Insbesondere eine schlechte erste Hälfte der Cottbuser machte heut den Unterschied. Duisburg ging glücklich in Führung, konterte die Cottbuser anschließend aus und erst durch einen Elfmeter kam Cottbuser zwanzig Minuten vor Schluss zurück ins Spiel. Am Ende reichte es nicht, den Finaleinzug von 1997 zu wiederholen.
Zwei Underdogs im Duell um den Finaleinzug des DFB-Pokals in Berlin. Mit dem MSV Duisburg und dem FC Energie Cottbus, stehen sich zwei Tabellennachbarn aus der 2. Bundesliga im Halbfinale gegenüber. Beide wollen die Chance nutzen, um zum vierten (Duisburg) bzw. zweiten (Cottbus) Mal in Berlin zum Finale anzutreten. Starke Offensive gegen starke Defensive, Duisburg hat seit drei Spielen kein Tor mehr gemacht, mit Koch und Grlic fehlen zwei wichtige Stützen im Team. Auf der anderen Seite bekam Cottbus durch den Sieg in letzter Sekunde gegen Frankfurt einen Schub, den sie heute nutzen wollten. Goalgetter Petersen und Abwehr-Knipser Hünemeier erzielten zusammen bisher 23 Tore und wollten weitere Taten sprechen lassen.
Die erste Überraschung gab es bereits vor Anpfiff. Dementierten die Verantwortlichen des FCE bis zum Dienstag einen Einsatz von Emil Jula, stand er am Abend plötzlich in der Startformation. Über seinen Fitnesszustand konnte man nur spekulieren, zu hoffen war, dass er seiner Mannschaft eine Hilfe sein kann. So konnten die Cottbuser in der vermeintlichen Bestbesetzung auflaufen. Kurz vor dem Spiel wurde bekannt, dass der Cottbuser Mannschaftsbus von etwa 200 Duisburger Fans auf dem Weg zum Stadion aufgehalten wurde, es kam Berichten zufolge zu unschönen Szenen.
Die Stimmung war prächtig in der ausverkauften MSV-Arena. Allein knapp 3.000 Cottbuser Fans hatten sich mit einem Sonderzug, Bussen und Privat-PKW auf den Weg zu diesem Spiel gemacht und dafür teils zwei Tage Urlaub genommen. Das Spiel begann sofort mit ordentlich Tempo, Duisburg setzte die Cottbuser unter Druck, die versuchten ihre Ordnung in die Partie zu bringen. Nach zehn Minuten hatten die Hausherren Glück, als Schiedsrichter Weiner ein Foul an Shao im Strafraum nicht pfiff, eigentlich ein Elfer, Duisburgs Banovic trifft ihn am Knie, ohne den Ball zu berühren. Die erste Druckwelle der Duisburger flachte danach ab, der FCE kam besser ins Spiel, aber auch ohne sich wirklich befreien zu können. Erst in der 23. Minute wurde es wieder spannend, als Hünemeier eine Flanke von Sahan klären will und dabei unglücklich Maierhofer anknöpfte, der nicht einmal aktiv zum Ball gehen braucht, sondern der Ball nur noch abprallt und ins Tor fliegt. Zu diesem Zeitpunkt die erste wirkliche Torchance auf beiden Seiten und die 1:0 Führung der Hausherren nicht verdient, trotz leichter Feldüberlegenheit. Das Cottbuser Spiel funktionierte bis zur Mittellinie, nur danach verloren sie ein ums andere Mal den Ball und ließen ihre schnellen Flankenläufe und Dribblings vermissen. Noch war nichts vom Drang aus den beiden vergangenen Spielen gegen Hertha (2:2) und Frankfurt (2:1) zu sehen.
36 Minuten dauerte es, bis die Statistik den ersten Torschuss der Gäste aufnehmen konnte. Doch der Freistoß aus etwa dreißig Metern wurde von Shao in den Duisburger Nachthimmel verabschiedet. Kurz darauf probierte sich Petersen von halb rechts mit einem Schuss, der aber auch am Tor vorbeiging. Eine Minute vor der Halbzeit erhielt Cottbus den ersten Eckball des Spiels, der aber über Freund und Feind hinweg segelte. Zumindest schien sich Cottbus gegen Ende der ersten Hälfte ein wenig zu fangen. Die Pause würde Wollitz nutzen seine Schützlinge noch einmal auf Kurs zu bringen, um in den zweiten 45 Minuten den Versuch zu starten, das Spiel zu drehen.
Eine Änderung gab es bei den Lausitzern, Wollitz setzte voll auf Offensive und brachte für den defensiven Kurth Jules Reimerink, der auf die linke Seite ging. Adlung nun zentral und Shao weiter rechts, sollten den Duisburger Riegel knacken und das Cottbuser Offensivspiel anheizen. Reimerink hatte schon in den vergangenen Pokalspielen mit seinen Vorstößen für Aufsehen gesorgt.
Doch zunächst änderte sich nicht viel. Cottbus mühte sich in die Hälfte der Hausherren zu kommen, aber brachte noch nicht viel zusammen und die Duisburger warteten ab, was nun kommen möge. Es schien als ob die Cottbuser nun ihr Spiel aufziehen können und genau in dieser Phase spielte der MSV einen perfekten Konter zum 2:0. Baljak nutzte ein Zuspiel von Banovic, Brzenska und Hünemeier waren von ihren Gegenspielern zu weit entfernt, zum vielleicht vorentscheidenden Treffer in der 54. Minute. Die Lausitzer brauchten einige Minuten um sich davon zu erholen, erst Reimerink sorgte wieder für Gefahr, wurde aber an der Strafraumgrenze gestoppt. Shao schnappte sich den Ball und schoß drauf, Yelldell konnte ihn nur ins Toraus abprallen lassen. Die folgende Ecke brachte jedoch nichts ein. In der 65. Minute musste Adlung für Kronaveter den Platz verlassen. Der Ausgewechselte blieb heute blass, wie fast das gesamte restliche Team. Duisburg ließ die Cottbuser kommen, die aber eine weitere Schwäche der Saison offenbarten, bis zum Strafraum sah es nun ganz gefällig aus, doch sie wollten den Ball ins Tor tragen, anstatt abzuspielen und den Abschluss zu suchen.
Wollitz grübelte wie er seinem Team noch einmal Schwung verleihen konnte. Eine ungewöhnliche, wenn auch nicht ganz unüberlegte Entscheidung war, dass er Roger für Bittroff brachte, dieser in die Innenverteidigung ging und der zweitgefährlichste Cottbuser Torschütze (bereits acht Treffer), Verteidiger Hünemeier nun nach vorn sollte. Eine Viertelstunde blieb den Cottbusern noch.
Es wurde auch noch mal spannend, in der 77. Minute foulte Soares den Cottbuser Reimerink klar im Strafraum, Schiedsrichter Weinert zögerte nicht, zeigte dem Verursacher Rot und auf den Elfmeterpunkt. Petersen übernahm die Verantwortung und schoss den Ball ins linke untere Eck. Es versprach eine heiße Schlussphase zu werden. Duisburgs Trainer Sasic reagierte sofort und brachte für Trojan den defensiven Reiche. Cottbus drückte nun, aber kam noch nicht zu zwingenden Torchancen, Duisburg boten sich Räume zum kontern. Die Gäste verpassten es ihre Überzahl auszuspielen, stattdessen versuchten sie es immer wieder über weite Bälle in die Spitze. Eine Riesenchance hatten die Cottbuser in der 89. Minute durch Reimerink, der den Ball in den Strafraum trieb und Hünemeier bediente. Dieser köpfte aufs Tor und der Ball schien schon über die Linie zu sein, doch Duisburgs Veigneau kratzte ihn noch von der Linie. Es bleibt umstritten, ob er komplett hinter der Linie war, Wollitz sagte nach dem Spiel, dass Veigneau selbst zu seinen Spielern gesagt hat, dass er hinter der Linie war. Ein weiterer Kopfball von Petersen klatschte gegen den Pfosten. Kurs später hatte wieder Hünemeier den Ausgleich auf dem Fuß, doch er scheiterte an Duisburgs Yelldell. Die hektische Schlußphase hatte alles, was ein Halbfinale brauchte, jedoch konnten die Cottbuser ihre gute Schlußviertelstunde nicht in Tore umsetzen.
Insgesamt spielte Cottbus unter seinen Möglichkeiten, besonders in der ersten Hälfte, somit war der Sieg für die Duisburger durchaus verdient. Auffällig war, dass das sonst so effektive Kurzpassspiel der Gäste heute fast gar nicht stattfand, sondern sie viel über lange Bälle probierten und das Mittelfeld meist nicht präsent war. Nun gilt es, sich auf die Liga zu konzentrieren, im nächsten Spiel geht es für die Lausitzer nach Paderborn um weitere wichtige Punkte im Aufstiegskampf.
Text: Benjamin Andriske
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