Die Programmsektion >globalEAST< begibt sich bei der 22. Ausgabe des FilmFestival Cottbus auf filmische Spurensuche in die iberoamerikanischen Länder. Weit weg und doch so nah, zeigen die von Kurator Bernd Buder ausgewählten sechs Produktionen die wechselseitigen filmischen Verbindungen.
Von Alltagsgeschichten bis zu historischen Themen – zum ersten Mal bietet sich ein ungewöhnlicher und faszinierender Einblick in Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem osteuropäischen und iberoamerikanischen Kino.
Zu den bekanntesten Mittlern zwischen den beiden Welten gehört der Spanier Gerardo Herrero, der fast 50 Spielfilme vor allem südamerikanischer Filmemacher produzierte. Als Regisseur beschäftigte sich Herrero erstmals in TERRITORIO COMANCHE (1997) mit einem Ost-West-Thema und erzählte von einer spanischen Star-Journalistin, die ins belagerte Sarajevo reist.
>globalEAST< zeigt Herreros aktuelle Regie-Arbeit FROZEN SILENCE (2011), die eine mysteriöse Kriminalgeschichte im Umfeld einer Einheit der „Blauen Legion" ansiedelt. Mit dieser Sondertruppe der spanischen Armee unterstützte der faschistische Diktator Franco im Zweiten Weltkrieg Hitlers Wehrmacht im Krieg gegen die Sowjetunion. Von der Unwirklichkeit und Entfremdung in einem fernen Land erzählt auch ISPANSI (2010) von Carlos Iglesias. Der in der Schweiz lebende spanische Regisseur zeigt das Schicksal einer Gruppe von Kindern und deren Betreuer, die während des Spanischen Bürgerkrieges in die Sowjetunion flohen, um nur einige Jahre später in die Wirren des 2. Weltkrieges zu geraten.
Neben diesen durch den Krieg geprägten historischen Verbindungen zeigen andere Arbeiten, wie Osteuropa und der iberoamerikanische Raum zusammengekommen sind – ohne dabei ihre Eigenarten zu verlieren. So unterstützt das Außenministerium Polens Sprachkurse für die polnische Diaspora, auch in abgelegenen argentinischen Dörfern. Ein wenig bekannter Aspekt der Ost-West-Beziehungen, der zu ungewöhnlichen Lebensläufen zwischen Polen und Südamerika führt, wie der brillant fotografierte Dokumentarfilm ARGENTINIAN LESSON (2011) zeigt. Regisseur Wojciech Staroń folgt mit seiner Kamera dem jungen Janek in die argentinische Provinz, wo seine Mutter für zwei Jahre Polnisch unterrichten soll. Das kleine Dorf ist geprägt von Armut und ordnet sich den Launen der Natur unter. Als Janek Marcia kennen lernt, beginnt eine tiefe Freundschaft, die ihm einen Weg in die fremde Welt weist.
Über den Abschied von der zweiten Heimat erzählt Maximiliano Schonfeld in GERMANIA (2012): Eine wolgadeutsche Familie in der argentinischen Provinz Entre Rios verkauft ihre Farm, um woanders ein neues Leben zu beginnen. Ein Abschied vom mühevollen Alltag in den flachen Landschaften der Tiefebene und von der Familientradition, die im 19. Jahrhundert mit der Einwanderung wolgadeutscher Siedler in den Nordosten Argentiniens begonnen hat. In die Ferne zieht es auch den Serben Goran Radovanović, der ein Jahr lang Dokumentarfilmregie an der Filmhochschule Havanna gelehrt hat. Der Regisseur, der mit seinen indirekten Beobachtungen bereits zu den Chronisten des zusammenbrechenden Sozialismus und des nachfolgenden Milošević-Nationalismus in seiner Heimat gehörte, begibt sich mit WITH FIDEL WHATEVER HAPPENS (2011) auf eine vielschichtige Reise in die kubanische Provinz. Ein Motorrad, das nicht immer anspringt, ein öffentliches Telefon, bei dem die Nachbarn mithören, eine Reise zum Arbeitsplatz, die zur Geduldsprobe wird – 52 Jahre nach der Revolution ist der Glanz der alten Tage längst verblasst. Was bleibt, sind Lieder, die Liebe und Verlust beschwören, sowie das geduldige Warten auf Veränderung.
Seit vielen Jahren bestehen kreative Partnerschaften zwischen dem iberoromanischen Raum und Osteuropa. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit des baskischen Regisseurs Miguel Angel Jiménez mit seinen georgischen Kollegen. Jiménez realisiert seine Filme seit 2007 in Osteuropa; die aktuelle Arbeit CHAIKA (2012) entstand als dritte Kooperation mit einer georgischen Produktionsfirma und beschreibt eine russisch-kasachische Familiensaga in klassischer osteuropäischer Erzähltradition.
Die Programmreihe >globalEAST< entstand in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit dem Instituto Cervantes Berlin.
Foto: Filmfestival Cottbus
Als Probespieler überzeugt: Energie Cottbus verpflichtet Justin Butler
Justin Butler bleibt beim FC Energie Cottbus: Nach drei Wochen Probetraining, in denen der 24-jährige Offensivspieler sein Können unter Beweis...