepal. Von dort aus ging es nach Kathmandu und weiter nach Pokhara, von wo aus wir zu einer Wanderung aufgebrochen waren. Die Räder und die ganze Bagage konnten wir in einem Hotel lassen und haben uns dort für die Bergtour ausgerüstet. Solche Dinge hatten wir natürlich nicht mitgeführt auf unserer Gesamttour.
Anni: Man kann sich dort in so Outdoor-Geschäften alles Erforderliche ausleihen, wie Wanderschuhe und Rucksack. Und dann ging es halt los zu der von vielen Wandertouristen besuchten Annapurna–Gebirgskette im nepalesischen Himalaya.
Justin: Wir sind dann von Nayapool auf 1000 Metern bis zu einer Höhe von 3.200 Metern gewandert, und haben die überwältigenden Bilder dieser traumhaften Bergwelt aufgesaugt. Das war trotz vieler anderer bisheriger Eindrücke nochmal was ganz Besonderes und Außergewöhnliches, wenn man von den Sieben- und Achttausendern umgeben ist.
Welche Eindrücke nehmt ihr aus Indien mit? Aus einem Land, das ja in der Welt zum Beispiel in der Wissenschaft Maßstäbe setzt.
Anni: Ja schon bevor wir in Indien vor Ort waren, wussten wir, dass das Land beispielsweise im IT-Bereich ganz vorne dabei ist. Bereits in meinem Berufsleben in Deutschland tauchte das Imperium Tata Consultancy Services (TCS) immer wieder auf. In dem Konzern arbeiten mehr als 600.000 Menschen in über 40 Ländern und welche Rolle dieses Unternehmen in Indien spielt, merkt man auf den Straßen als auch in den Gesprächen mit den Locals.
Justin: Es gibt mit und neben der IT-Branche so viele andere kluge Köpfe in allen möglichen Gebieten. Auch in der Medizin sind die Inder ja weltweit höchst anerkannt. Weil sie großartige Fingerfertigkeiten besitzen, wie uns eine unserer Gastgeberfamilien erzählt hat.
Ihr habt von einer weltweit beliebten Wanderregion geredet. Wart ihr in dieser umgeben von vielen anderen Wanderfreunden oder konntet ihr die Ruhe genießen?
Anni: Da wir ja außerhalb der Saison dort oben waren, war es recht ruhig. Was uns sehr gut getan hat nach der fürchterlichen Lautstärke, mit der wir auf der Reise dorthin klarkommen mussten, bevor es wieder zurück nach Nord-Indien ging.
Du sagst gerade „zurück nach Indien“, habt ihr dort was vergessen?
Anni: Nein, nein. Wir sind zum uns schon bekannten Grenzpunkt gefahren. Wegen unseres Fluges, der uns dann später von Kolkata, bei uns daheim besser bekannt unter Kalkutta, nach Hanoi in Vietnam bringen sollte. Aber der Rückweg war deutlich angenehmer als die Hinfahrt.
Justin: Du musst Dir vorstellen, dass in dieser so eng bevölkerten Gegend wirklich fast jeder ein Selfie mit dir machen will und Dich deshalb am Fahren hindert. Dazu kommen die zum Teil überfüllten engen Straßen, der irre Krach und aus allen Ecken strapaziert ein anderer übersteuernder Lautsprecher dein Trommelfell übermäßig. Das Ganze war schon sehr anstrengend.
Anni: Aber auf der Fahrt zurück waren wir dann selbstbewusst und haben viele Wünsche abgelehnt, um voranzukommen. Und so kamen wir dann nur bei unseren Haltepunkten immer wieder mit interessierten Menschen ins Gespräch. Die alle respektvoll waren, das war eben deutlich schöner.
Justin: Auf der Fahrt zum Flughafen sind wir wieder durch Nordindien gefahren und sind dabei bei täglich rund 100 Kilometern recht schnell durchgekommen.
Wie funktioniert eigentlich so ein Flug mit den Rädern und den je 30 Kilo Gepäck?
Justin: Es kann kompliziert werden, aber vieles ist mit der Hilfe anderer Menschen lösbar. Wir hatten einen tollen Kontakt mit Rahul, dem Inhaber des Fahrradshops „Mastermind“, mit dem wir einige Zeit verbracht haben und der am Ende dann noch ganz wichtig für uns wurde.
Anni: Zunächst hatte er es mit einem der beiden Fahrradkartons meiner Meinung nach etwas zu gut gemeint. Doch trotz meiner Zweifel waren sich die Jungs einig: „das passt schon!“ Als das bestellte XL-Taxi dann anrollte, mussten wir allerdings schnell feststellen, dass der Karton niemals in den Wagen hineinpassen würde.
Justin: Doch für diese Herausforderung hatte Rahul eine einfache Lösung: ein Pakettransport, den man per App ganz unkompliziert und schnell bestellen kann. Also schloss er spontan seinen Laden ab und fuhr mit unseren verpackten Rädern mit dem Transporter mit, während wir im XL-Taxi inklusive des anderen Gepäcks zum Flughafen gebracht wurden.
Anni: Da war uns ehrlich gesagt schon bissel mulmig. Was passiert, wenn dieser Transporter plötzlich samt unserer Räder woanders hinfährt – dann hätte unsere Weltreise an der Stelle vorbei sein können. Aber alles ging gut, unser Vertrauen war berechtigt und alle kamen pünktlich am Flughafen an. Hier mussten wir allerdings den Karton doch noch kleiner schneiden, damit die Räder durch den Scanner passen und sie eingecheckt werden können.
Was habt ihr in den ersten zwei Wochen in Vietnam erlebt?
Justin: Bislang haben wir ca. 1 Woche in Hanoi, ein paar Tage auf der Straße und den Rest auf der Insel Cát Bà verbracht. Wir werden insgesamt einen Monat hier verbringen und danach, mit dem laotischen Visum im Gepäck, über Land nach Thailand radeln.
Anni: Übrigens wird es wohl so sein, dass wir nach den ca. 800 Kilometern dann in Laos unsere 10.000-Kilometer-Marke knacken werden. Als wir das realisierten, waren wir schon ein Stück überrascht, wie schnell das dann jetzt doch ging. Im gleichen Maße hat uns auch Vietnam bislang sehr überrascht. So modern und ansehnlich hätten wir uns beispielsweise Hanoi gar nicht vorgestellt. Der Verkehr ist wegen der unzähligen Mopedfahrer schon auch chaotisch, aber es ist längst nicht alles so laut wie in Indien.
Justin: Wie bereits angesprochen, sind wir ja derzeit auf der Insel Cát Bà, der größten Insel in der Halong-Bucht. Wir genießen hier im Norden Vietnams die Eindrücke dieses Nationalparks und waren hier sogar schon mit dem Kayak unterwegs. Die Aktivität hat uns zwar an den Spreewald erinnert und ein bisschen Heimweh ausgelöst aber diese ganz andere mystische Natur-Traumwelt weckt dich schnell wieder auf und macht dir deutlich, dass du nicht in den schmalen Flusslaufverzweigungen der Spree unterwegs bist. Besonders eindrucksvoll und schön sind natürlich die Kalkfelsen die von allen Seiten, um dich herum, aus dem Wasser hervorragen.
Um ein wenig von den Erlebnissen abzuschweifen, gehört die übliche Frage dazu, wie ihr all das körperlich und auch vom Kopf her verkraftet und verarbeitet.
Justin: Um alles geordnet zu konservieren, haben wir von Anfang an Aufzeichnungen zum erlebten gemacht und auch Bilder konserviert. Wir wollen ja nach der Heimkehr alles gut nachvollziehen können, was wir wo und wann erleben durften. Mir geht es nach meinen kleinen Magenschwächen seit Wochen wieder gut, aber Anni wird sicher gleich davon erzählen, dass sie derzeit etwas leidet.
Anni: Ja das stimmt, denn ich hatte seit ein paar Monaten Probleme mit den Knien. Darum habe ich in Hanoi ein Bikefitting machen lassen. Hier wird dein Fahrrad an dich angepasst, was zum Beispiel Sattelhöhe und Neigung oder die Lenkerstellung betrifft. Was bedeutet, dass ich bisher andere Muskelgruppen beansprucht habe als jetzt. Entsprechend muss ich mich dahingehend noch dran gewöhnen. Aber ich merke langsam, dass es besser wird und es gut war, dies einmal im Sinne meiner Knie gemacht zu haben. Den optimalen Zeitpunkt das zu machen, nämlich vor der Reise, haben wir verpasst.
Schnell noch ein Blick voraus – wie geht es nach den zwei Monaten Thailand weiter?
Justin: Da gibt es schon Pläne. Ende Juni geht es für uns in die USA. Entgegen unseres früheren Plans die Staaten von West nach Ost zu befahren, so werden wir entlang der Pazifik-Küste von Nord nach Süd radeln.
Anni: Anschließend fliegen wir dann zwar nach Europa, aber noch nicht direkt nach Deutschland. Darüber reden wir dann beim nächsten Mal.
Da sind wir schon mal sehr gespannt. Zunächst aber wünsche ich Euch eine tolle Zeit in Thailand bei bester Gesundheit und ich hoffe, dass es bei Anni schnell wieder „rund läuft“, was ihre Kniee betrifft. Alles Gute, passt schön auf euch auf!
Anni und Justin: Danke und ganz liebe Grüße rüber in die Heimat!
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Red. / Presseinfo
Bilder: Georg Zielonkowski