… allein mir fehlt der Glaube. An dieses Zitat aus „Faust“ fühlt man sich hinsichtlich der Realisierung von Bauprojekten in Brandenburg erinnert. Dabei trifft diese Aussage nicht nur auf Großprojekte zu. Genau wie im Rahmen der chinesischen Theorie des Großen Sprungs jedes chinesische Dorf einen Hochofen haben sollte, benötigt so manche brandenburgische Kommune ihr Prestige-Objekt, so natürlich – wie könnte es anders sein – auch die Stadt Cottbus.
Ausgehend davon, dass die Cottbuser Bahnhofstraße als die in Brandenburg am stärksten mit Feinstaub belastete Straße galt, wurde seitens der Cottbuser Politik ihr Umbau beschlossen. Die Zielfunktionen wurden dabei wie folgt definiert: „…Cottbus baut die Bahnhofstraße ab Herbst für drei Millionen Euro so um, dass 40 Prozent des Verkehrs aus der Innenstadt verlegt werden. “Aus vier werden zwei Spuren, die Straße wird ganztägig zur Tempo-30-Zone”, …. “Niemand soll mehr Lust haben, da durch zu brettern …”“ Quelle: „Tempo 30 gegen Feinstaub“, Jens Blankennagel, Berliner Zeitung, 26.01.2010).
Interessant dabei: Die Überschreitungen nicht nur in der Bahnhofstraße sondern auch in der extrem verkehrsarmen Gartenstraße (zweite Messstation in Cottbus) erfolgten vorwiegend bei Inversionswetterlagen und bei Luftströmungen aus östlichen Richtungen. Das bestätigte auch der vorgenannte Artikel. Als eine Ursache gelten polnische Industriewerke. Zu 45% wurde allerdings der in der Bahnhofstraße fließende Autoverkehr für die Belastung verantwortlich gemacht.
Am Dienstag, dem 4. Dezember 2012, erfolgte nun die Freigabe der trotz heftigen Widerstandes der Cottbuser Bevölkerung (viele Straßen waren und sind im Gegensatz zur Bahnhofstraße kaum noch befahrbar) „rekonstruierten“ Bahnhofstraße. Dazu war der Ministerpräsident des Landes Brandenburg höchstpersönlich anwesend. Auch wurde extra ein Autokorso gestartet.
Allerdings sind die mit dem Umbau erzielten Ergebnisse mehr als fraglich.
1.
Es gibt auf der ganzen Bahnhofstraße nicht eine Kreuzung, bei denen das Höhenniveau der jeweils einmündenden Straße mit dem der Bahnhofstraße gleich ist. Das dürfte besonders im Winter bei Schnee sehr interessant werden.
2.
Durch die Verringerung von vier auf zwei Fahrspuren wird zwar die Anzahl der Fahrzeuge, die durch die Bahnhofstraße fahren, reduziert. Es kommt trotzdem nicht zu einer Verringerung des Gesamtverkehrs, da keine sinnvolle Umfahrung vorhanden ist. Der die Bahnhofsbrücke passierende Verkehr ist damit nicht geringer geworden. Der Stau reicht damit zu vielen Tageszeiten bis weit hinter das Carl-Thiem-Klinikum (Bild 1).
Damit ist eigentlich das Aufkommen an Abgasen nicht verringert, sondern nur etwas nach Süden verlagert worden. Hinzu kommt, dass durch die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h in Verbindung mit den nicht aufeinander abgestimmten Ampeln und den neu geschaffenen Möglichkeiten zum Linksabbiegen viel von dem Ziel der Reduzierung der Autoabgase verloren gehen dürfte.
3.
Durch den in den Spitzenzeiten permanenten Stau kommt es zusätzlich noch zur Verlagerung von Teilverkehren in andere Straßen wie die Sachsendorfer Straße. Damit werden plötzlich kleinere Straßen zu scheinbaren Hauptverkehrsadern. Mal sehen, wie lange das die Bevölkerung mitmacht.
4.
Der Vogel wird natürlich an der Kreuzung Bahnhofstraße/Karl-Liebknecht-Straße abgeschossen. Da dort kein Niveauausgleich vorgenommen wurde, liegen auf der Bahnhofstraße die Gleise der Straßenbahn unterhalb der Fahrbahn, wobei zwischen den Gleisen eine Erhöhung geschaffen wurde. Somit entstanden auf einer neu gebauten Straße mitten auf der Fahrbahn zwei Querrinnen. Damit ist die Fahrt von der Karl-Liebknecht-Straße über die Bahnhofstraße zu einem wirklichen Abenteuer geworden. (Bild 2) Unverständlich bleibt, dass dieser Zustand seitens der Stadtverwaltung noch verteidigt und als alternativlos hingestellt wird.
5.
Natürlich war der Bau der Bahnhofstraße – wie könnte es auch anders sein – mit einer erheblichen Kostensteigerung verbunden. So wurden aus ursprünglich drei schließlich 8,4 Millionen Euro. Eine satte Bilanz.
Aber wie sagte doch der Brandenburgische Ministerpräsident am Tage der Eröffnung:
„… “Ich kann allen Beteiligten nur gratulieren. Die Planung und Umsetzung der Bahnhofstraße ist sehr mutig und in hervorragender Qualität gelungen.” Zudem sei eine Punktlandung hingelegt worden – Zeit und Kosten wurden eingehalten …“ (Quelle: Peggy Kompalla, „Freie Fahrt auf der Cottbuser Bahnhofstraße“, Lausitzer Rundschau, 5. Dezember 2012).
Weiter heißt es in diesem Artikel: „… Bürgermeister Holger Kelch (CDU) sagte … der Feinstaub sei der Stadt dabei zu Hilfe gekommen … Nun sei die Hoffnung groß, dass die Messstation nach zwei Jahren weiterer Datensammlung ihren Dienst in der Bahnhofstraße quittieren kann, weil die Grenzwerte eingehalten werden … (auch/ d. Verf.) sei Bewegung in den Grundstücksmarkt gekommen …“.
Nun muss eigentlich nur noch die Messstation in der Gartenstraße wissen, welche Werte sie zu liefern hat.
… allein mir fehlt der Glaube. An dieses Zitat aus „Faust“ fühlt man sich hinsichtlich der Realisierung von Bauprojekten in Brandenburg erinnert. Dabei trifft diese Aussage nicht nur auf Großprojekte zu. Genau wie im Rahmen der chinesischen Theorie des Großen Sprungs jedes chinesische Dorf einen Hochofen haben sollte, benötigt so manche brandenburgische Kommune ihr Prestige-Objekt, so natürlich – wie könnte es anders sein – auch die Stadt Cottbus.
Ausgehend davon, dass die Cottbuser Bahnhofstraße als die in Brandenburg am stärksten mit Feinstaub belastete Straße galt, wurde seitens der Cottbuser Politik ihr Umbau beschlossen. Die Zielfunktionen wurden dabei wie folgt definiert: „…Cottbus baut die Bahnhofstraße ab Herbst für drei Millionen Euro so um, dass 40 Prozent des Verkehrs aus der Innenstadt verlegt werden. “Aus vier werden zwei Spuren, die Straße wird ganztägig zur Tempo-30-Zone”, …. “Niemand soll mehr Lust haben, da durch zu brettern …”“ Quelle: „Tempo 30 gegen Feinstaub“, Jens Blankennagel, Berliner Zeitung, 26.01.2010).
Interessant dabei: Die Überschreitungen nicht nur in der Bahnhofstraße sondern auch in der extrem verkehrsarmen Gartenstraße (zweite Messstation in Cottbus) erfolgten vorwiegend bei Inversionswetterlagen und bei Luftströmungen aus östlichen Richtungen. Das bestätigte auch der vorgenannte Artikel. Als eine Ursache gelten polnische Industriewerke. Zu 45% wurde allerdings der in der Bahnhofstraße fließende Autoverkehr für die Belastung verantwortlich gemacht.
Am Dienstag, dem 4. Dezember 2012, erfolgte nun die Freigabe der trotz heftigen Widerstandes der Cottbuser Bevölkerung (viele Straßen waren und sind im Gegensatz zur Bahnhofstraße kaum noch befahrbar) „rekonstruierten“ Bahnhofstraße. Dazu war der Ministerpräsident des Landes Brandenburg höchstpersönlich anwesend. Auch wurde extra ein Autokorso gestartet.
Allerdings sind die mit dem Umbau erzielten Ergebnisse mehr als fraglich.
1.
Es gibt auf der ganzen Bahnhofstraße nicht eine Kreuzung, bei denen das Höhenniveau der jeweils einmündenden Straße mit dem der Bahnhofstraße gleich ist. Das dürfte besonders im Winter bei Schnee sehr interessant werden.
2.
Durch die Verringerung von vier auf zwei Fahrspuren wird zwar die Anzahl der Fahrzeuge, die durch die Bahnhofstraße fahren, reduziert. Es kommt trotzdem nicht zu einer Verringerung des Gesamtverkehrs, da keine sinnvolle Umfahrung vorhanden ist. Der die Bahnhofsbrücke passierende Verkehr ist damit nicht geringer geworden. Der Stau reicht damit zu vielen Tageszeiten bis weit hinter das Carl-Thiem-Klinikum (Bild 1).
Damit ist eigentlich das Aufkommen an Abgasen nicht verringert, sondern nur etwas nach Süden verlagert worden. Hinzu kommt, dass durch die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h in Verbindung mit den nicht aufeinander abgestimmten Ampeln und den neu geschaffenen Möglichkeiten zum Linksabbiegen viel von dem Ziel der Reduzierung der Autoabgase verloren gehen dürfte.
3.
Durch den in den Spitzenzeiten permanenten Stau kommt es zusätzlich noch zur Verlagerung von Teilverkehren in andere Straßen wie die Sachsendorfer Straße. Damit werden plötzlich kleinere Straßen zu scheinbaren Hauptverkehrsadern. Mal sehen, wie lange das die Bevölkerung mitmacht.
4.
Der Vogel wird natürlich an der Kreuzung Bahnhofstraße/Karl-Liebknecht-Straße abgeschossen. Da dort kein Niveauausgleich vorgenommen wurde, liegen auf der Bahnhofstraße die Gleise der Straßenbahn unterhalb der Fahrbahn, wobei zwischen den Gleisen eine Erhöhung geschaffen wurde. Somit entstanden auf einer neu gebauten Straße mitten auf der Fahrbahn zwei Querrinnen. Damit ist die Fahrt von der Karl-Liebknecht-Straße über die Bahnhofstraße zu einem wirklichen Abenteuer geworden. (Bild 2) Unverständlich bleibt, dass dieser Zustand seitens der Stadtverwaltung noch verteidigt und als alternativlos hingestellt wird.
5.
Natürlich war der Bau der Bahnhofstraße – wie könnte es auch anders sein – mit einer erheblichen Kostensteigerung verbunden. So wurden aus ursprünglich drei schließlich 8,4 Millionen Euro. Eine satte Bilanz.
Aber wie sagte doch der Brandenburgische Ministerpräsident am Tage der Eröffnung:
„… “Ich kann allen Beteiligten nur gratulieren. Die Planung und Umsetzung der Bahnhofstraße ist sehr mutig und in hervorragender Qualität gelungen.” Zudem sei eine Punktlandung hingelegt worden – Zeit und Kosten wurden eingehalten …“ (Quelle: Peggy Kompalla, „Freie Fahrt auf der Cottbuser Bahnhofstraße“, Lausitzer Rundschau, 5. Dezember 2012).
Weiter heißt es in diesem Artikel: „… Bürgermeister Holger Kelch (CDU) sagte … der Feinstaub sei der Stadt dabei zu Hilfe gekommen … Nun sei die Hoffnung groß, dass die Messstation nach zwei Jahren weiterer Datensammlung ihren Dienst in der Bahnhofstraße quittieren kann, weil die Grenzwerte eingehalten werden … (auch/ d. Verf.) sei Bewegung in den Grundstücksmarkt gekommen …“.
Nun muss eigentlich nur noch die Messstation in der Gartenstraße wissen, welche Werte sie zu liefern hat.