Erinnerung und Mahnung zum Gedenktag des Bombenangriffs vor genau 79 Jahren, am 15. Februar 1945. Mit den ersten stillen Gedenkveranstaltungen am Gedenkstein in der Hermann-Löns-Straße, bei der auch Vertreter der Cottbuser Sportfamilie und Schüler der Lausitzer Sportschule teilnahmen, und mit dem Gottesdienst in der Lutherkirche am Mittag erinnerte die Stadt an die Opfer des alliierten Bombenangriffs und die Folgen des Zweiten Weltkrieges. Um 17 Uhr fand zudem auf dem Altmarkt eine Kundgebung für ein friedliches Miteinander statt, um auch mahnend an die Ursache des Krieges zu erinnern und zugleich ein Zeichen für Demokratie, ein friedliches Miteinander und Toleranz zu setzen. Im Anschluss folgte noch eine Lesung mit Zeitzeugenberichten im Saal des Alten Stadthauses.
Erinnerung und Mahnung
Heute um 11:51 Uhr vor genau 79 Jahren heulten in Cottbus die Sirenen und noch bevor sie ruhten, schlugen die ersten Bomben ein. Zu diesem Zeitpunkt läuteten auch heute wieder die Glocken der Lutherkirche, um an diesen grausamen Moment der Stadtgeschichte zu erinnern. Rund 1.000 Menschen hatten damals ihr Leben verloren, tausende weitere ihr Hab und Gut. Weite Teile der Südstadt mit Bahnhof und Krankenhaus waren zerstört oder schwer beschädigt worden. Dass sich solch eine Grausamkeit nie wieder wiederholen darf, ist zentrale Botschaft der heutigen Kundgebung.
Kundgebung als Mahnung & für friedliches Miteinander
Am späten Nachmittag fand auf dem Cottbuser Altmarkt die Kundgebung anlässlich des Gedenktages statt. Nachdem am Mittag bereits stille Gedenkveranstaltungen am Sportzentrum und in der Lutherkirche abgehalten wurden, erinnerten die Redner der Kundgebung, darunter auch Oberbürgermeister Tobias Schick, nochmals an die Opfer und die Grausamkeit des alliierten Bombenangriffs auf die Stadt. Zugleich setzten sie sich für Toleranz, mehr offene Dialogbereitschaft und ein friedliches Miteinander ein, damit Krieg nie wieder durch Hass und Rassenwahn hervorgeht. Im Anschluss folgte noch eine Lesung mit Zeitzeugenberichten im alten Stadthaus. Aufgerufen zu der Kundgebung und der Lesung hatten der Cottbuser Aufbruch und der Deutsche Gewerkschaftsbund.
Video: Rede von OB Schick “Kommen wir zurück zu unserem Wertekompass”
Vor dem Hintergrund der schrecklichen Ereignisse, die Cottbus vor 79 Jahren heimsuchten, unterstrich Schick die Bedeutung des Gedenkens und der Verantwortungsübernahme für zukünftige Generationen. Mit persönlichen Worten und dem Zitat seiner Großmutter – “sorgt dafür, dass das nie wieder passiert. Es war furchtbar und es ist mit nichts zu entschuldigen” – appellierte Schick an die Verantwortung jedes Einzelnen, sich für den Frieden einzusetzen. Diese mahnenden Worte seiner Großmutter, die die Schrecken des Krieges selbst miterlebt hatte, nutzte Schick, um die Bedeutung des Friedens und der Versöhnung in der heutigen Zeit zu betonen. Der Oberbürgermeister erinnerte an die tragischen Ereignisse, die Cottbus während des Krieges erlebte, und die tiefen Wunden, die in der Bevölkerung hinterlassen wurden. “Vor 79 Jahren wurde Cottbus vom Krieg eingeholt… 1000 Menschen haben ihr Leben verloren, ganz furchtbar viele Menschen waren auf der Flucht”, so Schick. Er sprach auch die aktuelle gesellschaftliche Lage an und warnte vor den Gefahren von Spaltung und Hass. Er betonte die Notwendigkeit eines respektvollen Miteinanders und der Achtung der Menschenrechte: “Wir müssen auch aufpassen… wie die Menschen miteinander reden. Das ist der Anfang von allem Übel.” Mit diesen Worten rief er dazu auf, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und Diskriminierung sowie Ausgrenzung entschieden entgegenzutreten.
Die Stadt Cottbus teilte zum Gedenktag selbst mit: Mit mehreren Veranstaltungen ist am Donnerstag der Opfer des Angriffs alliierter Bomber auf Cottbus am 15.02.1945 gedacht worden – gleichzeitig wurde dabei an die Verantwortung erinnert, die aus dem von Nazi-Deutschland angezettelten Zweiten Weltkrieg für die heutigen Generationen erwächst. Oberbürgermeister Tobias Schick: „Wir denken an die nahezu 1.000 Toten, die dieses Bombardement forderte. Wir denken an Leid und Zerstörung in weiten Teilen unserer Stadt. Wir vergessen jedoch nicht, warum es diesen Angriff gab, und das mit ihm und weiteren der Krieg dahin zurückkehrte, wo er begonnen wurde. Wir sind heute in der Verantwortung, die Zeitzeugen von vor 70 oder 80 Jahren zu hören und von ihnen zu lesen, denn es sind nicht mehr viele da. Gleichzeitig ist es unsere Verantwortung, heute Zeitzeuge zu sein und deutlich zu machen, wie wir den Frieden verteidigungsbereit halten sowie Demokratie und Freiheit schützen.“ Bereits am Vormittag hatte Dezernent Thomas Bergner gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Lausitzer Sportschule am Gedenkstein für im I. Weltkrieg gefallene Turner am Sportzentrum ein Blumengebinde niedergelegt. Thomas Bergner: „Der Sport, der faire Wettstreit ist nur in Frieden und Freiheit möglich. Nur in Frieden und Freiheit ist es möglich, für alle gute Bedingungen für Training und Wettkampf wie hier im Sportzentrum zu schaffen. Aber auch der Sport kann zum Spielball von Interessen werden, der Vereinnahmung im Kampf um politische Anerkennung, im Ausleben von Überlegenheitsgefühl. Tragt ihr dazu bei, dass der Sport Vorbild ist für den gesellschaftlichen Wettstreit von Ideen nach anerkannten Regeln, Vorbild ist für Teamgeist, Vorbild ist für gewaltfreie Verständigung. Tragt den Sportsgeist in die Gesellschaft, in eure Vereine, Freundeskreise, Familien, künftige Berufe. Dann ist schon sehr viel aufgenommen aus den Lehren des 15. Februar in Cottbus.“ Oberbürgermeister Tobias Schick nahm zur Mittagsstunde am Gedenkgottesdienst in der Lutherkirche teil.[…] Ziel des Bombardements alliierter Flugzeuge am 15.02.19045 war vor allem der Bahnhof, getroffen wurden aber auch das Klinikum, weite Teile der Spremberger Vorstadt einschließlich der Lutherkirche, die Bahnhofstraße und manches mehr. Getroffen wurden vor allem die Cottbuserinnen und Cottbuser – Hunderte starben, Tausende verloren Wohnung sowie Hab und Gut. Die meisten aber verloren endgültig die Gewissheit, dass der von Hitler-Deutschland angezettelte Weltenbrand zu gewinnen sei. Vielmehr war spätestens an diesem 15. Februar der Krieg nach Cottbus zurückgekehrt.”- Mitteilung Ende.
Im Video (vor 2 Jahren aufgezeichnet): Zeitzeuge über Bombenangriff 1945
Auch Zeitzeuge Wolfgang Wiesner erlebte den schrecklichsten Tag seines Lebens. Er war damals neun Jahre alt und übergab vor zwei Jahren seinen Handwagen von der Flucht an das Cottbuser Stadtmuseum. “Wir haben uns geschworen: Lieber trockenes Brot, als noch einmal so etwas erleben…Diese Erinnerungen wird man ein Leben lang nicht mehr los”, schilderte der Zeitzeuge unter Tränen bei der Übergabe. Mehr darüber erfahrt und seht ihr in unserem kurzen Video ->> Hier anschauen.
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Red. / Presseinformation